Lieber Pool of Peace. Ja, ich fühle mich schlecht dabei.
Liebe Romaschka. Die Situation ist eigentlich ganz unscheinbar gewesen und dennoch bin ich froh, dass du fragst. Denn ich habe sonst niemand, dem ich diesbezüglich mein Herz ausschütten könnte. Allerdings werde ich mich jetzt ein wenig unbeliebt machen müssen. Ich hoffe, das geht in Ordnung.
Das ganze hat sich ereignet in einer sozialen, sagen wir, Konstellation, in die eben auch jene kleine Frau geraten war, um die es hier geht. Anfänglich hatte ich wenig für sie übrig, ich hielt sie für unhöflich, egozentrisch, vorlaut, rücksichtslos, launenhaft. Einmal brach sie in Tränen aus und klagte den anderen ihr Leid, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen, und auch das habe ich insgeheim als wichtigtuerische Schauspielerei verachtet. Aber dann erfuhr ich von ihrer Krankheit und bekam zum ersten Mal eine Ahnung von dem, was sie durchmacht und daher auch eine Ahnung von dem, wie schäbig und unangebracht meine Urteile über sie waren. Ich wollte das irgendwie wieder gut machen.
Du musst wissen, dass ich mich bislang als misogyner Einzelkämpfer durchs Leben geschlagen hatte und Frauen wie Männern aus dem Weg gegangen war. Ich pflegte weder Freundschaften zu haben noch Liebesbeziehungen, weil ich für soziale Kontakte einfach zu dumm bin. Aber jetzt war es notwendig geworden, meine Lebensphilosophien einen Augenblick beiseite zu legen, weil es mir aus oben genannten Gründen ein Bedürfnis war, jener Frau etwas Nettes zu sagen und dass mir ihr Kummer nahegeht. Und ich weiß nicht wie oder warum, jedenfalls habe ich es wirklich hinbekommen und sie schien sich tatsächlich darüber gefreut zu haben, weil sie mich dann anlächelte. Naja, und dieses Lächeln hat es mir angetan, und ich müsste eigentlich noch mehr darüber schreiben.
Seitdem haben wir einige Male ein paar Worte gewechselt, und entgegen meiner ursprünglichen und falschen Rezeption, war sie dabei jedesmal von völlig überwältigender, entwaffnender Sanftheit und mit jedem ihrer Worte ist sie mir noch einmal so tief ins Herz gesunken. Und jetzt kriege ich sie da nicht mehr heraus und ich existiere und ich weiß dass ich bereits in wenigen Wochen ohne sie existieren muss, dass ich von ihr loskommen muss. Und dieser Gedanke, obwohl er so rational ist, macht mich völlig haltlos und ich weiß nicht ein noch aus.
Liebe Caressa. Leider kann ich nicht wählen zwischen Mitleid und Mitgefühl. Zwar war mir diese Unterscheidung bei der Erstellung des Themas gar nicht so gegenwärtig, aber es ist wirklich ein Mitleiden. Und wenn du wüsstest, um welche Krankheit es sich bei ihr handelt, könntest du das augenblicklich nachvollziehen. Mir geht es schlecht und ich würde meine Seele verkaufen, wenn ihr das irgendwie hilfreich wäre.
Lieber Zauberlehrling. Ich kann die Verliebtheit nicht annehmen, weil sie einseitig und hoffnungslos ist; weil ich ein Einzelgänger war und ein Einzelgänger bleiben muss.
Lieber Nirak. Mich macht die Verliebtheit eigentlich nur depressiv.
Lieber Reinfried. Ja, ich möchte wohl einen Schritt zurückmachen. Ich weiß jedoch nicht, ob damit die rechte Formulierung getroffen wurde, denn der Moment, als sie mich anlächelte, war so erfüllend und so bezaubernd und bereichernd, dass ich ihn um nichts in der Welt ungeschehen wissen will. Aus diesem Grunde war mein erster Beitrag als Frage nach „sanften“ Wegen formuliert. Wenn es mir früher geschah, dass mir eine Frau gefiel, so habe ich das dadurch bekämpft, dass ich mich dieser Frau gegenüber über mein Normalmaß hinaus noch umso abweisender verhielt und gezielt nach Schwächen und Makeln gesucht habe. Aber das kann ich diesmal einfach nicht. Weil ich es auch nicht will. Und weil diesmal die Situation eine völlig andere ist. Ich möchte meine hilflose Verliebtheit loswerden aber noch immer sagen können, dass mir dieser Mensch mit seinem Schicksal etwas Besonderes ist.