Merkur als Reporter unterwegs, heute bei Neptun.

Arnold

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Merkur als Reporter unterwegs, heute bei Neptun.





Sehr früh am morgen machte sich Merkur auf den Weg in das zwölfte Haus. Er hatte sich in seinem Notizblock zahlreiche Fragen notiert, welche er dem guten Neptun vortragen wollte. Kaum war sie Sonne aufgegangen, betrat er sein Reich, welches noch vom Morgennebel durchdrungen war. Die ersten Strahlen der Sonne brachten Wärme und so bekam die Landschaft einen erdigen Duft, und allmählich lüfteten sich die Nebel. Die Strahlen der Sonne glitzerten an den Tropfen, welche sich über Nacht an den Blättern und Blüten sammelten, um nun langsam begannen zu verdunsten.



Überall begannen die Schmetterlinge ihre Pracht zu zeigen und umtanzten sich im Fluge, so dass ihre Farbenpracht sichtbar wurde. Die Bienen schwärmten emsig nach Nahrung aus und bestäubten die herrliche Pracht an Blumen, die sich über weite Wiesen ausgebreitet hatte. Bäume und Büsche verteilten sich harmonisch in der Gegend, und überall sorgten kleine Bäche und Moore für eine stille Harmonie. Merkur hatte sehr gute Laune, wofür alleine schon diese Umgebung ihm traumhaft und ein wenig mystisch erschien. So folgte er einem Bachlauf und ging entgegen seinem Strom in dichteres Gehölz. Dort angekommen fand er die Quelle des Baches vor und legte eine kleine Rast ein.



Nachdem er sich ein wenig an der Quelle des Baches seinen Durst gestillt hatte, ging er weiter, wobei er einen Hügel erklomm, welcher ihm einen wunderschönen Blick auf das weite Meer freigab. Merkur wusste, dass Poseidon/Neptun der Herrscher der Meere und des Wassers ist und ging nun abwärts in Richtung eines sandigen Strandes. Nach einiger Zeit kam er dort an und lies sich bequem im warmen Sand nieder und wandte seinen Blick zum Meer hin. Ein sanfter Wind sorgte für eine leichte Gischt am Meeresufer, vermischt mit Kleintieren wie Muscheln und scheuen Krabben. Das Licht brach in den Wellen der Brandung, so dass die schäumende Gischt wie ein Regenbogen das Zusammenspiel zwischen Licht und Wasser spiegelte.



Merkur hatte keine Eile, so wie es oft der Fall ist, und so benutzte er seinen geflügelten Helm und ebenso geflügelte Schuhe nicht. Er wusste, dass Neptun Stille und Ruhe schätzt, damit er auch bereit ist aufzutauchen und sichtbar wird. Mit einem Male zog ein heftiger Wind auf, so dass die Wellen hoch schlugen. Aus einer Wellenfurche tauchten plötzlich Seepferde auf, eine Kutsche ziehend. Wassernixen begleiteten den Tross, stimmten wunderschöne Gesänge an und spielten auf ihren Harfen dazu. Die Kutsche tauchte nun gänzlich aus dem Wasser auf, und wie auf einem Kriegswagen stand der gute Neptun. Mit einer Hand hielt er die Zügel und mit der anderen einen Dreizack, einen wunderschönen, welche mit geflochtenem Tang und blühenden Meerespflanzen verziert war.



Merkur war überwältigt ob diesem traumhaften Anblick, während Neptun seine Kutsche verlies und auf ihm in langsamen und würdigen Schritten entgegenkam.



Neptun: "Da bist du ja mein Freund und ich sehe, dass du meiner Einladung zu einem Gespräch gefolgt bist"! Merkur war sehr erfreut und spürte, dass er herzlich willkommen war. Er öffnete seine Tasche und zog daraus seinen Notizblock nebst Bleistift hervor. Neptun lachte dazu freundlich und sagte, dass er nun bereit sei für all die Fragen.



Merkur: "Euer Erscheinen ehrt mich sehr, und das alles hier lässt mich vor Faszination nur so staunen! Viele Menschen sehen euch als Mythos, als Legende, aber nicht, als dass ihr tatsächlich existiert. Woran liegt es, dass ihr euch den Menschen nicht zeigt?"



Neptun: "Man nennt mich das "zwischen den Dingen schwebende Geheimnis" und meine Natur fußt in der Transzendenz! In diesem zwölften Haus habe ich mein Reich und stehe für die Auflösung, aber auch Erlösung. Zudem bilde ich hier die Keime heran, zusammen mit meinen Brüdern Jupiter und Pluto, welcher hier der esoterische Herrscher ist. Wir sorgen zusammen für die Keime allen Lebens, welche zuletzt immer im ersten Haus hervortreten. Sie treten eine lange Reise an, welche zuletzt im zwölften Haus anzeigt, dass man seine Reise durch den Tierkreis gemacht hat. Ich meide so gut es geht ein Erscheinen in dieser irdischen Welt, da ich mich bei Unruhe und Streitigkeiten sofort in mein Reich zurückziehe".



Merkur: "Ja, aber wenn ihr nicht da seid, dann können die Menschen dich ja nicht wahrnehmen, höchstens vermuten, und so sind sie unsicher und machen dabei nicht selten Erfahrungen was Enttäuschung anbelangt. Wie soll dann eine Erlösung geschehen geschätzter Neptun?"



Neptun: "Ja, so einfach ist es nicht, wobei es im Grunde die einfachste Sache der Welt ist. Ich bin der esoterische Herrscher des Mondes und so ist dieser mit seinem silbernen Faden unzertrennlich mit den Banden der Fische verbunden. Jeder menschliche Mond hat Gefühle, möchte lieben und geliebt sein. Aber ich liebe alle Wesen so, als wenn sie meine Kinder wären. Du musst verstehen, dass ich auch zu denen gehöre, die imstande sind Leben hervorzubringen. Damit zu verstehst was ich meine, nehme ich dich auf einen Besuch in mein Reich mit, und dabei kannst du gerne deinen Notizblock mit Bleistift wieder in deinen Rucksack packen".



Merkur war neugierig und stimmte dem großzügigen Angebot Neptuns zu. Merkur spürte, wie in ihm spontan eine Kraft wirkte, welche seinen Verstand ausschaltete. Aber dafür waren die Empfindungen total in ihm gesteigert. Er glaubte sich aufzulösen und hatte keine Kontrolle über jegliches Geschehen mehr. Alle Konturen aus seiner Umgebung verwischten und lösten sich zuletzt gänzlich auf. Er hatte das Gefühl, als wäre die Zeit angehalten worden. Plötzlich ging eine Sonne auf, welche mehr Leuchtkraft als ein ganzes Universum aller Sonnen im Kosmos ihr Licht ausstrahlen. Das Licht durchdrang ihn vollends, aber es blendete nicht. Das Licht vermittelte ihm spontan die Einheit aller lebenden Wesen. Es kam aus einer Quelle eines Meeres, indem die allumfassende Liebe Gottes spürbar wurde. Himmlische Musik erklang, und in einem jeden Ton nahm er einen Klang wahr, widerhallend wie die Trompeten und Harfen göttlicher Wahrheit.



Aus allen Himmelsrichtungen erschienen so friedliche Gottheiten, auf das Vertrauen wartend, um ihre Pforten begehen zu können. Merkur herrscht im dritten Haus, was dem Norden entspricht, und im Westen, entsprechend dem sechsten Haus. Aber er entschied sich im Osten des zwölften Hauses zu bleiben, weil er zu sich selbst nach Westen in das sechste Haus blicken konnte. Zudem hatte er keinen Grund nicht hier zu bleiben. Merkur befand sich in der symbiotischen Ursuppe der göttlichen All Liebe. Neptun hätte ihn in seiner Großzügigkeit auf ewig verweilen lassen, aber Merkur entsann sich um seine freiwillige Aufgabe, dieses Wissen um die letzte Wahrheit seinen Mitmenschen als Botschaft zu überbringen.



Neptun bemerkte dies rasch und durchschaute prompt die Absichten seines Freundes. Allmählich verschwand für Merkur dieser Zustand mit der göttlichen Einheit und stand im Banne des eben geschehenes Erlebnis. Merkur wusste nun genau, wie und wo er ansetzen konnte. Neptun lächelte mild und lobte die Motivation von Merkur. Er hätte in seinem paradiesischen Reich auf ewig verweilen können. Aber Merkur machte es sich zum Ziel die Menschen diese göttliche Botschaft überbringen zu können. Er verabschiedete sich mit einer endlos innigen Umarmung von Neptun, schnallte seine geflügelten Stiefel um und setzten seinen ebenso geflügelten Helm auf. So erreichte er das sechste Haus, da auch hier der Mond als esoterischer Herrscher sein Reich hat. So fragte er den Mond, wie es am besten für den Menschen machbar sei, an diese Urquelle der All Liebe heranzukommen. Der Mond sprach aus Erfahrung und sagte, dass es hier um den Ausgleich zweier Pole auf dieser Achse ginge, und dass beide ein großes ganzes ergeben.



Der Mond: "Die Menschen brauchen den notwendigen Ausgleich, indem sie hier im sechsten Haus ihren Alltag im Leben meistern. Und im zwölften
 
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Merkur trifft auf seiner Reise Uranus.





Da Uranus nicht im zwölften Haus anzutreffen war, schnürte Merkur erneut seine Flügelschuhe um und setzte den geflügelten Helm auf. Rasch schwang er sich in die Lüfte mit dem Ziel das elfte Haus aufzusuchen, besser gesagt ein Traumschloss. Schon aus weiter Ferne sah Merkur hohe Türme eines schneeweißen Palastes, von Vögel umkreist. Der Palast schien in den Wolken zu liegen, und zusehends nahm alles was er sah Form und Konturen an. Rechts davon sah Merkur die hohen Gipfel des Steinbock, welcher wohl der höchste Punkt dieser Erde ist. Und neben diesem Dach der Welt thronte Uranus neben Saturn in diesem Haus.



Merkur umflog noch wie ein spielendes Kind einige male die wunderschönen Türme, und er sah, dass der ganze Palast nebst Stadt aus Elfenbein gefertigt war. Straßen und Plätze aus Marmor waren von einer seltsamen, aber wunderschönen Natur umgeben. Aus dem Wolkengebirge floss reichlich Wasser, welches über endlose Kaskaden in angelegte Teiche und Seen mündete. Merkur landete sehr elegant und entschloss sich dazu einen Rundgang zu machen. Er ging zu einen groß angelegten Garten, deren Weg durch die Berge zum Palast führte. Nach einer Zeit sah Merkur einen funkelnden Baum in voller Blüte stehen. Als er näher kam, sah er, dass die Früchte aus edlen Steinen waren, und sie glänzten und spiegelten sich im Licht der Sonne.



Er beschloss unter dem Baum ein wenig zu verweilen und schaute nach seinen Notizen und wollte sich ein wenig auf die Begegnung mit Uranus vorbereiten. Bunt gefiederte Vögel hatten ihre Nester auf diesem Baum, der nicht von dieser Welt zu sein scheinte. Mit ihrem Gezwitscher und Gekreische machten sie einen mächtigen aber angenehmen Lärm, das alles belebte. Aber Merkur fand unter dem Baum nicht die nötige Ruhe, um seine Fragen auf dem Schreibblock zu bringen. Und so machte er sich zu einem Marktplatz auf, um sich über alles hier erkundigen zu können. Am Rande des Platzes stand ein uralter Baum, welcher bereits versteinert war, aber immer noch in Pracht und Blüte dastand.



Unter dem Baum saß ein sehr alter Mann. Er bemerkte Merkur, starrte ihn einige Zeit an und winkte im zu, auf dass er neben ihm Platz nehme. Der Mann schaute zu Boden und eine Kapuze verdeckte zunächst sein Gesicht. Langsam hob der Alte sein Haupt hoch und schaute Merkur durchdringend an. Merkur wurde immer neugieriger und sagte:



"Guten Tag alter Mann. Ich bin auf der Suche nach Uranus, und vielleicht könnt ihr mir den Weg zu ihm zeigen oder wenigstens beschreiben?"



Der Mann entgegnete:



"Junger Mann, ihr sucht Uranus? Ausgerechnet diesen? Ihr müsst wissen, das ich der gute und alte Saturn bin. Und ich muss sagen, dass Uranus mich hier im Wassermann ständig in Bewegung hält, was für mich nicht selten anstrengend ist! Schaut euch diese wunderschöne Stadt an, all die Gärten, Teiche und Bäume. Und all dies ist mein Werk. Kaum habe ich es vollendet, macht Uranus seine Runde und sagt dann, dass alles noch viel einfach und besser sein könnte". Nichts kann ich ihm Recht machen, denn kaum habe ich seine Vorschläge angenommen und umgesetzt, kommt er mit neuen und nicht selten verrückten Ideen zu mir, welche ich realisieren und erden soll".



Saturn weiter: "Meine Tradition stellt der gute Uranus immer wieder in Frage und sorgt dafür, dass ich seine Ideen prüfe und für gut befinde. Aber da ist auch viel Unsinn aus meiner Sicht dabei, und so haben wir ständig Konflikte. Es mag auch daran liegen, dass der Wassermann ein aktives Zeichen ist, und ich komme mir so vor, als wenn jemand den Uranus vor meine Nase gesetzt hätte". Im Steinbock dagegen fühle ich mich weitaus wohler, da dort kein anderer Planet meine Regentschaft in Frage stellt".



Merkur: "Ihr seid also der gute Saturn, und seid mir als der "Hüter der Schwelle bekannt. Ich habe schon oft darüber nachgedacht, was dies bedeuten könnte. Ihr könnt sozusagen die Zeichen jederzeit wechseln und steht dabei sogar den beiden Lichtern Mond und Sonne gegenüber".



Saturn schmunzelte und fühlte sich ein wenig geschmeichelt. Er zog einen geschliffenen Bergkristall aus seinem Umhang hervor, welcher augenblicklich unter den Strahlen der Mittagssonne ganz bunt zu funkeln begann. Er legte seine Kapuze ab, so dass dichtes und silbernes Haar zu sehen war.



Saturn: "Du fragtest nach dem "Hüter der Schwelle nach. Und ich kann dir sagen, dass ich im Steinbock über alles irdische bestimme, wohl im Wissen, dass alles vergänglich ist. Ich bin sozusagen für das Irdische zuständig und sorge dafür, dass alles im Gleichgewicht steht. Im Gleichgewicht der Evolution. Auch bin ich der Hüter der Zeit und bin dafür bekannt, dass ich alle Dinge auf ein natürliches Maß beschneiden kann, zum Wohle der Gesamtheit auf dieser Mutter Erde. Im Steinbock ist mein Blick dieser irdischen Welt zugewandt und im Wassermann wurde mir bewusst, dass es noch ganz andere Welten und Erscheinungen gibt, so wie dies der irdische Mensch wahrnimmt. Alles irdische ist zeitlich begrenzt, und es nur eine Frage der Zeit, bis es sterben muss!"



Merkur: "Ihr kommt mir wie eine Art Torwächter vor, welcher doch seine Regeln vorschreibt, um alles im Gleichgewicht halten zu können. Ich verstehe es so, dass ihr mit einem Auge auf die irdische Welt blickt und mit dem anderen in das, was man die transzendente Welt nennt".



Saturn: "Das stimm was zu sagst lieber Merkur. Ich habe doch ein wenig von Uranus lernen können. Materie bedeutet Körperlichkeit. Aber ich kenne auch eine, welche man als geistige Körperlichkeit oder als Astralkörper beschreiben kann. Uranus hat mir immer wieder von der Unsterblichkeit der Seele erzählt, und alles hat er von Neptun und Pluto erfahren. Ich bin mir bewusst, dass auch ich die Grenzen zu diesen Ebenen lüften und freigeben kann. Aber besonders der Mensch soll sich alles in seiner Welt der Polaritäten und Gegebenheiten bewusst darüber sein, dass es hierfür kosmische Regeln gibt. Und diese sollten eingehalten werden, um eine Struktur als Basis der eigenen Weiterentwicklung heranzubilden".



Merkur: "Also geht es darum, so etwas wie etwas Überpersönliches in sich zu finden, und so viel ich mitbekommen habe, sind Uranus, Neptun und der Pluto eine Art Vermittler zu diesen Ebenen. So gesehen sind es Transformationsplaneten. Daher ist es wichtig guter Saturn, den Uranus aufzusuchen, um mehr Informationen von ihm zu erhalten. Könntet ihr mir bitte den Weg zu ihm weisen"?



Saturn: "Soviel ich mitbekommen habe hat sich Uranus auf den Weg in das siebte Haus gemacht. Dort ist er der esoterische Herrscher, wobei ich dort ebenso hierarchisch über die exoterische Venus herrsche. Uranus bemängelt wohl die ganzen persönlichen Beziehungen unter den Menschen, indem zumeist die Kommunikation über drahtlose Verbindungen der Fall ist. Das sind wohl diese kleinen Handtelefone, die mit allerlei zusätzlichen Möglichkeiten ausgestattet sind, wie Internetzugang. Neulich war ich selbst dort und nach dem rechten zu sehen. Dabei sah ich an einem Kinderspielplatz sieben Kinder auf einer Bank sitzen, und ein jeder starrte in sein Handtelefon und tippte fortwährend daran herum. Mir wäre es lieber, wenn die traditionelle Form persönlicher Kontakte und Unterhaltung weiter Bestand hat, auch wenn diese von Uranus und Neptun geschaffenen Möglichkeiten vieles erleichtern. Aber die Menschen sollten sich auf ein gesundes Maß beschränken, nicht aber süchtig werden, nach all dem, was die Technik zu bieten hat".



Merkur: "Ich kann verstehen was ihr meint. Aber mir wäre wichtig Uranus zu finden, damit ich meine doch komplizierten Fragen an ihm stellen kann". Saturn schaute auf und zeigte mit seinen runzeligen Fingern auf den Baum, unter welchen Merkur gesessen hatte. "Gehe an diesem Baum vorbei und halte dich in Richtung des Palastes. Oben kommst du an eine Hängebrücke und dahinter wirst du wohl den guten Uranus antreffen".



Merkur bedankte sich und sagte, dass er nach dem Besuch bei Uranus Saturns Reich im Steinbock aufsuchen möchte. Saturn fühlte sich ein wenig geehrt und sagte zu Merkur, dass er ihn gerne auf dem Dach der Welt besuchen könne. Der Ordnung halber wies Saturn Merkur abschließend darauf hin, dass er der Herrscher des ganzen fixen Kreuzes sei. Dabei schaute er ein wenig erhaben und war voller Stolz hierüber erfreut.



Merkur machte sich sogleich auf den Weg und saht wieder den wunderschönen Baum mit all seinen Blüten und Früchten aus Edelsteinen. Sie glitzerten gleich einem Regenbogen und brachen fortwährend ihre farbigen Strahlen, dessen Anzahl sieben Farben ergab. Merkur dachte, dass dies auch mit den sagenumwobenen sieben Strahlen zu tun haben müsse. Nach dem Baum führte der Weg weiter und dabei wurde es immer steiler und auch anstrengender. Wasserfälle ergossen sich aus dem Gebirge, so dass auf der linken und rechten Seite der gepflasterte Weg wie durch eine Mitte führte. Weit oben kam er an die beschriebene Hängebrücke, welche eine unsagbar tiefe Schlucht überspannte.



Es schien, als wenn der Palast nicht mehr mit der irdischen Erde verbunden ist. Vielmehr schwebte er auf unzählige Wolken. So ging er über die Brücke und trat durch ein hohes Tor. Er kam in das innere und erblickte inmitten des großen Platzes einen wunderschönen Garten. In der Mitte stand ein großer und sehr tiefer Ziehbrunnen, und ein Mann schöpfte mit einem Eimer ständig Wasser und leitete es zu einer Quelle speisend, welche sich auf den Weg zur Erde machte. Merkur wurde neugierig und fragte den alten Mann, warum er das Wasser aus dem Brunnen schöpfe und er dieses zur Quelle leitete.



Der alte Mann: "Ich gieße das Wasser allen Lebens aus diesem Brunnen, damit es die Dürstenden auf der Erde trinken können, und hierfür bin ich immer bereit. Vor langer Zeit stand mein Firmament weit im Osten. Und so glaubten die Ägypter, dass ich die Quelle des Nils bin. Dort, wo der weiße und schwarze Nil sich zu einem großen Strom vereinen, leite ich dieses göttliche Wasser hinzu. Und die Ägypter glaubten auch daran, da sie mein Sternbild über diesen Quellen sahen und dachten, ich speise die Quelle dieses großen Stromes".



Merkur: "Guter Mann, könntet ihr mir vielleicht zeigen, wo ich den Herrscher dieses Palastes auffinden könnte"? Der Mann entgegnete:



"Ihr steht vor ihm, denn ich bin der Uranus, sozusagen ein Ur-Ei der Schöpfung! Ich habe euch bereits im Anflug beobachtet und auch mitbekommen, dass ihr dem alten Saturn begegnet seid. Ich hoffe nur, dass Saturn wenigstens ein paar gute Haare an mir gelassen hat. Für mich ist er schon ein wenig träge und er braucht manchmal viel zu lange, um meine Ideen und Vorschläge anzunehmen. Er scheint alles mit seiner diamantenen Lupe zu betrachten und findet entsprechende Argumente, welche mich ausbremsen aber ebenso hinterfragen lassen. Saturn mag die Tradition verkörpern, aber ich stehe für die Erneuerung und die perfekte Ökonomie. Leider kann ich nichts dafür, wenn die Menschen manche Ideen missbrauchen und zuletzt die Regeln von Saturn überschreiten. Zuletzt kann ich die Notbremse ziehen, so dass schon mancher buchstäblich aus den Wolken seiner Ideen auf den harten Erdboden gelandet ist.



Merkurs Intellekt schien mit einem male alle Zusammenhänge zu verstehen, in eine Art Gesamtschau zu bringen, so wie ein Vogel weit über den Gipfeln schwebt und die ganze Landschaft darunter erkennt, das ganze Panorama. Zugleich konnte er wie der Adler jedes noch so kleine Detail da unten sehen, sobald er den Fokus darauf richtete. Er schaute nochmals in seine Notizen, und dabei sah er, dass der gute Uranus auch für so etwas wie schöpferische Intelligenz in sich trägt. Eine Intelligenz, welche nicht selten abstrakt daherkommt. Sie ist wohl dem menschlichen Verstand hoffnungslos überlegen.



Merkur: "Euer Verstand fußt wohl auf empirischer Intelligenz, und ihr wisst wohl über Dinge Bescheid, welche die meisten Menschen noch gar nicht erfahren haben. Ihr schöpft göttliches Wasser aus den tiefen Brunnen Neptuns. Daher frage ich mich, warum dieses Wasser bei so wenig Menschen wirkt, oder warum sie davon nichts bemerken".



Uranus: "Ja lieber Merkur, da kannst du dich bei Saturn schlau machen. Du kennst ja seine Ringe, welche am Nachthimmel so schön glitzern. Der Ring als solcher mag auch für den Lebensbund eine Rolle spielen, indem sich die verheirateten Paare einen Ehering gegenseitig über die Finger ziehen. Aber bedenke das Wort, welches auch besagtes Ringen nach Wahrheit benötigt. Ein Ringen darum, um auch die Existenz und dazu alles notwendige erreichen zu können. Schau mal auf das Wort "Acker" und man findet darin auch die Tatsache, dass der Bauer mit großer "agere" - Anstrengung mit seiner Egge die Furchen zieht, damit er die Saat einpflanzen und später ernten kann, sobald alles reif geworden ist. Der Ring ist auch als Ringreif bekannt. Saturn verlangt, dass der Mensch sich freiwillig den irdischen Begrenzungen unterordnet. Ist dies geschehen, dann übersteigt er die Grenzen, welche ihn von mir trennen".



Merkur hörte gebannt und andächtig genau zu was Uranus ihm sagte. Merkur stellte die nächste Frage, wieso Uranus so oft als unvorhersehbar und als das plötzliche gesehen wird. Oder warum er immer wieder absolut unvorhergesehen Fakten schaffen kann, was ebenso sehr unpersönlich und entfremdend wirkt und wieso dies alles so sein muss.



