Mitgefühl

Liebe Sunny,:)

SunnyAfternoon schrieb:
Es klingt wirklich ziemlich paradox, aber ich habe mit meinem Stiefvater Frieden geschlossen. Ich bin ihm für das, was er mir angetan hat, nicht mehr böse und habe mich aus der Opferrolle total verabschiedet.

Ich kann mir vorstellen, dass das unendlich befreiend sein muss, nicht mehr an Situationen denken oder sich mit jemandem auseinander setzen zu müssen, dem man vielleicht mit die dunkelsten Stunden zu „verdanken“ hat.…..Von daher kann ich dir zu deiner heutigen Sicht nur gratulieren.:umarmen:

Heute denke ich oft, diese harte Schule meiner Kindheit hat mir später sehr geholfen, alles durchzustehen, was auf mich zukam.

Und gerade diese Kinder, die aus dem damaligen Mißbrauch entstanden sind, sind mit heute die allergrößte Stütze.

Ist schon irgendwie seltsam, wie das Leben laufen kann ..

Dazu fällt mir gerade die kleine Geschichte ein, die ich zwar bereits in meinem Blog reingesetzt hatte, aber ich finde, sie passt dennoch gut in diesen Thread…..



Es ging ihr gar nicht gut. Wie sollte sie damit umgehen? Es einfach umgehen? Sie erzählte es ihrem Vater. Der sagte nicht viel, sondern ging mit ihr in die Küche.
Dort setzte er drei Töpfe mit Wasser auf den Herd. In den ersten warf er ein Bund Möhren, in den zweiten ein paar Eier, in den dritten schüttete er eine Hand voll Kaffeebohnen.

Die Möhren, erst hart und holzig, waren weich geworden. Die Eier, erst zart und zerbrechlich, waren nun fest und widerstandsfähig.
Die Kaffeebohnen hatten sich selbst kaum verändert, aber das Wasser....

"Was bist du?", fragte der Vater seine Tochter. "Eine Möhre, ein Ei oder eine Kaffeebohne?".

Und dann erklärte er ihr, was das alles mit ihrer schweren Situation zu tun hatte. "Der eine wird durch eine schwere Lebensphase weich, wird offen für die Gnade des Lebens, offen auch für andere Menschen. Lernt, gnädiger und barmherziger mit ihnen umzugehen.

Ein anderer wird durch eine schwere Lebensphase krisenfest, lernt Treue und Ausdauer, wird vielleicht sogar einer, der anderen Halt geben kann. Und ein Dritter geht durch solche Phasen scheinbar unbeeinflusst und unerschüttert. Aber: Er verändert seine Umgebung.

Und, was bist DU?



Lieben Gruß
Juppi
 
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Liebe Eva,

die Geschichte ist anrührend und schön, kannte sie noch nicht.
Und ich habe mir heute vormittag gedacht, daß das, was da in der Aufstellungsarbeit als Schuld benannt wird, wahrscheinlich für die meisten Menschen paßt, weil sie ja ohnehin ständig an irgendeine Schuld denken - sie schieben die Schuld für Geschehnisse meist einseitig dem anderen zu, ohne an ihren Anteil am Geschehen zu denken. Ausklammern möchte ich hier jedoch das, was Kindern und Schwachen angetan wird.

