Meine Oma...

YR1981

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25. April 2007
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Nähe Köln
Hallöchen!
Seit dem Tod und der Beerdigung meiner Oma und zugleich Patentante - welche gestern stattfand - interessiere ich mich sehr für das Thema "Sinn des Lebens" und "wie geht es nach dem Tod weiter?".

Meine Oma hatte einige Jahre Alzheimer, was dann jetzt auch zum Tode führte. Jetzt leidet meine Mutter (Tochter der Verstorbenen) sehr darunter, dass sie halt nicht mehr da ist und nun keine "Mama" mehr hat. Die hatte sie ja eigentlich schon die letzten Jahre nicht mehr wirklich, aufgrund der Krankheit, aber sie war immerhin noch "körperlich" da.

Jetzt macht meine Mutter sich teilweise Vorwürfe, ob sie auch wirklich alles richtig getan hat und sagt sich immer wieder, dass sie Fehler gemacht hat. Macht sich halt Sorgen, dass ihre Mutter jetzt böse oder so auf sie sein könnte. Und sie fragt sich halt jetzt, - so wie wahrscheinlich jeder - wo ihre Mama jetzt ist und ob es ihr nun wirklich gut geht.

Zudem hat meine Mutter ihre Mama sozusagen in den Tod geschickt, wenn man das so sagen kann. Sie war am "Sterbebett" und hat ihr gesagt, dass sie gehen kann und hat zu Gott gebetet, dass er sie noch heute Nacht bitte holt. Und tatsächlich ist sie dann auch in der kommenden Nacht verstorben. Ob das wirklich was damit zu tun hat, dass sie dann "gegangen" ist oder einfach nur, weil der Doc ihr etwas gegeben hat, um ihr ein wenig zu helfen (irgendwas für die Nerven, da der ganze Körper zitterte und wibrierte). Das weiß ich nicht. Sie starb wohl mehrere Tage, wie der Doc sagte. Sie lag nur noch da und ihr Körper hat nichts mehr an Flüssigkeit oder Essen aufgenommen. Der Arzt meinte auch, dass "wir" sie in Ruhe lassen sollen, da sie schon den Weg sucht und sozusagen am sterben ist. Das ging wohl 3 Tage so, bis sie den Weg dann gefunden hatte. An dem Tag, bevor die Sterbe-Nacht kam, hat sich schon jeder von ihr verabschiedet. Und wie geschrieben, hat meine Mutter ihr dann gesagt, dass sie gehen kann, wenn sie wirklich möchte. (Geredet hat sie übrigens gar nicht mehr)Meine Mutter hat sich noch gewaschen, was aber wohl sehr schwer war, da, wenn man sie angepackt hat, sie - wie meine Mutter erzählt - immer laut gestöhnt oder geschriehen hat. Der Doc meinte halt, dass man sie jetzt lieber einfach in Ruhe lassen soll, da sie den Weg suche. Meine Mutter meinte, dass es schrecklich war, wie ihre Mama geschriehen/gestöhnt hat, wenn sie sie waschen wollte - was sie musste - oder sie ihren Kopf bewegen wollte. Dazu muss ich sagen, dass die Oma den Kopf wohl ganz verkrampft zur Seite liegen hatte und meine Mama halt dachte, dass sie noch ne "Genickstarre" oder sowas kriegen könnte. Naja, wie man sich halt sorgen macht, besonders wenn es um die eigene Mama geht. Dann hat meine Mutter sie in Ruhe gelassen und zu ihr gemeint, "entschuldige Mama, entschuldige bitte, aber ich muss Dich doch waschen." Und hat halt geweint und sich immer wieder entschuldigt. Dann plötzlich machte meine Oma die Augen auf (sie hatte die Augen die ganze Zeit zu, als sie da lag) und schaute meine Mutter die ganze Zeit in die Augen. Meine Mutter erzählte mir heute, dass - als ihre Mama sie da angesehen hatte - sie ein Lächeln in ihren Augen/Blick sehen konnte. Es war wohl ganz merkwürdig. Sie starte ihre Tochter lange an, mit diesem "Lächeln" in den Augen oder Blick. Dan hat meine Mutter ihren Vater gerufen, weil sie das so komisch fand. Als der reinkam, blickte sie auch genauso ihn an. Und das Minutenlang. Und dann gingen irgendwann die Augen wieder zu. Meine Mutter denkt jetzt, dass ihre Mama sich vielleicht so von ihr und ihrem Mann verabschiedet hat. Danach gingen die Augen von ihr übrigens bis zum Tod in der Nacht nicht mehr auf. Kann dies eine Art Verabschiedung gewesen sein?

