"wissen" ist für mich mehr eine Domäne des Verstandes. Es gibt in der Verstandestätigkeit eine Fragestellung, ein Problem, dann eine Suche nach einer Antwort und daraufhin bestenfalls eine relativ zufriedenstellende Antwort. Das nennt man Wissen. Wissen ist sehr abhängig von der Fragestellung und kann daher nicht absolut sein. Soetwas wie absolutes Wissen kann es nicht geben, denn solange etwas gewusst wird, kann dieses Gewusste auch weiter hinterfragt werden und zieht somit neues Wissen nach sich.
Bei der Frage nach Gott hilft uns Wissen über Gott nicht weiter. Denn sobald wir das eine wissen schließen sich sofort neue Fragen an.
Gott schauen bedeutet also mehr Gott spüren, Gott unmittelbar erfahren- nicht mit dem Verstand, nicht indem wir etwas über ihn wissen - sondern in dem wir bei ihm sind, indem wir "wissen, daß wir nichts wissen". Und insofern finde ich diesen Satz von Hegel sehr hilfreich, denn zu wissen, daß es keine Wahrheit in den Dingen gibt, bedeutet ja nichts anderes, als daß der Wissensdurst mit dieser Erkenntnis gestillt ist, der Verstand zur Ruhe kommt. Was dann übrigbleibt ist Erfahren, Schauen, direkt in Gott sein. So jedenfalls verstehe ich die Aussage Hegels.