Ich erzähle jetzt auch eine Geschichte, eine wahre Geschichte: Vorgestern war ich in einem Geschäft und als ich rauskam, fragte mich ein ziemlich aufgewühltes junges Mädchen, ob ich sie ins nächste Dorf nach Hause fahren könnte, weil sie den Bus verpaßt hatte und ihre Mutter sich fürchterlich aufregen würde, wenn sie nicht pünktlich nach Hause käme. Ich bot ihr an, mein Handy zu benutzen, das wollte sie jedoch nicht. Also fuhr ich sie nach Hause und sie erzählte mir, daß sie ADS hat, zeigte mir ihren rechten Arm, der vom sogenannten "Ritzen" schon ziemlich entstellt war, sagte, daß sie 12 Jahre alt sei, schon viermal von zu Hause abgehauen wäre, der Vater vor zwei Jahren gestorben ist und sie schon freiwillig im Heim war, weil sie es zuhause nicht ausgehalten hat. Und , und das fand ich so schlimm: "Daß sie das Vertrauen ihrer Mutter wiedergewinnen müsse, weil sie das alles gemacht hat". Ich wohne nahe an einer Bahnlinie und hatte eine halbe Stunde zuvor den ICE hupen hören, sehr lange. Und dieses Mädchen erzählte mir dann noch, daß sie sich vorhin vor den Zug werfen wollte und eine Freundin sie zurückgehalten hat - das war der Zug, den ich hupen hörte.
Das Mädchen also bekommt suggeriert, daß sie schuldig sei. Ist nun aber die Mutter schuld? Die sie für die nächsten zwölf Wochen in die geschlossene Psychiatrie einweisen lassen möchte? Die einen Erziehungsbeistand hat, der ihr anscheinend nicht vemittelt, daß sie es ist, die das Vertrauen ihrer Tochter herstellen müßte? Wer ist nun schuld? Wüßte es die Mutter besser, würde sie es sicher auch besser machen, so denke ich. Wer ist das Opfer? Alle, oder?
Ich komme hier mit der Schuldfrage einfach nicht weiter. Aber ich denke, daß es den meisten Menschen schon guttun kann, wenn sie "ihre Schuld" einmal benannt bekommen, weil sie eben in dieser Schiene ohnehin denken und weil das dem allgemeinen Weltbild entspricht. Die Menschen haben schon immer in Schuld und Unschuld unterteilt.

Mir persönlich wäre es auch in deiner Geschichte recht, dieser Mann hätte einfach nur gesehen, was er einem anderen Wesen angetan hat. Ob er Schuld hat, weil er in seiner Verzweiflung und seinem Haß so gehandelt hat? Er trägt die Verantwortung für die Verletzung des Baumes. Und er sollte mit dem Baum und auch mit sich Mitgefühl haben und nicht ein Leben lang Schuld mit sich tragen.

Daß man benennt, was einem anderen angetan wurde, das ist wichtig, ganz klar und alles andere , was du schreibst, ist für mich richtig. Jedoch dieses Wort "Schuld" sollte man einfach einmal bedenken, wenn man es gebraucht. Und ich bin nach wie vor der Ansicht, daß niemand bei einem anderen Schuld benennen kann. Man kann aufzeigen, wer wo für wen Verantwortung gehabt hätte, wer verletzt wurde, was mit demjenigen dadurch geschehen ist - und es ist ja so, daß auch mit dem "Täter" etwas geschieht, nichts bleibt einseitig auf einer gewissen Ebene. Und wenn der Täter sehen kann, was er eigentlich getan hat, dann ist das gut, jedoch wenn nicht, was dann?

Liebe Grüsse, Alana

Liebe Alana,

das ist wirklich eine verzwickte Geschichte.
Meiner Antwort möchte ich voran stellen, dass mir zum Thema Schuld gerade selbst erst die Augen ( und das Herz) aufgehen. Ich bin also sicher keine kompetente Instanz :)

Moralische Zwickmühlen und Zweifel über eine "richtige" Vorgehensweise oder Haltung gehören zum Mensch sein.
Vielleicht ist das der tiefere Sinn der Erbsünde und des berühmte Sündenfalles: mit der Fähigkeit zu moralischem Handeln verliert man seine Unschuld. Wie Religionen das verdreht und zur besseren Beherrschbarkeit ihrer Schäfchen instrumentalisiert haben, ist eine andere Sache.
Schon die Idee, etwas wirklich richtig machen zu können oder zu müssen, zeugt vom Wunsch, unschuldig zu sein. Eine Idee, die wir meines Erachtens aufgeben müssen.
Etwas Besseres als größtmögliche Achtsamkeit und Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber ist uns wohl nicht möglich. Und dass manche Entscheidungen ganz andere Folgen - im Guten wie im Schlechten - haben können, als vorhergesehen, gilt es auch zu beachten.

