Mißbrauch im Horoskop ersichtlich?

Lieber Jake,

Anscheinend sind wir uns ein wenig näher gekommen, da ich viele deiner Ansichten teile! Genau, sobald man so etwas unangemessen anspricht, hat es den Effekt, dass der Klienten zum Graben anfängt und nicht mehr damit aufhört. Wer sich mit solchen Traumata ein wenig auskennt, weiß um deren Automatismus, sobald diese abgespaltet oder verdrängt wurden. Bei einem traumatischen Erlebniss ist die Abspaltung und die Verdrängung eine lebenserhaltende Maßnahme des Unterbewusstseins. Erst nach einer gewissen Zeit drängen diese Erlebnisse wieder an die Oberfläche, und so etwas kann länger als 15 Jahre andauern.

Und da hast du absolut Recht, solange nicht definitiv erwiesen ist, dass eine Verletzung stattgefunden hat, solange sind zeitliche Auslösungen ein Lotteriegeplänkel. Meine Frau ist ja selbst als Kind sieben Jahre von ihrem Opa missbraucht worden. Es kam zwar nie zum "Letzten", aber es war sexueller Missbrauch. Vielleicht kommen daher so viele Menschen zu uns zur Beratung, welche Opfer eines Missbrauchs waren. Aber für uns ist es auch immer wieder schön anzusehen, sobald so ein Mensch, meist weiblicher Natur wieder zum Aufblühen und zum Leben anfängt.

Mit lieben Grüßen!

Arnold
 
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Arnold schrieb:
Aber für uns ist es auch immer wieder schön anzusehen, sobald so ein Mensch, meist weiblicher Natur wieder zum Aufblühen und zum Leben anfängt.
ja, ich habe das auch in der aufstellungsarbeit oft erleben dürfen - schön, wenn zu sehen ist, wie sich ein mensch aufrichtet, in seine eigene kraft kommt, sein leben in die eigene hand nimmt, statt es auf immerdar am erlittenen zu orientieren...

alles liebe, jake
 
Hallo zusammen :)

mal etwas aus meinem Erfahrungskästchen:

Ich habe eine gute Bekannte, die als Kind vermutlich mißbraucht wurde. Sie arbeitet jetzt nebenberuflich als Kartenlegerin und ich schätze sie sehr. Was ich nicht schätze und wo ich neulich anlässlich einer Deutung wirklich wütend geworden bin:

Sie meint sehr häufig, aus einem Kartenbild sexuellen Mißbrauch herauslesen zu können. Ich bin der Ansicht, dass das einfach nicht möglich ist, ebenso wenig, wie ich es aus einem Horoskop ablesen kann.

Mich beschleicht so ab und an der Verdacht, dass es gar nicht so selten ist, eigene Erlebnisse im Kartenbild oder im Radix zu sehen (auch ich bin nicht frei davon). Jedenfalls beharrte sie auf ihrer Sichtweise, war nicht davon abzubringen.

Was mich am meisten nervt: Wenn ich sage: "Wenn es so wäre, dann müsste ich mich erinnern können", dann kommt als Antwort: "Nein, denn du hast es ja verdrängt". Das ist dann spätestens der Punkt, an dem ich mich zu fragen beginne, was zum Teufel ich denn mit so einer Aussage wie "Du wurdest mißbraucht" anfangen soll. Ich weiß ja, wie ich therapeutische Begleitung bekomme für den Fall des Falles, ich weiß aber auch, dass sich viele scheuen bzw. nicht mal wissen, an wen sie sich wenden sollten.

Manchmal habe ich auch den Eindruck, dass Missbrauch so ein wenig in Mode ist... Jake deutete das ja auch schon an. Wer auf sich hält, der behauptet oder ist sogar übrzeugt, sexuell mißbraucht worden zu sein.

Damit will ich die "echten" Opfer nicht herabwürdigen. Aber dies ist halt mein ganz persönlicher Eindruck.

Lieben Gruß
Rita
 
"[...] Vor kurzem erfuhr ich von einem Fall unverantwortlichen Umgangs mit dem Wissen um Missbrauchssignaturen. Ich bekam einen Brief von einer offenbar sehr erregten Frau, die während einer Astrologiekonferenz von einem ihr völlig fremden Teilnehmer beim Mittagessen erfahren hatte, dass ihr Horoskop auf sexuellen Missbrauch hinweise. Als sie sagte, dass das nicht zuträfe, erklärte der Mann, dass sie missbraucht worden sei, dass sie es aber unterdrückt habe. Es ist bis heute nicht sicher, ob sie nun missbraucht wurde oder nicht, denn wie kann jemand beweisen, dass er nichts in dieser Art unterdrückt hat? Aber das Verhalten dieses Mannes war in sich auch wieder ein Missbrauch - ein Missbrauch astrologischen Wissens und astrologischer Macht! [...]"

