Mitgefühl und Mitleid

Chiara-Lena

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11. Juli 2005
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Schweiz
Hallo liebe Forumsmitglieder!

Ich bin ein Mensch, der sich sehr schnell in andere Menschen hineinversetzen kann. Zumindest bilde ich mir ein dies zu können. Sehr schnell erfasse ich den Zustand eines anderen oder merke wie er sich fühlt. Ich glaube auch das ich gut zuhören kann, denn vor allem in den letzten drei Monaten hat sich wirklich praktisch mein ganzes Umfeld bei mir "abgeladen"

Es hat damit angefangen das eine Freundin mit Sack und Pack bei mir vor der Türe stand. Völlig verheult und mich gefragt hat, ob Sie bei mir für eine Weile wohnen könnte da es mit ihrem Freund gar nicht mehr gut funktioniert. Natürlich habe ich ja gesagt und ihr Abend für Abend zugehört, versucht Sie zu trösten und zu verstehen, versucht seine Situation zu verstehen usw.
Dann habe ich Stundenlang einer Freundin zugehört die eine 10-jährige Beziehung beendet hat für einen anderen. Sie hat ihren Ex natürlich sehr verletzt damit und die Trennung war eine schwere Zeit. Aber ich war immer für Sie da und habe ihr zugehört und zugehört und Sie getröstet.

Schliesslich meine Schwester bei der auch alles drüber und drunter ging. Beziehungsprobleme. Lange Gespräche mit ihr, versucht Sie aufzumuntern, Lösungen zu finden, einander zu verstehen.
Ein Freund von mir ist Vater geworden und er hat sich bei mir "ausgeheult" das seine Frau nun keine Zeit mehr für ihn hat, ständig gestresst ist und das er seine Frau vermisst. Ja und ich könnte die Liste noch beliebig fortsetzen.

Wie auch immer. In der Zwischenzeit hat sich das Blatt für alle zum guten gewendet und alle sind unglaublich glücklich. Meine Single Freundin ist happy in der WG und froh das Sie nicht mehr mit ihrem Ex ist, meine andere Freundin ist auch total happy mit dem neuen und ist froh das Sie auch nicht mehr mit ihrem Ex zusammen ist, meine Schwester und ihr Freund haben sich wieder versöhnt und sind glücklich und genau so mit meinem Bekannten und seiner Frau. Alle sagen nun das Sie unglaublich glücklich sind und ich sacke zwischenzeitlich in mir zusammen.

Es ist, als ob ich alle durch diese schwere Zeit "getragen" hätte und nun darunter zusammenbreche. Allen geht es super und mir geht es absolut gar nicht gut. Meine Beziehung ist schon lange in der Krise und mein Leben habe ich mir auch ganz anders vorgestellt. Und irgendwie ist jetzt keiner mehr da der mir zuhört. Alle sind Glücklich und mögen sich keine "Probleme" anhören. Ich fühle mich total alleingelassen. Jetzt schweife ich aber aus...

Letztens hat mir dann ein Mann eine Botschaft überreicht. Es ist ein Bekannter einer Freundin und arbeitet auch als Heiler. Er hat ihr dann eine Botschaft für mich mitgegeben auf der steht:

Mitleid wird zu Mitgefühl wie Schadenfreude zu Freude.

Der Sinn war wohl, mir zu sagen das ich Mitgefühl haben soll mit den Menschen, aber nicht Mitleiden darf was ich halt immer tue. Ich leide irgendwie auch mit. Das sollte es aber nicht sein und ich verstehe irgendwie den Sinn darin noch nicht so ganz. Er meint, das Mitleid sehr schlecht ist, aber Mitgefühl darf man gerne haben.

Wenn ich aber mit einem Menschen Mitfühle, dann leide ich doch automatisch auch mit. Wie kann ich denn Mitgefühl und Mitleid trennen? Ich kann doch nicht mit leiden ohne mit zu fühlen und umgekehrt. Ich möchte den Unterschied gerne spüren, tue es aber nicht. Vielleicht würde es mir dann auch helfen das ich alles, das bei mir abgeladen wird nicht unbedingt auch wirklich aufnehme.