Ich beobachte, dass Menschen, die ein systemisches Schuldthema (nicht übernommene, abgewälzte oder, ganz besonders, vertuschte und verheimlichte Schuld) tragen, sich besonders schwer tun, eigene und fremde Schuld zu unterscheiden, eigene Schuld zu ertragen, Schuld auch in ihrem Ausmaß differenzieren zu können, oder auszuhalten, wenn Täter davon kommen.
Wohlgemerkt sind das für jeden Menschen wichtige und sicher auch bewegende Themen, aber wo ein systemischer Herd vorhanden ist, scheint es sich besonders heftig und quälend, zu äußern und in der eigenen Biografie zu manifestieren.

Man ist zum Beispiel auch besonders anfällig für willkürliche Anwürfe. Um so mehr, je absurder und dramatischer sie vorgebracht werden. Klar, das triggert dann ja die unbewusst übernommene und getragene Schuld an.

Was nun dein Beispiel angeht, hier meine Gedanken:

Aufstellen :D:D:D
(geht auch in Gedanken oder auf dem Tisch) und erst mal aus der Retterrolle raus, die Mutter des Mädchens achten, dich und deine primären Zuständigkeiten sehen, hinspüren wie es dem Mädchen tatsächlich geht. (Primärgefühle/Sekundärgefühle) und intuitiv nach Ressourcen für diese Familie suchen (Ahnen, Jugendamt, der Vater des Mädchens,...)

Bei dir hin schauen, ob du dich von einer möglcherweise unerkannt getragenen systemischen Schuld getrieben fühlen könntest, retten, sühnen, anklagen zu wollen.

Hinspüren, ob du deinen Kindern gerne mehr gegeben hättest, als du es als junge Mutter konntest, und es noch immer versuchst. :umarmen:

Hinspüren, ob du vielleicht eines deiner Elternteile innerlich am Retten warst und auch das immer noch versuchst.

ABER: Wenn du das Mädchen akut gefährdet siehst, folge deinem ersten starken Impuls!
Damit, dass man seinem Herzen gefolgt ist, kann man, unabhängig vom Ergebnis später besser leben :umarmen:

Herzliche Grüße,
Eva
 
Hallo Urajup,

Hi Melodie,



Ich glaube, dass diese Menschen gar nicht wissen, was Mit-Gefühl ist, denn hätten sie ein Gefühl für dich gehabt, so wärest du sicher nicht misshandelt worden. Kein mitfühlender Mensch würde ein Kind misshandeln oder missbrauchen.

Genau davon spreche ich.

Ich glaube, dass dieses „Mitgefühl haben“ deinem (mitfühlenden) Wunsch entspringt, weil du meinst, dass es dir besser gehen würde, wenn der Täter/Täterin heute in irgendeiner Form ein Einsehen hätte, moralisch falsch gehandelt zu haben.

Damit liegst du ganz genau daneben :D
Zu Beginn meiner Verarbeitung hätte es einen wichtigen Unterschied gemacht, hätte ein Täter auch nur zugegeben, diese Handlung überhaupt ausgeführt zu haben. Besser wäre gewesen, er hätte sie auch noch als falsch anerkannt. Und sehr gebraucht und gewüncht hätte ich, das Umfeld oder wenigstens irgendein Außenstehender hätte mal Stellung bezogen. Ich war ein Kind und die Selbstzufriedenheit der Verantwortlichen hat mir für längere Zeit die Wahrnehmung zerschossen und verbogen.
Mit der Konzentration auf das, was Täter zugeben und tragen, habe ich mir allerdings meine Verarbeitung blockiert (bis es nicht mehr länger ging, und mein Leidensdruck mich endlich auf die richige Spur brachte :)).
Nein. Was ich heute meinen und anderen Tätern wünsche, entspringt eben den Erkenntnissen, die ich über mich und meinen Weg gewonnen habe. Lange habe ich geglaubt, solche Taten müssten im Schlechten ausgeglichen werden, das Leben sei ungerecht, wenn Täter einfach unbehelligt weiter leben dürfen. Bis ich kapiert habe, was sie da containern, was es kostet, das draussen zu halten und fühlen (nicht denken!) konnte, was es bedeutet, wenn sie sich wieder spüren und damit auch die, denen sie Leid zugefügt haben.

