Mipa's Thread

Mipa
Danke für den Link - es erstaunt mich, wie offen dort von christlich-öffentlicher Seite über Mystik gesprochen wird und zeigt eine Möglichkeit der Veränderung von Innen (von innerhalb der Organisation).

Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, oder er wird nicht sein. (Karl Rahner, Jesuit)

Da wir gerade Pfingsten haben und Pfingsten als Fest der Erleuchtung und des Heiligen Geistes, Basis christlicher Mystik ist, will ich die Pfingst- und die charismatischen Gruppen erwähnen, die sich vor ca 100 Jahren in Europa ausbreiteten. Leider ist in diesen Gruppen auch wieder eine Verfestigung passiert, indem auf Einhaltung bestimmter äußerlicher Aspekte mehr Wert gelegt wird, als auf die Vielfalt innerer Prozesse.

Dazu passend folgender Satz aus einem pfingstlichen Artikel:
Nun ist religiöse Erfahrung nicht "machbar", und man muss der Versuchung widerstehen, "den Geist auf Flaschen zu ziehen" und zu verkaufen.



LGInti
 
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Cerambyx
Deine Kritik an dem letzten Teil des Artikels bezieht sich auf folgenden Satz?:

So ist sie denn nicht nur für die Christenheit, sondern für alle Religionsgemeinschaften unverzichtbar. Sie ist unverzichtbar für die Entstehung einer neuen Welt.
Ich denke schon, dass es für die geistige Entwicklung/Evolution des Menschen wichtig ist, den Materialismus dorthin zu stellen wo er hingehört - er ist ein Handwerkszeug und keine Lebensvision. Mit ihm kann man Objekte erfassen und beschreiben, aber keine inneren Erfahrungen erleben. Das ist nur möglich, wenn Mystik als Basis und Ausgnagspunkt des Seins erkannt wird.

LGInti
 
..Leider ist in diesen Gruppen auch wieder eine Verfestigung passiert, indem auf Einhaltung bestimmter äußerlicher Aspekte mehr Wert gelegt wird, als auf die Vielfalt innerer Prozesse.

Dazu passend folgender Satz aus einem pfingstlichen Artikel:

Vielleicht soll mystisches erleben kompatibel werden, für jeden mach- und vollziehbar, abrufbar und damit auch einschätzbar. Alles was obskur ist, soll schnell ans licht, weil es dann auch keinen grund mehr gibt, es zu fürchten oder jemandem zu neiden.
Aeusserliche aspekte verschaffen auch wieder orientierung und berechenbarkeit und untermauern die allgemein verfügbarkeit. Was 'dunkel', geheimnisvoll und unerklärlich ist, wird auch heute noch manchmal mit dem 'bösen' ('teufel') assoziiert.

So funktionierts aber irgendwie nicht. Für mich ist es eine art gnade, etwas, was einem zu(m)-teil wird, wenn man sich darauf einlässt, sich selbst ein stück weit aufgibt, um an einem grösseren ganzen teilzuhaben.:blume:
 
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Mipa
Vielleicht soll mystisches erleben kompatibel werden, für jeden mach- und vollziehbar, abrufbar und damit auch einschätzbar.
fänd ich gut, aber ob das so einfach umsetzbar ist, bezweifel ich.
So funktionierts aber irgendwie nicht. Für mich ist es eine art gnade, etwas, was einem zu(m)-teil wird, wenn man sich darauf einlässt, sich selbst ein stück weit aufgibt, um an einem grösseren ganzen teilzuhaben.
sehr gut dargestellt, danke!

LGInti
 
Cerambyx
Deine Kritik an dem letzten Teil des Artikels bezieht sich auf folgenden Satz?:

"So ist sie denn nicht nur für die Christenheit, sondern für alle Religionsgemeinschaften unverzichtbar. Sie ist unverzichtbar für die Entstehung einer neuen Welt."

Ich denke schon, dass es für die geistige Entwicklung/Evolution des Menschen wichtig ist, den Materialismus dorthin zu stellen wo er hingehört - er ist ein Handwerkszeug und keine Lebensvision. Mit ihm kann man Objekte erfassen und beschreiben, aber keine inneren Erfahrungen erleben. Das ist nur möglich, wenn Mystik als Basis und Ausgnagspunkt des Seins erkannt wird.

LGInti

o nein, keine Sorge, den unterschreib ich auch - und auch wie Du es siehst und ausdrückst .... ich meinte aber den letzten von diesen 3en:

"Die Mystik ruft den Menschen aus der Vereinzelung. Sie führt ihn durch das Vergängliche zum Ewigen. Und sie zeigt ihm die Verantwortung für den Nächsten und die Gesellschaft."

LG cerambyx
 
Vielleicht soll mystisches erleben kompatibel werden, für jeden mach- und vollziehbar, abrufbar und damit auch einschätzbar.

So funktionierts aber irgendwie nicht. Für mich ist es eine art gnade, etwas, was einem zu(m)-teil wird, wenn man sich darauf einlässt, sich selbst ein stück weit aufgibt, um an einem grösseren ganzen teilzuhaben.