Wenn ich das mit Glück doch nur auch könnte. Aber irgendwie kann ich das Glück der anderen nicht so aufnehmen wie die Traurigkeit und das Unglück das Sie vorher hatten. Im Gegenteil. Ich habe den Kontakt auf ein minimum reduziert da ich einfach nicht mehr hören kann wie glücklich das alle sind. Ich weiss nicht ob ich das diesen Menschen nun nicht gönne, eigentlich ist es das was ich mir für diese Menschen immer gewünscht habe. Das Sie endlich glücklich sind. Ich war die letzten Monate glücklich und ohne Probleme und ich wollte Menschen um mich haben die auch glücklich sind. Nun sind alle glücklich und ich stecke mitten in einer Krise.

Vielleicht kennt jemand so etwas... Ich bin auf alle Fälle schon mal froh das ich alles mal hier abladen konnte. Danke all denjenigen die es geschafft haben den Text zu Ende zu lesen. :umarmen:

Chiara-Lena
 
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Chiara-Lena schrieb:
Der Sinn war wohl, mir zu sagen das ich Mitgefühl haben soll mit den Menschen, aber nicht Mitleiden darf was ich halt immer tue. Ich leide irgendwie auch mit. Das sollte es aber nicht sein und ich verstehe irgendwie den Sinn darin noch nicht so ganz. Er meint, das Mitleid sehr schlecht ist, aber Mitgefühl darf man gerne haben.

Wenn ich aber mit einem Menschen Mitfühle, dann leide ich doch automatisch auch mit. Wie kann ich denn Mitgefühl und Mitleid trennen? Ich kann doch nicht mit leiden ohne mit zu fühlen und umgekehrt. Ich möchte den Unterschied gerne spüren, tue es aber nicht. Vielleicht würde es mir dann auch helfen das ich alles, das bei mir abgeladen wird nicht unbedingt auch wirklich aufnehme.

Er hat recht, Mitleid tut nicht gut. Du bemerkst es ja an dir selbst. Du hast alles gegeben (deine Energie), hast die *schweren* Energien den anderen abgenommen und dir selbst aufgeladen und brichst jetzt unter dieser Last zusammen. Du hast dich energetisch verausgabt.

Zwischen Mitleid und Mitgefühl ist ein ganz grosser Unterschied. Bei Mit-Gefühl fühlst du zwar mit dem anderen, du bist bei ihm in seiner Not, aber du sitzt nicht mittendrin in seinen Problemen und daraus resultierenden Emotionen wie bei Mit-Leid. Mitleid schwächt, wogegen Mitgefühl die notwendige emotionale Distanz wahrt, damit der Helfer (in dem Fall du) in seiner Kraft bleiben kann.

Chiara-Lena schrieb:
Wenn ich das mit Glück doch nur auch könnte. Aber irgendwie kann ich das Glück der anderen nicht so aufnehmen wie die Traurigkeit und das Unglück das Sie vorher hatten. Im Gegenteil. Ich habe den Kontakt auf ein minimum reduziert da ich einfach nicht mehr hören kann wie glücklich das alle sind. Ich weiss nicht ob ich das diesen Menschen nun nicht gönne, eigentlich ist es das was ich mir für diese Menschen immer gewünscht habe. Das Sie endlich glücklich sind. Ich war die letzten Monate glücklich und ohne Probleme und ich wollte Menschen um mich haben die auch glücklich sind. Nun sind alle glücklich und ich stecke mitten in einer Krise.

Glück wächst aus dem Inneren heraus, wenn du ganz *bei dir* bist. Ich denke, wenn du lernst, Mitleid gegen Mitgefühl zu tauschen, wird es dir besser gehen, und du wirst auch Glück leichter aufnehmen können oder, salopp gesagt, dich vom Glück anstecken lassen können.

Reinigst du dich regelmässig energetisch? Das wäre insofern wichtig, als du damit die "schwierigen" Energien, die du von anderen aufnimmst, aus deinem Energiefeld ausleiten kannst.

Kopf hoch, du schaffst das! :)

LP
 
"Mitleid wird zu Mitgefühl wie Schadenfreude zu Freude."

Toller Satz. Daran sieht man, dass nichts mit Zwang geht. Wie willst du Freude empfinden, wenn du in der Schadenfreude bist?
Entspann dich, es ist wie es ist. Alles kommt von allein und zu (deiner!) rechten Zeit! Darauf zu bauen hat wiederum viel mit Vertrauen zu tun...
 