Uranus: "Diese Unvorhersehbarkeit kommt davon, weil der Mensch nicht genau hinschaut und zumeist über seinen Saturn zu stark an die irdischen Bedingungen der Erde gebunden ist. Aber das kann zuviel sein, wenn in diesen Gehirnen alle Energie auf die Welt gerichtet sind und meist so gut wie gar nicht nach innen gerichtet werden! Dies hat mir längst mein esoterischer Herrscher Jupiter berichtet aus seinen von ihm beherrschten Zeichen und Häusern. Und das Plötzliche ist nur dann der Fall, wenn die Menschen nicht freiwillig auf den rechten Weg kommen. Und so kann ich als übergeordnete Instanz eingreifen und die Karten neu mischen. Schau lieber Merkur, Saturn herrscht über Tag und Nacht und hält alles so im Gleichgewicht, damit die zwei Lichter ihre Bestätigung erhalten. Die Sonne scheint am Tag und dann kommt die Nacht, so dass der Mond zum Zuge kommt. Die Sonne sorgt dafür, dass im Mondzeichen Krebs alles fruchtbar ist und austreibt. Ebenso steht der Mond auch für Volk, jeweilige Kultur und Rassen. Und die Sonne wird in diese eine Hälfte eingeteilt, denn ohne Nacht würde rasch alles auf der Mutter Erde verbrennen. So einfach dies klingt mein kleiner Freund, so tief und komplex sind die Zusammenhänge".



Merkur: "Ich verstehe lieber Uranus, und genauso wäre es nicht gut, sobald nur die Nacht vorherrschen täte. Da würde alles zuletzt im Frost der Dunkelheit zugrunde gehen müssen. Alles hat seinen rechten Platz und Ordnung in der Evolution und sicher auch einen tieferen Sinn, welcher dahinter verborgen scheint. Von Pluto selbst habe ich bei meinem Besuch bei Neptun erfahren, dass hinter dem Stirb und Werde ein unglaublicher Prozess verborgen ist. Pluto nannte dies den großen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt".



Uranus: "Man wird in ein Leben hineingeboren, und im gleichen Moment geht die Verbindung zu dem verloren, woher man gekommen ist Man wird beim irdischen Tode regelrecht in die Welt der Transzendenz hineingeboren, und der Geist wird viel heller, wobei der Körper, der irdische nicht mehr vorhanden ist. Du siehst auch lieber Merkur, dass der Körper zu verwesen beginnt, sobald ihn der Geist verlassen hat. Meine Natur ist transzendent und steht über jede manifestierte Körperlichkeit. Ich mag das erste der drei großen Tore sein, welche zur göttlichen Quelle führen. Sobald sich jemand um diese Göttlichkeit bemüht, dann kann ich meine Blitze der Erleuchtung ausstrahlen, einen Zustand hervorrufen, in welchem man ganz natürlich und organisch dieses aufblitzende Licht erfährt. Aber derjenige, der im Leben steht muss darauf achten, dass er die Bodenhaftung zu der Realität des Saturn nicht verliert. Erinnern wir uns an den guten Prometheus. Er war so mutig, und er hatte aus dem Olymp des Zeus das göttliche Feuer mit einer brennenden Fackel entwendet und es den Menschen übergeben. Hierfür wurde er von Zeus für seine Frechheit bestraft, da er alles heimlich tat und nicht um die Erlaubnis gefragt hatte. Und so musste er Durst und Leid erfahren jeden Tag, da ihn Zeus im Gebirge an einer Kette befestigte. Jeden Tag kam ein Adler und pickte ihm die Leber heraus. Das ging sehr lange, bis ihn der mutige Herkules wieder aus seiner Gefangenschaft befreien konnte."



Merkur: "Man darf dieses Licht erfahren, aber niemals versuchen es besitzen zu wollen und Macht darüber zu haben. Besser ist es, sobald man eine Ehrfurcht vor diesem Licht hat, im Wissen, dass es göttlichen Ursprungs ist. Man sollte besser versuchen und sich bemühen, indem man im Sinne dieses so unbeschreiblichen Lichts handelt".



Uranus: "Ja so ist es mein lieber Merkur, nach mir kommt das Licht der göttlichen Einheit, und man erreicht es dann, sobald man diese All-Liebe an seine Mitmenschen gibt. Man kann ja zu jedermann lieb und zuvorkommend sein, und das wäre der richtige Ansatz. Im Grunde genommen erfährt der Mensch immer wieder Liebe, und diese menschliche Liebe ist nur ein kleiner Funkenglitzer der göttlichen Liebe. Schaut man das Leben als solches an, dann ist es eine Möglichkeit diese göttliche Liebe zu suchen, zu leben und sie weiterzugeben. Das ist ein Prinzip des guten Neptun, denn seine Liebe verzeiht zuletzt alle Fehler und er weiß, dass alle Geschöpfe aus der gleichen Quelle hervorkommen und dort ihren einheitlichen Ursprung haben".



Inzwischen kam der alte Saturn hinzu. Er wollte noch ein wenig an diesen Gesprächen teilnehmen, hörte aber zunächst nur den Worten von Uranus und Merkur zu. Saturn lobte die Fähigkeit Merkurs, der mit seinem Verstand alle aufnehmen und durchdachte Fragen stellte. Und so fragte er selbst nochmals nach Pluto, welcher sozusagen die letzte Instanz der drei großen Tore zur Wahrheit verkörpert.



Uranus: "Ich habe euer nachdenkliches Gesicht bemerkt lieber Saturn. Daher sage ich noch einmal, dass Pluto die letzte Instanz aller Instanzen verkörpert. Er entspricht dem Schöpfer gleich unzähliger Urknalle. Und er entscheidet, ob jemand für immer in seinem göttlichen Reich verweilen darf oder nicht. Und das erfordert ungemein viele Erfahrungen und auch Prüfungen, die im Leben wie Fallen sein können, in welche man hineinfallen kann. Oft ist es die Versuchung, die auftaucht, sobald man Macht und Besitz hat und doch nicht gelernt hat damit umzugehen".



Merkur war sichtlich tief beeindruckt, und er hatte mehr erfahren, wie er sich es erhofft hatte. Sein Blick richtete sich zu Saturn. Dieser schaute zuerst Uranus an und zuletzt Merkur. Mit einem stillen Kopfnicken machten sich die zwei nun auf in das Dach der Welt zu treten, in den Steinbock.
 
Als Merkur zusammen mit Saturn zum Dach Merkur zu Besuch bei Saturn im Steinbock.

der Welt in den Steinbock wanderte, stellte er fest, dass dieser ein gutes Stück höher lag, als der Palast des Uranus. Vom Wassermann aus gesehen schien es, als wenn dieser höher liegt als das Dach der Welt. Er staunte und war zugleich von diesem gigantischen Anblick überwältigt. Vom höchsten Punkt aus gesehen sah er, wie tief die Schluchten bis zur Erde hinabreichten. Sie überquerten einen mächtigen Gletscher und vorsorglich schnürte sich Merkur seine geflügelten Schuhe und an und setzte seinen Helm auf. So war er sicherer und wusste, dass er, falls er ausrutschte, sich jederzeit befreien und nicht abstürzen konnte.

Es ging noch ein langes Stück weiter, bis die zwei vor einer großen Höhle standen. Als sie eintraten, sah Merkur, dass die ganze Höhle voller Bergkristalle war. Einer schien schöner zu sein wie der andere, und ein jeder spiegelte das Licht wider. Dabei schaute er nach oben und sah, dass die mächtige Höhle gleichsam einem Krater ihr Licht von der Mittagssonne bezog. So war es dort hell wie der Tag und durch die Sonneneinstrahlung war es weitaus wärmer in dieser Grotte aus Kristall und seltenen Steinen. In der Mitte der Höhle stand eine Säule aus reinen Diamanten. Davor lagen Ziegenfelle auf dem Boden, Pelze aus Schafswolle, umringt von unzähligen Kräutern und Bergblumen.

Saturn: „Mein Freund, hier wohne ich und hier habe ich meinen Platz. Diese Mineralien habe ich in unendlich langen Prozessen erschaffen. Die Berge leben musst du wissen und sind immer in Bewegung. Und so entsteht der notwendige Druck, dass ich zuletzt aus der Kohle den Diamanten hervorbringen kann. Hier oben ist man dem überirdischen Licht sehr nahe, so dass ich mich immer wieder überwinden muss, diesem Licht den Rücken zuzuwenden, um meine doch vielfältigen Aufgaben erfüllen zu können“.

Merkur: „Ich bin schlicht und einfach überwältigt von diesen mächtigen Bergen und dieser wunderschönen Kristallgrotte! Und ich habe das Gefühl, als wenn ich von hier oben die ganze Welt erblicke, mit all ihren Wäldern, Flüsse, Seen und Meere. Aber ebenso bezaubernd ist diese tiefe Ruhe. Ihr seid also der Herrscher dieses Reiches und sorgt wohl dafür, dass alles im Gleichgewicht bleibt und alles seinen Platz hat“.

Saturn: „Ja so ist es lieber Merkur, aber auf Dauer ist man hier oben auf sich alleine gestellt und ebenso ist es einsam. Aber ich bin ja nicht fortwährend in meinem Domizil, sondern muss immer zur Mutter Erde hinunter und dort nach dem rechten sehen. Besonders die jungen Menschen haben noch so wenig Erfahrung im Leben sammeln können, so dass ich sie aufsuche, an der Hand nehme und sie zu meinen Gipfel begleite und ihnen zur Seite stehen, falls sie dies auch wollen. Die jungen Menschen sind dabei echte Lebenserfahrung zu machen, und so kann ich begleitend und korrigierend beistehen“.

Merkur: „Ich habe mir schon so oft vorgestellt, dass diese Jugend und auch Kindheit im Mond begründet ist, dem Zeichen, welches dir genau auf der vertikalen Ebene gegenüberliegt. Mein guter Saturn, du brauchst für deine lange Reise durch den Tierkreis weit über 29 Jahre, eine Reise, welche von der Sonne aus gesehen für den Mond 29 Tage dauert. Das ergibt etwas abgerundet um die 365 Mondauslösungen, also Lunationen. Und es erstaunt mich nicht minder, weil ein Jahr genau so viele Tage zählt. So gesehen wird es wohl so sein, dass der Mond in so einer langen Zeit von über 29 Jahren heranreift und mit seiner Lebenserfahrung der Reife eines Saturn gleichkommt“.

Saturn: „Du hast richtig nachgedacht mein geschätzter Merkur. Und rechne ein wenig weiter und lege drei Umläufe meinerseits hinzu, so dass man auf bald 84 Jahre kommt, eine Zeit, welcher einer Umrundung meines oft nervigen Uranus gleichkommt. Und nun rechne die unzähligen Mondzyklen hinzu, so kommst du in dieser langen Zeit auf 1044 Lunationen, von der Sonne aus gesehen wohlgemerkt. Man könnte auch sagen, dass es deren 1000 sind und für diese doch geringen Abweichungen ist der Uranus zuständig, dessen Denkmuster nicht selten anders sind, als die der Menschen“.

Merkur: „Ihr kennt euch bestens aus mit diesen kosmischen Räderwerken, welche auf die Mutter Erde ständig einwirken und so etwas wie eine dauerhafte Evolution mit sich bringen. Mir kommt sogleich in den Sinn, dass der Uranus bei drei Umrundungen um den Tierkreis um die 242 Jahre benötigt, also auch beinnahe das dreifache vollendet, um einen Umlauf von Pluto gleichzukommen. Und der gute Neptun braucht fast doppelt so lange wie Uranus für diese große Strecke benötigt, also beinahe 165 Jahre"!



Saturn: "Das passt und du siehst, wie diese Zeiten gleich eines großen Uhrwerks ihre Zeiger bewegen und so eine Uhr anzeigen, welche die weltlichen Uhren bei weitem übertrifft. Früher nannte man mich den Kronos, und schon die frühe Menschheit beobachtete den Lauf der Gestirne. Zuletzt hat man so den Chronometer entdeckt, der die Zeit uns in Stunden, Tage, Wochen und Jahre einteilt. Unsere Uhren funktionieren auf die Sekunde genau und zeigen an, wie spät es ist. Aber ebenso muss ich anmerken, dass es im Grunde genommen so etwas wie Zeit gar nicht gibt. Sie existiert nicht. Aber mit unserer Körperlichkeit können wir diese Zeit subjektiv wahrnehmen, wobei das Leben selbst die Phasen von Geburt, Kindheit, Lebensblüte bis hin zum altern und zum Tode gemessen werden kann. Aber Zeit ist relativ und somit faktisch unendlich".



Merkur: "Also stehen über diesem Zeit - Raumgefüge die Transformationsplaneten dahinter. Sie mögen wohl die Ursache für alles mögliche sein, stehen aber dort, wo man jenseits von Zeit und Raum ist und Zeit sich in einer Art ständig gefühlten Ewigkeit sich bemerkbar macht. Sie sind die Ursachen aller Ursachen, aber selbst nicht diesem Stirb und Werde ausgesetzt, so wie es im manifestierten Kosmos der Fall ist. Ich kann die Zeit in unendlichen Zahlen darstellen. Aber zu jeder Zahl kann ich am Ende wieder einen oder tausend Nullen anhängen, so dass es unendlich wäre. Aber ebenso kann ich eine Zahl unendlich teilen, auch wenn sie noch so klein sein mag".



Saturn: "Ja, Uranus sagt hierfür Makro- und Mikrokosmos. Ob nach innen oder außen, der Platz ist unendlich, so wie der gesamte Kosmos. Die Wissenschaftler auf unserer Mutter Erde sind gescheite Leute, aber bisher sind sie den Geheimnissen der Schöpfung relativ wenig nahe gekommen. Ich fordere selbst immer wieder empirische Beweise. Aber auch die Wissenschaftler gehen meist nur von Physik und sichtbaren aus. Und sie vergessen dabei, dass alles von Anfang da war. Und den Anfang suchen sie zu finden, in welcher der bekannte Urknall der Fall war. Manche gehen da über 15 Milliarden Jahre zurück. Und sie können auch das Alter unserer Sonne bestimmen und die Evolution der Erde zurückverfolgen. Aber ebenso könnten sie sich fragen, was wohl vor diesem Urknall war, und wer zuletzt die Ursache hierfür ist".



Merkur: "Das ist ja alles so spannend, und wenn ich diese so genannten schwarzen Löcher hinzuziehe und sehe, dass diese alles wieder verschlucken und aufsaugen. Da herrscht so eine Dichte, dass sie fähig ist einen Planeten wie die Erde zu einer Größe einer Erbse zusammenpressen kann, ohne das ihr Gewicht sich verändert hätte. Ich denke, dass es ein verschlucken und einem ausspucken entspricht, und so die zeitlichen Dimensionen mühelos relativiert. Dort ein Urknall und hier ein schwarzes Loch. Da verschluckt die Dunkelheit jedes Licht, um zuletzt wieder als Urknall irgendwo im Kosmos hervortreten zu können. Ich selbst bin in der glücklichen Lage all diese Orte in Lichtgeschwindigkeit mit meinen Flügeln erreichen zu können, auf alle Fälle auf der Ebene meiner Gedanken".



Saturn: Trotzdem frage ich mich immer wieder, wieso und warum alles so ist. Aber Uranus gibt mir immer wieder solche Geistesblitze mit auf den Weg, so dass ich immer wieder hinzulerne und das Spektrum und die Bandbreite meine bisher gemachten Erfahrungen hinzufügen kann. Dann ist es saturnisch und nicht mehr uranisch, wenn du verstehst was ich damit meine. Jede Galaxie wird geboren und muss trotz unendlicher Äonen von Zeit wieder vergehen. Es wird aufgesaugt und am anderen Ende kommt wieder neues Licht und Leben hervor. Das Licht kommt aus der Dunkelheit, so hat es mir jedenfalls der gute Pluto gesagt. Aber meine Aufgabe ist es zuletzt, dass ich den ganzen Laden zusammenhalte, so wie das ganze fixe Kreuz eben. Alles was dem Leben gut tut, was es benötigt ist meine Aufgabe. Und hier im Steinbock bin ich zwar passiv, aber hier stehe ich ebenso im kardinalen Kreuz und nicht im fixen. Da wird von mir Leistung verlangt, und ich muss pflegen, schützen, behüten, für Wachstum und Reife sorgen und Uranus verständigen, damit so etwas wie ein kosmischer Plan auch reibungslos funktionieren kann. Oft funktioniert dies nur bedingt, und so muss ich eingreifen und die Regeln der lebendigen Gemeinschaft zurechtrücken".



Merkur: "Mir ist bewusst, dass dieses kardinale Kreuz auch den Krebs, den Widder und die Waage aktiviert und nicht nur den Steinbock. Daher bist du wohl der hierarchische Herrscher der Waage und dem siebten Lebens- besser gesagt Erlebensfeldes in diesem Zeichen und Haus. Eine jede Begegnung steht auf der persönlichen Ebene unter den Waagschalen der Waage, welche ihren Übergang in den Skorpion durch das Sternbild des Schlangenträgers verbunden wird. Irgendwann hat man dem Skorpion seine Scheren abgeschnitten und es der harmonischen Waage zugeordnet. Darum achte ich darauf, dass jeder in der persönlichen Begegnung sein bestes in die Waagschalen wirft, damit notwendige Balance und Ausgleich der Fall ist. Und die Themen der Liebe und Partnerschaft sind so alt wie die ganze Menschheit. Also greift ihr ein, sobald ihr es für notwendig befindet geschätzter Saturn".



Saturn: "Ja mein lieber, so ist es. Die drei Kreuze senden die Impulse und werden von unseren geschätzten Planeten der geistigen Ebene unterstützt. Die sieben Strahlen ergeben drei Haupt- und vier Nebenstrahlen. So gesehen herrscht Pluto über das kardinale Kreuz mit dem ersten Hauptstrahl von "Wille und Macht". Der liebevolle Neptun beherrscht das veränderliche Kreuz und somit trägt er den zweiten Hauptstrahl mit "Liebe und Weisheit". Zuletzt bringt der Uranus im fixen Kreuz eingerostete Strukturen vorwärts mit dem dritten Hauptstrahl "Aktive Intelligenz". Diese drei Instanzen sind die Antriebsfedern unserer Evolution. Aber auch die Nebenstrahlen sind ebenso notwendig und nützlich wie die drei Hauptstrahlen. Sie symbolisieren die drei Vater- Mutter- Kindgottheiten.



Merkur: "Das ist für mich höchst interessant und aufschlussreich lieber Saturn. Vater, Mutter und Kind ergibt eine Familie und so gesehen wäre dies die göttliche. Als Hauptstrahlen sind es übergeordnete Instanzen, und sie haben wohl starken Einfluss auf die Menschheit als solches. Und was sind diese vier Unterstrahlen"?



Saturn: "Unsere Schöpfung kommt aus dem transzendenten Äther hervor, was wohl ein bedeutendes Element im Kosmos ist, oder auch ein Temperament. Aus diesem Äther kommt das Licht, das Feuer, das Wasser, die Luft und die Erde hervor. Diese vier Elemente sind notwendig, um zuletzt einen Planeten wie die Erde es ist erschaffen zu können. Ebenso sind sie mit spezifischen Energien ausgestattet. Aber die sieben Strahlen darf man hier nicht mit den Zeichen- und Häuserherrschern verwechseln, weil sie ganz andere Eigenschaften vorweisen. Für das Feuer ist der Mars zuständig, und so steht er für den sechsten Nebenstrahl von "Idealismus und Hingabe". Für die Erde ist hier der Jupiter zuständig und so herrscht er über den siebten Nebenstrahl mit "Zeremonielle Magie". Auch ist er hier der Wissenschafts- und Organisationstyp. Hier ist er in der Lage seine Visionen regelrecht erden zu können. Jetzt kommt dein Strahl geschätzter Merkur. Es ist der Strahl der Luft, der fünfte Merkurs mit dem "Konkretes Wissen". Und zuletzt wird der Venus der vierte Wasserstrahl mit "Harmonie durch Konflikt" ersichtlich. Sie assimiliert ständig, filtert aus, so lange, bis das für sie beste übrig geblieben ist. Aber im Leben reibt sich viel und so filtert man aus, wie man zur inneren Harmonie kommt, so dass sie sich auch wohl fühlt und aufblühen kann".



Merkur war voller Stolz erfüllt, als er erfuhr, dass er den fünften Strahl hat und der Träger davon ist. Aber er war nachdenklicher geworden, nachdem er weitere Einblicke gewonnen hatte und notieren konnte. Über das Wissen der esoterischen Planetenherrscher ahnte er tiefe Verbindungen zu diesen sieben Strahlen. Aber es war nicht so einfach alles nachvollziehen zu können. Er entsann sich dieser Regenbogenbrücke mit ihren sieben Farben und kam auf den Begriff der "Tabula Smaragdina" Dieser Smaragd steht auch für die Grundlagen der Alchemie, sowie für die hermetischen Gesetze von "Wie innen so außen, wie oben so unten". Und der Begriff "Hermetisches Gesetz" beinhaltet auch Merkur, der lange zuvor Hermes genannt wurde. Er zeigte seine Einträge dem Saturn und auf diesen stand eine kurze Abhandlung davon:

1. Wahr, wahr, kein Zweifel darin, sicher, zuverlässig!

2. Siehe, das Oberste kommt vom Untersten, und das Unterste vom Obersten; ein Werk der Wunder von einem Einzigen.

3. Wie die Dinge alle von diesem Grundstoff durch ein einziges Verfahren entstanden sind.

4. Sein Vater ist die Sonne, seine Mutter der Mond; der Wind hat ihn in seinem Bauch getragen, die Erde hat ihn ernährt.

5. Er ist der Vater der Zauberwerke, der Behüter der Wunder, vollkommen an Kräften; der Beleber der Lichter.

6. Ein Feuer, das zu Erde wird.

7. Nimm hinweg die Erde von dem Feuer, das Feine von dem Groben, mit Vorsicht und Kunst.

8. Und in ihm ist die Kraft des Obersten und des Untersten. So wirst du zum Herrscher über das Oberste und das Unterste.

Weil mit dir ist das Licht der Lichter, darum flieht vor dir die Finsternis.

9. Mit der Kraft der Kräfte wirst du jegliches feine Ding bewältigen, wirst du in jegliches grobe Ding eindringen.

10. Gemäß der Entstehung der großen Welt entsteht die kleine Welt, und das ist mein Ruhm.

11. Das ist die Entstehung der kleinen Welt, und danach verfahren die Gelehrten.

12. Darum bin ich Hermes der Dreifache genannt worden.



Saturn war zutiefst beeindruckt von dem, was Merkur da zusammengetragen hatte und befand diese Ausführungen als richtig und stimmig. Saturn sagte, dass er es nicht hätte besser machen und formulieren können. Der Legende nach wurde der grüne Smaragd vor langer Zeit und dessen Schriften in einer der Pyramiden von Giseh versteckt und waren so lange dort, bis man sie im Jahr 1256 entdeckt hatte.



Saturn: "Besonders zum Ende des 19. Jahrhunderts unserer Zeit nahmen Vertiefung und Studien dieser Tafeln einen starken Lauf. Unsere damalige Erdbewohnerin Helena Blavatsky gründete die theosophische Gesellschaft und beschrieb ausführlich in ihren vier Bänden über die "Geheimlehre" die tieferen Zusammenhänge. Später war es noch der Erdenbürger Karl Gustav Jung, der all dieses Wissen in seine damalige humane Psychologie einfließen ließ".



Merkur war verwundert und begeistert zugleich über das große Wissen Saturns und seiner gemachten Erfahrungen. Er wurde sich bewusst, dass er zuletzt die drei letzten Häuser besucht hatte, also den vierten Quadranten. Aber seine Eigenschaft war es immer wieder nach vorne und rückwärts zu laufen. Entweder lief er vor der Sonne vorher, oder hinterher und ab und an Stand er ihr direkt gegenüber, so dass sich seine Haut färbte und daher auch "der kleine Mohr" genannt wird. Von Saturn hat er viel erfahren und so machte er sich für den Abschied bereit, um Jupiter aufzusuchen in seinem Schützen und im neunten Haus.



