Niemand schrieb:
Vielleicht sollte man mal bei aller spirtuellen Missbrauchsthematik auch mal erwähnen, dass es bei der Sache immer 2 Seiten gibt, nämlich derjenige der versucht zu missbrauchen und derjenige der sich in Versuchung führen lässt. Die Schuldigkeit (sofern es sowas überhaupt gibt) liegt also immer in 2 EGO's verborgen. Deshalb: Mach Dich allein auf den Weg. Durch das Nichts musst Du sowiso alleine gehen. Da hält einem keiner die Hand
Ich verstehe diese Denke recht gut, meine ich jedenfalls, denn auch ich habe dies in etwa so gesehen.
Was mich dabei inzwischen jedoch so stutzig und betroffen fühlen lässt ist dieses: Wenn ich mich in die Mokassins der Person begebe, die das 'Opfer' ist, bzw. die sich manipulieren lässt... und dann, nach einer Weile bemerke ich, dass ich eigentlich lediglich benutzt worden bin. Das ist eine große Verletzung; wenn ich aber dann noch konfrontiert bin mit der Tatsache, dass ich dabei mitgewirkt habe - ja, dann fühle ich mich wirklich sehr schuldig und scheiße.
So etwas kann man abtun als unreif (was es vielleicht auch ist), als Karma (sag das mal den 2000 Seelen der ermordeten Frauen und Kinder in Srebrenica, oider den vielen, die heute in Dafur über die Klinge springen müssen), als Ego-Kram (alles Illusion) usw. usf.
Zum Ausdruck kommt darin aber, dass ich das Mitgefühl - was ich wohl automatisch mit jedem leidenden Menschen habe (es sei denn, bei mir ist die dafür zuständige Hirnregion nicht ausgebildet oder zerstört) - nicht empfinden möchte und wegdränge/wegphilosophiere/wegmeditiere. Ich würde ja sonst diesen Schmerz (ein Wenig mindestens)
mitempfinden. Und davor schütze ich mich, indem ich dem 'Opfer' (dass selber bereits tief in der Scheiße steckt) Mitschuld gebe und dem Ganzen so, nebenbei, noch eins draufsetze.
Eine Spiritualität, die mich über andere erhebt (und sei es 'in ein Nichts' taucht); eine Spiritualität, die aktiv oder durch zulassen (Nichtstun), diese ganze Thematik in den Bereich der Illusion, des Nur-Irdischen, des Karmischen usw. verweist, mag einem Individuum eine wundervolle Freiheit verschaffen und vielleicht auch Glückseligkeit... sie ist und bleibt in meinen Augen jedoch außerordentlich
dürftig.
Anders: Wir sind alle eins. Das lässt sich leicht verstehen, glauben, erkennen. Es bleibt aber äußerst diffus, wenn man den ganz konkret (ja, immer subjektiv) Leidenden aus dieser Einheit ausschließt, ihm dabei vorhält, dass er das auch sich selbst (seinem Ego) verdanken hat und ihm nicht
auf seiner Ebene des Schmerzes begegnen will.
Das aber: Jemand rückhaltlos - und sei es auf Kosten der eigenen Erleuchtung oder was auch immer - zu begegnen und mit ihm zu sein, das ist in meinen Augen eine Spiritualität, die diesen Namen auch verdient. Dann bin ich nicht mehr 'abstrakt eins' sondern ganz konkret, hier und jetzt.
In Liebe,
Mushin