Mein Weg zum Licht

Einmal zeigte er mir eine Zeichnung welche sich so stark in mir einprägte, dass ich dann selber versuchte sie nachzuzeichnen. Also irgendwann begann ich zu zeichnen.

Jedenfalls wohnten diese Leute nicht unweit von uns, und auch in diesem ging die Zeit wieder vorwärts und es kam ein Tag der bitter schmeckte. Ich war 10 Jahre alt und plötzlich meinte meine Mutter wir müssten mal wohin gehen. Wir gingen dann los und kamen 5 Minuten später in einer neu erbauten Siedlung an, und tatsächlich besichtigten wir eine Wohnung. Bewusst war ich mir dessen nicht, nur hatte ich ein bestimmtes dumpfes Gefühl, wohl eine Ahnung was dies zu bedeuten hatte. Es war so, wir würden umziehen und das Haus nun ganz verlassen. Warum wir dort ausziehen mussten weiss ich bis heute nicht genau, nur eben seltsam war das die Familie des Freundes dort einzog wo wir zuvor gewohnt hatten. Also es konnte noch immer nicht viel kosten dort zu wohnen denn sie hatten auch nur wenig Geld.

Wir zogen dann irgendwann aus und es war schrecklich für mich gewesen, denn mit den großen, magischen Birkenbäumen, dem Garten, dem Haus und dem Hof war ich innerlich tief zusammengewachsen und mir nie klar gewesen das dies befristet sein sollte.

Die alte Waschküche unten mit dem schweren Waschtrog in der Mitte hatte mich immer fasziniert, und vor der Waschküchentür unten am Keller hatte ich oft mit einer kleinen Nachbarstochter heiraten gespielt. Mit meinem Bruder war ich dort sozusagen im Hof aufgewachsen, und alles war eigentlich ganz schön und richtig gewesen und sogar mein Vater mit seinen seltsamen Anwandlungen der Gespensterjagd passte in diese Szenerie. Die Sommer dort waren schön und dann saß meine Mutter draussen vor dem Haus nähte oder reparierte Strümpfe, und auf der Wiese stand eine grosse Badwanne aus Zink voll mit Wasser für uns Kinder zum baden.

Von dem ehemals grossen Garten standen viele Büsche umher an welchen essbares Wuchs wie etwa Stachelbeeren und anderes, und an einer versteckten Seite des Hauses wuchsen Weintrauben hoch an der Wand und man konnte sie essen. Oft ging ich vor dem morgendlichen Beginn der Schule um die Ecke dorthin und nahm welche von den Weintrauben.
 
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Bevor ich weiter ausführe wie die Auswirkungen des Umzuges aus dem Hause meines Opas auf mein Seelenleben gewesen sind, muss ich nochmal kurz zurück in die Zeit als ich etwa 6 Jahre alt war. Denn mir ist eine von mir beobachtete Begebenheit in die Erinnerung zurückgekehrt, welche für den gesamten Aufbau meiner Geschichte vielleicht sehr wichtig ist.

Also ich lag des Abends eben im Bett und sollte einschlafen, als ich die Stimme meiner Mutter hörte welche sich etwas gequält und jämmerlich vernehmen lies. Ich stand also auf und ging hinter den grossen Schrank welcher vor einer Schiebetür stand und diese eigentlich verdeckte und ich lauschte. Was ich dann mitbekam war mir beides, nämlich klar und unklar zugleich.

Ich hörte wie meine Mutter immer sagte er solle sich doch beeilen und aufpassen das nichts auf den Teppich kommt. Es war wie eine Art lästiges Jammern, und ein ständiges drängeln das er nun doch voran machen sollte. Wichtig schien wirklich zu sein das nichts auf den Teppich kommt, und später bekam ich dieses Szenario des Elends noch öfter mit und auch das zum Abschluss der Satz ausgesprochen wurde das doch wieder etwas auf den Teppich gekommen war. Dies waren eigentlich meine ersten seltsamen Kontakte mit dem Thema Sex und intensive Beziehung zwischen Mann und Frau, und schon damals erkannte ich dessen enorme Gestörtheit und diese Art verpfichtete Widerwärtigkeit unter der meine Mutter litt.

Diese selbsterzeugte Situation in der meine Mutter lebte, also einen Mann um sich zu haben der sie nicht fördern konnte und keinen Reiz für sie darstellte spitzte sich in diesen Situationen zu einer Perversion empor welche wohl der Preis für die Kontrolle war die sie dadurch hatte. Aber alles solches sollte mir erst viel später wirklich bewusst werden und erkannt sein als Wissen. Dieser Einwurf dazu, denn es kam mir soeben in meinen Geist ein und ist wichtig für spätere Zusammenhänge. Jedoch kann man wie mir immer stärker auffällt keinesfalls alles aufschreiben, denn es ist nun wie ein Feuerwerk der Erinnerungen was über mich kommt.
 
