Meine große Schwester

Lemuria90

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3. September 2007
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Hallo erstmal, tut mir Leid falls ich im falschen Board gelandet bin. Dann bitte verschieben..
Ich hab jetzt auch noch keinen anderen Beitrag gelesen oder so..

Mein Name ist Sonja, ich bin 16 Jahre und hab ne Schwester, sie ist vor einer Woche 23 geworden...

Seit zwei Jahren kämpft sie nun schon gegen diesen Fürchterlichen Krebs an. Am Anfang waren wir noch voller guter Hoffnung. Lymphdrüsen-krebs wäre zu 95% heilbar. Ich hab zu dieser Zeit viel geweint, weil ich meine Schwester über alles Liebe.

Nunja.. jetzt sind schon zwei Jahre vorbei... sie liegt in Mainz in der Uniklinik. Sie liegt nun auf der Palliativstation..
Nach einem viertel Jahr Chemo mit Rezidiv,
bestrahlungen die nichts gebracht haben,
nocheinmal Chemo mit Knochenmarktransplantation, ebenfalls mit Rezidiv und schließlich...
schlägt die Chemo nicht mehr an...

Sie hat nun zwei Jahre lang so tapfer gekämpft.. und jetzt.. lässt ihr Körper sie einfach im stich.. ich kapier das nicht.. meine liebe, große Schwester. Ich will das nicht wahrhaben... ICh weiß nicht wie ich das schaffen soll, wie ich das verdauen soll, damit umgehen soll und fertig werden soll.. Ich bin am ende. Ich liebe sie so sehr, sie darf nicht einfach von mir gehen..

Dazu kommt noch, das wir nicht wissen wie lang sie noch hat.. es können 3 Wochen sein oder ein halbes Jahr..

Ich gebe mir auch oft die Schuld... wir sind Christen.. glauben auch stark an Gott.. vll. muss meine Schwester wegen mir Sterben? Meine Eltern wollten nur zwei Kinder haben.. ich war ein Unfall.. vll. soll sie sterben, weil ich Geboren wurde? Wenn Ich nicht auf die Welt gekommen wäre, vll. könnte sie dann jetzt glücklich leben?

Ich liebe sie so sehr.. ich weiß nicht wie ich ihren Tod ertragen soll... Ich muss ständig an die Zeiten denken, als noch alles schön war, als sie Gesund war.. wir hatten so viel spaß, so viel wünsche und Träume.. es zerreist mir das Herz..

Ich könnte stundenlang weinen, sie an mich drücken, sie festhalten, in der Hoffnung sie bleibt für immer bei mir, das ich sie irgendwie so am leben halten könnte, obwohl ich weiß dass das Schwachsinn ist. Wenn sie stirbt, ich glaube dann stirbt auch ein Teil von mir..

Oh man.. das klingt so egoistisch... tut mir Leid..
 
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Liebe Sonja,

lass dich erstmal ganz fest *drücken*

Vor nicht mal einer Woche, habe ich auf dem Tag genau 3 Wochen auf
der Palliativstation verbracht. Tag und Nacht.

"Palliativ" heißt auch.... schmerzfrei.

Tut mir Leid.. wenn ich daran denke, muss ich weinen.

Eines möchte ich vorweg sagen: du bist NICHT Schuld... wenn deine
Schwester stirbt.

Viele Kinder sind keine "Wunschkinder". Zumindest nicht "geplant".
Das heißt aber nicht, dass die Eltern sie deswegen weniger lieben oder
weil deine Eltern "nur" zwei Kinder haben wollten, eines davon gehen muss.

Der Krebs... tja.. heute musste ich meinen über alles geliebten Papa beerdigen.
Er starb an Lungenkrebs...

Ich möchte dir eines mit auf dem Weg geben, es hat mir persönlich sehr geholfen...

4 Wochen war mein Papa im Allg. Krankenhaus.
In diesen 4 Wochen besuchte ich ihn jeden Tag, meine Tanten kamen jeden zweiten Tag. Ich verbrachte Stunden dort. Manchmal war ich sogar bis 1 Uhr Nachts dort..

Wir haben damals auch viel über den Tod gesprochen.

Ich habe ihn gefragt: Papa.. aber was soll ich tun, wenn du nicht mehr lebst?
Er sah mich liebevoll an und sage: Liebes... weiterleben. Die Bäume wachsen weiter.

Ich hab ihn damals gefragt.. (nach Stunden langen Gesprächen..) wie er beerdigt werden möchte. Was seine Lieblingsfarbe ist, Lieblingsblumen.
Er selber teilte mir mit, wer zu Beerdigung kommen soll und wer nicht.