Donna Cunningham, Handbuch der astrologischen Beratung, Edition Astrodata, Seite 79f
 
danke, rita ... wobei ja offenbar sogar bei D.C. etwas hängengeblieben ist, wenn sie schreibt, dass nicht geklärt werden konnte, ob die frau nun wirklich missbraucht wurde oder nicht. schlimm ... da kommt einer her, stellt eine (in meinen augen methodisch in keiner weise begründbare) behauptung auf, und auf einmal bist du im verdacht ... wer weiß, vielleicht war ja doch was dran... die analyse, dass affirmative horoskopdeutung mit machtstreben zu tun hat, halte ich für sehr plausibel.

kritische anmerkung: was D.C. hier als "astrologisches wissen" und "astrologische macht" quasi anerkennt, auch wenn sie missbräuchliche anwendung konstatiert, halte ich schlichtweg für ein eklatantes überziehen der aussagegrenzen und für eine arrogante form von psychoterror... astrologie als kompensation eigener defizite... (was ja immer ein wenig im spiel sein mag... ich bin mir bewusst, im glashaus zu sitzen).

alles liebe, jake
 
Hallo Jake :)

ja, ein "Glatteis-Thema". ;) Donna erscheint mir persönlich manchmal auch etwas "abgedreht", aber ich finde doch auch immer wieder Überdenkenswertes in ihren Büchern. Und auch wenn eigene Defizite zuweilen auf andere übertragen werden, so mag ich doch nicht unterstellen, dass dies in bewußter Weise geschieht, sondern eher daraus resultiert, dass dieses Defizit nicht als solches wahrgenommen wird.

Wie dem auch sei: Ich selbst bin auch von professioneller Seite her in ähnlicher Weise "verdächtigt" worden. Allerdings wurde meine "Gegenwehr" nicht als "Beweis" für einen Missbrauch gedeutet, sondern das Thema war damit abgeschlossen.

Die Kartendeutung hingegen arbeitete schon noch in mir nach und es dauerte einige Tage, bis ich mir meiner selbst wieder halbwegs sicher war. So ganz witzig fand ich es nicht, an mir, meinen Wahrnehmungen und auch an meinen Erinnerungen zu zweifeln. In einer Therapiestunde konnte ich das Ganze wieder zurechtrücken. Zu einem anderen Zeitpunkt wäre es mir vielleicht nicht so leicht gefallen, die Behauptung zu entkräften (vor allem mir gegenüber). Eventuell hätte ich begonnen, männliche Verwandte zu beäugen und zu verdächtigen und hätte mir selbst immer weniger getraut. Keine gute Vorstellung...

Lieben Gruß
Rita
 
"Manchmal habe ich auch den Eindruck, dass Missbrauch so ein wenig in Mode ist... Jake deutete das ja auch schon an. Wer auf sich hält, der behauptet oder ist sogar übrzeugt, sexuell mißbraucht worden zu sein.

Damit will ich die "echten" Opfer nicht herabwürdigen. Aber dies ist halt mein ganz persönlicher Eindruck."

Liebe Green Tara,
diesen Eindruck hatte ich auch vor über 15 Jahren, als jemand Kommentare über "Nackfotos" unserer kleinen Tochter abgab. Unsere Kinder gingen nämlich nackt in die Ostsee oder ins Planschbecken und manchmal fotographierten wir das. Beim Abholen der entwickelten Fotos wurden wir aufmerksam gemacht.

Das beiseite, würde es mich interessieren, wie man Missbrauch benennt. Es gibt den körperlichen Übergriff und es gibt den seelischen? Das Kind das (hoffentlich) de facto nicht sexuell missbraucht wurde, dennoch der Grausamkeit und Rücksichtslosogkeit des erwachsenen Milieus, in das es hineingeboren wurde, ausgesetzt ist?

Geht es hier nicht um Verletzungen? Solche, an denen man so schwer zu tragen hat, dass man sie nicht erkennen möchte, aus Selbstschutz?

Ob Glatteis oder schmaler Grad, meine Bitte an die astrologisch Versierten ist, sich zu äußern über Verletzungen im Geburtshoroskop. Arnold hat Indikatoren aufgezeigt, die in meinem Fall Rückschlüsse zulassen. Neptun und Uranus/Mond. Tendenzen. Was macht man damit?