Hi,

mitleid wird zu mitgefühl wenn liebe das dominante gefühl in dir ist.
Fang an zu lieben, morgens, mittags, abends. Bemerke es wenn das gefühl nicht mehr da ist und hol es dir dann zurück.
Jedes mittel ist dann recht.
Beobachte dich wenn du mitfühlst ob du in der liebe bist.

Liebe ist auch ein körperliches gefühl, energien in deinem körper können dann frei umherfliessen in dir. Du spürst dich. Hast du übung, hast du beobachtet, bemerkst du es sofort wenn etwas diesen freien fluss in dir stört, blockiert.

Im mitleid fliesst deine energie nicht mehr frei, sie bündelt sich. Beobachte es.

Bist du in der liebe wirst du mehr mitfühlen können als dir lieb ist, aber es macht dir nichts aus.

Im mitleiden ist dein tun auch darauf ausgerichtet dein eigenes leid zu lindern, dein mitleiden zu verringern. Im mitfühlen ist dein tun nur auf den gerichtet der leidet. Das ist grundsätzlich konstruktiver.

Grüsse !
 
Hallo Chiara-Lena
Was ich gerne wissen würde ist, ob du dir und deinem Wohl genauso viel Zeit und Energie widtmest oder dich sozusagen für andere "aufgibst". Kümmerst du dich um dich und kannst andere auch - so hart es klingt - ablehen, wenn du deine gesamte Aufmerksamkeit für dich selbst brauchst?

Alles gute für dich.

Vego
 
Liebe Chiara-Lena!

Das Mitgefühl ist eine Gabe der Freiheit in Liebe.
Das Mitleiden ist ein Leiden in Unfreiheit, die die Liebe sucht.

Aus Mitgefühl wird die Liebe oft geboren.
Folgt Mitleid, ist die Liebe bald verloren.
Detlev Liliencron, (1844 - 1909)

Du kannst jemand anderen nicht sein Leid abnehmen.
Beim Mitleid leidest Du immer Dein eigenes Leid,
denn es bist tatsächlich Du selbst die dann leidet.
& nicht weil Du das Leid der anderen übernommen hast,
sondern weil Dir Dein eigenes Leid bewußt geworden ist.
Es wurde so zu sagen geweckt.
Deshalb raubt es Dir auch so viel Energie.
Beim Mitleid steigst Du so sehr in das Leid der anderen Person ein,
bis Dir Dein eigenes Leid wieder bewußt geworden ist.

Wenn es Deinem Gegenüber sehr schlecht geht,
& Dir stundenlang 'das Herz ausgeschüttet',
Dir wirklich jede Einzelheit erzählt,
& Du diese Person dann auch noch bedauerst,
so ist das eher destruktiv.
Mitleid macht ohnmächtig/ hilflos & entwürdigt.
Die Person wird als schwach empfunden.

Mitgefühl ist da ganz anders.
Wenn Du Mitgefühl mit dem leidenden Menschen hast,
bleibst Du bei Dir.
In Deinem Herzen kann Liebe sein,
die Dir die Kraft gibt,
voller Klarheit neue Impulse weiter zu geben.
Du kannst mit fühlen warum es Deinem Gegenüber schlecht geht,
jedoch solltest Du Dich nicht in jeder Einzelheit verlieren,
sondern konstruktiv an einer Lösung arbeiten.
Grenze Dich ab,
schaue ob die Person evtl. nur 'abladen',
oder an einer Lösung arbeiten möchte.
Lasse Dir nicht jeden einzelnen Teil des Leides erzählen,
& sauge es nicht auf wie ein Schwamm.
Es reicht zu wissen DAS gelitten wird & warum.
So kannst Du Dich selbst ein wenig abgrenzen.
Dann kannst Du sie stärken
& schenkst ihnen Kraft zur Selbsthilfe.

Lerne Dich selbst zu schützen.
 
Hallo Chiara-Lena
Was ich gerne wissen würde ist, ob du dir und deinem Wohl genauso viel Zeit und Energie widtmest oder dich sozusagen für andere "aufgibst". Kümmerst du dich um dich und kannst andere auch - so hart es klingt - ablehen, wenn du deine gesamte Aufmerksamkeit für dich selbst brauchst?

Alles gute für dich.

Vego

Hallo zusammen!