Natürlich habe ich die Themen ganz behutsam angesprochen.

Nach denn 4 Wochen kam er auf die Palliativ.

Die 3 Wochen auf der Palliativstation waren ... ja nicht gerade das "einfachste"
Aber eines seiner Wünsche war, nicht alleine zu sterben.

Ich hatte mein Bett nebem seinem. In der Nacht läutete ich oft 6 mal oder mehr der Schwester.. weil er Schmerzen oder dergleichen hatte.
(Aber bitte jetzt nicht besorgt sein, es gibt wirklich und so glaub mir, gute "Medizin" um schmerzfrei zu sein (nach meiner Erfahrung nach)).

Er konnte nicht mehr aufstehen und war nur noch im Bett.

Viel habe ich mit meinem Papa geredet.. über das Leben.. aber auch über den Tod.

Ich möchte nun nicht weiter ausschweifen. Was ich dir sagen möchte:

Genieße noch jede Minute mit deiner Schwester. Mein Vater hatte riesigen Humor. Auch wenn es schwer ist.. versucht dennoch die schönen Dinge zu sehen. Sag ihr alles was du ihr zu sagen hast. Sei(d) für sie da.

Mhm hat sie ein Einzelzimmer und bleibt wer von euch bei ihr?
Oder ist sie mit jemand anders in einem Zimmer?

Wie wäre es ihr lieber?

Welche Wünsche hat sie?

Mit was kann man ihr noch eine Freude machen?

LIEBE ....

ja die Liebe..hält mich am Leben.

Es tut mir so leid.. ich würde so gerne einfach nur *schnipp* machen und deine Schwester ist gesund. Aber "leider" .... kann ich das nicht.

Tja.. ich weiß nicht ob dir mein Beitrag was hilft... aber du kannst mir gerne jeder Zeit schreiben.

Ich bin gerne für dich da!

Liebe Grüße,
Waldfee
 
hallo lemuria90,
ich weiß es ist schwer für dich, aber wie wäre es wenn du alles mal von einer ganz anderen seite betrachtest. du bist neu im esoforum und ich weiß nicht, ob du dich jemals mit spiritualität bzw. inkarnation und leben nach dem tod auseinandergesetzt hast. vielleicht wird dir es eine hilfe sein, wenn du mehr darüber weißt. es könnte dich trösten, denn deine schwester wird auch danach noch bei euch bleiben ;)
vielleicht liest du hier mal den beitrag von mir über den tod durch. könnte dir helfen...und wenn du noch fragen haben solltest, ich antworte dir gerne =)
aber natürlich würde ich mir von herzen für dich wünschen, dass deine schwester bei dir bleibt

alles liebe
maneira

:kuesse:
 
Hallo liebe Lemuria90
es tut mir aufrichtig Leid das deine Schwester so krankt ist.
Ich möchte dir mal was erzählen. Meine Mutti ist vor 14 Jahren an Leukämie gestorben und ich habe mit Gott und der Welt Krieg geführt und gegen alle mich aufgelehnt. Sie war erst 55 Jahre alt geworden. Dann haben wir und typisieren lassen in die Knochenmarkspenderdatei. Weißt du was passiert ist? Ich habe innerhalb von 22 Monaten zwei Menschen das Leben retten dürfen.
Nun habe ich den Sinn ihres Sterbens gewußt.
Vielleicht hat die Krankheit deiner Schwester auch einen tieferen Sinn. Ich weiß es hört sich bescheuert an.
Das schlimme ist das sie deine große Schwester ist und du sie so liebst.
Aber vertraue doch auf Gott, vielleicht kann es doch ein Wunder geben.
Wie schon die liebe Waldfee gesagt hat verbringe viel zeit mit ihr und sag ihr alles was dir wichtig ist.
Ich wünsche dir alles erdenklich gute und viel Gesundheit für deine liebe Schwester.
Alles liebe
Sternenfee
 
