mina schreibt

mina73

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schweiz
in ihrer freizeit. hier ein auszug. dies ist keine autobiografie, sondern erlogen und erstunken. aber 100% von mir. also: copyright mina herself! ich hoffe, ihr habt spass.


Am Rande des Wahnsinns.

Eine Hülle geht verloren. Es könnte so etwas wie eine Schlangenhäutung sein. Aber ich habe Angst, dass es ein Teil meiner Seele ist, den ich für immer verlieren werde. Muss ich dem nachweinen? Ist es meine gesamte Seele, bin ich dann tot? Bin ich eine Frau mit toten Augen? In Wirklichkeit eine Leiche mit schmierigen, herabhängenden Muskelfetzen und Augäpfeln, aus denen die Flüssigkeit ausgetreten ist? Was tue ich hier eigentlich? Muss ich überhaupt etwas tun? Warum setze ich mich nicht an die Sonne wie eine Eidechse? Es muss etwas passieren. Ich gehe zum Radio. Knips. Scheisse. Schweizer Radiosender sind allesamt Scheisse. Jetzt platzt mir wirklich der Kragen. Nein, man sieht es mir nicht an. Alle sitzen noch am Frühstückstisch und schmieren sich ihre Biomarmelade aufs Brot. Manchmal denke ich, die ganze Seifenoper hier mit der WG ist ein Traum. Oder so etwas wie „Big Brother“. Aber leider sind sie alle echt. Auf dem Tisch steht das Futter. Nutella für die dicke Emma – ihre Eltern waren so einfallsreich wie ihr Frühstück. Robert frisst wieder mal Müsli. Er steckt den Löffel in die Milchsuppe mit Körnern, die er Müsli nennt. Dann steigt der Löffel langsam in Richtung Roberts Mund und macht kurz halt. Der Empfänger sieht sich alles genau an. Ich denke, er rechnet genau nach, wie viele Ballaststoffe und lebenswichtige Mineralien dieser Löffel gerade beinhaltet. Mir läufts heiss oder kalt den Rücken runter, wenn ich diesen Blick sehe, der mehr als Hunger beinhaltet: Robert ist Schwabe.
Der Hunger und der Alkohol in meinem Blut, der Blick auf die Uhr sagt 8 Uhr 23. Was war da los letzte Nacht? Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich nicht nach Hause wollte. Thorsten zwang mich schliesslich. Zu Hause musste ich kotzen. Vor der Party machte ich noch einen Versuch, meine Bulimie wiederzubeleben: Die 6 Fischstäbchen, die ich gegessen hatte, fühlten sich schwer an und ich hatte die Schnauze voll vom Baucheinziehen. Also habe ich mich gestern insgesamt zweimal übergeben.
In meinem Alter wird das Leben kompliziert. Das bisschen Sex, das bisschen Liebe, das bisschen Freundschaft und Geschichte, das ich bisher erlebt habe, ist zu viel geworden. Ich fühle mich so, wie sich wahrscheinlich mein alter PC fühlt. Er wurde inzwischen zweimal überholt, das heisst, es gibt zweimal mehr Pentium, als er hat. Bei dem Versuch, ein paar überflüssige Dateien zu löschen, wollte er nicht mehr. Jetzt ist er im Sicherheitsmodus, wenn ich ihn starte. Es ist nicht möglich, ein paar alte Tage und Erinnerungen zu löschen und so weiterleben zu wollen, als wäre nichts gewesen. Kleine Bausteine und ihre immense Bedeutung für den Zusammenhalt des 145-stöckigen Hochhauses. Nimm einen weg und es fällt zusammen wie ein Kartenhaus. Ja. Das Wie werde ich aber dennoch versuchen zu verändern. Ich möchte nicht aussehen wie ein Hochhaus, sondern wie eine attraktive 31-Jährige. Der Knoten sitzt tief. Kein Mann vermochte ihn zu lösen. Aber da ich eine Frau bin, gebe ich nie die Hoffnung auf. Eine kluge Frau sagte mal, dass Frauen fürs Hoffen zuständig sind und Männer fürs Hoffnung Zerstören. Ach na ja. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich so manchem Mann die Hoffnung zerstört.
 
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hat mich beeindruckt, mina. kann kraftvolle sprache werden, mit originellen bildern. ein klitzekleiner wunsch von mir: ein paar binde- und umstandsworte weniger? (aber, dann, jetzt...)

alles liebe, jake
 
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Das ist wirklich wie aus dem Leben! Ich glaube, so machen es auch sicher die Storyliner und schreiben die Geschichten für die ganzen Soaps...
 
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