Was mir meine Mutter heute auch erst erzählt hat: Als sie an dem Tag bei ihrer Mutter da im Zimmer am Bett saß, hat ihre Mama aufeinmal einen schweren/ausgelassenen Atemzug gemacht und plötzlich kam ein wunderschönes und geborgenes Gefühl in meine Mutter. Sowas hatte sie zuvor noch nie gefühlt. Und das obwohl ihre Mutter da so im Sterben lag. Als wenn die Seele bei dem Atemzug oder Ausatmen (weiß jetzt nich genau) in meine Mutter gegangen wäre. Es wurde plötzlich ganz warm in ihr und sie fühlte sich unendlich geborgen. Was meint Ihr dazu? Das dauerte ein paar Minuten und dann war dieses schöne Gefühl wieder weg. Aber die Oma lebte da ja noch.

Meine Mutter hofft jetzt jeden Tag, dass ihre Mama ihr ein Zeichen gibt, dass es ihr jetzt wirklich gut geht. Sie spricht jeden Abend vor dem Einschlafen zu ihrer Mama, dass sie bitte einmal zu ihr kommen soll oder ihr ein Zeichen geben soll, dass es ihr gut geht. Dazu muss ich sagen, dass meine Oma meiner Mama früher immer gesagt hat "Kind habe keine Angst, wenn ich einmal sterben werde, werde ich einen Weg finden, zu Dir zu kommen und Dir zu berichten, dass Du Dir keine Sorgen machen brauchst, und dass es mir gut geht." Und jetzt wartet meine Mutter halt auf dieses "Verpsrechen". Und das jeden Tag. Ich hab ihr jetzt gesagt - nachdem ich mich ein bisschen hier und auch auf anderen Seiten durchgelesen habe - dass sie einfach abwarten soll und nicht zu sehr nach ihrer Mama rufen solle, da sie vielleicht erstmal in der anderen Welt - hoffe einfach dass es sie gibt - zurecht finden und sich an das "neue Leben" gewöhnen und ihren Weg dort finden muss. War das richtig? Meint Ihr, es gibt eine Chance, dass ihre Mama einmal zu ihr kommt und ihr berichtet und sie tröstet, dass sie keine Angst haben brauch, dass es ihr gut geht, und dass sie sie - wenn es dann mal so weit ist - sie abholen kommt? Das hatte sie meiner Mama übrigens auch versprochen, also dass sie meine Mutter dann abholen kommt, wenn sie mal stirbt.

Dazu muss ich noch berichten, dass meine Oma damals ihren Mann verloren hat. Also ihren "richtigen" Mann, den "richtigen" Vater meiner Mutter. Der ist damals mit nur 33 Jahren tödlich bei einem Autounfall verunglückt. Meine Oma lag damals - so wie es meine Mama heute erzählt - nur noch im Bett, völlig ohne Lebenswillen. Eines Nachts hörte sie dann Schritte bzw. ihr verstorbender Mann kam die Treppen rauf - sie hörte es direkt, da er genauso die Treppen raufkam, wie zu Lebenszeiten immer. Er setzte sich zu ihr ans Bett und sagte ihr wohl, dass sie bitte sich wieder aufrichten solle und sich um ihre Kinder kümmern solle. Dass es nicht geht, dass sie sich jetzt so hängen lasse. Das Leben geht weiter, sagte er. Und dass er auf sie warten werde und sie sich keine Sorgen machen solle. Danach war meine Oma wieder ganz normal, richtete sich auf und kümmerte sich sich viele lange Jahre um ihre Kinder. Ich wusste das nie. Habe das nur von meiner Mutter erfahren.

Dann hatte meine Oma auch schonmal ein Nahtoderlebnis. Genauso wie es fast überall beschrieben wird, passierte es auch bei ihr. Damals bei einer Geburt war sie kurz "fast tot", und sie ging auch aus ihrem Körper und sah sich unten liegen, wie die Ärzte sich an ihrem leblosen Körper zu Schaffen machten. Es soll auch ein unbeschreiblich schönes Gefühl gewesen sein, und zurück wollte sie wohl auch nicht mehr. Aber sie "musste" es wohl.

Also sie hat auch einiges erlebt, was so Sachen betrifft.
 
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Hallo!
Würde deiner Mutter helfen.Der Text ist super, den du geschrieben hast.
In Licht und Liebe
Emine66:foto:
 
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