meine liebe

M

magdalena

Guest
als ich dich geboren habe,
ist die liebe in mein herz eingezogen.
bis dahin ist liebe für mich nur ein wort gewesen -
ein begriff, von dem ich glaubte ihn zu fühlen.
aber erst du hast die wahre liebe hineingetragen in mein selbst.

was warst du doch für ein außergewöhnliches kind?
geboren mit offenen augen -
so geduldig, dass es schon aufsehen erregte auf der entbindungsstation.

nichts konnte dich aus der ruhe bringen -
da gab es nie ein 'fremdeln',
keinen misstrauensantrag an diese welt.

ich habe mit dir in meinen armen -
getanzt - gesungen - gelacht -
auch wenn es da vieles gab, das ich mir anders gedacht.

du wurdest ein sehr lebhaftes kind,
und hast dich schon früh und oft selbst verletzt.

aber es gab niemals ein klagen,
jeden schmerz hast du weggesteckt und tapfer ertragen.

alle haben dich geliebt -
außergewöhnlich geliebt -
keiner, der deinem charme widerstehen konnte.
boshaftigkeiten, wie sie kindern oft eigen sind,
kanntest du nie.

du warst wunderschön -
in deinen augen ist deine seele gelegen.
die mädels sind dir nachgelaufen in scharen -
und -
du hast begonnen mit dem missbrauch.
du hast versucht einen weg zu finden -
aber finden konntest du ihn nicht.

bis sich - nach neunzehn jahren deine augen verdunkelt haben -
bis du eines tages nach hause gekommen bist und gesagt hast -
ihr müsst fliehen - müsst euch retten -
denn es ist gefahr, die euch droht.

ich konnte nicht verstehen, was geschehen war -
denn ich konnte nicht sehen, was du gesehen hast.

erst allmählich hast du mich sehen und verstehen gelehrt.

ich hatte gesehen, wie du -
aber ich hatte es wieder verlernt.
ich wollte sein wie die anderen -
wollte dazu gehören.

du hast mich gelehrt, dass es nicht wichtig ist.

ich danke dir mein sohn.
 
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Wunderschönes Gedicht!
Aber es klingt so traurig. Verzeih die Frage, aber ist deinem
Sohn etwas schlimmes passiert?

Glg Ronna
 
du bist gegangen -
mit einer tapferkeit -
den samurais gleich.

hast dich selbst gerichtet,
weil du dein scheitern erkennen musstest im leben,
und mit der tapferkeit deines abganges die tapferkeit deines lebens unter beweis stellen wolltest.

meine liebe ist mit dir -
und mit deiner entscheidung.
 
Oh, es tut mir leid, habe jetzt ein wenig in deinen Beiträgen gelesen.
Deine Gedichte sind herzergreifend und schön.
Ich hoffe das es deinem Sohn gut geht dort wo er ist.

Alles Liebe
Ronna
 
Liebe Magdalena, gestern sah ich einen Film, einen ziemlich miesen, doch ein Zitat blieb mir daraus "hängen":

" Es kann nicht immer nur die Sonne scheinen, es muss auch mal regnen und der Regen fällt auf den Gerechten ebenso wie auf den Ungerechten ".

Ich habe sehr oft den Eindruck in letzter Zeit gewonnen, im Leben dreht sich alles um das Akzeptieren und Annehmen. Ja, ich glaube, wir werden alle mal nass.

Dein Gedicht hat mich sehr berührt, ich hoffe, ich kann es als Mahnung annehmen.

LG
 
auch wenn ich weiß -
wir oft gesprochen haben darüber -
zuletzt nicht mehr sprechen mussten,
weil das gegenseitige verstehen der sprache nicht mehr bedurfte -

auch wenn ich weiß,
dass es kein jenseits gibt,
wie menschen es sich vorstellen -
in ihrer bedürftigkeit -

so weiß ich doch,
dass du sehr gut aufgehoben bist -
in dem was du bewirkt hast in deinem leben -
und in dem was du bewirkst über deinen tod hinaus.....

du hast mich schon im leben zu deinem sprachrohr erkoren -
und ich bin es nach und nach auch gerne geworden.

du hast mich nicht ruhen lassen -
nicht im leben -
nicht im tod -

und ich will auch nicht ruhen.