Möchte euch allen danken für eure Anregungen und Antworten. Und zu deiner Frage Vego... Hmmm... Ich würde mal so sagen. Es gibt gewisse Dinge bei denen ich nicht ablehnend sein kann. Wenn ich zuhören soll, dann weise ich selten ab und höre zu. Ich weiss wie gut das sowas tut und wenn ein Mensch meine Hilfe sucht oder mein "Ohr" braucht, dann möchte ich auch für den Menschen da sein. Dies tue ich grundsätzlich gerne. Manchmal wird es mir aber zu viel, so wie in den letzten Wochen.

Bei Grundlegenden Dingen die mir dann wirklich gegen den Strich gehen, kann ich aber gut auch ablehnend sein. Ich mache selten etwas das ich nicht wirklich will. Dies aber bei Dingen, die wirklich für mein Leben wichtig sind. z.B. Beruflich oder bei sonstigen wichtigen Entscheidungen handle ich nicht gegen mich selbst.
 
Liebe Chiara-Lena!

Das Mitgefühl ist eine Gabe der Freiheit in Liebe.
Das Mitleiden ist ein Leiden in Unfreiheit, die die Liebe sucht.

Aus Mitgefühl wird die Liebe oft geboren.
Folgt Mitleid, ist die Liebe bald verloren.
Detlev Liliencron, (1844 - 1909)

Du kannst jemand anderen nicht sein Leid abnehmen.
Beim Mitleid leidest Du immer Dein eigenes Leid,
denn es bist tatsächlich Du selbst die dann leidet.
& nicht weil Du das Leid der anderen übernommen hast,
sondern weil Dir Dein eigenes Leid bewußt geworden ist.
Es wurde so zu sagen geweckt.
Deshalb raubt es Dir auch so viel Energie.
Beim Mitleid steigst Du so sehr in das Leid der anderen Person ein,
bis Dir Dein eigenes Leid wieder bewußt geworden ist.

Wenn es Deinem Gegenüber sehr schlecht geht,
& Dir stundenlang 'das Herz ausgeschüttet',
Dir wirklich jede Einzelheit erzählt,
& Du diese Person dann auch noch bedauerst,
so ist das eher destruktiv.
Mitleid macht ohnmächtig/ hilflos & entwürdigt.
Die Person wird als schwach empfunden.

Mitgefühl ist da ganz anders.
Wenn Du Mitgefühl mit dem leidenden Menschen hast,
bleibst Du bei Dir.
In Deinem Herzen kann Liebe sein,
die Dir die Kraft gibt,
voller Klarheit neue Impulse weiter zu geben.
Du kannst mit fühlen warum es Deinem Gegenüber schlecht geht,
jedoch solltest Du Dich nicht in jeder Einzelheit verlieren,
sondern konstruktiv an einer Lösung arbeiten.
Grenze Dich ab,
schaue ob die Person evtl. nur 'abladen',
oder an einer Lösung arbeiten möchte.
Lasse Dir nicht jeden einzelnen Teil des Leides erzählen,
& sauge es nicht auf wie ein Schwamm.
Es reicht zu wissen DAS gelitten wird & warum.
So kannst Du Dich selbst ein wenig abgrenzen.
Dann kannst Du sie stärken
& schenkst ihnen Kraft zur Selbsthilfe.

Lerne Dich selbst zu schützen.

Vielen, vielen lieben Dank für diese tollen Worte. Es mag sich vielleicht jetzt komisch anhören, aber ich verstehe was du sagst und es klingt logisch. Ich kann es nur noch nicht so richtig "fassen" Es ist so als ob mein Verstand irgendwie versteht, dass Gefühl dafür aber noch nicht da ist. Nun ja, ich habe ja jede Menge Gelegenheit das zu üben in der nächsten Zeit :)
 
Vertraust du deine Probleme, die du nun durchleiden musst auch den anderen an? Haben diese Personen nun ein offenes Ohr für dich?
 
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Vertraust du deine Probleme, die du nun durchleiden musst auch den anderen an? Haben diese Personen nun ein offenes Ohr für dich?

Vielleicht liegt das auch an mir. Ich sehe wie diese Personen nun glücklich sind und traue mich jetzt auch gerade nicht mit meinen Problemen zu kommen. Jetzt, wo sie endlich wieder glücklich sind. Eine Freundin von mir der ich dann gesagt habe das es mir nicht so gut geht meinte: Ich weiss, da muss man halt einfach durch. Irgendwie konnte ich dann nicht mehr mein Herz ausschütten.
 
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