Smileyfreier Aufsatz!
Ich schreibe hier meine irrwitzigen Geschichten rein, nicht, weil ich denke, dass sie für meine Mitmenschen eine Bereicherung sind, sondern weil sich das für mich als gute Methode zur Bewältigung einer nicht ganz einfachen Persönlichkeitsentwicklung, Vergangenheit und Situation,
für die ich natürlich ...
(wie alle anderen, die in diesem Forum hier schreiben, sein es nun jene, die in themenbezogenen Diskussionen, oder jene, die in "Aufgeschrieben" ihr Sicht des Lebens, ihr Erleben von sich selbst in Gegenüberstellung mit der Welt preisgeben)
... selber verantwortlich bin, angeboten hat.
In der Vergangenheit habe ich mich oft in alkoholisiertem Zustand in der Wahl des gepflegten Ausdrucks vergriffen. Ein Umstand, der mir nicht zur Ehre gereicht, von dem ich mir aber auch nicht das Genick brechen lasse. In der Regel aber bin ich bemüht, niemanden persönlich anzugreifen, weil ich seit ich denken kann, meine Feinde nur in mir selbst gesucht habe. Es ist mir also ein Anliegen, niemanden zu beleidigen, zu entwürdigen oder sonst wie anzugreifen. Für Hick Hack fehlt mir einfach die Zeit und Energie, die ich vielmehr nutzen muss, um Klarheit in meine eigene Gedankenwelt zu bringen, wo es sich vor allem um meine Beziehung zu Mensch, Gott und Welt dreht.
Darüber hinaus:
- Der literarische Wert von meinem Geschreibsel ist mir scheissegal! (Möge das mein einziger Fäkalbegriff in diesem Posting bleiben) Darüber darf sich die Jury den Kopf zerbrechen. Mich interessiert das nicht.
- Ich schreibe nicht, um Mitgefühl zu erhaschen! Über das Signal von ehrlichem Verständnis kann ich mich allerdings freuen. Dazu bin ich in der Lage, das wird mir auch zu Teil und das weiß ich zu schätzen, solang sich ein Leser nicht dazu verpflichtet fühlt.
- Meine Beiträge sind häufig untermalt von einer Portion Selbstironie, aber ich versuche sie frei zu halten, von bösartigem Zynismus gegen das Leben, gegen andere Menschen und die Schöpfung an sich.
- Ich schreibe in erster Linie für diese weiße Fläche hier. Für das Nichts. Wenn dann auf dieser Fläche jemand etwas von Wert findet, dann freut es mich. Wenn nicht, ist das auch gut.
Wenn ich von einer Sehnsucht nach meiner Unschuld rede, dann ist das nichts anderes, als Selbstironie. Ich bin nur ein kleiner Teufel, der seinen Antrag auf Ruhestand abgegeben hat, weil er müde geworden ist, aber niemand - außer Gott selber - weiß besser, wie weit ich mich von diesem Ideal entfernt habe und niemand außer Uns weiß besser, wie dieser Prozess des Verfalls umzukehren ist. Ich vertraue hier zu 100% auf die göttliche Führung.
Darum ist wichtigste Satz aus der Ecce Matter Tua für mich:
Wenn du auch Feige bist in der Erfüllung deiner Pflichten und in der Übung der Tugenden, wenn du auch oft in jene Sünden zurückfällst, die du nicht mehr begehen möchtest, ich erlaube dir nicht, mich nicht zu lieben!
Das ist ein Rettungsanker für mich, wie ein Strohhalm, an den ich mich klammere wie eine Raupe im Wind, ein Schimmer von Hoffnung und kein Freibrief für leichtfertiges Verhalten. Aber die Kakerlaken der Seele sind nicht ganz kraftlos, denn ich habe ihnen viel Freiheit gegeben in meinem Leben, sich zu paaren und zu vermehren und immer wieder stürze ich hin, steh wieder auf und falle erneut. Es sind die 7 schwarzen Kakerlaken der Seele, die Kirche nennt es "die Todsünden" und kann auch das reine Wesen keinen wirklichen Schaden nehmen, so verunreinigen sie aber doch den Menschen an der Oberfläche, an den Stellen, wo sie fressen. Doch wenn sie sich in die Tiefe fressen wollen, verbrennen sie im Licht einer anderen Wahrheit.