Von diesem Gedanken solltest du dich verabschieden, denn damit sind die „Täter/in“ eindeutig überfordert, weil sie diese Empathie gar nicht empfinden können. Sie wissen vermutlich gar nicht was das ist, auf Menschen Rücksicht zu nehmen oder Einfühlungsvermögen zu zeigen. Das normale Mitfühlen ist blockiert oder wird ausgeschaltet, damit ihr Ego befriedigt werden konnte/kann. Warum sollte sich deren Einstellung heute geändert haben?:rolleyes:

Nochmal: es geht nicht um Gedanken. Dass Täter zum Zeitpunkt der Tat nicht mitfühlen können, ist klar. Aber es macht einen Unterschied, ob sie, wie in deiner Ausführung, aufgegeben und abgestempelt werden. Mir geht es eben gerade darum, dass sich eine Täterin (ich muss jetzt mal vom Sprachgebrauch her die Frauen und Männer zueinander stellen :)) gar nicht dagegen wehren kann, ins Gefühl zu kommen, wenn sie im Herzen liebevoll berührt wird. Indem ich also die Tat und den Menschen als zwei verbundene aber eigenständige Wirklichkeiten erkenne, wird es mir möglich, einem Täter sehr wohl innere Veränderungen zuzutrauen. Und das macht einen Unterschied.
Dass das nicht gerade vom Opfer kommt, ist ja eh klar. Dem steht es zu, alle Gefühle und Gedanken zu haben, die es hat. Was der Täter macht und wie es ihm geht, ändert jedoch nichts an dem Job, den das Opfer zu leisten hat. Der ist in der Geschichte gut nachfühlbar geschildert. Der magische Gedanke, das eigene Weiterleiden könnte den Täter entlasten, sein Gewissen erleichtern, wirkt lediglich selbstzerstörend. Die Schuld ist die Schuld und liegt beim Täter. Es scheint aber eine energetische Wirkung zu haben, ob die Schuld der Täterin vom Opfer bewegt wird, oder ob man es schafft, sie ihrer Schuld zu überlassen.


Also m.E. ist das Hoffnungsvollste, was Dir widerfahren kann: Diesen Menschen nach Abschluss des Aufarbeitungsprozesses und das Annehmen was war, zu vergessen. Ihn oder sie freizugeben, um damit auch gleichzeitig deine Opferrolle abgeben zu können, um ebenfalls frei zu sein. Sicher ist dies unglaublich schwer. Aber diesen Prozess dadurch für sich erleichtern zu wollen, indem man wünscht, der Täter/in würde „Abbitte“ leisten, hieße sich etwas vormachen…..

Das ist mir viel zu wenig und es ist auch nicht realistisch. Zwischen Opfer und Täter entsteht eine Bindung. Die Tat gehört für immer zu beider Leben, sie hat etwas verändert.
Aktiv vergessen oder frei geben geht gar nicht. Es ist eher Ausdruck von gelungener oder fortschreitender Aussöhnung mit dem eigenen Schicksal und dem Annehmen desselben, wenn die Erinnerung und damit die Bedeutung des Täters verblasst, so wie mein Selbstbild als Opfer mit der dazugehörigen Perspektive. Wenn ich mich wirklich mir selbst zuwende, lasse ich ohne Mühe die Täterin aus dem Sinn. Bei schwerwiegenden und lang nachwirkenden Folgen, machen Trigger oder die Auseinandersetzung mit Lebensblockaden, das womöglich mehrmals und wieder neu nötig.
Zu wenig sage ich deshalb, weil für mich auch die Heilung meines Menschen- und Weltbildes dazu gehört. (siehe unten)
Am Anfang macht man sich das vor und wünscht, völlig natürlich, auch den direkten Ausgleich. Irgendetwas davon abhängig zu machen, da bin ich ganz bei dir, ist aber nicht sinnvoll oder zielführend. :)