"Mein Lieber Saturn, nun ist die Zeit gekommen zum Aufbruch. Ich habe so reichliches Wissen erfahren dürfen. Doch möchte ich noch alle verbleibenden Zeichen und Häuser aufsuchen und habe noch viel vor mir liegen. Auch bin ich neugierig auf unseren Jupiter, da ich mit ihm in den Fischen schon Bekanntschaft machen durfte".



Saturn: "Ziehe nur los mein Freund, denn wir können uns sicher bald wieder begegnen, und du bist nicht aus dieser Welt. Ich wollte dir zuletzt nur sagen, dass die alten Planetenherrscher Bestand haben, solange diese Erde lebt. Man hat seit der Entdeckung des Uranus, Neptun und Pluto die bestehenden Herrscher aus ihren Zeichen verbannt, was absolut falsch ist. Diese drei geistigen Planeten herrschen ebenso zusammen mit den bekannten alten Herrschern. Aber vor der Entdeckung dieser Transformationsplaneten finden wir immer wieder in den uralten Schriften Hinweise über deren Existenz. Sie waren ohne Teleskop für die damaligen Menschen nicht sichtbar, aber ihre Leitbilder waren vorhanden. Denke ich nur an die babylonische Göttin der Unterwelt Ereschkigal, welche die Göttin der damaligen Unterwelt war. Hier sieht man ebenso, dass die Transpersonalplaneten andogryn, also gleichgeschlechtlich sind. Und tausende Jahre später schufen die Griechen ihren Unterweltgott Hades, welchen die Römer später Pluto nannten. Ebenso der griechische Gott Uranos, welcher dem Uranus entspricht. Und damals konnte man diese Planeten nicht sehen. Aber diese gescheiten Leute konnten beobachten, dass sich die Abstände von den Planeten in unserem Sonnensystem so immer so gut wie verdoppelten. Und sie ahnten wohl, dass nach Saturn sich weitere, aber nicht sichtbare Objekte verstecken. Und der nicht sichtbare Raum entspricht auch den Bereichen vom Unterbewusstsein eines jeden Geschöpfes. Lieber Merkur, über deinen Besuch habe ich mich sehr gefreut. Richte Jupiter liebe Grüße aus, und sage ihm, dass ich mit dir gelacht habe. Er hat mir mal gesagt. dass ich immer so ernst und streng dreinblicke. Aber soll er doch meinen Platz einnehmen, dann hätte er es auch nicht immer so einfach".



Merkur lachte, winkte noch einmal den Saturn zu und machte sich auf den Weg zu Jupiter in den feurigen Schützen.
 
Merkur im Gespräch bei Jupiter im Schützen.





Merkur wandte sich noch einmal um und schaute andächtig auf die schneebedeckten Gipfel vom Reich Saturns im Steinbock an. Die Landschaft wurde wärmer, umso mehr er die grünen Täler erreichte. Der Übergang von der eisigen Kälte war für Merkur angenehm, und dabei fiel ihm ein, dass der Steinbock schon viel länger den Namen "Ziegenfisch" trug. Die Babylonier sahen schon vor sehr langer Zeit diesen Ziegenfisch, was so gesehen ein Sternbild ergibt vom Wassermann bis zum Schützen hin. So kann es sein, dass um das rote Meer herum der Name geschaffen wurde, da beim Durchlauf der Sonne durch dieses Zeichen Schwärme von Ziegenfischen gefangen werden konnten. Aber der Begriff mag auch damit zu tun haben, dass eine Ziege und ein Fisch ein Tier ergeben. Ein Tier für das Land und das andere für die Meeresbewohner, die Fische.



Die Vegetation wurde immer durchwachsender, und Merkur sah große Felder mit allerlei Blumen, Bäche aus dem Wald hervortreten, an deren Ufer sich das Schilf sanft im Wind wog. Die Landschaft wurde hügelig und auf einem sah Merkur schon von der Weite einen weißen Tempel in der Sonne glänzen. Er war rund und hatte zwölf Säulen. Der Tempel schien das Zentrum der weitläufigen Gegend zu sein, und so ging Merkur mit raschem Schritt darauf zu. Als er ankam, sah er einen geschnitzten Thron aus edlen Hölzern, dessen Lehnen mit feinem Leder ausgekleidet waren. Jupiter saß da und anscheinend hatte er Merkur längst erwartet. Der Gott hielt ein Zepter in der Hand, umringt von allerlei Tieren. Sie spiegelten als Geschöpfe die unermessliche Natur.



Zu Jupiters linken stand ein Steinbock auf einen kleinen Felsblock und darunter lag ein Löwe ihm zu Füßen. Rechts daneben saß ein schneeweißes Schaf, und man konnte sehen, dass es keine Angst verspürte. Und über dem Schaf schwebte ein Adler und dahinter ein ebenso mächtiger Seeadler. Vor Jupiters Füßen krabbelte ein glänzender Skarabäus. An seinem Thron ragte über diesen ein großes Geweih und genau dazwischen schien die Sonne durch. Ein Ehrfurcht gebietender Anblick. Mit einer würdigen Geste lud er Merkur ein Platz zu nehmen und versorgte ihn sofort mit Speis und Trank. Dankbar nahm Merkur diese so großzügige Gastfreundschaft an.



Merkur: "Saturn hat gelächelt, als ich mich von ihm verabschiedete und so streng wie du sagst habe ich ihn nicht wahrgenommen. Er hat mir ungemein viel Wissen mitgegeben. Aber auf dich habe ich mich sehr gefreut, weil wir uns zuletzt in den Fischen gesehen haben. Das Reich über das du hier herrscht kommt den alten Olymp gleich. So viel ich in Erfahrung gebracht habe, war dein Name vor langer Zeit Zeus, und so bist und warst du der höchste Gott im Olymp".



Jupiter: "Das ist richtig, aber zuletzt spielt es für mich keine Rolle, egal wie man mich nennt. Vor langer Zeit nannte mich das Volk der Sumerer "Dapinu", was soviel wie "Erschrecker" bedeutet. Das liegt wohl an meinen Pfeilen, welche ich oft als Blitze auf die Wolken herabregnen lasse, damit der Regen den Boden fruchtbar werden lässt. Und den Donner liefere ich auch gerne dazu". Sogleich reichte er Merkur einen kleinen Kelch mit besten Wein und schenkte sich ebenso einen Kelch voll ein. Dann nahm er einen kräftigen Schluck und wischte sich den Bart ab.



Merkur: "Ich trinke gerne einen Schluck auf euer Wohl, aber mehr auf keinen Fall. Wie mir Freunde berichtet haben, seid ihr kein Verächter von Genüssen, und ebenso hattet ihr viele Affären im Olymp, was mich ehrlich gesagt etwas verunsichert hat. Immer von Wein berauscht kann sicher nicht so gut sein".



Jupiter entgegnete: "Ach ja, das übliche Geschwätz der Leute, die gar nicht verstehen um was es mir geht. Schaut euch meine Geschichten an, dann seht ihr rasch, dass darin immer eine tiefe Wahrheit, ein tiefer Sinn dahinter verborgen liegt. Ich stehe für Optimismus und Lebensfreude, wobei ich für den Genuss das rechte Maß kenne. Ein Glas guter Wein kann Freude bereiten und eine Flasche davon bringt dir nur einen vernebelten Kopf. Also erhöhen kleine Reize die Lebensfreude und große können sie zerstören. Du lieber Merkur bist ein echter Analytiker, indem du meist auf eine Antwort zwei neue Fragen aufwirfst. Sicher, oft liegt der Teufel im Detail verborgen. Aber ich setze all diese Details zu einem Bild zusammen und kann so alles mögliche erfassen und auch beurteilen. Die Erde ist mein esoterischer Herrscher, und so bin ich ständig mit den Menschen verbunden. Ich brauche auch das alles, denn wie könnte ich sonst hier oben existieren? Die Götter bedingen der Menschen und die Menschen bedingen der Götter. Und hier im Schützen sind meine Augen auf die Welt gerichtet, in den Fischen richte ich sie nach innen zur Wesenschau, oder zur Wahrnehmung der Ewigkeit".



Merkur: "Saturn fragte ich vor langer Zeit, wie lange wohl eine Sekunde der Ewigkeit dauere. Und er sagte mir, ich sollte mir einen Vogel vorstellen, der alle 1000 Jahre zu einem Gipfel im Gebirge fliegt. Dann reibt er dort einmal seinen Schnabel, und wenn er den Berg abgetragen hat, dann ist eine Sekunde der Ewigkeit vorbei".



Jupiter: "Hat er dir auch gesagt, dass man eine einzige Sekunde in der Ewigkeit als ewig wahrnimmt? Es geht dabei um die eigene, relativierte Wahrnehmung, und da kann eine Sekunde ewig dauern. In den Fischen habe ich diesen Zugang zur Zeitlosigkeit, welche jedoch immer die Ursache von allem manifestierten Dingen ist. Versuche mehr bildhaft zu verstehen lieber Merkur und bringe dein Wissen in ein Bild zu einem großen und ganzen Verständnis. Das bringt die Erfahrung auch den Sinn vom Nichtsinn zu begreifen. Ich bin auch dazu da den Horizont ständig zu erweitern, sobald jemand an mich glaubt und auch aufsucht. Früher hatten die Menschen immer ihre Opfer gebracht und ließen ihren Weihrauch dort aufsteigen, wo ich und die Milchstraße unseren Platz haben. Kennst du noch die Geschichte von Abel und Kain? Die beiden Zwillinge aus dem dritten Haus, in welchem du der Herrscher bist, bauten ein jeder für sich zwei Altare. Der Rauch von Abel stieg auf, und der von Kain wurde vom Wind seitlich getrieben. Ich selbst habe das Opfer beider aufgenommen und verstanden, dass der Wind im Spiel war. Aber der Kain war so erzürnt, dass er seinen Bruder Abel erschlug".



Merkur: "Ja, das menschliche Ego kann zornig werden wie die Götter, aber sie kennen die weitreichenden Folgen ihres Tun nicht und machen diese schweren Fehler. Da kommt die Dunkelheit zum Zuge, so dass just in solchen Momenten der Hass und die Wut die Oberhand bekommen. Liegt wohl am Mars, dessen esoterischer Herrscher im Widder bin. Hätte Kain ein wenig nachgedacht, hätte die Vernunft gesiegt und nicht diese große Wut. Und mir ist im dritten Haus die esoterische Herrscherin Venus zur Seite gestellt, damit meine Worte auch blumiger werden und nicht so kalt verstanden werden können. Mir werden immer mehr diese tiefen Zusammenhänge der esoterischen und exoterischer Planetenherrschern bewusst. So gesehen herrscht die Venus im zweiten Haus und esoterisch ist sie mit Vulkan/Erde verbunden und somit mit dir geschätzter Jupiter.



Jupiter: "Ja, der Vulkan - Hephaistos ist ein Sohn von mir, und ebenso ist er aus einer meiner Liebschaften und göttlichen Affären entstanden. Er lebt bei der Venus im Untergrund, in einer mächtigen Höhle. Und dort schmiedet er Waffen für Mars und die schönsten Schmuckstücke für die göttlichen Frauen. Aber es ist auch ein Hinweis von mir, indem man seine angeborenen Fähigkeiten in der eigenen Tiefe sucht und zuletzt entdeckt. Die Lernprozesse gehen immer in zwei Richtungen. Zuerst kommt von außen etwas in das zweite Haus und den Stier, dann wird alles assimiliert und verdaut, wo wie die Kuh ihre sieben Mägen hat. Was man behält ist zuletzt die Essenz von dem, was von außen gekommen ist. Dann hat es nach dieser siebenfachen Filterung eine Substanz, welche als Ergebnis zurückgeblieben ist. Und ebenso kann der Prozess von innen nach außen gehen, und nicht selten kommen Menschen zu Wohlstand und auch innerem Reichtum, sobald sie die Tatsache erkannt haben, mit den Dingen zu leben, aber sich von den Dingen nicht leben zu lassen".



Merkur: "Und wie siehst du die Venus - Aphrodite in der Waage und im siebten Haus? Von Uranus habe ich zuletzt erfahren, dass er dort der esoterische Herrscher ist und hierarchisch der Saturn der Herrscher ist. Uranus sagte auch, dass er in unendlich vergangener Zeit immer des Nachts über Gaia, die Mutter Erde herfiel und sie vergewaltigte. So zeugte er Titanen, mich als Sohn und Saturn als meinen Bruder. Und ihr konntet wohl nicht mit ansehen, wie Uranus vorging in dieser chaotischen Ära. Daher hatten sie die List ersonnen, Uranus mit einer Sichel zu entmannen, sobald er sich wieder über die göttliche Mutter hermacht. Und so viel sein Geschlecht vor Kreta in das Mittelmeer. Aus der Gischt erhob sich Aphrodite, was die "Schaumgeborene" bedeutet".



Jupiter: "Die Geschichte ist wahr, aber du sollst auch verstehen, was dahinter steckt. Uranus hat hier seine göttlichen Funken in Form seines Geschlechts herabregnen lassen. Und dieser Funke reichte aus, um die graziöse Venus zu gebären. Sie hat die Beigaben von Grazie, Anmut, Ästhetik, Schönheit und Muse. Das sind alles Beigaben, welche dem Leben Fülle und Freude bereiten sollen. So kann man jeden Tag irgendwie ein kleines Fest machen. Auch bringt Aphrodite Lebensfreude und die Fähigkeit zum Genuss schlechthin. Gegenüber von ihr steht Mars wie ein Krieger, der ständig erobern möchte. Und so kann die Aphrodite mit ihrem Charme und Diplomatie den Mars rasch den Wind aus seinen Segeln nehmen. Mars muss erst so etwas wie Höflichkeit entwickeln, damit er eine Chance hat, Aphrodite erobern zu können. Und du bist ja dessen esoterischer Herrscher und kannst ihn dazu bringen, dass er nachdenkt und einen Plan entwickelt, und nicht wie ein ungezähmtes Wildpferd alles nieder galoppiert".



Merkur: "Du sprichst mir aus dem Herzen lieber Jupiter. Aber oft ist es so, dass dem Mars regelrecht die Pferde durchgehen und er mit dem Kopf an die Wand galoppiert. Aber so gesehen ist es auch kein Fehler, sobald Mars hier seine Gabe der Intuition nutzt und aus dem Bauch und dem Moment heraus handelt. Trotzdem wäre es für ihn angebracht nachzudenken, bevor er zur Tat schreitet".



Jupiter: "Mein lieber Freund, ohne Mars wäre alles so nicht möglich geworden. Auf den Höhen des Olymp hieß Mars noch Aries. Im Widder findest du den schöpferischen Aries und im Skorpion den zerstörenden. Bei Frühlingsanfang sorgt der gute Aries für den Austrieb der Blätter und im Herbst bläst er sie wieder von den Bäumen herunter. Mars wusste von Anfang an um Pluto - Hades, da er dessen esoterischer Herrscher ist. Mars treibt an und liefert die Lebensenergie hinzu, ohne deren die Menschen am morgen gar nicht aus dem Bett steigen können. Und natürlich verbindet der durch die heilige Sexualität den Tod mit dem Leben, so wie er immer mit der Venus verbunden ist. Im ersten Haus steht er der Waage gegenüber und somit der guten Aphrodite und im achten Haus steht er ebenso der Venus im zweiten Haus gegenüber, und dies schafft die zuletzt notwendige, gegenseitige Anziehung der Geschlechter. Die beiden sichern sozusagen die Erhaltung und den Bestand ihrer Arten".



Merkur: "Ja so mag es sein. Herrscht der Bauch vor, dann kann in solchen Momenten das Gehirn aussetzen. Die Waffen von Aries können tödlich sein. Aber man kann auch sehr nützliche zum alltäglichen Gebrauch herstellen, Messer, mit welchen man die Nahrung mundgerecht zurecht schneiden kann. Irgendwie kann ich mit meinem Verstand zuletzt den Aries gut beeinflussen, und er muss lernen Disziplin zu üben".



Jupiter: "Ich möchte trotzdem dein Vorhang etwas weiter aufziehen. Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott. Sein Geist schwebte wohl auf den Wassern der Fische. Und so bildete er Keime heran. Die Umsetzung fand im Widder statt, also am Anfang. Der Urknall brachte das Licht in die Dunkelheit. Ein göttlicher Blitz, der die Ursache ist und war. Aus diesem Licht wurde so etwas wie Sternestaub, der sich im zweiten Haus in Form von Sonnen und Sternen manifestiert hat. Im Stier kam alles zur Form und die Natur entstand. Auf dieser Achse des Stier und des Skorpion kam es dazu, dass die Fortpflanzung durch männliche und weibliche Gene der Fall war und so die Überlebenschancen weitaus größer wurden. Und im Haus der Zwillinge kommen die ersten Menschen hinzu, welche im vierten Abschnitt Krebs Nomaden brachten, umherziehend auf Nahrungssuche und Beute. Allmählich wurden beim Übergang in den Löwen Gemeinschaften gegründet, die sesshaft waren und größere Ansiedlungen schafften. Und schon begann man Ackerbau im sechsten Abschnitt zu betreibend. Man zog Drainagen, also kleine Wassergräben und konnte so die Felder bewässern".



Merkur: "Und im siebten Abschnitt kam es wohl zur Verfeinerung und der Ausschmückung aller möglichen Dinge. Denke ich nur an die hängenden Gärten von Babylon, oder an die mächtigen Pyramiden der Ägypter, oder an die Zikkurate von Babylon. In diesen Zeiten schien die Kultur große Fortschritte zu machen, und überall auf der Welt verteilt entstanden mächtige Anlagen, um den Lauf von Sonne und Mond zu verfolgen und den anderen fünf sichtbaren Planeten. Die Priester von Babylon und auch von Nebra, oder von Stonehendge waren in der Lage Sonnenfinsternisse genau zu berechnen, so dass sie solche vorhersagen konnten. Dadurch erreichten sie einen hohen Status an Macht und Einfluss".



Jupiter: "Dann trat man in die ungemein tiefen Sümpfe und Höhlen des Skorpions, wobei Mars die Länder mit Krieg und Tod überzog. Eroberungszüge waren an der Tagesordnung, da man gierig wurde und noch mehr besitzen wollte und auch bestimmen. Sie bauten Städte wie Troja, mit mächtigen Mauern und zuletzt sieben Ringen, was einen Durchmesser von 30 Kilometern gleichkommt. Im innersten Ring befand sich der König, und alles war wie in Sumer und Babylon von Kanälen durchzogen. Sie erstreckten sich bis zum Mittelmeer, und so konnte man Waren aller Art mit kleinen Booten in die Stadt einbringen. Auch in Aratta, ein mächtiges Reich aus der sumerischen Mythologie. Das "Land hinter den sieben großen Bergen" existiert tatsächlich und der Palast hatte eine Höhe von vierzehn Metern und eine Seitenlänge von deren 200. Das ist vor unserer Zeit beinahe 10000 Jahre her, und die Bewohner kannten Entwässerung und den wichtigen Umgang mit Wasser perfekt. Oder schaue dir Angkor an, die heutige Tempelstadt im Dschungel, oder die Sphinx der Pyramiden. Sie stand sogar lange Zeit im Wasser einer Sintflut. Spuren an ihren Umrandungen vom Sockel sind über 10000 Jahre alt. Zuletzt lieber Merkur möchte ich zum Ausdruck damit bringen, wie sehr der Mensch an alltäglichen Kleinigkeiten behaftet ist, ohne sich bewusst seiner langen Vergangenheit zu sein".



Merkur: "Für mich sind dies alles Epochen der Menschen. Aber im Gegensatz zur heutigen Zeit haben sie nicht mehr diesen tiefen Zugang in ihr inneres. Der Skorpion verursacht den Wandel, so wie der Herbst in den Winter übergeht. Das mag inneren Tiefgang auslösen, ein saturnisches ringen nach Wahrheit und Realität. In diesem Zeichen findest du die irdische Materie im Gesteinen, in der Pflanzenwelt, in der Tierwelt und in der Welt der Menschen. Abgrundtiefe Instinkte und Mechanismen findet man hier vor. Und der Mensch besitzt diese Fähigkeit zur Wandlung und Transformation. So kann er sich zuletzt aus seiner tierischen Natur zur göttlichen Natur im Schützen auf den Weg machen. Hier erhebt sich der Geist über die Materie, und euer Symbol zeigt, wie sich eine Mondschale über das Kreuz erhebt lieber Jupiter."



Jupiter: "Ihr seid bestens informiert. Saturn hat in seinem Symbol das Kreuz oben und unten hängt die Mondschale. So erhebt er die Materie über den Geist. Jedoch befindest du dich jetzt in meinem Reich und verspürst verstärkt die Neigung, über alles mögliche zu philosophieren. Aber man kann diese Abfolge der Schöpfung ebenso mit den sieben Strahlen gut beschreiben und auch nachvollziehen. Am Anfang steht der Pluto mit seinem göttlichen Willen und seiner göttlichen Macht. Er schnippt mit den Fingern, und schon wurde es Licht. Dann kam der gute Neptun und beseelte alle Lebewesen mit der Urliebe und der Verbindung zu seiner Quelle der göttlichen All - Liebe. Er verbreitete seine Liebe und Weisheit, so dass der Mensch so etwas wie ein irdisches Paradies empfunden haben muss. Uranus kam hinzu und beschenkte die Menschen mit dem, was er als "aktive Intelligenz" beschreibt. Es war ein Wissen, ohne zu wissen, warum man wusste. Um dieses Wissen zuletzt verstehen zu können, musste der Mensch sein symbiotisches Paradies verlassen. Saturn kam in das Spiel, der alles irdische verkörpert und so den Kreislauf von Tod und Geburt einleitete. Ein Pfad, der zuletzt durch alle nur möglichen Polaritäten geht und so den durch die Welt wandernden Menschen immer irgendwie ein Stück nach vorne bringt. Der Mensch mag sich fragen, wo hier der Anfang des Weges sei und wo sein Ende. Ich kann nur sagen, dass der Weg das Ziel ist. Daher ist auch mein Saatgedanke so formuliert: "Ich sehe ein Ziel und sobald ich dies erreicht habe, sehe ich ein weiteres".



Merkur: "Also sollte man handeln und in der Handlung sein nächstes Ziel sehen? Ein Weg ist zu begehen und erfordert so etwas wie eine Umsetzung durch Taten. Ich kann selbst ein wenig bestimmen, in welche Richtung ich gehen möchte. Aber eine notwendige Voraussetzung ist der Glaube an etwas höheres, damit man auf den rechten Weg kommen kann. Mir ist auch meiner Natur nach der "Händler" bekannt und als kleines Kind hatte ich damals den Olymp an der Nase herumgeführt. Habe Herden entwendet und die Tiere wieder rückwärts in ihren Stapfen laufen lassen. So wurde ich auch Täuscher und Trickser gesehen und mir List und Schläue unterstellt. Aber ich sehe mich schon lange geläutert und bezwecke mit meinen Neckereien nicht selten tiefsinniges, Dank deiner Hilfe und Unterstützung. Aber nun möchte ich mich auf den Weg in den Skorpion machen und seine Abgründe, den Hades aufzusuchen. Dort sollen zuletzt alle Geheimnisse der Schöpfung von Hades/Pluto verborgen liegen".



Jupiter: "Zeige dort keinerlei Furcht, denn mein guter Geist wird dich dorthin begleiten. Die Götter sind mit dir!



Merkur umarmte seinen göttlichen Freund und verließ rasch das Reich des Schützen.
 
Merkur zu Besuch bei Pluto im Skorpion.





Merkur ging abwärts, sich von den Höhen des Schützen entfernend. Der Boden wurde steiniger und vor ihm lagen Geysire, welche heftig brodelten, Schwefel und Rauch verbreiteten. Dahinter stand der Krater eines erloschenen Vulkans. Der Geruch des Schwefels brachte eine unwirkliche Atmosphäre zutage, etwas unheimlich und lebensunfreundlich. Es war so, als wollten die Dämpfe ein Umkehren von Merkur bezwecken. Das blubbern und brodeln gab die einzigen Geräusche in dieser toten Landschaft. Abgestorbene Bäume, verkohlte Büsche wurden ein wenig durch farbige Flechten etwas aufgehellt. Merkur wusste um sein Ziel. Nach einen längeren Marsch um die Flanken des Kraters sah er eine Höhle, zu welcher er sich rasch aufmachte. Das hohe Tor sah so aus, als wenn die Dunkelheit jedes Licht schluckt. Daneben die Geysire, rauchen, stinkend und qualmend. Merkur öffnete seinen Beutel und ließ den Heilstaub über seinen Körper herabregnen. So war er gegen Kälte und Hitze geschützt.