Um zum eigentlichen zurückzukehren ist es somit also für mich ein tiefer seelischer Einschnitt gewesen, mein Geburtshaus und die direkte Umgebung mit welcher ich tief verwachsen war verlassen zu müssen. Der Gegensatz war recht stark, und meine neue Lebensumgebung ist eine Siedlung im Stile der 70ger Jahrebauten gewesen, in welche vorrangig und auch hier Sudetendeutsche, Polendeutsche und Tschechen einzogen. Die Siedlung hatte mehrere Blöcke und war etwa einen Kliometer von meinem ursprünglichen Zuhause erbaut worden. Mit gefiel es dort des Anfangs kaum, besonders da dort noch immer gebaut wurde und mein vorheriges Zuhause nicht aus meinem Kopf wollte.

Die Wohnung war knapp 80 qm gross und für 4 Personen ausreichend, wobei sich jedoch die Situation was meinen Vater anging etwas ändern sollte, denn nun wohnten wir sozusagen öffentlich und er konnte seinen Kampf mit den unsichtbaren Kräften nicht mehr in einem Garten oder Hofe sozusagen in Ruhe ausfechten. Er fiel den Menschen nun noch extremer auf als zuvor.

In der Schule war ich so bisher recht gut klar gekommen und hatte auch keine Konflikte mit Mitschülern, wobei ich aber auch nicht richtig integriert war. In Vereinen wo Mitschüler sich austobten war ich nicht, ob nun Fussball, Schwimmverein oder anders. Und auch in meiner Freizeit war ich von mir selber aus eher froh wenn ich niemanden aus der Schulklasse zu sehen bekam. Meine ganze Sehnsucht galt immer den Sommerferien, denn dann bin ich für meine kleinen Begriffe sechs Wochen lang ein freier Mann gewesen.
 
Immer wieder musste ich grade Anfangs bald täglich an mein altes Zuhause denken. Ich war jetzt 10 Jahre alt, und ich vermisste die großen Birkenbäume, den Garten, dass Haus und mein gesamtes, altes Umfeld. Glücklicherweise oder vielleicht auch nicht waren die Bekannten dort eingezogen und so konnte ich ab und an meine alte Heimat aufsuchen und dort für eine Zeit verweilen. meine Freundschaft mit dem älteren Jungen der Familie welche dort eingezogen war hielt noch an. Gerd holte mich oft zu sich nach Hause ab, und ich lernte recht viel von ihm und seinem Bruder.

Mein neues Umfeld war also nicht mit der Szenerie welche ich von früher her kannte zu vergleichen, doch eigentlich waren auch dort die Menschen ganz nett und es gab schnell einige Kinder mit denen ich mich gut verstand. Wie vielleicht normal gab es auch einen Jungen mit dem ich mich besonders gut verstand und mich bald anfreundete, und ebenso gab es einen Nachbarsjungen welcher wohl eher so etwas wie mein freudschaftlicher Feind werden sollte.

Als ich dann von der Grundschule in die Hauptschule kam, geschah ein Ereigniss welches sicher für mich prägend war was mein Vertrauen zu Menschen und insbesondere Frauen angeht. Unsere Klassenlehrerin war eine attraktive Frau, was selbst so kleinen Menschen wie uns und mir nicht entgangen war. Eine griechische Frau, etwa damals 30 Jahre alt, immer gut angezogen und ausgesprochen hübsch. Eigentlich mochte ich diese Frau sehr gerne und hatte auch ein gewisses Vertrauen zu ihr. Einen Tag dann als die Schule beendet war, ging ich an dem Haus des Schuldirektors vorbei vor welchem ein Apfelbaum stand. Einige Äpfel waren bereits reif und hinunter gefallen, so ging ich auf die kleine Wiese und nahm mir einen von den Äpfeln um ihn zu essen. Plörtzlich packte mich eine Hand am Arm, nahm mich und zog mich in das Haus ins Sekretariat. Es war der Schuldirektor welcher nicht grade gut gesinnt an mich schaute und erzürnt meinte ich solle dort stehenbleiben und warten.

Ich kann mich noch gut erinnern das ich selbst zu jenem Zeitpunkt noch nicht wusste worum es ging, aber ich fühlte mich sehr bedrückt und hoffte es würde gut ausgehen was auch immer geschehen war.
 
