Meine Schwester und ich...

Von Absicht war nicht die Rede.
Deine Formulierung:
MariaMarmelade schrieb:
Damit wäre es unsere Aufgabe, uns mit den Handlungen unserer Ahnen auseinander zu setzen, denn von den Ahnen wird es uns geschickt.
Das liest sich für mich wie Absicht - absichtsloses Verschicken?

Ich meine auch, dass wir uns nicht mit den Handlungen unserer Ahnen auseinandersetzen müssen ... das landet dann oft ganz schnell beim Beurteilen und beim Knüpfen von halbseidenen Ursache-Wirkungs-Verknüpfungen. Darin spiegeln sich vor allem unsere eigenen Muster ... Nach meinen Beobachtungen in reichlich Aufstellungsarbeit genügt es, achtsam wahrzunehmen, was uns da im Leben der Ahnen schwer, schräg, belastet oder auch unverständlich erscheinen mag ... und es dann urteilslos bei ihnen zu lassen, vielleicht noch verbunden mit einer rituellen Rückgabe von Dingen/Muster, die man "übernommen" haben mag.

Liebe Grüße, jake
 
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Ich meine auch, dass wir uns nicht mit den Handlungen unserer Ahnen auseinandersetzen müssen ...

Logisch, wenn man an Karma glaubt. Dann ist eh alles vorbestimmt. Wozu sollte man sich da noch mit irgendwelchen Handlungen der Ahnen auseinander setzen? Kann man sowieso nicht mehr ändern.

Aber:

Was ist mit der Frau, die immer auf ihren Mann wütend ist, nur weil ihre Mutter immer auf ihren Vater wütend war (was sie einfach übernommen hat, ohne es zu wissen). Wäre es für sie nicht nützlich zu wissen, dass sie nur deshalb auf ihren Mann wütend ist, weil ihre Mutter es immer war? Und wenn man weiter geht, dann sieht man wohlmöglich, dass die Großmutter auch immer schon auf ihren Mann wütend war.

Ich glaube nicht an Karma, im Sinne von unveränderbarer Vorbestimmtheit. Für mich ist es wichtig die unbewussten Muster des Verhaltens ins Bewusstsein zu holen, weil man nur auf diese Weise davon frei wird.

Liebe Grüße
MM
 
Logisch, wenn man an Karma glaubt. Dann ist eh alles vorbestimmt. Wozu sollte man sich da noch mit irgendwelchen Handlungen der Ahnen auseinander setzen? Kann man sowieso nicht mehr ändern.
Ja mei ... ist immer so eine Sache, was beim Empfänger einer Botschaft ankommt. Nicht von den Ahnen her, sondern von Fori zu Fori: Lies doch bitte noch einmal (und wenn's leicht geht, Sinn erfassend), was ich bezüglich meiner Karma-"Gläubigkeit" geschrieben habe ... oder auch nicht, mir is wurscht ;-)
Was ist mit der Frau, die immer auf ihren Mann wütend ist, nur weil ihre Mutter immer auf ihren Vater wütend war (was sie einfach übernommen hat, ohne es zu wissen). Wäre es für sie nicht nützlich zu wissen, dass sie nur deshalb auf ihren Mann wütend ist, weil ihre Mutter es immer war? Und wenn man weiter geht, dann sieht man wohlmöglich, dass die Großmutter auch immer schon auf ihren Mann wütend war.
Wie oben von mir mehrfach schon betont, halte ich solche Strukturen und Muster, auch die Generationen übergreifenden, für wesentlich, wenn ich in meinem Hier und Heute etwas verändern will. So wie Du es beschreibst/wie es bei mir ankommt, siehst Du da kausale Zusammenhänge. Die Frau wäre demnach heute wütend auf ihren Mann, WEIL die Mutter es schon war und WEIL die Großmutter auch ... dieses WEIL, diese Konstruktion eines kausalen Zusammenhangs als Einbahnstraße quer durch die Generationen, kann ich nicht nachvollziehen.

Wenn ich systemisch arbeite, fange ich mit solchen Kausalkonstrukten nichts an. Matthias Varga von Kibéd, ich hab das schon oft zitiert, auf die Bitte eines Seminarteilnehmers, den Begriff "systemisch" zu definieren: Er könne dafür keine astreine Definition liefern, wohl aber einen Vergleich — die Betrachtung eines komplexen Musters sei umso systemischer, je mehr bei der Beschreibung des Musters auf kausale Verknüpfungen verzichtet werden könne. Und er zitiert dann gern auch Wittgenstein, der in seinem Tractatus postuliert hat: "Der Glaube an den Kausalzusammenhang ist DER Aberglaube". Und auch Gunther Schmidt z.B. teilt die Meinung, dass systemische Muster in so hohem Maße komplex strukturiert seien, dass kausale Beschreibungen immer zu kurz greifen. Es ginge viel eher um das Wahrnehmen vielschichtiger Wechselwirkungen und um die Möglichkeiten, in solche Wechselwirkungen modifizierend einzugreifen.