Hallo liebe Lemuria,
ich kenne diese hilflosigkeit und verzweiflung nur allzu gut.
Ich kenne dich nicht- aber denke,so wie du schreibst,bist du sehr stark.
Gib deiner schwester von deiner stärke ab und spreche mit ihr über die dinge,die eintreten können und verwende dafür das,was du auch geschrieben hast. Offenbare ruhig deine gefühle und gedanken ohne zu emotional zu werden. Offenbare ihr auch deine gedanken,was das sterben betrifft.
Du wirst dich wundern wie sie reagiert.
Erzähle ihr nichts von deinen zweifeln und deinen schuldgefühlen.
Warte den richtigen zeitpunkt ab und renne nicht mit der tür ins haus.
Du merkst-wenn der richtige zeitpunkt kommt.
Glaube mir,deine schwester hat sich schon viele gedanken über das sterben gemacht. Mehr als ihr alle annehmt.
Beklage nicht dein eigenes leid,darüber weiß sie genug und es würde sie zusätzlich belasten. Sei,so schwer es auch ist, irgendwie fröhlich und lass sie für kurze momente das eigene leid vergessen.
Damit hilfst du ihr am meisten,ohne das der ernste hintergrund verdrängt wird.

Sei ganz lieb gegrüsst
Quellenzauber
 
Hey ihr..

Ich hab sie heute besucht. Es ist so schön auf der Station, sie bekommt alles was sie möchte und sie versuchen dort alles mögliche das es ihr gut geht!
Sie fühlt sich sehr wohl..

Sie hat auch gesagt sie sieht die Station nicht als "End-Station" sondern als "Reha-Klinik"... ich weiß nicht ob sie das sagte, nur damit sie sich selbst beruhigt, und uns beruhigt.. und sie im inneren genau weiß, das sie es nicht Schaffen wird.. oder ob sie wirklich der Meinung ist.

Ich hab ihr oft einen Kuss gegeben.. einmal hat sie auch geweint weil sie sich "überflüssig" fühlt.. Sie sagt, sie muss sich jedesmal aufs neue daran erinnern, das sie im Krankenhaus ist um "Gesund" zu werden, und es um nichts anderes geht.

Wir wollen für sie jetzt ein Plakat machen, auf das sie immer drauf guckt, wenn sie aufwacht! :) Darauf schreiben wir ihr, wie wichtig sie für uns ist, un das sie Tapfer sein soll und wir sie lieben. Ich schreib ihr jetzt auch jeden morgen eine SMS in der ich ihr sag, das ich an sie denke..

Wenn ich sie so sehe, kann ich kaum glauben, das sie bald sterben wird.. Sie ist so lebendig.. ich kann mir nicht vorstellen das... das.. :(

Am Sonntag fahr ich wieder zu ihr.. ihr Mann darf von Samstag auf Sonntag bei ihr Übernachten! :)
 
Liebe lunalyra,

ich drück dich mal ganz doll :)

Das mit dem Plakat ist eine tolle Idee! Und über die sms wird sie sich sicher freuen.

Mhm .. es ist gut, sich mit dem Tod auseinander zu setzen... aber jetzt lebt sie... Also genieße die Zeit mir ihr. Niemand kann dir sagen, wenn es soweit ist. Tage, Wochen, Monate, ......

Tja.. auch dies wurde mir vor nicht all zu langer Zeit gesagt. Sicherlich muß man daran denken, ..., aber dennoch.. sei dankbar über jede Zeit die ihr noch habt!! Genieße sie...

Alles liebe,
Waldfee
 
@waldfee

ich glaube du meintest lemuria90 aber ich freu mich natürlich genauso über die liebe umarmung:schnl:

hehe:liebe1:

Ich glaube es ist bei ihr aber trotzdem angekommen..


herzliche Grüße

:hase:
 
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Sie sagt, sie muss sich jedesmal aufs neue daran erinnern, das sie im Krankenhaus ist um "Gesund" zu werden, und es um nichts anderes geht.
Ich wollt dir ganz schnell etwas dazu sagen, was mir grad eingefallen ist, Lemuria. Ich hab einmal eine Frau kennengelernt, die sich in der Situation befand. Die Ärzte hatten ihr gesagt (sie wollte die Wahrheit wissen), es sei nicht sicher, ob sie überhaupt ihren Geburtstag im folgenden Frühling noch erlebt... und sie hatte ein kleines Kind, fast noch ein Baby.

Sie hat sich immer wieder vorgesagt, ich hab jeden Tag 24 Stunden Zeit zum Leben. Mehr hat kein einziger Mensch. Und niemand weiß, wann es vorbei sein wird - also will ich ab jetzt sofort 24 Stunden am Tag LEBEN haben, und zwar mit genau dem, was ich unter Leben versteh.

Als ich ihr damals begegnet bin, ging ihr Kleiner in die Schule, und sie war eine lustige, runde, lebensfrohe standfeste Frau. Ich wünsch deiner Schwester ganz ganz fest, daß ihr sowas auch gelingt.
 
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