Seh ich auch so ... dahinter würde wohl nur der Wille stecken, Mystik wie "Action" anbieten zu können, für die Konsumation zur Verfügung zu haben ... ich vergleich das mit den neuen "Erlebnissport"-Arten Hallenklettern oder Bouldern im Vergleich zu alpinem Wandern und Bergsteigen, Klettern: jederzeit abrufbarer sportlicher Kick, erlebbares und vor allem berechenbares "Abenteuer" - aber ohne sich groß mit Gelände, Wegstrecken, Natur, Wetterlage, und andere unberechenbare Umstände kümmern zu müssen!

LG cerambyx
 
Gestern abend stiess ich das erste mal auf den begriff des 'leidensmystikers' (z.b. Teresa von Avila).
Einerseits bedeutet es, die stigmata Jesu selbst zu spüren/zu tragen, an ihnen schmerzlich zu leiden und sich damit möglichst mit Jesu zu identifizieren, andrerseits ist es eine innere haltung, die sich vermutlich aus dem gedanken ergibt, zu lieben, bedeute, dies gehe nicht, ohne dass dies parallel leiden schafft/man leiden ertragen muss.
Nun frage ich mich, ob dies der wille und das sichtbare zeichen einer gottheit/schöpfung ist oder nur der menschlichen natur entspringt, die möglichst äussere zeichen von identifikation braucht, um so zu einer legitimation der 'innigsten verbundenheit' zu kommen und sie so nach aussen zu demonstrieren.
Sich im leid mit einem andern zu vereinen, um so in dessen hülle zu schlüpfen, ihm möglichst nah zu sein, leuchtet mir ein. Andrerseits: Gehts nicht vielmehr darum, dieses leiden zu transzendieren, den 'sinn' oder die bedeutung dahinter zu sehen und damit frei, zielorientiert aber doch mitfühlend zu agieren? Ich würde es als 'geschenk' mit einem tiefen sinn bezeichnen. Es mag auch einen aufruf beinhalten, wenn man es so deuten will.


Vermutlich liegts an jedem einzeln zu (be)deuten: Ist vereinigung in der freude genauso viel wert, wie im leid und wenn nicht, warum gab es 'leidensmystiker', die vereinigung im leid mehr gewichten und dies eher als legitimation sehen, mit dem grossen ganzen verbunden zu sein.:blume:
 
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...Vermutlich liegts an jedem einzeln zu (be)deuten: Ist vereinigung in der freude genauso viel wert, wie im leid und wenn nicht, warum gab es 'leidensmystiker', die vereinigung im leid mehr gewichten und dies eher als legitimation sehen, mit dem grossen ganzen verbunden zu sein.:blume:

Nachtrag: Ich freue mich gerade sehr, dass ich durch nachlesen nach und nach genau das finde, was mir zur thematik selbst durch den kopf geht. Liber Draconis spricht sich unter der rubrik 'Mystik' genau zu dem von mir oben erwähnten punkt aus. Natürlich gibt es Mystik in allen kulturkreisen (verfolgung des gleichen zwecks mit vermutlich ähnlicher methodik) und wird da aber ganz unterschiedlich genannt. Mir war das so nicht bewusst. So ist die 'leidensmystik' natürlich eine christliche errungenschaft, die in erster linie verschmelzung durch leiden zelebriert und es gibt unzählige andere mystische richtungen, die die aspekte der sinnesfreude, körperbeherrschung, etc. (also z.b.Tantra, Yoga, etc., etc.) betonen.
 
Zur philosophie von Meister Eckhart, wo die einfachheit und auch der kern der 'lehre' (die 'Gottes'geburt im eigenen herzen) gut zum ausdruck kommt.
 
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Am see

Wäre ich einer der wasserflöhe, die demnächst wieder übers wasser laufen, käme mir dieses unendlich weit vor und ich würde mich fürchten vor den mächtigen karpfen, die ganz plötzlich unter mir auftauchen. Ich wäre mir aber meiner schnellen beine und grossen schritte bewusst, die mich sicher ans ufer trügen.
Wäre ich ein frosch am ufer, würde ich mich ausgelassen mit einem kollegen auf dem nächsten stein unterhalten und mich über eine vorbeifliegende mücke oder kleine libelle freuen. Ungebetenen gästen würde ich durch einen eleganten sprung ins kühle nass entkommen.
Wäre ich ein im wind schwankender grashalm am ufer, würde ich mich über das strahlen der sonne freuen und über den käfer, der an mir hochklettert.
Wäre ich eine seerose inmitten des sees, würde ich gegen abend meine blätter um den kelch schliessen und wäre dankbar, so fest mit dem seeboden verankert zu sein.
Wäre ich ein baum am ufer, würde ich mir einen spass daraus machen, meine äste und blätter ins wasser hängen zu lassen und mich darüber freuen, schatten spenden zu können.

Wäre ich der see, würde ich mich über all das leben in, auf und um mich herum freuen.:blume:
 
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