So trat Merkur in die Pforte zur Unterwelt ein. Der Weg ging sehr steil nach unten, war aber durch natürliches Gestein wie eine Treppe angelegt. An den Wänden waren Fackeln, so dass ein trübes Licht den Weg begehbar machte. Merkur wurde der Unterweltsgöttin Ereschkigal gewahr und erinnerte sich, dass Inanna, die Königin von Sumer, sich auf den Weg zu ihrer Schwester machte und mit ihren kleinen Verbündeten Ereschkigals Reich aufsuchte. Merkur erinnerte sich, dass Inanna sieben Tore durchschreiten musste. Und an jedem Tor musste sie ein Stück von dem ablegen, was sie dabei hatte. Zuerst die Kette, dann ein Ring, eine Brosche, Haarklammern, Armreif, Ohrringe und zuletzt eine Spange, welche ihr Kleid zusammenhielt. So war sie nackt und schutzlos, als sie die Unterwelt betreten konnte. Weit hinten in einer Höhle hörte Inanna ihre Schwester weinen und laut wehklagen. Sie war traurig, dass sie die Göttin der Toten war, wusste aber um ihre Notwendigkeit. So weinte sie und sang ein Trauerlied. Nun stimmten Inanna und ihre kleinen Verbündeten ( sie wurden auf Grund ihrer Größe von den Wächtern nicht gesehen ) leise und allmählich lauter werdend, in ihre Klagelieder mit ein. Sie hatten Mitgefühl mit der Göttin des Todes. Und so war Ereschkigal gerührt und entließ sie wieder an die Oberfläche der Welt.



Merkur wusste, dass ihm der gute Geist Jupiters begleitete und zeigte keine Furcht vor dem, was ihm bevorstand. Der Weg in die Tiefe des Berges verlief wie eine Wendeltreppe, steil, düster und geheimnisvoll. Eine zeitlang folgte er den Weg und stand urplötzlich vor einem unterirdischen Fluss. Er wusste, dass dieser Fluss Styx genannt wird und somit auch der Fährmann in seiner Nähe sich aufhalten müsste. Schon kam Merkur eine Art Höllenhund entgegen, mit mehreren Augen und Köpfen bestückt. Seine Augen leuchteten hell und wild zugleich. Doch der Hund zeigte ihm mit Gesten, dass er ihm folgen solle. Er hielt vor dem Boot des Fährmanns an, welcher Merkur in sein Boot bat. So fuhr der Fährmann stehend los, ein Paddel bewegend. Über den Wassern schienen tote Geister zu schweben. Sie klagten und jammerten für sich dahin, und kalte Wassertropfen ließen die Temperaturen sinken. Anscheinend frohren sie dahin und klagten über ihre Befindlichkeit. Am anderen Ufer angekommen, verließ Merkur das Boot und machte sich auf zu einer großen Grotte.



Sie war beinahe so rund wie ein Kreis und an der Seite stand eine Kutsche mit vier schwarzen Rappen. Die Augen der Pferde glühten wie Feuer und sie schienen beim schnauben schwarzen Dampf abzulassen. Sie waren die mächtigen Tiere, welche Hades in seiner schwarzen Kutsche vorgespannt hatte, bereit zu jeder Zeit, jeden Ort rasch zu erreichen. Die Tiere wurden zunehmend lauter, scharrten mit ihren mächtigen Hufen in das Gestein des Bodens. Mit einem male tauchte Hades aus der Mitte der Grotte auf, begleitet mit mächtigem Grollen wie Donner. Die Rappen schienen sich zu freuen, weil ihr Herr gekommen war. Sie standen auf, so dass ihre vorderen Hufe Hades zuwinken wollten. Die Erde schien zu beben, als Hades - Pluto in Erscheinung trat.



Hades: "Da bist du ja mein Freund. Ich habe dich bereits erwartet. Wir sind ja bereits bekannt, als du Neptun einen Besuch abgestattet hattest. Aber an dem Ort der Fische bin ich anderer Natur, indem ich dort die notwendigen Keime allen Lebens schaffe. Hier mein Guter, bin ich der Hervorbringer allen Lebens und aller Formen. Im gleichen Moment nahm Hades die Gestalt des Todes an. Aber an seinem Skelett trieben Pflanzen und Wurzeln aus, so dass aus dem Tod heraus neues Leben entstehen kann. Dies ist die eine Seite der Münze und die andere wirst du sofort sehen".



Ein wahrer Lichtblitz durchflutete die Grotte und Hades verwandelte sich in einen vor Kraft strotzenden jungen Mann. Hades blickte zu Merkur, und schon war sein Gesicht gezeichnet von einem Mann mittleren Alters. Die ersten Falten durchfurchten sein Gesicht, das Haar nahm graue Töne an und die Stimme klang ganz anders, als zuvor. Wieder wandelte Pluto sein Antlitz und Merkur sah einen alten Greis, der sich mit einem Stock stützte. Jetzt nahm er wieder die Form eines Skellets an, um kurz darauf in einer Wiege als Baby zu liegen. Merkur stockte der Atem, da alles mit hohem Tempo sich abspielte.



Hades verwandelte sich nun in einen hübschen und freundlichen Mann zurück und blickte Merkur durchdringend an. Er fuhr fort: "Man nennt mich Hades, was so etwas wie der "Unanschaubare" bedeutet. Mir gefällt die Bezeichnung "Der Reiche" viel besser, so wie es die Römer gesehen haben. So wurde ich fortan Pluto genannt, aber das ist nicht so wichtig, da beides zutreffend ist. Wie du weißt bin ich die letzte Instanz und so gesehen auch der Herr über diese Unterwelt, bis hin zu dem, was man als Hölle bezeichnet. Aber die Hitze dort brennt zuletzt jedes Ego aus, so dass diese Menschen zuletzt geläutert sind und ich einen jeden auch verzeihen kann".



Merkur: "Warum ist es in der Grotte so kalt? Ich habe ständiges Jammern vernommen und Wehklagen begleiten einem bei der Überquerung des Flusses Styx. Hier findet man wohl Kälte und Hitze zugleich vor. Hier ist schon ein seltsames Klima, in welchem man sich nicht unbedingt wohl fühlen kann, und dieses Jammern geht mir auf Dauer auf mein Gemüt"!



Hades: "Manche Menschen rufen meinen Zorn hervor, sobald sie über die kosmischen Gesetze sich hinwegsetzen. Hier im Hades brenne ich das Ego bei Notwendigkeit aus einem jeden heraus. Man kann dazu auch Strafe sagen, aber die ewige Verdammnis existiert keineswegs. Vielmehr unterziehe ich solche, die den Pfad des Rechten verlassen haben dieser Reinigung, was für viele sicher sehr schmerzhaft und peinvoll sein kann. Aber hinterher sind sie geläutert und haben wieder so etwas wie innere Reinheit in sich. Sie kommen im wahrsten Sinne des Wortes zuletzt vom Saulus zum Paulus. Nimm dir die Tibeter als Beispiel und die fernöstlichen Lehren und Kulturen. Dort steht in meinem Namen die Göttin Kali und ebenso die zornigen acht Gottheiten, welche unter diesem Aspekt richten und alles wieder ins Lot bringen. Die Hölle ist kein Ort, vielmehr ein innerer Zustand. Kommt es zu einer Vision des Gerichts, dann schauen der weiße und der schwarze Genius auf eine Waage. Links werden die guten Taten abgewogen, rechts die schlechten. Und schließlich ergibt dieses wiegen zuletzt ein göttliches, gerechtes Urteil. Aber dies ist längst alles. Es sind Eigenschaften von mir, aber mein Kern entspricht dem göttlichen und unsterblichen Geist einer jeden Seele. Wie ich dir schon sagte, bin ich die übergeordnete und allerletzte, zugleich erste Instanz im Kosmos. Alles stand auf Null und ich teilte die Null, so dass daraus zwei Dinge entstanden sind.

Ich bin die Eins, aus der Null hervorgekommen und durch diese Zweiteilung ist die Zwei mit Neptun entstanden, so dass zuletzt die Zwei und die Eins die Drei hervorbrachten, also den guten Uranus. Aus ihm ist bildlich die Drei in die Vier gefallen, so dass er der Schöpfer der Aphrodite ist, welche dieser Vier entspricht. Die Zwei von Neptun und die Drei von Uranus ergeben die Fünf, welche für dich mein Freund steht. Und die Sechs wird dem Mars zugeordnet, der in älteren Zeiten auch mit dem Teufel im Verbund gestanden haben soll und so ist aus der Zahl 666 der dreifache Teufel entstanden und deren Name. Der Satan steht sozusagen für die abgetrennte Seele, oder der Luzifer hat sehr viel mit der Wahrheit zu tun. er ist der Bote des Lichtes, welches aus der Dunkelheit kommt. Aber man hat einst Luzifer der Venus zugeordnet, weil sie als Abendstern den Himmel erhellt. Und der dritte mag Baphomet sein, ein Geschöpf aus Ziege und Mensch".



Merkur: "Es geht also um Gut und Böse auf der Welt der Polaritäten. Ohne Böses kann sich das Gute nicht reflektieren und umgekehrt, ein hermetisches Gesetz. Sobald ich Zorn verspüre schaue ich mir ihn an. Und ich erkenne einen kleinen dunklen Fleck in mir. Aber durch das anschauen kann ich dieses Teufelchen in mir leben lassen und so kann es sich nie zu einem bedrohlichen Ungeheuer aufblähen. Meist gehört ein wenig Mut dazu, sich den eigenen Schatten zu stellen. Aber sobald man sie beleuchten gelernt hat, verschwinden sie, und so kann ich sagen, dass alle Heiligen auch ihre dunkle Vergangenheit hinter sich gelassen haben. Ich sehe wie du in den Teufeln einen Engel, so wie Cherubin der Wächter der Paradiese sein mag. Es sind zuletzt furchteregende Wächter, welche das Tor zum Paradies bewachen. Sie lassen nur solche zu, die es verdient haben in die unendlichen Reiche Gottes eintreten zu dürfen. Und wer geläutert ist, der braucht keinerlei Angst vor ihnen zu haben. Hinter ihren Fratzen steckt göttliche Weisheit. Und ich weiß, dass alles was ich erfahren kann, Teile meines Bewusstseins sind. Und Leere kann Leere nicht verletzen".



Hades trat in den Boden und unmittelbar erschien ein Heer voller göttlicher Engel, mit Harfen und Lauten versehen. Andere spielten auf Posaunen und aus dem Klang trat das hervor, was die Tibeter mit der Wahrheit meinen, widerhallend wie tausend Donner zugleich. Im selben Moment versprühte die reine Wahrheit das Bewusstsein von Gott. Merkur wurde durchdrungen mit göttlicher Wahrheit und Weisheit. Er spürte diese ekstatische Kraft, welche alles zum Leben erweckt. Hades schlug mit einem Stock in einen der Felsen in der Grotte und sogleich wurde die Höhle von göttlicher Nahrung, dem Ambrosia überflutet. Eine Energie, welche Merkur zugleich sah, schmecken und riechen konnte und sich als Teil von ihr fühlte.



Hades: "Jetzt wirst du begreifen, dass man mit den "Reichen" nennt, und ich reiche mein Reich gerne für solche weiter, die sich auf den Weg zu mir gemacht haben. Solche Menschen unterordnen sich dem göttlichen Willen, lassen sich führen und leiten ihr Leben lang. Und sie sind immer bestrebt in meinen Namen zu handeln. Aber ebenso habe ich so etwas wie ironischen Humor in mir. Manchmal haue ich mir vor lachen auf die Schenkel, sobald jemand in eine meiner raffiniert angelegten Fliegenfallen tritt. Na ja, andere meinen, dass ich die Menschen in Versuchung führe. Ich würde es anders formulieren geschätzter Merkur. Es sind göttliche Prüfungen, denn so einfach möchte ich den Weg zu mir auch nicht machen. Oft bin ich gezwungen so manche Mauern zu zerstören, aber nur, weil darauf ganz neue gebaut werden können. Ich bin der Verursacher vom großen Kreislauf und somit Herr über Tod und Leben. Mein göttliches Wissen ist in jedem Lebewesen verborgen, und es ist der von mir geforderte Prozess aller möglichen Lebenserfahrungen und Inhalte des Bewusstseins, der zu mir führt. Die Erfahrung ist es, welche im Wissen um die eigene Göttlichkeit mit sich bringt. Daher nenne ich alle irdischen Menschen "Edelgeborene", denn sie tragen den Keim der Göttlichkeit und wissen es nur nicht. Und zuletzt kommt die Sieben hinzu, welche ich dem geschätzten Jupiter zugewiesen habe. Er kann der Organisator und ein Typ der Wissenschaft sein und trägt eine unheimliche Magie ins sich. Und so hat jeder auf dieser irdischen Welt eine wichtige Funktion, und zuletzt ergeben alle Planetengötter das große ganze".



Merkur: "Ja und das Rad des Lebens treibt auch der gute Saturn voran. Er bringt es in den Zusammenhang mit dem "Fortune" und dies bringt die Früchte der vorangegangenen Taten zum Vorschein. Das Rad zeigt zwei Schakale, einer bewegt sich nach unten und der andere nach oben. Also kommt das was unten ist oben wieder heraus und was oben ist kommt wieder nach unten. Und das Fortune bringt zuletzt Jupiter dazu sein Füllhorn auszuleeren und dies nennt man Glück. Aber Glück ist ein Resultat des rechten Weges. So bezeichnet man oft die anderen als Glückspilze, aber es ist das Resultat, die Aufsummierung vorhergegangener Taten. Ich bin mir sicher, dass dieses Rad des Schicksals viel mit dem Karma zu tun hat. Aber dieser Begriff wird oft nicht richtig verstanden, obwohl sich dieses Karma auch immer irgendwie erklären lässt. Für mich ist es eine kosmische Tatsache, da jede Ursache eine Wirkung hervorruft und diese Wirkung wiederum eine neue Ursache gibt. Für mich eine unendliche Kette von Tat und Resultat".



Hades: "Da stimme ich dir gerne zu mein lieber Freund. Handelt man in meinem Sinne, dann bereitet man sich immer gutes Karma auf, und die Resultate kommen auch zurück. Aber manchmal lasse ich mir dabei auch viel Zeit, beobachte und schaue dem Menschen zu, ob er auch Beharrung zeigt und sich freiwillig anstrengt. Ist dies der Fall, dann ist jemand dabei in sich die Fähigkeit zu entwickeln, sich und andere aus dem Sumpf herauszuziehen. Und ich meine mit diesem Sumpf das menschliche Ego, indem es nicht selten von Gier, Missgunst und Hass beseelt ist. Darin stecken die Wurzeln des Übels, sobald jemand sich erhebt und meint seine Macht auf andere auszuüben, mit dem Zweck das eigene Ego aufzublasen und herauszukehren. Du wirst immer wieder alle möglichen Menschen auf deiner Wanderung kennen lernen, und dabei sind alle möglichen Charakteren anzutreffen wie Gaukler, Diebe, Huren, ehrsame Kaufleute, Künstler und Poeten. Und du siehst, wie Gott seine Sonne über Gerechte und Ungerechte zugleich scheinen lässt. Leben ist werden, aber nicht sein. Und ich kann dir versichern, dass eine jede Tat ihre göttliche Beurteilung finden wird, und wenn dies nach dem Tode der Fall sein kann"!



Merkur: "Aber dann bräuchten die Menschen gar nicht mehr ihre Gerichte, da zuletzt das göttliche Prinzip das höchste Gericht im ganzen Kosmos ist. Und so viel ich weiß sind die weltlichen Urteile oft mit eklatanten Fehlern voll gespickt. Und wenn ich an die Kreuzigung des Jesus denke, haben andere wie er ein solches irdisches Ende nehmen müssen. Sicher, durch seine Auferstehung hat er gezeigt, dass die Seele unsterblich ist, und er in der Lage ist, sich jederzeit auf der irdischen Ebene zu manifestieren".



Hades: "Der gute Jesus kommt aus einer langen Dynastie des Vishnu hervor, was in den Upanishaden der Veden ersichtlich wird. Diese bringen immer wieder zu notwendigen Zeiten ihre Meister dazu, sich zu inkarnieren, und ich kann dir versichern, dass alle Heiligen und Meister der Vergangenheit den gleichen Gott kennen, und dieser sich jedes mal in einen anderen Körper manifestiert. Ebenso mischen sich immer die Scharlatane unter sie und geben vor die göttliche Weisheit zu besitzen. Diese werden zuletzt immer entlarvt lieber Merkur, denn ich erfahre von all dem zu jeder Zeit"



Hades erhob erneut seinen Stock. Der Fels brach auseinander und Merkur glaubte zu träumen. Er stand vor einer unermesslich großen Vegetation. Ringsum rannen die Bäche über die Hänge in ein Tal. Palmen und tropische Pflanzen, mit blühenden Seerosen bestückte Seen und die Luft atmete sich, als wenn reiner Sauerstoff begonnen hatte zu existieren. Nach oben hin fiel das Licht voll ein, da die Öffnung ein riesengroßer Krater eines erloschenen Vulkans war. Der Gesang der Vögel glich einer göttlichen Musik. Ganz oben am Krater kreiste ein Phoenix und drehte seine gleichmäßigen Runden.



Hades: "Wie du siehst bin ich Zerstörer und Schöpfer zugleich. Daher wirst du mich nun auch mit ganz anderen Augen sehen und auch keine Furcht zu haben brauchen. Sicher, ich kann im guten wie bösen maßlos sein, aber zuletzt handle ich im Sinne der göttlichen Ordnung, welche auch jeglicher menschlicher Ordnung übergeordnet ist. Und was die Gerechtigkeit auf Erden anbelangt, empfehle ich dir die Weiterreise in das Zeichen und Haus der Waage".



Merkur: "Dies werde ich gleich angehen geehrter Hades. Aber zuletzt habe ich noch eine Frage an dich. Bitte sage mir deine wichtigsten Gesetze, damit ich mich auch immer danach richten kann. Und wie kann ich dies alles den Menschen vermitteln, damit sie den Weg zu dir finden können"?



Hades: "Ich kann dir zwei wichtige und elementare Grundsätze nennen: Versuche niemals einen Menschen zu verändern. Hindere niemand daran, wenn er sich verändert oder verändern will. Das wäre Macht und Zwang und würde jede Freiwilligkeit in Frage stellen! Aber nun rufe ich den Phoenix zu dir herunter, denn er wird dich im Fluge zur Waage bringen". Umgehen gehorchte der große Greif und segelte graziös zu Hades und Merkur herunter. Alsdann hielt sich Merkur am Hals des Phoenix ein und schwang sich auf seinen Rücken. Rasch erhob sich der Vogel und schwang sich mit Merkur in die Höhen des Kraters hinauf.



Pluto war verschwunden, als er seinen Blick nach unten richtete. Von oben sah er den großen Krater, welcher wohl einen Durchmesser von mehr als fünf Meilen hatte. Das Licht der Sonne brach sich weit unten und erweckte einen schillernden Regenbogen, aus Wolken hervorblinkend. Merkur merkte, dass der Greif langsam zur Landung ansetzte und durch die Wolkendecke zu Boden flog. Behutsam streichelte er den mächtigen Vogel am Kopf und Greif knabberte zart an Merkurs Hände als Geste der Zuneigung. Merkur holte noch seinen Beutel hervor und sprühte über das Gefieder des Vogels seinen Heilstaub.
 
Merkur bei Aphrodite in der Waage.







Er landete in einer Landschaft, in welcher seine Augen alles im Einklang befand. Der Regenbogen war jetzt in seiner ganzen Größe sichtbar und sein Spektrum verlief weit vom Osten nach Westen. Darüber Wolken in ganz hellen und hellgrauen Farbtönen und die Sonne riss langsam Lichtdurchflutete Löcher mit ihren milden Strahlen hinein. Die Landschaft schien ausgewogen und alles aufeinander abgestimmt. Vögel belebten mit ihrem Gesang diese harmonische Stille, und Merkur dachte, dass wohl jemand war, der die Landschaft in ein regelrecht ästhetisches Kunstwerk gestaltet und zur Vollendung gebracht hat. Die Blätter der Sträucher und Bäume waren in allen Farben bunt gefärbt, und so schien es, als wenn die gelben Blätter aus Gold und die Sträucher mit bunten Farben geschmückt waren. Merkur folgte der Landschaft in Richtung Norden, weil dort sich ein Hügel von der Landschaft abhob.



Als er immer näher kam, folgte er den Weg, der zunehmend schmaler wurde. Auf seiner linken und rechten Seite ging es beinahe senkrecht abwärts. So musste er aufpassen und sein Gleichgewicht halten, denn der Pfad wurde immer enger. Am Ende des schmalen Weges konnte er eine Brücke erkennen, welche mit sieben Säulen befestigt war. Sie ragten weit aus dem Tal, welche die Brücke überspannen musste. Merkur überquerte die Brücke wandte sich um und konnte das ganze Spektrum dieser Landschaft überblicken. Der Wind wehte mild über dieses wunderschöne Panorama und die hellen Wolken spiegelten wie eine weiße Leinwand, wartend darauf, dass ein Projektor seine Bilder darauf wirft.



Das Tal lag weit unten und Merkur stellte fest, dass dieser Berg noch ein Ausläufer aus dem durchsetzten Kraterland von Pluto ist. Aber hier sorgte das viele Grün für eine wonnige Vegetation. Nach der Brücke zeigte sich ein Bereich mit Wiesen und durchwachsender Vegetation. Der Weg wurde wieder breiter und führte zu einen kleinen Tempel, in welchen Venus Aphrodite wohnte. Schon von der Weite konnte Merkur harmonische Klänge einer Harfe wahrnehmen und zarte, begleitende Töne der Flöte. Aphrodite saß inmitten des kleinen Tempels auf einen mit Gold und Silber verzierten Thron, verziert mit kunstvollen Ranken. An diesen hingen rote und gelbe Rosen und alles, was die Natur in blumiger Pracht zu bieten hat. Kleine Elfen umflogen Aphrodite und belebten angenehm diese Atmosphäre.



Merkur ging auf Aphrodite zu und verneigte sich fast bis auf den Boden vor ihr. Sichtlich geschmeichelt hielt sie Merkur ihre rechte Hand hin, an welcher ein roter Rubin funkelte. Am Handgelenk trug sie ein golden geflochtenes Armband mit helltürkiser Farbe. Merkur blickte auf und gab ihr einen zarten Handkuss. Dabei sah er ihr in ihre smaragdfarbenen Augen, welche die Klarheit eines Raubtieres hatten und starken Glanz spiegelten.



Merkur: "Seid gegrüßt edle Tochter der Götter! Ich bin von euerer Grazie schlicht überwältigt und von all dem, was mein Auge rundum erblicken kann." Merkur öffnete seinen Beutel und zog einen kleinen Steinhaufen hervor, gefertigt aus bunten und edlen Steinen. Ganz oben war ein kleiner violetter Stein und Merkur fuhr fort: "Den oberen Stein hat zuletzt Pluto hinzugefügt, und er hat wohl mit dem Antares zu tun, dem Auge des Sternbilds Skorpion".



Aphrodite erglühte regelrecht, als sie dieses kleine Symbol von Merkur überreicht bekam. Merkur hat viele solcher Haufen auf der ganzen Welt. Sie dienen den Zweck, unter den Steinen wichtige Nachrichten zu hinterlassen. Der kleine bunte Altar spiegelte sich in Aphrodites Augen wieder. Ihr Haupt bedeckte eine goldene Krone, besetzt mit 12 edlen Steinen, in alle Farbtöne übergehend. In ihrem Haar steckte ein goldener Kamm und ihre Ohren zierten goldene, mit Diamanten besetzen Steine. Merkur war ob diesen anmutigen Anblick beinahe erstarrt.