Ist es nicht besser, sich zu sagen: „Gut, ich lebte einmal im Reich des Bösen und ja, es gibt böse Menschen, die auch Kindern Leid antun. Aber diese Zeit ist nun vorbei, aber es hat mir eines gezeigt: Was auch kommt, ich bin fähig zu überleben. Ich bin stark! Wenn ich das hier überlebt habe, kann ich alles überleben.:)

Nein, ich lebe nicht im Reich des Bösen! Nicht mehr. Und ich muss nicht stark sein und überleben können, sondern bin auch geborgen und angenommen, wenn ich zart bin und vertraue oder Hilfe brauche, wenn ich Fehler mache. Allerdings muss ich zugeben, dass ich als austrainierte Überlebende, schon leichter in Versuchung gerate, Herausforderungen im Überlebensstil anzugehen. :D
Ich bin eben auch, wie der Täter, mehr als ein ehemaliges Opfer, eine Überlebende. Ich bin nicht anders als ein Täter, bin selbst auch Täterin. Und weil es für mich einen Unterschied macht, möchte ich mich meiner eigenen Schuld stellen, sie realistisch bemessen und angemessen mit ihr umgehen.

Viele Grüße,
Eva
 
Beim Familienstellen kann es sicher hilfreich sein, die sogenannte Schuld aufzudecken, man könnte es auch das Ungleichgewicht nennen. Da ist etwas, was ausgeglichen werden sollte, damit alles wieder im Gleichgewicht sein kann. Nur ginge das auch ohne dieses Wort "Schuld", denn es ist meiner Ansicht nach zu negativ behaftet.

Liebe Grüsse, Alana

Liebe Alana,

wenn ich das mal aus deinem Dialog mit Sayalla heraus greifen darf:

Schuld ist per se negativ, sie ist ein Minus. Keine heiße Kartoffel :D
Könnte es sein, dass (falsche) Konsequenzen von Schuld das sind, was das Wort so schwierig macht? Werde ich ausgeschlossen, abgeschrieben, muss ich leiden, sühnen, habe ich Unheil verdient? Oder kann ich meine durch schuldig werden verlorene Würde als Mensch gerade dadurch wieder erlangen, dass ich meine (und nur die!) Schuld voll annehme und mich um Ausgleich, schon um meiner eigenen Seele willen, bemühe? Indem ich zum Beispiel auch die irreversiblen Folgen, die das für mich selbst, für mein Leben hat, ganz annehme?
Natürlich könnte das Tragen fremder Schuld sich als solches Unbehagen äussern...

Und hier kommt der unschätzbare Wert der Aufstellungsarbeit (Familienstellen=Hellinger!)
ins Spiel. Es kann nicht nur sinnvoll sein, sondern ist schlicht die Lösung, wenn ich mich aus blinder Einmischung in Angelegenheiten meiner Vorfahren in Liebe zurück ziehen kann. In dem Zusammenhang kommt mir auch, wie unsinnig es ist, wenn mir dann jemand anlastet: "Du hast dir was angemaßt."
Hab ich nämlich nicht, sowas geschieht einfach und kann erst verändert werden, wenn es erkannt ist, weil es sich in einer Aufstellung gezeigt hat.
Wer vielfach miterlebt hat, wie gut es allen tut, auch der Täterin, wenn das Schuldpäckchen von der zuständigen Person selbst getragen wird, hat mit dem Wort sicher weniger Mühe :umarmen:


Lieber Gruß,
Eva
 
Nachtrag:

Dieser Satz
Der magische Gedanke, das eigene Weiterleiden könnte den Täter entlasten, sein Gewissen erleichtern, wirkt lediglich selbstzerstörend
von mir in der Anwort an Urajup ist so verdreht wie das, wovon er handelt. :D

Richtig muss es heißen:

Der magische Gedanke, die eigene Heilung könnte das Gewissen des Täters entlasten, das Weiterleiden aber seine Schuld bekräftigen, wirkt selbstzerstörend.
 