Dieser ironischen Darstellung meiner Sehnsucht nach Unschuld liegt eine zarte Sehnsucht nach der Heiligkeit zu Grunde, nach heil sein - im Gegensatz zu krank und verdorben sein, denn das bin ich bereits genug. Und aufgekommen ist dieses angenehme, wenn auch spaßige Gefühl letztens wieder, als ich einen netten Liebesfilm geguckt habe. An diesem Wunsch kann ich nichts größenwahnsinniges oder gar falsches oder böses erkennen. Wäre es besser, wen ich um mehr Dreck und Unheil bitten würde, anstatt um Heilung und Reinigung? Kann ich mir nicht denken, dass das meinen Mitmenschen zu mehr Freude gereichen würde.
Und ist der Weg auch noch weit, so bin ich mir ziemlich sicher: der große Heiler schläft nicht und meine Liebe gehört seinem Sohn, der ein reiner Mensch ist. Daran kann auch der Dreck an meiner Seele nichts ändern. Und der Sohn geht überall hin, dem graut vor nichts und er läutert und verwandelt den Menschen von Innen her.
Ich bin zwar nicht Bibelfest, aber ich erlaub mir trotzdem, einen Satz direkt aus Wikipedia hier her zu kopieren und hoffe, dadurch nicht eine Diskussion über die richtige Interpretation des Gesamtwerkes auszulösen. Dafür gibt es das Diskussionsforum. Ich schreibe diesen Satz nur hier her, weil er für sich selber spricht.
"Heilig sollt ihr sein, denn heilig bin Ich, der Ewige, euer Gott." (3. Buch Moses 19:2)
Daraus schließe ich: Der Mensch soll sein
wie Gott. Heilig eben. Und ist er es nicht, dann ist er eben in der "Zeit" unheil geworden und hat er das erkannt, darf er die restliche Zeit nutzen, diesen Prozess umzukehren und zu dem heilen Zustand der Seele in der Ewigkeit zurückkehren. Am Anfang steht oft noch persönliches Streben, dass vielleicht seinen Ursprung hat, in der Unzufriedenheit mit seinem eigenen Sein und Werken. Das ist eine Art "erste Selbstwahrnehmung". Später, wenn der betreffende in den Sog des Lichtes gerät, hört sich nach und nach vielleicht auch das persönliche Streben auf.
Und ist einer in der Zeit ein kleiner oder auch größerer Teufel geworden dann hat er allen Grund, nach einem Ausweg zu suchen. Als solcher hat man es aber nicht immer leicht, denn der heilen Welt im Tageslicht sind kleine Teufel oft sehr zuwider. Sie sollten im Keller bleiben, mitsamt ihren Seelenkakerlaken, denn sie stören das Bild einer heilen und gesunden Welt und haben unter Tags nicht viel zu erwarten, als inszeniertes Mitgefühl oder Verdammnis. Einige wenige erkennen die Hintergründe einer Verwandlung und sind in der Lage, ehrliches Verstehen zu bekunden, weil sie wohl selbst bereits einen weiten Weg hinter sich haben.
Ich beende den Thread mal für mich mit einem Zitat aus meinem Sammelband, in dem Gedankengut von Hildegard von Bingen, Eckehart, Angelus Silesius und anderen niedergeschrieben ist.
...mit einem Bild läßt sich dies vielleicht besser ausdrücken. Alle Menschen, alle Geschöpfe sind wie Strahlen einer einzigen großen Sonne, die immer weiter hinaus in das All gehen, dabei immer mehr sehen und erleben, und dabei - in Vergessenheit auf ihr Zentralgestirn - immer schwächer werden in ihrem Licht - und sich mitunter völlig verlieren - ohne allerdings die Verbindung ganz zu verlieren. Mystikerinnen und Mystiker sind bewusste Menschen, die sich als Sonnenstrahl entschieden haben, nicht mehr in die Weiten des Kosmos zu strahlen, sondern sich umzuwenden, um ihre Quelle zu finden und sich mit ihr wieder zu vereinigen....
VW von Wulfing von Rohr, das große Buch der Mystik. Das Kleingedruckte hab ich selber dazugesetzt.
Die nächste Übung ist dann vielleicht, sich gleichzeitig im All zu verlieren und sich dabei gleichzeitig auch der vollkommenen Verbundenheit mit dem Zentralgestirn bewusst zu sein. Aber darüber kann ich noch nichts sagen.
So, und jetzt muss ich mal nach der alten Frau Mutter sehen, die mich zwischendurch immer nach der Telefonnummer von Großmutter fragt, die allerdings bereits vor 30 Jahren diese Erde verlassen hat - während ich nebenbei immer wieder mit dem kleinen Teufel in mir selber rumraufen muss, weil mein Nervensystem nicht aus Stahl ist. Arbeit genug und der Tag ist mir eher zu kurz als zu lang.
L&L!