Aphrodite: "Ich habe euch bereits im Anflug gesehen, und ebenso sehr freue ich mich über euere Ankunft. Hier ringsum ist alles in wunderschöner Harmonie. Ich nehme nur solche Dinge auf und so ist hier dieses wunderbare Land entstanden. Ebenso versuche ich alles in der Balance, im Gleichgewicht zu halten, da alles notwendig ist, was sich gegenseitig bedingt. Der Ausgleich ist immer eine notwendige Gesetzmäßigkeit in dieser irdischen Schöpfung. Und ich versuche stets das Leben mit den angenehmen Seiten zu beglücken. Nicht so einfach, denn viele wollen in dieses Land und möchten es und mich erobern. Und das ist nicht leicht, weil ich hier die Unterstützung von Saturn und von meinem Vater Uranus bekomme".



Merkur: "Ich verstehe was ihr meint, bin ich doch der esoterische Herrscher eueres Gegenzeichens Widder. Dem Mars habe ich zuletzt doch einige wünschenswerte Manieren beibringen können, so dass er sicher nicht mehr so überfallartig bei euch daherkommen dürfte. Aber ich weiß ebenso, dass sein Feuer für euch wie ein Wärmespender notwendig ist, wobei es sicher auf die Dosis ankommt und nicht auf Quantität. Er mag durchaus der Krieger sein, der euch beschützen kann und Angriffen auf euch prompt entgegentritt. Er verehrt und liebt euch sehr, und hat gelernt, dass er nicht der Elefant im Porzellanladen sein darf, alles zertrampelnd, sowie überfallartig".



Aphrodite: "Du hast in mir gut beschrieben mein kleiner Freund und Nachbar. Er hat sich etwas gebessert und reitet seitdem mit seinem Hengst nicht mehr meine Wiesen nieder. Auch kommt er gepflegt und gewaschen daher, und früher roch er förmlich nach einem Raubtier. als er mir kürzlich wieder den Hof machte, brachte er mir sogar einen Strauß Blumen mit und hat damit mein goldenes Haar geflechtet. Ich ließ es zu, denn er blieb anständig und hielt seine Triebe zurück, auch wenn es für ihn anstrengend gewesen sein mag. Er hat begriffen, dass ich mich nicht so ohne weiteres erobern lasse. Ohne Grazie und Ästhetik, Kunstverstand und Wissen um Musik sind schon gewisse Voraussetzungen, welche man mitbringen soll. Sonst kann ich sehr abwesend werden und meine erwähnten Gefährten zu Hilfe rufen. Schließlich bin ich auch göttlicher Herkunft"!





Merkur: "Ich habe mir schon oft den Kopf zerbrochen was die weltliche Gerechtigkeit anbelangt. Und mir kommt es in vielen Ländern so vor, als herrsche dort das Faustrecht. Der starke scheint den schwachen immer überlegen zu sein. Aber ich habe auch Menschen in anderen Gegenden angetroffen, wo es nicht so herb zugeht und sie stimmen für eine Frage ab, wobei die Mehrheit als Sieger dabei hervorgeht. Trotzdem finde ich überall den Sumpf von Geflechten der korrupten Beziehungen vor, und so erschaffen sie sich damit Vorteile und streichen entsprechende Gewinne und Erfolge damit ein. Ich finde dies ungerecht und frage euch, wie ihr es handhabt, sobald die Frage nach einem gerechten Urteil gegeben ist".



Aphrodite: "Vielleicht könnt ihr euch des König Salomon erinnern, Sohn des König David. Er war weit über seine Grenzen als weiser Mann bekannt, indem er immer das richtige Urteil fand. Aber trotzdem konnte er nicht für die Angelegenheiten der ganzen Welt zuständig sein, da überall Ungerechtigkeit möglich ist. Aber seine menschlichen Eigenschaften hatten die Gabe, Ankläger und Angeklagten genau zu durchforsten. Da war ein neugeborenes Kind und zwei Frauen stritten darum. Beide behaupteten die Mutter zu sein. Salomon beschloss, den Säugling mit dem Schwert in zwei Hälften zu teilen, jeweils eine Hälfte für beide Frauen. Darauf hin schrie eine Frau heftig auf und flehte um das Leben des Kindes. So wusste Salomon, dass sie die Mutter war und übergab ihr das unbescholtene Kind. Nicht nur ich schaue hier auf die Gerechtigkeit, sondern ebenso der gute Saturn als hierarchischer Herrscher dieser Gegend und Uranus, der als mein Vater esoterischer Herrscher an diesem Platz ist".



Merkur: "Saturn und zuletzt Pluto, aber auch dein Vater Uranus haben mir zuletzt die tieferen Zusammenhänge erklärt und ich versuche noch immer sie besser verstehen zu können. Ich habe hier auch die Göttin Justitia im Sinn, die mit den Augen verbundene Frau. Anscheinend soll ihr diese Blindheit eine Neutralität verleihen. Doch sehe ich immer wieder blinde und ungerechte Urteile auf dieser Mutter Erde. Wo bleibt hier der Saturn mit seinen Gesetzen, und wo ist dein Vater? Wie kann es auf dieser Erde Gerechtigkeit geben, bei so vieler Ungerechtigkeit vor den Gerichten? Ich finde es bedauerlich, sobald jemand ohne etwas getan zu haben verurteilt wird. Das ist einfach nun wirklich Ungerechtigkeit!"



Aphrodite: "Ich sehe es auch, indem so viele Menschen ein Leben lang ungerecht handeln und nicht bestraft werden für ihr Tun. Und mein Vater teilt das weltliche Gericht und das Gericht Gottes in zwei Ebenen ein, in welcher die irdische Welt steht und darüber die Welt der Götter. Und Pluto mag die letzte und gerechte Instanz sein, ihm entgeht keine Nadel im Heuhaufen, denn er weiß um das was war, was ist und das was sein wird! Und wie es im kleinen in den Partnerschaften zugehen kann, so ist es auch der kollektive Geist. Jeder hat ein schönes Bild von der Harmonie in sich und projiziert es auf die schneeweiße Landschaft meiner luftigen Wolken. Und er erwartet sich genau das, was er sich wünscht. Dabei vergessen viel den notwendigen Ausgleich, der Harmonie und Erfüllung bringt, indem sie nur nehmen aber nicht dazu etwas beisteuern wollen und zum Ausgleich die Waage zum Ausgleich ihrer Pendel zu bringen. Und so neigt sich die Waage und wägt ab, was den Ausgleich bedingt. Und so kann eine Trennung der Fall sein, was leider sehr häufig vorkommen mag. Und dies sorgt ebenso auf der kollektiven Ebene der Menschen dazu, dass sich über die Erde so viel Ungerechtigkeit verbreitet hat. Da fuhren sie mit ihren Schiffen wie die Raubritter los und plünderten ganze Kontinente. Stellten die dortigen Menschen unter ihr Joch und beuteten deren Länder aus. Anscheinend sind sich viele Menschen nicht bewusst, dass eine göttliche Instanz hinter all dem steht, was das irdische Dasein anbelangt".



Merkur begann all diese Zusammenhänge noch besser zu verstehen. Diese Erde schien ein Ort zu sein, ein Ort einer eigenen Realität. Aber sobald der eigene Geist seine Logik entwickelt, offenbaren sich diese tiefen Zusammenhänge und ergeben einen tiefen Sinn. Er erinnerte sich an die Tibeter, welche dieses irdische Dasein als "Zwischenzustand" bezeichnen. Und in diesem Wort wird klar, dass ein irdisches Leben nur ein Kapitel von einem großen Buch sein kann. Er besann sich seiner erschaffenen hermetischen Gesetze, so dass sich bei ihm just ein innerer, bildhafter Vorhang aufzog. Er erinnerte sich an die Lehren Buddhas, und dieser brachte in einem Satz eine tiefgehende Erkenntnis. Buddha ging im jungen Alter aus seinem Palast unter die Menschen. Und dabei sah er ein neugeborenes Kind, einen Mann im besten Alter und einen dahinsiechenden Greis. So wurde ihm die Vergänglichkeit aller Dinge bewusst. Und so sah er, dass außer Alter, Krankheit und Tod nichts von Dauer sei auf dieser Welt.



Merkur: "Das alles scheint zuletzt so etwas wie ein göttliches Spiel zu sein. Der Mensch wird geboren, stirbt und wird wieder geboren und macht dabei seine notwendigen Erfahrungen in allen möglichen Polaritäten. Das summiert die Erfahrung und das Wissen um solche auf. Und langsam beginnt man über den Tellerrand dieses irdischen Daseins zu blicken. Und die erste dieser Erfahrung geschieht oft durch meinen Schöpfer Uranus. Er transportiert seine göttlichen Geistesblitze zu Saturn, sobald er bereit ist dies auch aufnehmen zu können. Der Anblick göttlichen Lichtes kann erschrecken, solange man nicht darauf vorbereitet ist. Jedoch kommt ein solcher Moment einer Art von Einweihung gleich, auch wenn diese Erfahrung nur kurz anhält. Dies genügt, indem der betreffende Mensch eine reale Erfahrung von dem göttlichen Funken verspürt hat. Er braucht nicht mehr zu glauben, sondern er weiß nun um diese Tatsache. Manche bringen so eine Erfahrung mit der Öffnung des dritten Auges in Zusammenhang. Aber zuletzt ist diese göttliche Erfahrung in allen nur erdenklichen Variationen möglich. Und zuletzt ist es nur wichtig, dass man es erfahren hat. Und man möchte natürlich so eine Erfahrung wieder machen. Das geht alles nicht von einem auf den anderen Moment vor sich. Vielmehr gleicht es dem Eintauchen eines Tuches in klares Wasser. Vorher hat es Schmutzspuren, und mit jedem eintauchen wird das Tuch weißer, solange, bis es schneeweiß ist".



Aphrodite: "Und ebenso geht es um die Ausgewogenheit, um das rechte Maß im Leben, da so ganz von selbst die innere Ausgeglichenheit und Harmonie sich einstellt. Viele Menschen übertreiben es gerne in allen nur möglichen Bereichen ihres Lebens. Frag mal den guten Jupiter, wie viele durch Wein und übermäßiges essen eine fettige Leber bekommen. Man muss ja kein Kostverächter sein, aber die Genüsse reichen meist in kleinen Mahlzeiten oder einem Glas guten Weins, um Behaglichkeit in sich verspüren zu können. Aber es gibt auch Menschen, welche fast nur vom Licht leben und auch Asketen genannt werden. Aber es sind höchstentwickelte Menschen und manche gehen auch in Klöster, um ihre Entwicklung vorantreiben zu können. So kommt für jedes Wesen wohl die Zeit zur rechten Zeit. Aber nicht nur das Leben hinter den Mauern eines Klosters, oder das eines Asketen sind nicht immer notwendig, denn Gott hat uns in diesem Leben auch den Platz für uns ausgewählt, von welchen wir aus an diesem unseren Platz einnehmen. Das Leben selbst ist der Prozess. Egal wo man geboren wurde, man soll sein bestes geben und Verständnis für alle Arten von Menschen entwickeln".



Darauf hielt sie inne und zog eine wunderschöne Flöte hervor und begann darauf eine Melodie zu spielen. Merkur nahm seine Hirtenflöte zur Hand und setzte in die Melodie beherzt ein. Er war auch der Entdecker der Tonleitern und war ein perfekter Musiker, was Aphrodite entzückte. So spielten sie eine ganze Weile, solange, bis allmählich die Dämmerung einbrach. Urplötzlich tauchte Saturn auf und gesellte sich zu den Gefährten.



Saturn: "Mir war kalt auf den Höhen meiner Gipfel, und so machte ich in wärmere Gefilde auf den Weg zu euch. Dem geschätzten Merkur habe ich bereits davon in Kenntnis gesetzt, dass dieser Ort mein Platz als hierarchischer Herrscher ist. Man muss alle drei Herrscher eines Ortes oder Zeichens einbeziehen, um zuletzt all diese tiefen Zusammenhänge verstehen zu können. Zum Verständnis aller werde ich sehr gerne alle Zeichen und Orte auflisten:



Mars herrscht im Widder exoterisch, Merkur esoterisch und Uranus hierarchisch.





Die Venus herrscht exoterisch im Stier und hier in der Waage. Und der esoterische Herrscher der Venus im Stier ist Vulkan/Hephaistos, welcher ebenso der hierarchische Herrscher der Venus im Stier ist.



Venus - Aphrodite herrscht exoterisch in der Waage und esoterisch wird sie von Uranus, hierarchisch von mir, also Saturn beherrscht.



Du lieber Merkur herrscht exoterisch in den Zwillingen und in der Jungfrau Esoterischer Herrscher für die Zwillinge ist die Venus und hierarchisch herrscht hier die Erde. In der Jungfrau ist der esoterische Herrscher der Mond und hierarchisch der Jupiter.



Im Krebs ist der Mond der exoterische Herrscher, und über ihn steht der esoterische Neptun und ebenso hierarchisch.



Und die Sonne herrscht exoterisch, esoterisch und hierarchisch im Zeichen des Löwen.



Im Skorpion herrscht Pluto exoterisch, esoterisch herrscht der Mars und hierarchisch der gute Merkur. So hat er auch immer wieder die Aufgabe, die Toten in den Hades zu geleiten und begleiten.



Im Schützen herrscht exoterisch Jupiter und ist esoterisch mit der Erde verbunden. Hierarchisch ist Mars der Herrscher. Ich, der gute Saturn herrsche exoterisch im Steinbock und bin hier auch der esoterische Herrscher. Und die Venus herrscht hier hierarchisch.



Und im Wassermann teile ich mir die exoterische Herrschaft mit Uranus, und beide werden wir esoterisch von Jupiter beherrscht und hierarchisch vom Mond.



Zuletzt herrscht der Neptun neben Jupiter im zwölften Haus, esoterisch beherrscht von Pluto, sowie hierarchisch ebenso von Pluto".



Merkur notierte sich alles eifrig auf und versuchte diese tiefe Logik zu verstehen. Er war auch ein guter Astronom und kannte sich bestens mit den Bewegungen der Gestirne aus. Zeichen für Zeichen ging er durch und brachte seine Eindrücke zu Papier. Er kam zu der Auffassung, dass die hierarchischen Herrscher ebenso eine wichtige Instanz in diesem System bildeten. Und er verglich immer wieder die Planeten, in welchen Haus sie esoterisch oder hierarchisch anzutreffen waren. Er zeichnete alles in einen Kreis an, so dass alle Zeichen mehrfach miteinander verbunden waren, so wie das Geflecht eines Netzes. Saturn sah zu und nickte bejahend zu seinen kleinen Freund hinüber. Als die Nacht hereinbrach, fing Aphrodite hell zu leuchten an und spendete viel Licht, so dass die bunten Farben der Landschaft hell erschienen. Es lag wohl daran, dass sich an diesem Abend der Mond dazu in der Waage aufhielt.



Die Drei unterhielten sich noch ein wenig und gingen bald schlafen. Am nächsten Morgen brach Merkur auf und verließ die zwei anderen Gefährten. Sie schliefen noch und so wollte er nicht länger stören. Am Horizont des Osten ging die Sonne auf und so stapfte Merkur einen seiner Domizile entgegen.
 
Merkur im Domizil der Jungfrau.





Langsam wurden die Hügel der Vorgebirge weniger und Merkur kam in die flache Ebene seines Landes. Zu allen Seiten sah man viele rechteckige Felder, Ähren säumten seinen Weg und manche Äcker waren bereits abgeerntet. Bauern waren mit ihren Lasteseln unterwegs, welche die voll beladenen Karren zogen, bestückt mit Getreide, Obst, Gemüse und Kartoffeln. Die Gegend entsprach einer guten Strukturierung, da viele Anordnungen sinnvoll erschienen, so dass Wegkreuzungen die Verbindung zu notwendigen Feldern durchzogen. Alles hatte hier seinen tiefen Zweck, damit vieles leichter wurde und auch effektiv.



Am späten Nachmittag kam Merkur zu seinem bescheidenen Heim zurück. Bevor er in das Haus ging, öffnete er seinen Beutel und streute alle möglichen Samen aus, welche er auf seinen Weg erhalten oder gefunden hatte. Der Garten um das Haus war weitläufig und teilte sich in einen Obstgarten, einen Teich und vielerlei Gemüsebeete auf. Viele Eidechsen waren zu sehen, da Merkur viele Bereiche schaffte, welche durch kleine von Flechten besetzte Mauern trennten. Nachdem er die Samen verteilt hatte ging er in sein Haus. Der öffnete einen kleinen Vorraum und ging durch die Tür in sein doch sehr behagliches Heim.



Die Wohnstätte bestand aus einer Schlafstelle, einem kleinen Wohnraum, eine Speisekammer und hatte noch einen kleinen Bereich, in dem die Küche war. Und der Ofen heizte das ganze Haus mit angenehmer Wärme. Seine mitgebrachten Sachen breitete er an seinen kleinen Schreibtisch aus, der vor einem Fenster stand und so das Licht des Tages in seine Stube brachte. Merkur zündete eine kleine Lampe an und machte sich daran seine Notizen zu überarbeiten. Akribisch genau hielt er die für ihn wichtigen Informationen in seinen Notizen fest. Aber er konnte sich nicht so gut konzentrieren, irgendwie waren seine Gedanken in Unordnung geraten.



Nach einiger Zeit war die Dunkelheit eingebrochen und er sah dabei die Venus als Abendstern am Firmament glänzen. Sie blinkte auf, als wenn sie Merkur einen Gruß schicken wolle. Just klopfte es an der kleinen Pforte und der Mond, sein esoterischer Herrscher trat in die kleine und behagliche Stube ein. Er trug einen mit goldenen Sternen besetzten tiefblauen Umhang und sein Gesicht war ein wenig schmal, da er auf dem Wege zur Sonne war, um einen neuen Zyklus einzuläuten.



Merkur: "Das ist aber eine Überraschung dich zu sehen lieber Mond! Du kommst mir sehr recht, da ich mit meinen Gedanken zerstreut bin und ich wohl nicht in Stimmung bin sie zu ordnen. Ordnung ist ja bekanntlich das halbe Leben, wobei mir der gute Neptun auch sagte, dass im Chaos die Ordnung liegt.



Der Mond: "Ich bringe dir gute Laune mit mein Freund und deine innere Unordnung stört mich keineswegs. Vielmehr finde ich es putzig und deine Stube scheint gut geputzt und aufgeräumt zu sein. Mich stört das Chaos weniger, habe eher mit der Ordnung meine Schwierigkeiten. Ich soll immer genau den Abstand zur Mutter Erde einhalten. Aber auf meinen Runden schwankt dieser erheblich und daher fällt mir die Korrektur meiner Bahn immer so schwer, jedenfalls nicht einfach für mich. Aber darüber mache ich mir zuletzt keinen Kopf, da meiner ohnehin ständig hin und her schwankt. Sicher, bei Vollmond ist mein Gesicht voll und rund, und das hat auch mit meiner Laune zu tun. Zu dieser Zeit sehe ich immer was bei Neumond der Fall war. Das kommt einer Ernte gleich, einem Höhepunkt, und hinterher steuere ich wieder auf die gute Sonne zu. Na ja, dazwischen liegen Mondviertel, sozusagen aufsteigend und absteigend. Und zuletzt kommen alle Aspekte hinzu, welche sich in kurzer Zeit ändern, so dass man mich immer wieder mit einem ganz anderen Gesicht wahrnehmen kann. Von den alten Ägyptern bin ich gerührt, weil sie mein Gesicht als kleine Barke zeichnen. Vor Neumond wird sie so lange kleiner und dünner, bis man mich nicht mehr sehen kann. Dann stehe ich mit der Sonne zusammen und starte einen neuen, aufsteigenden Zyklus. Und bereits nach zwei Tagen sieht man mein Sichelgesicht wieder. Aber nun wird es wieder voller, so dass ich nach einer Woche gut ein Viertel meiner Größe sichtbar machen kann. Und ab und an kommt es vor, dass ich direkt vor der Sonne stehe und meinen großen Schatten auf alle möglichen Regionen der Erde werfen kann. Die Menschen empfinden dies als eine Sonnenfinsternis, wobei es schon unheimlich anzusehen ist, magisch und mystisch zugleich"! Zusammen mit der Sonne bilden wir den Drachen. Wobei es sich um Drachenkopf und Drachenschwanz handelt. Dabei handelt es sich mehr um eine Achse, welche meine Bahn und die der Sonne gemeinsam bilden. Diese Drachenachse nennt man auch die Mondknotenachse. Und diese braucht relativ lange für einen ganzen Zyklus für eine Runde um den Tierkreis mit gut achtzehneinhalb Jahren. Manchmal denke ich, dass der Achse immer wieder schwindelig werden muss, da sie sich entgegen der Tierkreiszeichen bewegt und so viel wie andauernd in der Rückläufigkeit steht, jedenfalls fast immer.



Merkur: "Deine Anwesenheit beseelt mich und meine Stimmung ist wieder gut. Jedoch war für mich die letzte Zeit sehr anstrengend, und so bin ich hierher gekommen, um mich etwas ausruhen zu können. Ich habe ja noch viel vor und so ist es gut, sobald ich ein wenig durchatme und mich ausruhe. Manchmal lachen die Menschen über meine Ordnungssinn. Sie haben vieles als kleinkariert bezeichnet, wo doch Jupiter hier der hierarchische Herrscher ist und nur das vorschlägt, was praktisch und sinngemäß ist. Aber leider nutzen so viele ihren Verstand nicht voll und ganz. Aber dies soll für jedermanns eigene Angelegenheit und Sache sein. Du wirst mir beipflichten lieber Mond, da wir beide keine Zwänge und Druck leiden können".



Der Mond: "Hier bei dir finde ich immer alle notwendigen Vorräte, und alles hat seinen richtigen Platz in deiner Stube. Allerdings hast du ungemein großes Talent und Fähigkeiten im Handwerk, für die Landwirtschaft und alle möglichen Berufe, welche sich zu einer perfekten Spezialisierung richten. Ich kann mich an diesem Ort bestens reflektieren und sorge dafür, dass man mit Gefühl und guter Laune seine Tätigkeiten ausübt. Oft wird dein Reich hier als ein Haus des Dienens beschrieben. Aber die Erfahrung hier bringt einen so weit, dass man genau das bemerkt, wofür man geschaffen ist. Und so holen sich viele hier notwendige Praxis und Wissen, um dieses später für ihre Selbstständigkeit im zehnten Haus nutzen zu können. Hier kommt man auch zu der Überzeugung, dass ein gesunder Menschenverstand sich aus Fühlen und Denken beschreiben lässt. Das Gefühl lenkt den Verstand und der Verstand wiederum hat mit den darauf folgenden Empfindungen und der Laune zu tun. Ich selbst brauche gute Laune, damit ich frei und freudig auf meine Arbeit zugehen kann. So gesehen bin ich auch ein Diener, da ich mit meinem Licht die Nacht erhelle und für den Lauf der Gezeiten auf dieser Erde sorgen kann. Und mit der Sonne bilde ich ein tolles Team, so dass mein Gesicht sich dabei ständig verändert, je nach dem, wie viel Licht ich von ihr erhalte".



Merkur: "Ja so sehe ich es auch. Du nimmst innerhalb einer Umrundung immer ein Gesicht an, welches sich dadurch ausdrückt, indem du die Energien der Sonne in einem jeweiligen Zeichen reflektieren kannst und so für Stimmung sorgst. Für mich beeindrucken, wenn ich nur den Lauf der Sonne durch den Skorpion anschaue. Da bekommst du bei Vollmond ein wenig ein mystisch, unheimliches Gesicht. Oder ein Abend am Meer, da beleuchtest du mit deinem Licht die Wellen und der Wind sorgt für ein Glitzern im Spiegel deren Reflektion. Das finde ich sehr romantisch. Ich habe dich auch bereits im Meer versinken sehen, so wie es die Sonne auch macht. Und dieses Licht bringt mich in eine mystische Stimmung. Oder wenn ich nur an die Gebirge denke und du dein Licht über schneebedeckte Gletscher bei Nacht wirfst, einfach überwältigend und anmutig zugleich".