du hast mir das leben gegeben -
so wie ich es nicht gekannt hatte zuvor.

wir sind einander verbunden im leben -

mein über alles geliebter sohn.
 
ja - mein sohn -
du hast unrecht erkannt,
wie kein anderer.

du hast gewalt aufgezeigt,
ohne sie selbst zu üben.

die äußerliche gewalt -
aber noch viel mehr die versteckte gewalt,
die wir alle nicht erkennen wollen als gewalt.

du bist immer friedfertig geblieben -
und doch wurde dir die gewalt zugeschrieben,
obwohl sich immer und immer wieder bewiesen hat,
dass die gewalt nicht gelegen hat in dir.

wir haben uns den weg freiwillig ausgesucht -
war eines deiner letzten worte an mich -

und auch wenn ich immer wieder noch hadere -

verzeihe mir mein sohn -

so bin ich doch auf einem weg,
den ich nicht mehr verlassen kann -

so wie auch du.

aber ich weiß -

deine tapferkeit war eine andere als die meine.
 
du warst kein opfer -
du hast die rolle auf dich genommen -
aus dir selbst heraus.

du hast die grausamkeiten herausgefordert,
die menschen einander antun,
aus ihren misverständnisssen heraus.

du hast das gute geweckt -
in jenen, in denen es vorherrschend war und ist -
und das böse in jenen, die nicht begreifen -

dass gut und böse -
alleine aus unserem denken geboren ist -

einem korrigierbarem denken -

dafür warst du da.

ich danke dir mein sohn.
 
mit deinem tod konnte ich umgehen -
denn du hast so inszeniert,
dass ein leichtes war,
was sonst kein mensch aushalten kann.

ein vulkan hat so lange feuer und asche gespien,
soviel angst verbreitet und schrecken,
dass sich keiner mehr herangewagt hat an ihn.

zum schluss auch nicht mehr jene,
die ausgeharrt hat bis zum schluss.

nun beginnt sich zu offenbaren,
wie fruchtbar doch werden,
auskühlende lavamassen -

aus dem innersten der erde -
emporgeschleudert -
erneuerung bringend -
der errosion und den winden ausgesetzt.

pflanzen beginnen wieder zu sprießen -
die tierwelt stellt sich ein -

doch niemand will wissen -
um die heilend erneuernde kraft des vulkans.
 
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heute nacht habe ich dich wieder empfangen.
aus dem licht bist du herabgestiegen, zu einer, die im dunkeln noch zu leben hat.

selbst ganz licht bist du nun,
nur noch die weisheit, die großmut, die liebe, das verstehen -
all das, was du gewesen bist im leben -
verdunkelt in einer welt, die nicht - noch nicht begreifen kann.

du hast mir die dunklen schatten gezeigt, die vor meinen irdischen augen weben -
auf und ab pulsierend hast du sie mir deutlich gemacht.

nicht weggewischt hast du die schatten -
das wäre auch nicht deine art gewesen im leben -
sie bloß aufgezeigt, im vertrauen in meine kraft, sie aus mir selbst heraus aufzuheben.

du hast meinen blick auf den himmel gerichtet,
verdunkelt von sich hoch auftürmenden bedrohlichen wolken.

du hast die wolken zerrissen für mich, für einen kurzen augenblick.

der augenblick hat gereicht mich sehen zu lassen, dass die sonne hoch steht am firmament,
nahe, aber noch längst an ihrem zenit.

ich danke dir mein sohn -
du hast mich befreit -

ich brauche nicht länger mit meinen bloßen händen versuchen, eine sonne zu hindern daran unter untergehen -

ich brauche nur die wolken auseinanderzuschieben, damit der blick frei wird auf eine sonne, die sich auf ihren zenit hinbewegt.

du hast mir neue ruhe gegeben und kraft,
so wie du es getan hast im leben, wenn ich dachte, dass die kraft mich nun endgültig verlässt.

ich lege - wie im leben - meine hände auf die deinen -
und der energiestrom wird zu einem kreislauf,
der kein geben kennt und kein nehmen -

vielmehr ein fluss ist, der strömt und mündet -
aufsteigt in die wolken -
als regen herniederfällt -
neues leben zeugt -
quellen sprudeln lässt -
sich zu wassern vereint,

wasser, die ströme zeugen.
 
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