Und da wird es nun spannend ... wenn ich bei Deinem Kausalmodell mit dem "Weil die Mutter ..." bleibe, dann wird sozusagen eine fiktive Ursache ein paar Generationen weit nach hinten verlagert, und es wird immer weniger "meine Sache".

Wenn ich es hingegen systemisch betrachte, kann ich wahrnehmen, dass mein Verhalten in bestimmten Bereichen ähnliche Züge aufweist wie bei bestimmten Vorfahren, dass es da also anscheinend ein Muster gibt, das über die Generationen tradiert/übernommen wurde. Das kann ich aus meiner heutigen Sicht achtsam und ohne Urteil oder Schuldzuweisung wahrnehmen. Und jetzt kommt der entscheidende Unterschied (wenn es denn einer ist): Ich bleibe dabei, dass es jetzt auch mein Muster ist und dass es in meiner Wahlfreiheit liegt, dieses Muster zu unterbrechen und zu modifizieren. Ich bin dem nicht ausgeliefert, WEIL das die Ahnen auch schon so getrieben haben, sondern ich kann's verändern. Hier und heute und morgen. Und damit auch das destruktive Muster aus dem System entfernen.

Als hilfreich beobachte ich dabei immer wieder, das nicht nur durch Kopfarbeit leisten zu wollen, sondern etwa in einer gut fokussierten Aufstellung auch die rituelle Interaktion mit den RepräsentantInnen der Muster als ganzheitliche Verkörperung zu erfahren. Damit ist oft ein ganz wichtiger Schritt in einem förderlichen Setting getan, der bei rein mentaler Arbeit einfach weniger "Fleisch auf den Rippen" hat und einen langwierigeren Prozess nach sich zieht.

Ich glaube nicht an Karma, im Sinne von unveränderbarer Vorbestimmtheit.
Da sind wir uns ja eh einig. Ich brauche keinen "Karma"-Begriff, um solche Thematiken zu beschreiben. Ich kann es aber durchaus auch mit einem aufgeklärten Karma-Begriff tun, wie ich ihn weiter oben zu umreißen versucht habe.

Liebe Grüße, jake
 
Was ist mit der Frau, die immer auf ihren Mann wütend ist, nur weil ihre Mutter immer auf ihren Vater wütend war (was sie einfach übernommen hat, ohne es zu wissen).

Dann hat sie ein Muster übernommen, das ihr - erfolgreich - vorgelebt wurde.
Was aber nicht heisst, dass ihr Mann auch so ein Schaf ist wie ihr Vater und sich schnellstens aus dem Staube macht. :D

Verhaltensmuster haben nichts mit Familienproblemen zu tun und sind auch über Aufstellungen nicht zu lösen.

Das Problem mit der Schwester kann ein Konflikt sein, der immer wieder auftritt, weil eine weibliche Verwandte in der Ahnenreihe verheimlicht oder verstossen wurde. Das kann nur über eine Aufstellung geklärt werden. Das heisst nicht, das die Beziehung zur Schwester besser wird. Allerdings kann man auch ohne geschwisterlichen Umgang ganz gut leben. ;)
 
Da sind wir uns ja eh einig. Ich brauche keinen "Karma"-Begriff, um solche Thematiken zu beschreiben. Ich kann es aber durchaus auch mit einem aufgeklärten Karma-Begriff tun, wie ich ihn weiter oben zu umreißen versucht habe.

Liebe Grüße, jake

Was denn nun, mit oder ohne "Karma"-Begriff? Beides geht nicht. - Das sind so Aussagen, mit denen ich garnichts anfangen kann.

Viel Spaß noch.
MM
 
Verhaltensmuster haben nichts mit Familienproblemen zu tun und sind auch über Aufstellungen nicht zu lösen.
Das Gegenteil ist der Fall: Verhaltensmuster stehen sehr oft in (gelegentlich leider auch destruktiver) Verbindung mit systemischen Strukturen, die über Generationen tradiert werden. Entsprechend sind sie auch durch systematische Arbeit – u.a. Aufstellungsarbeit – aufzulösen.
 
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Was denn nun, mit oder ohne "Karma"-Begriff? Beides geht nicht. - Das sind so Aussagen, mit denen ich garnichts anfangen kann.
Musst Du ja auch nicht. Ich kann ... Begriffe sind Konstrukte, und ich kann eine Wahrnehmung durchaus mit dem einen oder anderen Konstrukt beschreiben. Immer mit der Möglichkeit im Hintergrund, dass der eine eher das und die andere eher das versteht. Und manche sogar beides. :zauberer1
 
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