Der Mond: "Wir kennen uns schon sehr lange, und man hat mir davon berichtet, dass du auch für das Volk der Händler stehst und für gemeine Diebe. Auch hörte ich davon, dass du ein Täuscher und Trickser wärest oder ein echter Schalk".



Merkur: "Ich bin als Kind am Olymp groß gezogen worden und habe früh mache Intrigen und Scheinheiligkeiten erkennen können. Ich will gerne etwas aus meiner frühen Kindheit berichten. Ich lag noch in der Wiege, und eines Tages bekam ich eine kleine Schildkröte geschenkt. Ich war neugierig, zerlegte das Tier und fand, dass ihr Panzer einen guten Resonanzkörper ergibt. Dann holte ich mir von einer Laute die Saiten und spannte sie über den Rücken der Schildkröte. So war ich bereits der Erfinder der Leier. Ich übte darauf und konnte schon nach kurzer Zeit liebliche Melodien spielen. Einige Tage zuvor hatte ich meinen Bruder Apollon 50 Rinder entführt und brachte zwei den Göttern zum Opfer. Ich ließ die Rinder in ihren Spuren rückwärts laufen. So konnte ich diese an einem sicheren Ort verstecken. Doch Apollon hatte den Diebstahl bemerkt und forderte von mir die Rückgabe der Tiere. Ich stellte mich dumm und sagte, dass ich als kleines Kind nicht einmal wisse was eine Kuh ist. Aber Apollon glaubte mir nicht und sagte, dass er bei dem Diebstahl gesehen worden sei. Nun ging ich her und bot dem Apollo zum Tausch die Leier an, worauf er einwilligte. Später schenkte er sie dem Sänger Orpheus. Und nach dessen Tod hängte Zeus-Jupiter die Leier in selbiges Sternbild, und da findest du sie heute noch. Jedenfalls finde ich so etwas wie geistigen Diebstahl schlimmer".



Der Mond: "Ich erkenne an deinen Erzählungen mehr Raffinesse und Schläue und so gesehen glaube ich nicht, dass du ein Betrüger bist. Dich zeichnet jedoch eine große Schlagfertigkeit aus und deine Denkprozesse durchschauen manche Situation, so dass du erkennen kannst wie du handeln musst und weiß was zu tun ist. Läufst du der Sonne voraus, so ist dein Denkend auch voraus denkend. Und sobald du der Sonne hinterher läufst, denkst du nach und schaust alles noch einmal in aller Ruhe an, um die notwendige Reaktion auf das vorhergegangene zu zeigen. Stehst du mit der Sonne dem König auf einer Ebene, kannst du dich gestört fühlen und nicht immer klar und objektiv denken. Du kommst einen Kurier gleich, der vorauseilend seinen König ankündigt. Oder du sitzt mit ihm in der Kutsche neben ihn. Nach der Unterhaltung verlässt du die Kutsche wieder und schaust ihr nach. Dann nimmst du wieder volle Fahrt auf und überholst die Kutsche des Königs wieder".



Merkur: "Ich kenne unseren König ebenso schon unendlich lange. Früher ist er mir vorgekommen wie der Sonnenkönig von Frankreich. Ich brauche nur an seinen Hof und sein Schloss zu denken mit all dem Glanz und der Pracht rundherum. Damals war er eitel, auch hochnäsig und arrogant. Er fand es kaum notwendig sich für die Belangen seiner Untertanen zu interessieren. Er war der König und alle hatten ihm zu gehorchen. Er feierte lieber täglich mit seinem Hofstaat rauschende Feste, so wie es Könige anderer Reiche auch taten. Als Hofmarschall war es mir nicht selten peinlich, solche Leute begrüßen und einweisen zu müssen. Meist hinterließen sie auf ihren Zimmern nur Schmutz und Dreck und blickten auf die Dienerschaften überheblich und arrogant herunter. Die Könige damaliger Zeit folgten meinen gut gemeinten Empfehlungen und Ratschlägen nicht. Und so kam es in den Jahren zu einer Revolution, weil das Volk so leiden musste und oft einen Mangel an Nahrung und Brot verspüren mussten. So kam der Aufstand zustande, was die Entmachtung mancher Könige bedeutete".



Der Mond: "Ein notwendiger Ausgleich war in der Luft zu spüren, und die armen Bauern und Handwerker schlossen sich zusammen, um zuletzt so manche Festung stürmen zu können. Ich schaute trotzdem traurig zur Erde herunter, weil so viel Blut geflossen war. Mein Freund Neptun zog sich gänzlich zurück, da er so viel Leid kaum ertragen konnte. Die Könige waren entmachtet, aber trotzdem wurde es für die Völker kaum besser. Hass, Gier und Neid waren die Antriebsfedern für lang andauernde Kriege, so dass wieder Armut und verbrannte Erde ihre Spuren hinterließen. Da stehe ich vor der Erde und sehe einen diamantenen Planeten mit wunderschönen Farben. Und am Boden der Tatsachen sieht es leider anders aus, auch in heutigen Zeiten. Aber ebenso habe ich festgestellt, dass viele Not leidende Menschen zusammenrücken, sich bemitleiden und so etwas wie persönliche Liebe dabei entwickeln. Liebe macht Hoffnung und gibt Zuversicht, und die Liebe ist auf dieser Erde immer die letzte Motivation, welche zuletzt überbleibt. Aber sobald alles wieder besser wird, geht der Zirkus von vorne los, und manche Dinge brauchen ihre Zeit und Erfahrung, um diese Muster verlassen zu können. Saturn würde sagen, dass alles seine Zeit braucht um heranzureifen".



Merkur: "Solche Dinge bringen notwendige Erfahrungen mit sich. So konnte ich manchen König gut beeinflussen, indem sich Hochmut in Demut verwandelte, herrschen in dienen und Stolz in Wärme, Strahlkraft und Liebenswürdigkeit. Sie haben inzwischen begriffen und verinnerlicht, dass der König der erste Diener seines Volkes ist. Aber immer noch sind Prunk und Glanz, Macht und Status mit Vorsicht zu genießen, denke ich nur an Plutos eindringliche Worte. Ein Seher Neptuns erzählte mir, dass derzeit der Teufel in schönen Gewändern die Menschen angeht und sie versuchen möchte. Aber für mich sind dies schwere Prüfungen. Und oft kommt die Verblendung hinzu, so dass die Falle zuschnappen kann. Ich kenne Geschäftsleute, welche ihre Seele gegen Reichtum eintauschen möchten. Sie sind sich wohl des hohen Preises hierfür nicht bewusst, sonst würden sie innehalten. Sie brauchen wieder lange Zeit um solche Erfahrungen zu machen, dass sie sich wandeln und verändern können. Alle großen Reiche kommen, um zuletzt wieder vergehen zu müssen".



Der Mond: "Schaut man nur auf Europa und dessen Geschichte, dann wird klar was du gesagt hast. Die Griechen, dann die Römer, vorher die Ägypter und Babylon, sie sind nur noch kümmerliche Reste vorangegangener glanzvoller Zeiten. Dafür hat sich auf der Erde einiges verlagert. Dort, wo früher primitive Völker waren, findet man heute entwickelte Kulturen vor, egal wie diese auch aussehen mögen. Alles auf dieser Erde findet immer wieder seinen Ausgleich. Jedoch scheinen viele in ihrer Zeit stehen geblieben zu sein. Sie haben diese Veränderungen kaum bemerkt und treten in ihren abgenützten Schablonen auf der Stelle. Dabei sorgen unsere Freunde Uranus, Neptun und Pluto für ein immer wieder neues Mischen aller Karten. Und die drei können nichts dafür, sobald die Menschen rücksichtslos und aus reiner egoistischer Motivation handeln".



Merkur: "Vieles liegt in der Natur der Dinge. Es geht damit schon los, dass auf der Erde kleine Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Alte zugleich leben. Der Alte hat sein Leben zum großen Teil gelebt und damit seine Lebenserfahrung an seiner Seite. Das Kind spielt und ist neugierig und muss alle möglichen Lebensabschnitte durchmachen, die noch vor ihm liegen in weiter Zukunft. Aber Alter schützt auch nicht immer vor Torheit. Die Kinder richten sich nach solchen Erfahrungen und vererbt haben sie auch von ihren Eltern bekommen. Ebenso können ältere Menschen mit ihrer Erfahrung den jungen beistehen, sie begleiten und unterstützen. Aber wie man so schön zu sagen pflegt, geht der Esel aufs Eis und kann im Übermut einbrechen. Man riskiert oder probiert etwas, und dies ist auch eine wichtige Notwendigkeit. Fehler sind wohl dazu da um sie zu begehen. Und das Resultat macht immer ein wenig schlauer. Ich notiere mir viele wichtige Erfahrungen und halte nicht nur Ordnung bei weltlichen Dingen und Notwendigkeiten. Man könnte mich ebenso als jemand bezeichnen, der auf Grund seiner praktischen Erfahrungen sein Wissen nährt. Und so kann ich auch in meinem anderen Domizil in den Zwillingen zu manchem Lernprozess beitragen und Wissen vermitteln. Ich beziehe selbst sehr viel davon von unserem Freund Jupiter, der ja den Zwillingen wie ein Lehrer gegenübersteht. Leider steht dort so mancher Lehrer, der im Grunde nur das Wissen weitergibt, ohne es hinterfragen zu wollen oder können. Diese Art von Lehrer schütten ihr Wissen wie eine Gülle über ihre Schüler. Oder sie hören auf und gehen auf eine nichtstaatliche Schule. Die Vorschrift didaktischen Stoff weiterzugeben ist vorhanden, und wer sie nicht befolgt muss gehen. Die Kinder und Jugendlichen lernen so viele Dinge, und leider können sie im praktischen Leben kaum damit etwas anfangen".



Der Mond: "Ich kann es dir nachempfinden lieber Merkur. Jeder Schultag war für mich nicht einfach, denn ich wollte lieber raus gehen und spielen, mit dem was mir Sinn und Freude bereitet. Ich will gerne alles möglichst in meiner Freiwilligkeit angehen, aber Zwang dürfte für dich auch sich hemmend auswirken. Leider laufen diese Arten von Lernprozessen wie ein Pferderennen ab, was einem harten Leistungswettbewerb gleichkommt. Ich selber kann nur lieb sein, aber nichts leisten. Ich kann nur meine Umwelt reflektieren und nach meiner Laune befinden. Aber im Sinne Saturns müssen wir auch verstehen, dass der Ausgleich möglichst alle Menschen rund herum geschehen soll. Aber manche Struktur finde ich nicht mehr so zeitgemäß. Wenigstens hat man in vielen Ländern die Prügelstrafe in der Schule inzwischen verboten".



Merkur: "Ja, mit Gewalt zerstört man mehr, als man damit imstande ist aufzubauen. Ein Fingerhut Honig reicht aus um manches anlocken zu können. Und ein Eimer Essig sorgt eher für ein fernbleiben solcher, da sie sich abgestoßen fühlen. Aber nun werde ich mich zeitig auf den Weg zum König machen und nach seinem Befinden schauen. Wir werden uns sicher sehr bald wieder begegnen lieber Mond. Schließlich sind wir zwei die schnellsten von allen anderen Planeten und können uns wie im Fluge bewegen".



Der Mond freute sich schon jetzt auf sein nächstes Treffen mit seinem Freund, stieg zum Himmel und verschwand hinter den Wolken.
 
Merkur am Hof des großen Königs.





Merkur kam nach einiger Zeit in die von der Sonne durchflutete Landschaft. Die Hitze war zu verspüren, aber dazu wehte ein kühlender Wind und sorgte so laufend für ein wenig frische Luft und Abkühlung. Die Luft spiegelte den weiten Weg und am Horizont flackerte sie für sich dahin und spiegelte wie eine Fata Morgana anscheinend eine Oase, um welche unzählige Palmen standen. Seine Schritte gingen rasch voran und so kam er nach kurzer Zeit an diese Stätte und konnte sich erfrischen. Er passte gut auf, als er vollends im Wasser untertauchte, da er um die Gefahr mancher Krokodile und Raubtiere wusste.



Nach kurzer Zeit tauchte er wieder auf, da er im Wasser schwimmend so gut wie schutzlos war. Plötzlich stieß ein gefiederter Freund einen schrillen Warnschrei auf, und im gleichen Moment sah Merkur die blitzenden Augen eines Alligators rasch auf sich zukommen. Blitzschnell reagiere er, tauchte ab und versteckte sich unter einem Flusspferd unter dessen Bauch. Als das Krokodil angriff und sein weites Maul aufriss, stieß das Flusspferd einen durchdringenden Laut aus, so dass das Raubtier das weite suchte. Merkur wusste ebenso um die Gefährlichkeit eines Nilpferdes, und so verließ er rasch den kleinen See an der Oase und ging an Land.



Zum Dank suchte er nach einer Belohnung für das Flusspferd und fand einige faulig riechende Kürbisse. Dann ging er zurück und warf es dem Tier zu. Mit einem lauten Schrei zeigte das Tier Dank und bekundete so seine Zuneigung zu Merkur. Er verzehrte noch ein wenig Obst und Brot, welches er von zu Hause mitgenommen hatte und machte sich wieder auf den Weg. Die Sonne wurde so warm, als wenn sie zur Hochform aufläuft, sobald sie im Zenit steht. Merkur jedoch ging raschen Schrittes voran und sah bald am Horizont den Palast des Königs. Mächtige Säulen zierten die Außenbereiche seines Sitzes und eine Straße mit goldenen Schiefer zierte den geraden Weg zum Löwentor. Sie wurde von beiden Seiten von Leopardenstatuen flankiert, so dass der Anblick imposant und graziös erschien.



Die Mauern um das Tor waren tiefblau und darauf waren Löwen in ihrer Anordnung zu sehen, die Mauern umschlingend. Es sah wie eine große goldene Kette aus der Ferne aus, und beim näher kommen leuchteten die Tiere im strahlenden Gold. Ihre Augen waren von grünen Smaragden besetzt und ihre Krallen schienen wie Feuer zu brennen, spitz und sehr scharf. Merkur ging durch das Tor und schritt zum Palast des großen Königs.



Der Löwe: "Wo hast du die ganze Zeit gesteckt mein lieber Botschafter und Kurier? Ich vermisse dich schon einige Zeit und habe mich gefragt, ob du nicht unter die Räder meiner Kutsche geraten bist. Aber ich sehe, du bist unversehrt, vielleicht auf Grund deiner Strapazen etwas abgekämpft".



Einige Pfaue wedelten mit ihren Federn frische Luft in das Antlitz des Löwen. Er antwortete mit einem genüsslichen Schnurren und blickte rundum seine zahlreichen Gespielinnen an. Er war immer noch ein kleiner Casanova und war ebenso gerne der bekannte Hahn im Korb. Aber er hatte eine Würde an sich und war sicherlich kein Angeber. Er wusste um seine mächtigen Krallen und Zähne und um seine große Kraft. So befand er es nicht notwendig, diese zur Schau zu stellen. Er ging vom eigenen Selbstverständnis aus und wusste, dass ihm höchstens die Elefanten gefährlich werden könnten. Aber mit diesen lebte er in guten Einklang und ließen ihn im Frieden.



Der Löwe: "Ich rieche Fleisch, und es ist auch an der Zeit zusammen mit dir ein Mahl einzunehmen, sei dazu herzlich willkommen mein guter Freund. Mit einem vollen Magen lassen sich Gespräche besser führen und ebenso kann ich dir einen jeden Trank reichen".



Merkur war höflich, wies aber darauf hin, dass er kein Fleisch bevorzuge. Der König war nicht verlegen, sondern er tischte seinen kleinen Kurier Mehlspeise und Obst auf, das sich der Tisch unter der Last bog. Dazu ließ er gepressten Obstsaft, frische Feigen und Datteln servieren. Merkur kostete alles durch, aber er hielt mit der Speise inne, wobei sein Magen noch eine gute Portion hätte gebrauchen können.



Merkur:"Mein König, nach zuviel Nahrung auf einmal neige ich zur Trägheit, doch möchte ich dir Kund tun von meinen Erlebnissen in der letzten Zeit. Alles begann für mich mit einer Einladung Neptuns, welcher ich folgte. Und so bin ich alle Zeichen rückwärts sich bewegend zu dir gekommen, und jetzt bin ich angekommen. Auf meiner Reise sind mir alle drei Planetenherrscher benannt worden, und du bist er einzige, welches alle drei Herrscher zugleich in der Sonne und im Löwenreich stehen hat. Was hat es damit auf sich?"



Der Löwe schaute geschmeichelt und zugleich stolz drein und sagte:



"Das mag an meinem freien und unbändigen Willen liegen, und so beherrsche ich mich auch selbst, oder habe gelernt mich selbst auch beherrschen und Disziplin an den Tag legen zu können. Ich bin der König der Tiere und kann somit alles spielerisch und gelassen sehen. Die Jagd nach Tieren habe ich längst eingestellt, seit ich König wurde. Mir bringen meine Jäger täglich bestes und frisches Fleisch und kann unter meinen vielen Frauen auswählen und sie nehmen sobald mir danach zumute ist. Doch die Zeit und deren täglich starre Abläufe haben mich müßig gemacht und ich sehe darin eine Langeweile. Immer nur Fressen, imponieren und erobern kann es auf Dauer auch nicht sein, was mir Erfüllung bringt. Daher habe ich mich geändert und bin täglich um das Wohl meiner Untertanen besorgt. Ich fühle mich als Abdruck der Sonne, und ich weiß auch um eine göttliche, viel mächtigere Sonne, als ich es in meinen kühnsten Träumen sein kann. Daher wende ich mich täglich zu ihr zu und frage, was ich nützliches tun könnte für mein Volk".



Merkur verspürte die Wandlung des großen Königs. Seine Augen leuchteten mild und aus seinem Herzen sprach eine große Liebe und Großmut. Sein Benehmen war durchaus sehr kultiviert, und auch beim Mahl hörte man nur wenige grunzende Töne von ihm. Sein Fell glänzte wie Gold und seine Bewegungen waren durchwegs graziös. Er hatte Manieren bekommen, seit er ihn zum letzen mal gesehen hatte.



Merkur: "Du scheinst inzwischen ein Vorbild deines Volkes geworden zu sein und daher lieben dich deine Untertanen umso mehr. So wird dein Land und dein Volk Wohlstand erfahren und zuletzt deinen Einfluss erweitern. Du bist ein Vorbild geworden, so dass sich hierüber der gute Pluto sehr freuen wird. Taten bringen Erfahrung und Wissen und Wissen kann sanft in die Weisheit übergehen. Ich kann hinausziehen und deine Botschaften verkünden, sie für dich mitteilen, was mir eine große Ehre ist."



Der Löwe: "Ich bin erfreut über deine Worte. Aber lasst uns alle ein wenig am Spiel erfreuen. Im gleichen Moment kamen viele Kinder in den Saal und bildeten einen tanzenden Kreis. Kleine Feen und Faune spielten ihre Musik dazu. Der tanzende Ring entzweite sich nach einigen Runden und die Kinder gingen in einer Reihe in den Park des Königs. Schwäne und blühende Seerosen sonnten sich in einem kreisrunden See. Und Goldfische großer Anzahl belebten das Wasser. Seitlich davor säumten Blumenwiesen den königlichen Park, und in der Mitte des Sees war eine hohe Wasserfontäne zu sehen. Die Kinder tobten vor Freude und rannten um den See um die Wette. Sie warfen sich aus Weiden geflochtene Körbe zu, welche Merkur vor längerer Zeit mitgebracht hatte. Der ganze Park war von Energie und Lebensfreude erfüllt. Der Löwenkönig war sehr erfreut über die Darbietungen und verteilte seine Lorbeerkränze an die Kinder. Auch die Verlierer bekamen einen Preis, so dass ein jeder zufrieden sein konnte. So gingen die Spiele bis zum frühen Abend froh dahin. Als die Dämmerung einsetzte, zündeten die Palastwachen große Fackeln an, so dass die Nacht erhellt wurde. Aber die Kinder wurden nun müde, da sie im Spiel ihre Kraft verbraucht hatten. Merkur benetzte sich noch mit seinem Heilstaub und wünschte jedem Kind eine gute Nacht mit märchenhaften Träumen. Allmählich stellte sich Stille im Park ein. Nur der große Brunnen plätscherte in die Stille der Nacht hinein. So gingen der König und sein Kurier in den Palast zurück und machten es sich dort bequem. Der Löwe schenkte sich einen Kelch roten Weines ein, während Merkur guten Tee bevorzugte.



Merkur: "Waren die Kinder eure Kinder? Viele sahen dir jedenfalls sehr ähnlich und im Spiel waren sie wie kleine Raubkatzen. Ihre Geschmeidigkeit und vor allem ihre Schnelligkeit werden sie wohl von dir vererbt bekommen haben".



Der Löwe: "Na ja, ganz so schlimm ist es nicht. Von den hundert Kindern stammen im besten Falle achtzig von mir".



Dabei musste er selbst schmunzeln und Merkur haute sich vor Lachen auf die Schenkel. Aber er wusste um die Tatsache, um die Gebärfreudigkeit seiner vielen Frauen. Und so wird er wohl viele Nachkommen und Kinder haben. Der Ort des Löwen steht auch für das Reich der Kinder. Und ein guter Erzieher lehrt seine Kinder, indem er ihnen das Leben spielerisch beibringt, was begeisternd wirkt und gute Resultate ergibt, sobald sie anfangen erwachsen zu werden. Hier ist der Ort, an welchem die jungen Erwachsenen in ihr Leben ziehen, Beziehungen eingehen und Kinder bekommen.



Der Löwe: "Umso weniger Macht die letzten Jahre ausübte, umso mehr bekam ich sie zugeteilt. Das Wort "Macht" kommt auch von "machen" und wenn man alles in diesem Sinne angeht, macht man keine Fehler mehr, welche einem selbst zuletzt schaden könnten. Mein Leben steht für die Erfahrungen und dessen erleben. Und oft ist etwas nach meinen Taten in mich hinein gefahren und hat solche Veränderungen bewirkt, die mich heute so aussehen lassen wie ich bin. Viele Könige haben sich in der Vergangenheit gegenseitig aufgerieben. Und die Resultate waren traurig, der Reichtum floss in die Waffen, junge Krieger mussten ihr Leben auf den Schlachtfeldern lassen und vaterlose Kinder und Mutter blieben alleine zurück. Ich konnte dieses Leid nicht länger mit ansehen. Und so richtete ich vieles auf Diplomatie und Dank deiner Hilfe auf das Geschick aus, Verhandlungen mit meinen Umländern zu führen. Das brachte am Anfang Misstrauen hervor, aber zuletzt glaubte man meinen Worten, so dass dauerhafter Friede der Fall geworden ist. Dabei habe ich die Sklaverei abgeschafft und diese Menschen in die Gemeinschaft des Volkes aufgenommen. Inzwischen findet man unter ihnen die besten Handwerker, Heiler und Bauern vor. Bei Fragen nach Projekten und anderen wichtigen Dingen lasse ich das Volk abstimmen und entscheiden. So jedenfalls versuche ich dies alles im harmonischen Gleichgewicht zu halten und strebe ebenso die Harmonie von Venus und Aphrodite an".