Und gerade diese Kinder, die aus dem damaligen Mißbrauch entstanden sind, sind mit heute die allergrößte Stütze.


Liebe Sunny,

ich habe allergrößten Respekt vor dir! Was du an Schicksalsschlägen abbekommen hast und dass du immer noch stehst, das ist beeindruckend.
Vielleicht kannst du irgendwann noch (vielleicht mit anderer Stütze?) ohne die Stütze deiner Kinder auskommen. Denn eigentlich ist das nicht das, was Kinder sein sollten.

Lieber Gruß,
Eva
 
Hallo,

die Geschichte in Verbindung mit dem Thema ist unpassend. Man kann darin auch lesen, dass es gut war, dass der Baum den Stein abbekommen hat. Nur leider sind wir Menschen keine Bäume, die ewig an dem gepflanzten Platz stehen. Wir sind nicht dazu bestimmt an dem Platz, an dem wir gepflanzt (geboren) werden, zu bleiben. Wir können unseren Standort ändern.

Übertrage ich dann dies auf die Menschen, von denen einer einem anderen etwas schlimmes angetan wurde. Dann müsste derjenige im Sinne der Geschichte noch froh sein, dass er den "Stein" abbekommen hat. Denn dadurch hatte er die Chance zum Grundwasser vorzudringen. Dann müssten ja alle Menschen, die einst Opfer von Missetaten wurden, ihren Peinigern dankbar sein. - Das ist absurd! Dann hätten diese Täter dem Opfer etwas sehr gutes getan. - So einfach ist das nicht!

In meinen Aufstellungen haben Täter Mitgefühl gezeigt, wenn alle beteiligten Personen aufgestellt waren und die Fronten geklärt hatten. Es nützte wenig, dass sich das Opfer zurück zieht. Denn die Täter haben es verfolgt, egal wohin. Und sie hatten ihre Helfershelfer. - Wurde der einst entstandene Schmerz der Täter gewürdigt, in dem Zusammenhang wo er entstanden war, dann konnten die Täter wieder zu sich kommen und wurden frei.

Meine Erfahrungen mit solchen Geschichten sind ein bisschen anders, als was in großen Seminaren so aufgestellt wird. Ich bin aber auch nicht so blind dem, was ein Herr Hellinger herausgefunden hat, blindlings zu folgen. Er war nur einer von vielen, die aufgestellt haben. Er konnte sich halt gut verkaufen, was andere nicht so gut konnten (oder auch wollten?).

Ich kann also mich von einem Täter zurückziehen, nützt aber wenig, wenn er Helfershelfer hat, die dann anstelle von ihm, auf mich losgehen. Mit dieser Art einen Konflikt zu lösen, stehe ich am Ende alleine da. Das ist keine Lösung, das ist ein Irrweg!

Schaut ein Opfer einen Täter liebevoll an, gibt es auch unterschiedliche Möglichkeiten des Täters damit umzugehen:
- er findet dies normal und fühlt seine Seele gestreichelt. Folge ist, er wird groß.
- er wird innerlich berührt und findet, dass da was nicht stimmt. Folge ist, er kann damit nicht umgehen und wird noch mehr Böses anrichten.
- er sieht, was er angestellt hat und kann sich dazu bekennen und das Opfer entlassen, d.h. in ruhe lassen.

LG Pluto
 
Schaut ein Opfer einen Täter liebevoll an, gibt es auch unterschiedliche Möglichkeiten des Täters damit umzugehen:
- er findet dies normal und fühlt seine Seele gestreichelt. Folge ist, er wird groß.
- er wird innerlich berührt und findet, dass da was nicht stimmt. Folge ist, er kann damit nicht umgehen und wird noch mehr Böses anrichten.
- er sieht, was er angestellt hat und kann sich dazu bekennen und das Opfer entlassen, d.h. in ruhe lassen.