Plötzlich sah ich zu meiner Freude das der Direktor mit meiner Klassenlehrerin zurückkam, und ich fühlte mich sozusagen schon erlöst aus der schlimmen Situation in welche ich plötzlich geraten war. Was mir jedoch sofort auffiel war der ernste und bedrohliche Blick welchen meine Leherein aufsetzte, und den ich so von ihr nicht kannte. Schon beugte sie sich mit erhobenem Zeigefinger zu mir herunter und begann mich auszuschimpfen wie ich nur den Apfel nehmen konnte, und ob ich mich nicht schäme und ich solle das nie wieder tun. Der Direktor stand mit seinem dicken Bauch und in seinem Anzug mit Schlips daneben, und es schien mir als sei er zufrieden mit der schlimmen Rüge meiner Klassenlehrerein für mich.

Was jedoch in mir geschah ahnte wohl niemand von den beiden, denn in diesem Momemnt wurde meine innere Welt des Vertrauens zu Menschen stark erschüttert. Mich erschütterte sehr, dass diese Frau wegen einem von einem Baum gefallenen Apfel versuchte mich in einen schechten Lebenszustand zu versetzen, ja meinem Leben zu schaden. Damals konnte niemand erwarten das ein 10 Jahre altes Kind versteht das sie sich vor dem Direktor in einer bestimmten, angepassten Art verhalten musste. Aber auch heute noch denke ich das diese Lehrerin mehr in mir zerstört hatte, als sei selber daurch gewann.
 
Diese Frau sollte noch für längere Zeit meine Klassenlehrerin sein, und ein Vertrauen habe ich nie wieder zu ihr bekommen. Das habe ich sie auch spüren lassen und mich in keinster Weise mehr im Unterricht beteiligt, da ich ohnehin schon damals nicht zu den Menschen gehörte die nun meinten etwas beweisen zu müssen. Seltsamerweise ist mir schon im Kindesalter ziemlich egal gewesen was andere von mir denken und halten, und die Lehrer insgesamt waren ausser in einem Falle keine positiven Erscheinungen für mich gewesen.
 
Meine Mutter reparierte auch in der neuen Wohnung weiter Strümpfe, und auch der Kontakt zu Leuten aus unserer alten Umgebung war mehr oder minder erhalten geblieben.
 
Jürgen, ein Nachbarsjunge welcher mit seiner Familie direkt über uns wohnte wurde für lange Zeit ein wirklich guter Freund. Bald täglich unternamen wir gemeinsam etwas, und meist sind es alberne Dinge gewesen und oft bauten wir uns etwas wie Rollkisten mit Rollschuhen darunter oder aus Holz und Papier Drachen, oder wir zogen umher durch die Gegend dort. Etwa spileten wir die ganze Nacht hindurch am Küchentisch Monopoly, und standen morgens die Eltern und sein Bruder auf so saßen wir noch in den Ferien am Tisch und spielten. Oder wir fuhren mit den Fahrrädern einfach für Kinder sehr weite Strecken, oder wir führten sogenannte Streiche aus indem wir ältere Leute ärgerten. betrachtet man was ich schreibe, so erscheint trotz der eher ungünstigen Verhältnisse weiterhin alles recht normal.

Mein Vater kümmerte mich kaum, und es war auch nicht so das ich von der Umgebung ständig darauf Aufmerksam gemacht wurde das mein Vater sogenannt psychisch krank war. Die Nachbarn im Haus intergrierten meine Eltern in Feierlichkeiten wie Geburtstags- oder Neujahrsfeiern, wobei jedoch mit zunehmender Zeit immer deutlicher wurde das ich diese Feierlichkeiten her gemieden hatte. Die Zeit verging also, weiterhin bestand ein gewisser Kontakt zu dem alten Umfeld und der Kontakt zu dem neuen Umfeld baute sich normal auf. Sicher war es so das ich oft wieder und wieder an mein altes Zuhause denken musste, und mir etwa schwor es wenn ich erwachsen sei und Geld habe es zu kaufen, doch insgesamt lebte ich auch in der neuen Umgebung ganz gerne.
 
Irgendwann dann, vielleicht so mit 11 oder 12 Jahren begann ich zu zeichnen. Durch den Bruder von Gerd und das Mädchen welches immer in unserem Garten damals die Pferde gezeichnet hatte inspiriert saß ich nun oft am Zimmertisch meiner Mutter oder im Kinderzimmer und zeichnete. Anfangs versuchte ich nachzuzeichnen was ich bei dem Bruder von Gerd gesehen hatte, aber nach und nach entwickelten sich meine eigenen Themen. Eigentlich zeichnete ich nicht so oft, aber dafür in regelmäßigen Abständen mit dem Tenor es über Jahre hinweg zu tun. Ich hatte ja keine Kenntnisse, und zeichnete somit wie wohl jeder junge Mensch oder jedes Kind einfach drauflos.