Merkur: "Du hast hier die letzte Zeit sehr viel Stabilität erreicht und einen Wohlstand, welchen man auch an deinem Volk erkennen kann. Die Menschen hier sind fröhlich und können ihre alltäglichen Bedürfnisse stillen. Sie sind von dir motiviert worden und sehen sich als Teil einer großen Gemeinschaft. Aus allen Ecken scheint Lebensfreude hervorzuströmen. Es wird dauern, aber andere Reiche werden es gleichtun, so dass eines Tages so etwas wie dauerhafter Frieden auf dieser Mutter Erde der Fall sein kann. Aber ganz lässt sich der Himmel nicht auf die Erde bringen. Alleine schon deswegen, weil alles im All der Vergänglichkeit unterworfen ist, also dem Stirb und Werde. In der Astralwelt ist kein physischer Körper mehr hinderlich und man hat dort so etwas wie einen Astralleib. Uranus, Neptun und Pluto haben mir bereits diese Ebenen sehen lassen. Das ist transzendent, feinststofflich und von der Unsterblichkeit der Seele belebt. Aber selbst diese Reiche können vergehen. Aber auf der Ebene des Ungeborenen, Ungeschaffenen hat die Ewigkeit Bestand. Wer dieses Licht sieht, kann übergehen in diese göttliche Ewigkeit und ist Teil davon. Die Tibeter nennen es das Urlicht, und die darauf folgenden Ebene kommt das sekundäre klare Licht. Und darunter stehen die sieben friedvollen Gottheiten und die acht zornigen. Darunter steht das göttliche Gericht als letzte Instanz. Dies sind Ebenen lieber Löwe, welche man meist erst nach dem leiblichen Tode erlebt und erkennt. Aber Uranus hat mich gelehrt, dass man bereits auf dem Wege zum Tod versuchen kann, diese Ebenen anzugehen. Und wenn man nur genug Glauben und Hingabe entwickelt hat, dann lässt Uranus ab und zu ein wenig göttlichen Funkenstaub herabregnen".



Der König der Löwen verstand, was sein Freund Merkur sagte. Zunächst schwieg er und dachte besonnen über das nach, was ihm Merkur gesagt hatte. Er nahm einen tiefen Schluck Rotwein und wischte sich seine Barthaare ab. Still in sich gekehrt betrachtete er die leuchtenden Fackeln ringsum. Er erhob sich langsam und bat Merkur darum ihm zu folgen. So gingen sie wieder in die sternklare Nacht hinaus, setzten sich zum Teich und schauten nach den Sternen.



Der Löwe: "Manchmal empfinde ich die Last, indem ich auf mich alleine gestellt bin. Zuvor sind mir meine drei Eigenschaften als exoterischer, esoterischer und hierarchischer Herrscher bewusst geworden, indem ich ohne Hilfe ganz alleine dies integrieren soll. Das gelingt mir auch ganz gut. Aber du lieber Merkur hast an deinen Plätzen die Venus, die Erde in den Zwillingen als Beistand stehen, und in der Jungfrau den guten Mond und gütigen Jupiter. An Mangel an Feuer kann ich mich nicht beklagen. Doch fasse ich immer wieder Mut und Zuversicht und denke, dass alles doch einen sehr tiefen Sinn hat. Und manchmal fühlt man sich sinnlos gestimmt und fängt wieder zum hinterfragen an".



Merkur: "Mein lieber Löwe, ich kann dir nur sagen, dass du alleine schon durch meine Tätigkeiten immer am Laufenden informiert wirst, auch wenn es ab und zu etwas länger dauern kann. Aber ich entferne mich nie so weit vor dir und kündige dich wie ein Botschafter an. Nach einiger Zeit kommst du nach und ziehst langsam durch ein Land wie ich. Aber ich bleibe ab und zu länger dort und erledige notwendiges für dich. Und sobald alles erledigt ist, nehme ich wieder Fahrt auf und folge dir in nicht zu großem Abstand. Auch die Geschätzte Venus - Aphrodite hält sich auf ihren Reisen ebenso nicht zu weit von dir entfernt auf. Ich kann so gesehen maximal 16 Grad vor oder 16 Grad hinter dir stehen, und die gute Venus hält ihre Abstandsgrenze zu dir mit gut 38 Graden. Und der gute Mond schaut ebenso dreizehn male in einem Jahr bei dir vorbei. Da verhält sich dein Krieger Mars ganz anders und ist nicht selten sehr weit von dir entfernt. So weit, dass du ihn immer wieder einholst und auch überholen kannst".



Der Löwe: "Du hast recht lieber Merkur. Du versorgst mich mit Nachrichten aus aller Welt und der Mond reflektiert das Licht von mir, und er zeigt mir immer seine Stimmung, so dass ich darüber Informationen bezüglich seiner Gefühlslage mit bekomme. Und die Venus Aphrodite hat mir auch bei ihren gelegentlichen Besuchen gezeigt, richtig mit der vorhandenen Natur umzugehen. Seit dieser Zeit ist hier ein schönes Land entstanden. Hier findet man etwas weniger Bäume vor. Aber trotzdem bieten sie in der Weite der Savanne Schutz und Schatten. Hier ist es so warm, dass Palmen und Olivenbäume wachsen und Sträucher blühen. Und bei Regen schießen bei uns auch so die Pflanzen und Blüten aus dem Boden. Ja, und ganz so alleine bin ich nicht, da ich gegenüber vom Wassermann lebe. Und so habe ich auch immer wieder Bezug und Austausch Saturn und besonders Uranus. Saturn mag mit meiner Struktur ganz zufrieden sein, aber Uranus kommt immer wieder daher und meint, dass alles noch besser geht. Aber er hat auch Geduld und weiß, dass nicht immer die Zeit für Neuerungen passt, und Saturn stimmt mir hierin immer zu. Bei Uranus suche ich mehr die Zugänge zu diesen göttlichen Ebenen. Neptun hat mir die Nächstenliebe gelehrt und Pluto meinen Willen erkannt. Denn ich möchte, dass sein Wille mein Wille ist. Aber alle drei lassen mich immer wieder zappeln und scheinen sich über meine Fehler zu amüsieren. Aber sie sind wohl da um gemacht zu werden, sonst hätte man keine notwendigen Erfahrungen gemacht".



Merkur: "Ja, besonders der gute Pluto kann einen sehr großen Sarkasmus in sich tragen. Aber es ist oft der Witz und die Ironie des Lebens, was ihm zum lachen bringt. Er amüsiert sich besonders über den Spruch "Wer anderen eine Grube baut fällt selbst herein". Aber er verkörpert die kosmischen Gesetze wie kein anderer, sieht und weiß alles und entscheidet immer im Sinne der göttlichen Gerechtigkeit. Er unterzieht die Menschen immer wieder seinen Prüfungen und schickt entsprechende Aufgaben. So kann er totale Anstrengung fordern. Aber sie sind zu meistern, auch wenn man ein Leben lang versucht das Leben zu bewältigen. Die Tibeter sprechen davon und sagen: "Die Kunst zu leben besteht darin sich auf seinen Tod vorzubereiten und ihn als ein hineingeboren werden in die transzendente Welt erkennen. Sie sind jederzeit bereit zu sterben, weil sie wissen, dass sie in die Unsterblichkeit kommen und endlich dort an der Seite Gottes sitzen. Sein Reich ist unbeschreiblich und voller Pracht. Ein Yogi sagte mir einst, dass Gott ein hundertstel Energie für den sichtbaren Kosmos aufbringt und die anderen er für die geistige Welt zur Verfügung stellt. Und meine Erfahrungen mit Uranus, Neptun und Pluto kann ich selbst nicht in Worte kleiden. Gott ist ein ewiger Zustand. Man kann das Licht erfahren, aber nicht verstehen. So ist das Ich angehalten zurückzutreten. Und die Tibeter sprechen immer vom "Angesicht zu Angesicht" setzten. Das kommt einem ausgefahrenen Segel gleich, da die Voraussetzungen da sind, um den Wind hineinzublassen. Und so wehen die Winde der göttlichen Gnade immer wieder. Aber man muss sein eigenes Segel aufspannen, damit der Wind das Schiff zum ersehnten Hafen bringen kann".



Der Löwe: "Du bist nicht nur klug, sondern auch sehr weise geworden lieber Merkur. Auch mir haben Saturn und Uranus vom Dach der Welt berichtet, wo der höchste Punkt der Welt liegt. Und dort ist Tibet und der Himalaja, das höchste Gebirge auf Mutters Erden. So gesehen ist man dort dem Himmel am allernächsten. Oft ist des dort so kalt, dass sogar in den Tempeln frostige Temperaturen herrschen. Aber die dortigen Mönche frieren nicht, denn sie erzeugen aus ihrer inneren Sonne so viel Wärme, dass es den Anschein von leichtem Fieber hat. Ich finde das beinahe lustig, aber auch komfortable, weil man eine innere Heizung hat. Aber es braucht lange Übung, um solchen Einfluss auf seinen Körper zu bekommen, frag Saturn danach! Vielleicht mache ich mich kommenden Winter zum Dach der Welt auf. Denn dort ist es im Gegensatz zu hier bitter kalt. Ich bin die täglich warme Sonne in meinem Land gewohnt".



Merkur: "Ich kann dir dies nur empfehlen, und ein dickes Fell hast du ja. Zudem bin ich auf meinen Wanderungen schon oft den Berglöwen begegnet, wobei sie scheu sind und sich gut der Landschaft anpassen können. Man sieht sie nur, sobald sie sich bewegen und dabei sind eine Beute zu reißen. Ebenso kann ich dir einen Besuch bei Pluto empfehlen, da Mars dort der "Väterchen Frost" ist. Aber dort kannst du auch das Geheimnis von Hitze und Kälte lösen. Zuletzt bleibt immer göttliche Wärme über. Lieber Löwe, ich habe noch einigen einen Besuch abzustatten und werde nun den lieben Mond in seinem Reich wieder begegnen. Ich freue mich, weil so viel schöner Fortschritt auf allen Ebenen der Fall ist und bedanke mich von Herzen für Speis und Trank. Ich bin ja nicht aus der Welt und werde dich bald wieder aufsuchen!"



Der Löwe: "Ich danke dir mein Freund und Botschafter und werde mich bald hinlegen und schlafen. Dieser Tag war lang und nun muss ich mich ausruhen, damit ich morgen frisch und fröhlich an meine Aufgaben herangehen kann. Bis bald und alles gute mein lieber Merkur"!
 
Merkur auf Besuch im Reich des Mondes.



Die Nacht war mild und die Landschaft wurde sichtlich grüner und fruchtbarer. Guten Mutes wanderte Merkur über ungerade Wege. Ringsum hörte er die Eulen und Fledermäuse flogen um das Licht des Mondes herum und sammelten Insekten auf. Allmählich kam die Morgendämmerung. Die zunehmende Helligkeit beleuchtete eine durchwachsende Vegetation. Kleine Bäche säumten die Landschaft, in welchen kleine Krebse und Muscheln lebten. Der Boden war angenehm feucht und an den Flüssen siedelten sich an den Auen Mangroven an, oft tief bis ins Land hinein im Wasser stehend.



Merkur ging einen Bach entlang und fand darin eine tote Muschel. Er nahm sie aus dem Bach und öffnete sie mit einem kleinen Messer. Inmitten lag eine große Perle. Merkur entnahm sie, putzte sie blank und steckte sie ein. Er freute sich, da er ein schönes Geschenk für den Mond gefunden hatte. Am Bach wurde es sandig und so bildeten sich entlang kleine Strände, mit Schilf bewachsen. Libellen und Bienen durchzogen die Luft mit Summlauten, Mancher Raubvogel, oder der Schrei eines Hirschen belebten diesen schönen Tag. Aber Merkur wollte sich noch ein wenig ausruhen und sammeln, um hell und wach zu sein, sobald der den Mond antrifft. Der Bach schlängelte sich zu einer Wiese, auf welcher Merkur sich niederließ.



Nachdem er sich ein wenig gestärkt hatte, legte er sich auf den Rücken mit dem Kopf auf seinen Beutel und schaute den Wolken nach. Aber die Anstrengungen der letzten Tage ließen Merkur einschlafen. Nach einer kurzen Weile fing er zu träumen an und träumte von seinem Freund dem Mond. Anscheinen schien der Mond zu schlafen. Seine Augen waren geschlossen und echte Perlen der Trauer liefen ihm über sein schmales Gesicht herunter. Merkur wollte ihn schlafen lassen und dabei merkte er, dass der Mond im Schlaf redete.



Der silberne Mond: "Unter den Tränen meiner Trauer kommen die wahren Perlen des Lebens zum Vorschein und diese lasse ich auf die Menschen herabregnen. Es sind die Tränen meiner Liebe, die so oft von meinen Mitmenschen nicht wahrgenommen wird. Vielmehr treten sie diese nicht selten mit ihren Füßen, nicht wissend, dass die Liebe jedes Leben im Herzen beseelt. Aber ich suche in meinem Reich wahre Fruchtbarkeit zu schaffen, sorge dafür, dass alles zur rechten Zeit wachsen und gedeihen lässt. Ich rufe Mars und seinen wohl tuenden Regen herbei, damit alle Quellen des Waldes und der Berge mit Wasser versorgt sind. Und ebenso weiß ich, dass alles Leben tief aus dem Boden hervorkommt. Ich wache über die Gezeiten von Ebbe und Flut, und mein Freund Merkur sorgt dafür, dass genügend Wind die Wolken da hinschickt, wo sie benötigt werden. Manchmal schlägt ein Blitz in mein Reich der Krebse ein. Und der Wind kann ungünstig stehen und weite Flächen in Brand setzen. Jedoch habe ich beobachten können, dass bald aus der Asche des Feuers neues Leben herauswächst und noch besser gedeiht. Sie kommt mir wie ein Dünger des Lebens schlechthin vor, und so verspüre ich keine Trauer wegen der verbrannten Vegetation.



Der silberne Mond fuhr fort: "Weder Tier noch Natur machen mich traurig, sondern vielmehr sind es die Menschen, die oft uneinsichtig sind und den reichen Boden der Natur aus dem Gleichgewicht bringen. Sicher, ich halte mich gerne auch in größeren Städten auf. Aber diese sind auch nicht selten Krebsgeschwüre für die Mutter Erde. Aus dem All sehe ich so viele grüne Flächen und die Ozeane schillern für sich im türkisen Licht. Aber in vielen Gegenden frisst sich der Mensch zu heftig in die Natur, so dass sie an solchen Orten zurückweicht. Allmählich haben die Menschen begriffen, dass sie anders mit ihr umgehen müssen, da sie zuletzt sich selbst zerstören könnten. Lieber sind mir die hängenden Gärten von Babylon und auch deren Kultur. Sie leiteten über Kanäle Wasser von weit her in ihre Stadt. Und dieses versorgte die Gärten. Der Weg des Kanals war über 110 Meilen lang und führte durch schwaches Gefälle in die prachtvolle Stadt. Das Wasser fiel von oben in die terrassenartig angelegten Gärten. Und durch die Wucht trieb es Spiralen aus Metall an, welche das Wasser wieder ganz nach oben zur höchsten Terrasse aufsteigen ließ. Dann suchte sich das Wasser wieder über kleine angelegte Gräben den Weg nach unten, so dass kein Baum, kein Strauch an Mangel leiden musste. Der Mond blickte wehmütig auf das alte und zerstörte Babylon herunter. Aber er kannte auch Gegenden, wo alles voller Urwald war und Nomaden umherzogen. Er kannte die ganze Erde und wusste um diese Orte immer gut bescheid.



Nach einiger Zeit wachte Merkur wieder auf und wusste im Moment nicht, ob er wach war oder alles nur ein Traum. Er richtete sich auf und sah zum Mond auf, der ihm gegenüber stand. Verwundert stand er auf und fragte den Mond, ob er seinen Schlaf bemerkt habe.



Der silberne Mond: "Mein lieber Freund, ich habe euch bereits aus einer Entfernung von 100 Fuß schnarchen hören, und ich war mir eueres Schlafes ganz bewusst. Du hast auch Worte gestammelt, wobei ich sie kaum verstehen konnte. So habe ich dich liegen lassen und gewartet bis zu wach wirst. Ich sitze bereits über zwei Stunden vor dir".



Merkur: "Ich hatte von dir geträumt, oder besser alles wie die Realität erlebt in diesen sonderbaren, ein wenig schwermütigen Traum. Du hast über die Menschen geklagt und ihren Umgang mit der Natur nicht gut geheißen, so weit ich mich erinnern kann. Aber ebenso weiß ich, dass du auch für die Träume stehst und sogar die Fantasien eines Neptun wahrnehmen kannst, sozusagen die feinsten Schwingungen".



Der silberne Mond: "Ja, besonders dann, wenn ich über Neptuns Reich in den Fischen hinweg gleite. Da vertiefen sich meine Gefühle ungemein, so dass ich mir als zweiter Neptun dabei vorkomme, der ja mein esoterischer Herrscher ist. Aber jetzt freue ich mich über deinen Besuch. Komm mit und lass uns zum Dorf im Wald gehen. viele Skarabäus säumten das Ufer eines kleinen Flusses. Kleine Floße mit zusammengebundenen Holfässern kamen ihnen entgegen, und die Menschen darauf winkten ihnen fröhlich zu. Sie gingen noch ein Stück weiter und bogen nach rechts in einen Wald ab. An der Lichtung angekommen, sahen die zwei ein großes Dorf mit regem treiben der Bewohner. Die Fischer flickten ihre Netze und andere sortierten ihren Fang, den sie am frühen morgen gemacht hatte.



Dabei luden Frauen die Fische in handliche Kisten und machten sich auf den Weg zum Markt. Dort herrschte hektisches Feilschen, Kinder plantschen im Marktbrunnen, aus welchem drei Öffnungen das Wasser über sie herabregnen ließ. Es waren silberne Fischmäuler mit herrlichen Verzierungen. Auf einigen Holzbänken saßen die Alten und schauten dem Treiben der Menschen gelassen zu. Merkur und der Mond gingen weiter, und nach einiger Zeit kamen sie zur Hütte des Mondes. Die Dächer in dem Dorf waren alle mit Strohdächern versehen, so dass sie an diesem sonnigen Tag ganz golden erschienen. Die Mauern waren aus Lehm gebrannt und schützten vor der Hitze des Tages.



Hinter der kleinen Wohnstätte des Mondes befand sich ein großer Garten und in dessen Mitte befand sich ein Holzsteg, an welchem ein kleines Boot befestigt war. Im Garten standen einige Holztische mit bequemen Stühlen, und anscheinend hatte jemand bereits den Tisch für Merkur und seinen Freund gedeckt. Der Mond bat Merkur Platz zu nehmen und sogleich brachte die Haushälterin des Mondes frischen Fisch und Trank dazu. Dazu der Duft aus der Räucherkammer, welche nicht weit entfernt stand. Die Haushälterin ging sogleich in die Räucherkammer und kehrte mit Aal und etwas Speck zurück. Dann ging sie in das putzige Haus und holte noch eine große Schüssel verschiedener Salate.



Merkur hatte Hunger bekommen und die leichte Kost bekam ihm gut. Auch der Mond hatte Appetit und sein Gesicht wurde beim kauen immer voller und runder. Die Haushälterin meinte es gut, denn sie brachte für die Nachspeise Honig mit Nüssen und Äpfeln an den Tisch. Merkur und der Mond aßen alles auf und lehnten sich bequem an eine Bank beim kleinen Steg. Einige Sträucher und Bäume spendeten wohltuenden Schatten.



Merkur: "Mein guter Freund und Gefährte, du lebst hier wie in einem kleinen Paradies. Das Land hier ist außergewöhnlich fruchtbar und hat wohl alle möglichen Tiere und Pflanzen hervorgebracht. Ich komme mir so vor, als wenn ich hier so etwas wie ein Land sehe, dass seinen Ursprung wohl vor manch anderen Ländern hat".



Der silberne Mond: "Ja, es war seinerzeit wohl der gute Pluto, der alles aus der Tiefe heraus gedeihen ließ. Die Samen, Keime und Wurzeln kommen alle aus der tiefen Dunkelheit ins Licht. Dann treiben sie aus und wachsen prächtig. Auch segnet und oft der Regen, so dass alles Wasser bekommt und keinen Mangel leiden muss. Ich sehe es oft an den Pillendrehern, die man auch Mistkäfer oder Skarabäus nennt. Sobald sie sich vom Ufer der Flüsse abwenden folgt der segensreiche Regen. Aber er dauert nicht so lange, sondern sobald er aufgehört hat steigen unter der Sonne glitzernde Nebelfetzen hoch und lassen die Luft feucht werden. Hier scheinen wir uns tatsächlich wie auf einer Lebensquelle zu befinden. Die meisten hier haben Kinder, und sobald sie größer werden können sich es nicht mehr erwarten erwachsen zu werden, tun aber so, als wenn sie es längst wären. Aber sie sind im Haushalt sehr hilfsbereit und geschickt und lernen dabei alles mögliche, wie Fischfang, Ziegel formen, Lehmhütten zu bauen, oder das Handwerk mit Holz. Vor allem sind sie beinahe alle gute Gärtner und verstehen es mit der Natur umzugehen".



Merkur: "Einige Burschen hier waren bei mir vor längerer Zeit in der Lehre, uns so konnte ich manch notwendige Wissen und Geschicklichkeit vermitteln. So legen sie ihre Felder inmitten der Wälder an und roden diese. Nach einigen Jahren säen sie nichts mehr an, und so wächst der Wald rasch wieder zusammen. Ein wenig Verstand kann nie schaden lieber Mond, und es macht mir immer wieder große Freude, sobald Neulinge mich aufsuchen, um etwas nützliches von mir lernen zu können. Ich nehme mir gerne die Beispiele aus der Tierwelt, und so versuche ich die Weisheiten einer Eule zu vermitteln, die Schläue der Füchse und den Mut eines Wolfes. Die Kinder nehmen das gerne auf und eifern dem Verhalten mancher Tiere nach".



Der silberne Mond: "Mit der Zeit werden die Jungen alle Erwachsene. Und manche holt Saturn ab, um sie auf den Weg in sein Reich abzuholen. Der führt sie über all die Reiche bis zu seinem Dach der Welt und hilft ihnen dabei ihre Erfahrungen zu sammeln. Manche kehren vom Dach der Welt nach langer Zeit wieder hier zurück und berichten von all dem, was sie in dieser Zeit gelernt und erfahren haben. Hier liegt anscheinend die Wiege der ganzen Menschheit. Aber wie Krebse so sind, kommt ihnen nach einiger Zeit ihr Wandersinn ins Bewusstsein. Sie ziehen weiter und schauen nach neuen Ländern, in der Absicht, sich dort vielleicht niederlassen zu können. Auch bei den Aalen habe ich beobachten können, wie sie von hier wegziehen, die Flüsse entlang, bis zum offenen Meer. Dort haben sie ihre Plätze und laichen ab. Bald sterben sie, aber ihre Kinder kommen wieder den ganzen Weg zu uns zurück und gründen auch hier ihre Familien. So geht das fortwährend rauf und runter".



Merkur: "Bei diesem Treiben bist du auch oft dabei lieber Mond. Besonders dann, wenn du in voller Größe den Himmel zierst und beleuchtest, pulsiert die Natur umso heftiger. Auch jetzt kann man sehen, dass unzählige Glühwürmchen und Fledermäuse unterwegs sind, im Wald kleine Feen umherfliegen, Elbe und Kobolde sehr geschäftig zu sein scheinen. Euere Zwerge fördern wohl Silber aus den Minen der Berge, und ebenso graben sie nach edlen Steinen und haben auch schon vergrabene Schätze aus alten Zeiten zutage befördert. Hier scheinen diese Wesen eine Hochburg zu haben, da in anderen Ländern weitaus nicht so gute Bedingungen für sie herrschen als hier. Aber sie haben sicher ihre Schatzkammern, gefüllt mit goldenen Münzen, Silber und edlen Steinen. Die Zwerge lassen nur Kobolde zur Mitarbeit in ihre Minen. Kinder dürfen da nicht rein, weil es dort sehr gefährlich werden kann. Und auch die Menschen sind in der Schatzkammer nicht so gerne gesehen. Ihre Augen werden gierig, und so zeigen wir unsere Schätze nicht den Menschen. Lieber transportieren sie auf Eseln oder auf Floße ihre Ware zur Venus im Reich des Stiers, da dort Hephaistos Material und bestes Erz benötigt, um seine Werke in Vollendung schaffen zu können".



Merkur: "Ich schätze ihn sehr als Künstler und Gestalter, auch wenn er es vorzieht in seiner großen Werkstatt in den Tiefen des Berges zu bewohnen. Er kommt nur in das Licht des Tages, sobald die anmutige Venus etwas von ihm benötigt. Sein überaus gutes Geschick ist seine Berufung. Die Natur bei der Venus kommt beinahe deiner gleich. Dort findet man jedoch weniger Menschen, aber viel Tiere und ebenso großen Reichtum an Bäumen, Wasser, alle Blumen und Stierherden vor. Wie bei dir gibt es dort unzählige Rotten von Wildschweinen, braune Bären mit mächtigen Krallen. Aber die Tiere halten sich im Gleichgewicht und leben zuletzt friedlich miteinander. Bei dir lieber Mond gibt es auch Moore und weite Sümpfe, aber bei der Venus scheint alles zu grünen, was sie hervorbringt".



