Sie schrieb mir wunderschöne Briefe, ich dachte "oh, sie liebt mich!" ich freute mich, rannte tu ihr, nur damit sie mich dann wieder missbrauchen konnte.
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Ich ha e so viele Jahre mit ihr versäumt, die mir jetzt leid tun und fehlen, die sind unwiederbringlich! Ich weiß nich, wie ich mir das verzeihen soll.
Eiwa, für mich sind deine Riesenschuldgefühle nicht nachvollziehbar.
Sie hat dich missbraucht, und das mehrfach.
Eine Mutter, die ihr Kind missbraucht, hat selbst einen Psycho-Schaden, und zwar einen großen. Das heißt, sie hat dich kaputt gemacht, seelisch.
Bemerkt hat sie das in jedem Fall. Aber es war ihr entweder egal oder sie hat es sehr wohl verstanden und genossen. Denn wenn es dem Kind schlechter ging als ihr, dann hat sie sich selbst leichter gefühlt.
Nur dass diese Erleichterung nicht lange vorhielt. Der Missbrauchsvorgang musste also immer und immer wieder neu geschehen.
Was anderes als weggehen konntest du machen?
Die „Liebes“-Briefe, die sie dir geschrieben hat, drücken einfach aus, wie dringend sie dich brauchte, um an dir ihren Psycho-Schaden abreagieren zu können. Denn dass sie selbst einen Schaden hat, das war ihr bewusst, zumindest manchmal. Daran hat sie selbst auch gelitten... aber sie hatte ja dich........
Die vielen Jahre, die du mit ihr versäumt hast .... du verklärst das ein bisschen für dich. Wahrscheinlich meinst du, du hättest in diesen Jahren eine intakte Beziehung zu ihr aufbauen können, wo ihr euch gegenseitig eure Liebe hättet zeigen können.
Du liebst deine Mutter, ich sagte es schon. Und dieses Gefühl konntest du nie rauslassen. Im Gegenteil, du hast es jahrelang vor dir selbst verborgen.
Du würdest gern einen, wenigstens mal einen Moment mit deiner Mutter haben wollen, wo du – und natürlich auch sie – eure innerseelische Verbundenheit ausdrücken konntet.
Und weil du weggegangen bist, konnte es diesen Moment nicht geben.
Das redest du dir selbst ein als deine Schuld.
Mach deinen Frieden mit dir.
Deine Mutter hatte ihr seelisches Problem. Niemand hat ihr geholfen, sie musste damit leben und sterben.
Sie hat etwas von diesem seelischen Schaden an dich weiter gereicht. Das gestehe dir mal ein.
Aber du, Eiwa, bist in der Lage, dir selbst helfen zu können bzw. dir helfen zu lassen.
Und das geh mal an, und zwar für euch beide. Wenn du für die weiteren Jahre deines Lebens deine seelische Gesundheit pflegen und erhalten kannst, dann machst du das für euch beide. Für dich und deine Mutter mit. Auch wenn dir das jetzt nicht verständlich erscheint.
Aber Selbstanklage und schlimmer eine irrationale Schuld, die nie mehr abgetragen werden kann, sind pures Gift dafür.