Damals gab es im Zeitschriftenhandel dicke Zeichenblöcke mit stark verholztem Papier welche preiswert waren, dazu zwei Bleistifte und schon konnte ich draufloswirken. Eigentlich hatte ich in diesem Alter zwei konstante Leidenschaften entwickelt. Einmal zu zeichnen, und als zweites Comics zu sammeln. In einem Bereich war mein sammeln 100%tig und kam meine Mutter auch nicht teuer. Ich sammelte Tarzancomics und möglichst alles was damit zusammenhing. Die Abenteuerfigur Tarzan war damals sehr populär, und grade zu jener Zeit konnte man oft die grossen Tarzanfilme mit Gordon Scott, Lex Barker und Johnny Weissmüller im TV sehen. Einen Schwarz-Weiss-Fernseher hatte meine Mutter damals noch in unserer alten Wohnung angeschafft, und somit sah ich mir so oft es gung diese Filme an.

An Tarzan faszinierte mich seine tiefe Verbundenheit mit der Natur, und seine grosse innere und äußere Stärke. Ein Tarzancomic kam alle 14 Tage neu heraus, dazu galt es möglichst Extrabände, Figuren etc. zu beschaffen. Bedenken muss man das diese Dinge seinerzeit lange nicht so teuer waren wie heute, und es existierte auch kein Produktionswahn sodas alle drei Tage etwas neues erschien. Alle halbe Jahr kam mal ein Extra dazu, und ich war sehr konsequent und alles ws mir auffiel und in die Nähe kam musste ich haben. Einige Jahre später war meine Sammlung sogar ausgedehnt bis auf alte Original Trazanromane in altdeutscher Schrift von etwa 1914 die ich einem bekannten sozusagen abgetauscht hatte gegen Marvelcomics und anderes. Heute bin ich selber über mich erstaunt wie zielstrebig und hochkonsequent ich diese Sammlung durchführte, denn irgednwann war sie so gross das sie kaum in meine Schränke passte.

Mich erstaunt dies im nachhinein, da ich ansonsten als Kind Null zielstrebige Konsequenz hatte.
 
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Parallel zu den Tarzanartikeln sammelte ich sporadisch Marvel-Comics. Bei den Marvel-Comics jedoch ging es mir nicht um Vollständigkeit, sondern mehr um Unterhaltung. Spiderman war mein Favorit, und mein beliebtester Gegner der fantastischen Vier war der Halk. Heute ist der Halk oder Hulk eine bekannte Fantasy-Figur, doch damals tauchte er das erste mal in den Marvel-Comics als Gegner der fantastischen Vier auf und führte einen grossen Comic-Kampf gegen das Ding.

Nach und nach nahm ich mir die Comics als Vorlage zum zeichen, und meine beliebstesten Zeichner waren Burne Hogarth, Russ Manning und Stan Lee. Allerdings zeichnete ich mit der Zeit weniger und weniger, später dann vielleicht einmal im halben Jahr, aber ich bleib dabei.

Wie bereits erwähnt blieb es auch dabei das die Schule mehr Zwang als Spass war, ich nicht gerne dorthin ging und mein Verhältniss zu Mitschülern eher dürftig war. Meine Eltern sind ja im Verhältniss zu anderen Eltern recht alt gewesen, dazu die Krankheit meines Vaters, die Geldlosigkeit, die Schilddrüsenunterfunktion meines Bruders usw. und das alles hatte zwar seine unterschwelligen Auswirkungen auf mich, war mir aber in dem Alter keineswegs bewusst.

Mein Bruder entwickelte sich durch seine Krankheit grade körperlich sehr langsam, konnte selbst mit 6 Jahren noch nicht richtig laufen und ging die Treppen zu unserem neuen Heim auf allen Vieren herauf. Damals hies es immer er sei "zurückgeblieben". Anfangs versuchte meine Mutter ihn auf einer normalen Grundschule unterzubringen, doch es wurde schnell erkannt das dies keinen Sinn hat und er wurde auf eine Sonderschule gegeben. Ich kam mit meinem Bruder gut klar, und wir spielten viel zusammen und öfter nutzte ich seine Gegenwart auch für meine Zwecke aus. Die innere Belastung welche mir auch durch meinen Bruder erstanden war, ist mir ebenso wenig bewusst gewesen wie die gesamten Verhältnisse damals.
 
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