Liebe Grüße

Barbara
 
Lieber Jake,

Ich kann deine Aufregung schon verstehen, und ich weiß nicht, wie bei Wolfi Döbereiner dieses Thema auf seinen Seminaren abgehandelt wird. Aber bei API treffen wir uns in außerordentlichen Supervisionen, tauschen uns bei den Lehrertreffen aus und forschen anhand der vorliegenden Ergebnisse. Es geht doch immer um die Fragestellung im Horoskop! Ein Bekannter von mir hat ein Quadrat von Uranus zu Mars und wurde beim Übergang des Alterspunkt in der Konjunktion zu Uranus im zweiten Haus im zweiten Weltkrieg von Brandbomben förmlich zugeschüttet.

Aber da könnten wir ja ebenso zum Forschen aufhören, weil manche Menschen entsprechend ihrem Alter bei Auslösungen von Pluto oder anderen Planeten krank werden und sterben, oder mit Uranus trifft einen der Schlag! Aber hier verhält es sich ebenso, dass jemand quasi bei solchen Konstellationen eine neue "Treibstufe" in sich zündet und noch Jahre lebt!

Jedenfalls sind die von mir obig genannten Aspekte absolute Indikationen für Missbrauch. Deshalb brauche ich bei der Beratung nicht danach fragen, aber umkreisen tue ich so einen Menschen immer! Da frage ich ganz einfach was so die Liebe macht - und viele kommen eben deswegen, weil sie mit ihrer Sexualität Probleme haben.

Ich persönlich kenne keine andere astrologische Schule wie das API, in welcher so detailiert und genau zur Astrologie Psychologie und Psychosynthese gelehrt wird. Außerdem gibt es noch eine begleitende, dreijährige Ausbildung in Pychosynthese. Mir selbst gibt mein persönlicher Feedback in der persönlichen Beraterpraxis recht.

Klar ist, dass man als astrologischer Laie tunlichst vor solchen Geschichten die Finger lassen soll. Ebenso, dass man mit äußerster Sorgfalt abwägen muss, alle Konsequenzen bedenken muss, welche durch eine vorschnelle Aussage Folgen für alle Beteiligten haben könnte.

Mit lieben Grüßen!

Arnold
 
Liebe Barbara :)

Geht es hier nicht um Verletzungen? Solche, an denen man so schwer zu tragen hat, dass man sie nicht erkennen möchte, aus Selbstschutz?

Kein Zufall, dass ich gerade heute - noch vor diesem Thread hier - an solche Grenzüberschreitungen dachte. Daran, was ich tat, um mich zu schützen. Ich habe manches schlicht ignoriert, unabsichtlich, aber ich habe es regelrecht unter Verschluss gehalten. Was dann in der Therapiestunde herauskam, war nichts wirklich Schlimmes, aber für mich war es eben ein Übergriff, ein Ignorieren meiner Bedürfnisse.

Für mich ist jetzt wichtig, sie anzusehen und für sie einzustehen. Dafür zu sorgen, dass niemand mehr über meine Grenzen trampelt. Das ist meine Aufgabe, die kann mir niemand abnehmen.

Ich kann hier zumindest darauf hinweisen, dass es Hilfen gibt, und wo es sie gibt. Wie auch Jake schon schrieb: Selbst wenn es Indikatoren / Konstellationen gibt, die auf Missbrauch hinweisen, so bedeutet das nie, dass ein Übergriff statt fand. Sollte etwas Konkretes vorliegen, gehört das meines Erachtens nicht in die Hand eines Astrologen, der keine entsprechende psychologische Ausbildung hat. Wenn überhaupt, dann kann ich Türöffner oder Ermutiger sein, in dem Sinne, zum Beispiel dich zu ermutigen, dir jemanden zu suchen, der dich vor Ort für eine Weile an die Hand nehmen kann.

Schönen Abend
Rita
 
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jake schrieb:
kritische anmerkung: was D.C. hier als "astrologisches wissen" und "astrologische macht" quasi anerkennt, auch wenn sie missbräuchliche anwendung konstatiert, halte ich schlichtweg für ein eklatantes überziehen der aussagegrenzen und für eine arrogante form von psychoterror... astrologie als kompensation eigener defizite... (was ja immer ein wenig im spiel sein mag... ich bin mir bewusst, im glashaus zu sitzen).

alles liebe, jake


na, dann setz ich mich doch mal zu dir ins glashaus... :)
 
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