LG Pluto

Wo genau ist da das Mitgefühl für das ehemalige Opfer, welches er (das Opfer) ja zunächst für sich selber aufbringen muss? Ich kann es in deinen Ausführungen, liebe/r Pluto nicht erkennen, deshalb schreibe ich noch ein wenig. Hoffe, das ist für dich ok.:umarmen:
Es nützt nichts, auf einen anderen zu schauen, weil dadurch keine Freiheit entsteht; denn es ist nicht gesagt, dass der andere dich entlassen will / kann.
Liebevoll schauen... ach du grüne Neune... die meisten sind schon froh, wenn sie in die Akzeptanz kommen. Und dann noch Dankbarkeit aufbauen... ist ein weiter Weg. Will nicht sagen, er ist nicht gangbar, aber das verlangt einem einiges ab.
Wieso aber überhaupt sooo weit schauen? Mitgefühl mit sich selbst reicht zunächst erst einmal völlig aus, damit sich das Herz öffnen kann.
Was danach kommt, wird erstaunlich sein. Versprochen! ;):)
 
Wo genau ist da das Mitgefühl für das ehemalige Opfer, welches er (das Opfer) ja zunächst für sich selber aufbringen muss? Ich kann es in deinen Ausführungen, liebe/r Pluto nicht erkennen, deshalb schreibe ich noch ein wenig. Hoffe, das ist für dich ok.:umarmen:
Es nützt nichts, auf einen anderen zu schauen, weil dadurch keine Freiheit entsteht; denn es ist nicht gesagt, dass der andere dich entlassen will / kann.
Liebevoll schauen... ach du grüne Neune... die meisten sind schon froh, wenn sie in die Akzeptanz kommen. Und dann noch Dankbarkeit aufbauen... ist ein weiter Weg. Will nicht sagen, er ist nicht gangbar, aber das verlangt einem einiges ab.
Wieso aber überhaupt sooo weit schauen? Mitgefühl mit sich selbst reicht zunächst erst einmal völlig aus, damit sich das Herz öffnen kann.
Was danach kommt, wird erstaunlich sein. Versprochen! ;):)

Hallo Sayalla,

ja, ist o.k. :) Darauf hatte ich vergessen einzugehen, weil es mir wegen der Geschichte mit dem Baum erst einmal um die andere Seite der Geschichte ging.

Erst einmal jemanden finden, der einem für das eigene Leid die Augen öffnet, das ist auch noch so eine Kunst. Hat man bei sich entdeckt, dass man damals nicht anders handeln hat können, hat man schon viel für sich gewonnen. Dann kann ich mich auch selbst verstehen und mein Herz für mich und meinen eigenen Schmerz öffnen. Das ist richtig. - Nach meinen Erfahrungen ist dies mit einer FA nicht möglich. Dazu bedarf es anderer Methoden, die vor allem in einem Zweiersetting stattfinden. Dazu braucht es Therapeuten, die um das Ausmaß solcher Misshandlungen wissen und auch damit umgehen können. Diese sind sehr dünn gesät.

Habe ich dann zu mir gefunden, dann kommt das weiter oben beschriebene in Betracht. Dann geht es weiter, dass ich von dieser Opfer-Rolle frei werden kann. Es ist möglich, nachdem ich die Täter-Introjektionen wieder aus mir entfernt habe und indem ich Seelenanteile aus etwaigen damals entstandenen Abspaltungen wieder zurückgeholt habe. Hellinger hat nie mit Abspaltungen gearbeitet, und auch nie mit Trauma. (weil weiter oben er wieder einmal genannt wurde). Dazu bedarf es anderer Therapeuten.

LG Pluto
 
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Hellinger hat nie mit Abspaltungen gearbeitet, und auch nie mit Trauma.
LG Pluto

Da erwähnst du einen ganz wesentlichen Punkt, meiner Ansicht nach.
An der Stelle kann man mehr Schaden anrichten als alles andere.
Das wollen Aufsteller, die nach dem Prinzip Hellinger arbeiten, aber sicher nicht hören, was meinste?
:)
 
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