Der Mond ging in eine kleine Werkstatt und kam mit einigen Laternen zurück, in welchen die Glühwürmchen für gutes Licht sorgten. Er hängte sie an die Äste der Bäume auf und das Licht spiegelte sich an dem kleinen, sprudelnden Fluss wieder. Die umsorgende Haushälterin brachte dem Gespann noch mit Honig gesüßtes Obst und einen Korb voll geschälter Nüsse. Als Merkur die gute Frau näher im Licht der Laternen betrachtete, glaubte er für einen Moment, dass es sich um die Mutter vom Mond handeln könnte. Aber dem war nicht so, wobei diese Frau dafür sorgte, dass das Wohnheim des Mondes mit allem umsorgt war.



Merkur: "Guter Mond, zuvor dachte ich einen Moment, dass diese gute Frau euere Mutter ist. Aber ich habe mich wohl getäuscht, da ja der gute Pluto alles zum Leben erweckt hat. Aber die Ähnlichkeit mit dir ist doch sehr verblüffend. Oder ist sie mit dir irgendwie verwandt"?



Der silberne Mond: "Eines Tages kam eine wunderschöne Nixe dem Fluss aufwärts geschwommen vor mein Haus. Sie sagte, dass sie der gute Neptun geschickt hätte und ich auf dich aufpassen und auch versorgen soll. Im gleichen Moment fuhr am Steg meines Gartens in Lichtblitz vom Himmel herab. Als es wieder dunkler wurde, stand meine Haushälterin vor mir und ihre Flossen und Schuppen waren gänzlich verschwunden. Wahrscheinlich ist meine Haushälterin eine Nymphe, und Neptun hatte sie mir geschickt. Damals begleiteten sie bis zum Steg eine ganzes Rudel Delphine. Aber diese kehrten sofort zurück und schienen großen Spaß an der Freude zu haben. Der gute Neptun scheint mein Reich über alles zu lieben und tut für uns was er nur dazu imstande ist. Seine Fäden reichen bis hierher herunter, aber man kann sie nicht so einfach erkennen, dass sie durchsichtig wie die Quallen der Meere sind. Wie ein Spinnennetz umspannen sie die ganze Mutter Erde. Besonders dort wo Stille herrscht kann ich sie oft wahrnehmen und auch spüren".



Merkur: "Ja, es scheint ein Netz weltumspannender All - Liebe zu sein. Aber diese Fäden entspringen der Transzendenz und werden nur spürbar, sobald jemand in der Stille seine eigene innere Einkehr sucht. Und ich kann nur bestätigen, dass man fündig wird, sobald man gesucht hat. Das alles wäre so einfach. Aber solange man so eine Erfahrung nicht gemacht hat, kennt man sie nicht. Die Menschen haben sich derzeit unermesslich weit von ihrer Urquelle entfernt.
 
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Merkur in seinem Domizil der Zwillinge.





Um die Mittagszeit kam Merkur der Stadt nahe und die Besiedlung war schon länger dichter geworden. Überall zogen Esel oder Pferdegespanne allerlei Waren herbei, um sie auf dem Markt anbieten zu können. Die Stadt war von einem hohen Ring aus Festungsmauern umgeben und auf dem Wehr hielten die Soldaten Wache. Vor dem großen Stadttor stauten sich die Kutschen und Karren und vor der Zugbrücke kontrollierten die Soldaten all das, was in die schmucke Stadt hineinwollte. Das Gewirr der Sprachen klang in Merkurs Ohren wie das Gesumme fleißiger Bienen. Die Händler drängten geschäftig zum Tor und warteten voller Ungeduld darauf, die zwei Tore passieren zu können. Unter der Zugbrücke verlief ein tiefer Wassergraben und auf den Türmen standen Kanonen bereit, um jederzeit Angriffe aus feindlichen Ländern abwehren zu können.



Merkur war hier bekannt als Kurier und Botschafter, Und so ließen ihn die Wächter passieren, ohne nachzusehen was er dabei hatte. Aber dies wäre ohnehin nicht notwendig gewesen, da er keine Schmuggelware dabei hatte und ebenso nichts was er anmelden hätte sollen. Die hölzerne Zugbrücke knarrte unter der Last der Pferdegespanne und nach dem Stadttor sammelten sich viele ganz neugierig an, um zu sehen, was die Kutschen und Karren alles in die Stadt brachten. Da waren Händler mit bunten Tüchern und Teppichen, welche wohl aus dem Orient stammten. Andere brachten Schmuck und Geschmeide mit, Gewürze aus Indien, Obst und Gemüse aus der grünen Umgebung der Stadt mit. Karren mit beladenen Heu waren auf den Weg zu den Gaststätten, welche fast alle Pferdeställe in Untergeschoß neben den Gasträumen hatten. Auch kam ein kleiner Zirkus mit Gauklern und allerlei Getier in die Stadt. Sie fuhren in den Kern der Stadt und bildeten mit ihren zahlreichen Wagen einen Kreis.



Merkur folgte dem Zug und durfte neben einen Clown Platz nehmen und mitfahren. Der Clown trug überdimensionierte Schuhe und ein bunt gestreiftes Gewand. Sein Gesicht zierte eine rote Pappnase und war um den Mund ganz rot bemalen.



Merkur: "Mein lieber Clown, mit eurem Humor werden die Besucher des Zirkus sicher viel zu lachen haben. Wie ich sehe, hast du bunte Luftballons dabei und anscheinend beste Laune, wenn ich dich so anschaue. Du hast sicher auch viel Freude und Spaß, sobald du deine Auftritte hast. Ich schaue mir selbst alles sehr gerne an und bin auf all die Darbietungen des Zirkus gespannt".



Der lustige Clown: "Da hast du Recht lieber Merkur. Ich habe gelernt alles mit Spaß und Humor im Leben hinzunehmen, und Humor ist wenn man trotzdem lacht. Mich freut es besonders, wenn den Zuschauern das Herz bei der Vorstellung aufgeht. Zudem bin ich nur ein Teil der Darbietungen, denn wir haben exzellente Artisten und Seiltänzer in unseren Reihen, Männer, die Feuer spucken und durch brennende Strohreifen springen. Und auf unseren Ponys lassen wir die kleinen Kinder reiten. Mutige und hübsche Frauen, welche auf den weißen Schimmel reiten und dabei Saltos machen. Sprechende Papageien, und sogar ein kleiner Flohzirkus gehört zu uns. So ziehen wir von Ort zu Ort, sind immer unterwegs, um den Menschen Freude und Unterhaltung bereiten zu können".



Merkur: "Wo befinden sich die Flöhe lieber Clown?



Der lustige Clown: "Du sitzt auf ihnen mein Freund".



Im gleichen Moment bemerkte Merkur ein krabbeln unter seinem Hemd. Kurz darauf verspürte er an mehren Stellen seiner Haut sogleich ein jucken. Der Clown lachte und meinte, dass er dafür keinen Eintritt für die Vorstellung zu zahlen brauche. Merkur nahm es mit Humor, bestäubte jedoch die zahlreichen Einstiche mit seinem Heilstaub.



Der lustige Clown: "Na ja, nun haben die kleinen Tierchen genug Nahrung aufgenommen und sind heute Abend sicher in guter Form. Mich fasziniert die enorme Sprungkraft der Flöhe und auch ihre Fähigkeiten kleine Kutschen zu ziehen und viele Kunststücke zu machen. Für ihre Darbietungen als Artisten sind sie sehr genügsam und Platz finden sie leicht in einer Zündholzschachtel".



Merkur: "Ich werde zur Vorstellung gerne vorbeikommen. Aber jetzt entschuldige mich, da ich als nächstes den Markt aufsuchen möchte".



Am Platz des Zirkus angekommen machte sich Merkur auf den Weg zum Marktplatz. Die Luft war durchzogen von allerlei Gerüchen. Es roch nach gebratenen Fischen, und gleich darauf war die Luft mit dem Geruch gebrannter Mandeln voll süßem Duft. Das Geschrei und feilbieten der Händler ergab einen gleichmäßigen Lärm. Obst- und Gemüsehändler standen vor ihren randvollen Regalen, und die Weinhändler boten lautstark ihre kostbaren Tropfen an. Alte Frauen saßen vor ihren Körben, welche mit Weiden kunstvoll geflochten waren. Auch hatten sie Spielzeug für die Kinder wie Drachen, mit Schnur und bunten Schwänzen, bereit in die Lüfte zu steigen. Kleine Figuren und Puppen, Rad und Stock, kleine Kreisel und Schusser aus buntem Glas. Die Kinder schauten sehnsüchtig auf all die Spielsachen und bettelten ihre Eltern an, damit sie etwas für sie kaufen.



Merkur ging durch das emsige Treiben hindurch, und am Ende des Marktplatzes stand ein wunderschöner Blumenstand. Er roch den Duft der Blüten und steuerte auf den lieblichen Stand zu. Er wollte eine blühende Rose für den Clown besorgen und trat näher. Aus einem Zelt kam eine wunderschöne Frau hervor, so schön wie eine Blüte. Sie trug ein einfaches Gewand, was nur an den Rändern mit Rosenmustern verziert war. Um ihren Hals trug sie eine goldene Kette und ihr Haar war mit Blumenblüten umkränzt. Bevor Merkur etwas sagen konnte, überreichte ihm die hübsche Frau die Blüte einer duftenden Rose. Und im gleichen Moment erkannte Merkur seine hier esoterisch herrschende Venus.



Merkur: "Sei herzlich gegrüßt meine liebe Venus. Ich hätte mir fast denken können, dass du hier bist. Vom Reich des Stiers ist es ja nicht so weit. Und du bist sicher hier, um deine prachtvollen Blumen verkaufen zu können. Das macht sich gut, da ich ohnehin vorhabe dich demnächst aufzusuchen. Ich komme vom Mond und bin nun bald mit meiner Reise durch die zwölf Länder hier in den Zwillingen angekommen".



Die Venus: "Deine Stimme und Aussprache klingt viel blumiger seit ich dich zum letzten mal gesehen habe. Du versiehst deine Worte mit schmucken Beiwerk, so dass sie Bilder schaffen und nicht nur leere Worthüllen sind. Auch scheint mir dein Aussehen sehr gepflegt und ansehnlich. Auch wird es nicht so lange her sein dein Besuch bei seiner Majestät dem König. Dein Gesicht scheint mir sehr tief gebräunt. Unser König war auch vor einiger Zeit zu Besuch auf deiner Stadt. Aber er hat dich wohl verfehlt, da man ihm berichtete, dass du dich zu Neptuns Reich aufgemacht hattest. Sein Besuch ist spürbar, denn alles scheint hier friedlicher und harmonischer vor sich zu gehen. Die Händler streiten weniger und sind nicht mehr so missgünstig ihrer Konkurrenz gegenüber. Ach ja, du kennst ja die besagten zwei Seelen in einer Brust".



Merkur: "Auf meinen jüngsten Reisen hatte ich zahlreiche Begegnungen, was mir zuletzt ganz neue Erfahrungen gebracht hat. Meine Reisen durch die letzten drei Reiche haben mir besonders viel über die Erfahrung der irdischen und der transzendenten Welt gebracht. Und der gute Jupiter zeigte mir anschließend, wie man Informationen bildhaft darstellen kann. Inzwischen kann ich viele Details zu einem sinnvollen Bild zusammensetzen und gestalten. Damit werde ich wiederum selbst besser verstanden. Hast du Lust mich heute Abend mit zur Vorstellung des Zirkus zu begleiten? Ich würde dich später gerne abholen, und so könnten wir gemeinsam die Darbietungen anschauen".



Die Venus war sofort einverstanden, hatte jedoch jetzt noch am Blumenstand zu tun und fing an kleine Kränze mit Schleifen zu binden. Merkur schaute ihr noch eine Weile zu und machte sich auf den Weg zu den vielen Gassen der Stadt. Den Lärm des belebten Marktes ließ er zurück und nach einiger Zeit bog er in eine kleine Straße ein. Dabei blickte er zum Boden und sah in naher Entfernung eine goldene Münze am Boden blitzen. Als er auf die glitzernde Münze zuging und sich bückte, zogen Kinder an einer Schnur die Münze zurück, so dass Merkur ins leere griff. Er musste heftig lachen, da er als Kind einst selbst solche Streiche beging. Die Kinder lachten und waren über den Effekt sehr belustigt.



Merkur: "Ihr seid ja spaßige und fröhliche Kinder. Wenn ihr Lust habt und die Eltern euch die Erlaubnis geben, könnten wir heute Abend alles zusammen die Vorstellung im Zirkus anschauen, meine Freundin Venus ist auch mit von der Partie. Und ich könnte euch zum Clown bringen, da er ständig um Nachwuchs für den Zirkus bemüht ist. Der allerjüngste ist der Clown nicht mehr".



Die Kinder: "Das wäre toll und mitkommen können wir, da unsere Eltern auch zur Vorstellung kommen werden. Der Clown könnte uns sicher viel für uns nützliches beibringen. Und wir haben ihn schon beim jonglieren mit sechs roten Kugeln beobachtet. Das würden wir gerne lernen und einen großen Schminkkoffer hat er auch".



So beschlossen sie sich am Abend zeitig vor dem großen Zelt zu treffen. Merkur ging die Gasse weiter entlang und machte an einem Brunnen Rast. Daneben stand ein Obstbaum, und in seiner Krone lärmten junge Spatzen in ihrem Nest. Ihre putzigen Schnäbel ragten hervor, wartend darauf, dass die Eltern Nahrung bringen. Erfreut schaute er dem Treiben zu und sah, wie die Eltern der Spatzen eifrig das notwendige Futter herbeischafften. Er holte aus seinem Beutel ein wenig Proviant und fütterte mit den Brotkrumen die Spatzen, welche sogleich ganz zahm und vertrauensselig um ihn herumflogen. Merkur füllte seine Wasserflasche aus dem Brunnen und machte sich wieder auf den Weg zur Mitte der Stadt.



Als er zur Venus kam, war sie dabei ihren Stand zu schließen. Sie überdachte ihre restlichen Blumen mit einer Plane, so dass sie Nachts geschützt waren und machte sich mit ihrem Freund auf den Weg zum Zirkus. Dort angekommen warteten bereits die Kinder und hatten den Clown regelrecht umzingelt. Der Clown schnitt Grimassen und verteilte an die Kinder bunte Luftballons. Der Zirkusdirektor war erschienen und zog am Seil einer silbernen Glocke. Das zahlreiche Publikum nahm im Rund der Manege Platz, wobei alle Kinder in den ersten Reihen sitzen durften. Flotte Musik ertönte über den Eingang zur Manege und mit einem Tusch hörten sie auf, denn der Zirkusdirektor betrat das sandige Rund. Er trug Frack und Zylinder, ein weißes Hemd mit blauer Schleife und ebenso blauen Einstecktuch. Zu seiner rechten hielt er eine Peitsche und erhob seine Stimme.



Der Zirkusdirektor: "Sehr verehrtes Publikum, meine werte Damen und Herren, liebe Kinder. Der Zirkus Wunderland heißt euch alle ganz herzlich willkommen. Und ich freue mich über das zahlreiche Erscheinen".



Im gleichen Moment zielte ein kleiner Junge mit seiner Steinschleuder auf den Hut des Zirkusdirektors. Der kleine Stein verfehlte sein Ziel nicht, und unter dem Hut wurde eine spiegelblanke Glatze sichtbar. Dem Zirkusdirektor fiel nicht nur der Zylinder vom Kopf, sondern auch sein Monokel fiel aus seinem Auge. Die Zuschauer kreischten vor Lachen und glaubten, es gehöre wohl zur Vorstellung. Der Zirkusdirektor ging nun raschen Schritts auf eine Kanone zu, entzündete mit aus der Tasche gezogenen Streichhölzern die Lunte und trat zurück. Kurz darauf krachte es heftig im Zelt und an der Mündung kam der Clown auf einer Kugel sitzend hervor und flog durch die Manege, einen bunten Regenschirm haltend. Er bremste noch ein wenig ab und fiel in ein weit aufgespanntes Netz.



Merkur und Venus, die Kinder und alle anwesenden Zuschauer klatschten vehement Beifall. Der Clown zog sich an einem Seil hinauf, welches am Netz angebunden war und überquerte mit seinem Schirm auf dem Seil mehrmals die Arena. Dabei stellte er sich so an, als wenn er im letzten Moment die Balance halten konnte. Er bedankte sich für den großen Applaus und warf seinen Schirm den Kindern zu. Dann zog er aus seiner Tasche sechs rote Bälle und jonglierte damit auf dem Seil. Zuletzt warf er die Bälle einzeln den Kindern zu und ließ sich am Seil hängend zu Boden fallen.



Die Flöhe waren an diesem Abend nicht mehr in der Lage aufzutreten. Sie hatten sich wohl bei Merkur zuviel Nahrung gesaugt und lagen mit vollen Magen in ihrem Quartier. Aber dies ging anhand der Darbietungen unter und niemand bemerkte, dass sie abwesend blieben. Der Clown und der Zirkusdirektor klatschten mehrmals in die Hände. Der Vorhang der Manege öffnete sich und ein Duzend Ponys liefen in die kreisrunde Arena ein. Sie wurden von sechs Tänzerinnen begleitet. Der Zirkusdirektor schwang seine Peitsche und die Ponys liefen im gleichmäßigen Abstand durch das Rund. Bei jedem zweiten Tier sprang eine Tänzerin auf und zeigte Saltos vorwärts und rückwärts. Nach kurzer Zeit waren alle Tänzerinnen stehend auf den Ponys, und dabei sprangen sie gleichzeitig im dreifachen Salto zum übernächsten Tier. Es waren junge Mädchen, so konnten die Tiere mühelos die Lasten aushalten.



Vier Grazien kamen bestückt mit weißen und roten Rosen hinzu und warfen sie in die Zuschauertribünen. Die schönen Blumen hatte die Venus beigesteuert, so dass unter dem Zelt das treiben mit bunten Tupfern versehen wurde. Der Zirkusdirekter ging wieder in die Mitte der Arena und kündigte den Höhepunkt des Abends an:



"Hoch verehrtes Publikum, ich bitte um Ruhe und Aufmerksamkeit. Denn nun kommt der Auftritt des legendären Magier "Lichtzauberer" an die Reihe. Er ist ein Meister der Täuschung und Ilussionen. Seiner Schnelligkeit kann kein Auge folgen und seine Darbietungen suchen ihresgleichen".



Das Licht wurde gedämpfter und in der Manege war die Spannung zu spüren. Ein gänzlich schwarz gekleideter Magier betrat mit einem kleinen Koffer in der Hand die Manege und stellte diesen auf einen kleinen Tisch.



Der Magier: "Seid willkommen meine lieben Gäste. Ich werde euch wahrlich eine magische Vorstellung bieten und euch mitnehmen in mein Reich der Magie. Lassen sie sich entführen in die Ebenen übersinnlicher Wahrnehmung. Ich öffne jetzt meinen Koffer, da sich darin meine Utensilien befinden und hole als erstes meinen Zauberstab hervor".



Der Magier entnahm den Zauberstab und hielt ihn für alle sichtbar in die Höhe. Im gleichen Moment ergoss sich aus dem Stab ein sterngoldener Regen. Dabei drehte er sich im Kreis, so dass der sterngoldene Regen einen geschlossenen Kreis ergab, beinahe wie ein Sternehaufen in der Milchstraße. Er legte den Stab zurück auf den Tisch und entnahm seiner Truhe ein schwarzes Zelt, welches er aufbaute.



Der Magier: "Geschätztes Publikum, nun brauche ich einen jungen Mann der bereit ist sich von mir für eine kurze Zeit verwandeln zu lassen".



Dabei öffnete er den Vorhang des kleinen Zeltes und stellte einen kleinen Hocker dazu. Die Kinder waren begeistert und schon meldete sich ein Junge, bereit für die Darbietung. Der Magier bat ihn in die Manege und setzte im sogleich in das Zelt. Dann verschloss er es und murmelte seltsame Sprüche. Er bat ein Mädchen in die Manege zu kommen, da es die Vorhänge des Zeltes öffnen solle, was sie prompt tat. Aber der Stuhl war leer und der Junge saß nicht mehr in diesem Zelt. Alles staunte und war verwundert. Urplötzlich hörten sie die Stimme des Jungen. Er befand sich unter dem Dach und ließ sich unter tosendem Applaus mit einem Seil zu Boden gleiten.



Merkur lachte und sagte zur Venus, dass er diesen Trick gut kenne. Die Venus wurde neugierig und wollte von Merkur wissen, um welchen Trick es sich hier handelte. Aber vorher musste sie Merkur versprechen nichts weiterzusagen.



Merkur: "Das ist simpel und einfach. Die zwei Kinder sind Zwillinge, so dass ich selbst sie immer wieder verwechsle, sobald ich sie sehe. So ist der eine Zwilling längst unbemerkt oben unter dem Dach gewesen. Und der andere blieb im Zelt sitzen, wurde aber nicht gesehen, da er umhüllt von einem schwarzen Tuch war. So konnte man ihn nicht sehen, da alles schwarz im Zelt war".



Die Venus war etwas ernüchtert, da alles nur ein Trick war und kein echter Zauber dahinter stand. Inzwischen holte der Magier einen Zylinder aus der Truhe, spannte über die Öffnung ein Tuch und zog es kurz darauf weg. Dabei stiegen ein ganzer Schwarm weißer Tauben auf und flogen durch das Rund der Manege. Die Zuschauer klatschten begeistert. Wieder umhüllte der Magier die Öffnung des Zylinders, zog das Tuch abermals weg. Aber diesmal hoppelten weiße Kaninchen aus dem großen Hut. Und nirgendwo war etwas sichtbar, in welchen sich die Tiere verstecken hätten können.



Der Magier: "Ich verneige mich vor meinem zahlreichen Zuschauern und führe nun meine Kristallkugel vor, in welcher ich alles sehen kann was ich nur möchte. Aber nun lasse ich die Kugel durch den Raum schweben und weise ihr mit meinem Zauberstab den Weg".



Wie von Geisterhand bewegte sich die leuchtende Kristallkugel kreisend durch das Zelt. Dabei wechselte sie in allen Farben und sorgte für eine beinahe mystische Stimmung im weiten Rund der Manege. Nun blieb sie in der Luft zur rechten des Magier stehen, und aus ihr kam eine bezaubernde Melodie. Sie klang wie die Stimme eines Tenor, wobei bunte Tonleitern wie Seifenblasen im Zelt aufstiegen. Die Zuschauer saßen mit weit geöffneten Mund auf ihren Sitzen und kamen aus dem staunen nicht mehr heraus. Der Magier murmelte noch einige Worte, so dass die Kugel zum Boden flog. Aber er fing sie geschickt auf und verneigte sich vor dem tosenden Applaus. Der Magier verabschiedete sich und anschließend bot der Clown noch lustige Unterhaltung bis zum Schluss. Nach der Vorstellung liefen die Kinder zu ihm und bewarben sich um die Aufnahme in die Clownschule. So kam fast eine ganze Schulklasse zusammen.



Merkur schaute die Venus an und sagte ihr, dass die letzten Darbietungen für ihn beinahe unheimlich waren. Er konnte keinen Trick erkennen. Die Venus lachte und sagte Merkur, dass der Magier Pluto sei und seine Magie echt war. Beide waren fasziniert von der tollen Vorstellung. Sie beschlossen gleich aufzubrechen in die Heimat des Stier. Noch in der Nacht machten sie sich auf den Weg, wobei der Mond mit seinem Licht alles ein wenig heller machte. Glühwürmchen begleiteten sie auf ihren Weg und sorgten ebenso für notwendiges Licht. Bei Morgengrauen waren sie nicht mehr weit entfernt von der Heimat der Venus.
 
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