Mein Suchtverhalten nervt mich maßlos - wie geht ihr mit eurem um?

Atreya

Mitglied
Registriert
1. Mai 2008
Beiträge
562
Ort
Bregenz, Österreich
Seit meiner Jugend erlebe ich mein Suchtverhalten, früher waren es Zigaretten, Cannabis, jetzt ist es weniger ans Einnehmen gebunden. Mich nervt, dass ich alles, was mich begeistert, so ekzessiv betreibe, sodass es wieder Suchtcharakter hat. Egal ob Schreiben, Klavierspielen, Pendeln, Internet, Nächte durchweiden, Schokolade ... - die Inhalte geben sich bloß die Hand. Einfach sein lassen, versuche ich oft, und werde permanent rückfällig oder kippe in das nächste. Eine Mitte im Umgang finde ich selten. Nur Totalabstinenz hilft, aber dann kommt was Neues und die gleiche Leier beginnt.
Ich bin überzeugt, es überdeckt was anderes, es gibt viele Theorien zum Ursprung. Muss ich den wissen? Mir scheint mein Wisssen nützt mir wenig.

Was habt ihr für Erfahrungen im Umgang mit eurem Suchtverhalten und wenn, wie wurdet ihr es los?

Gruß Atreya
 
Werbung:
Hi Atreya

Ich komme aus einer Drogenfamilie und habe mir diese Frage schon oft gestellt. Das negative Beispiel der anderen und die Folgen, welche man mitansieht, lassen einen davor abschrecken, wenn man nicht selbst derselben Sucht verfällt. Aber meist hat man dann irgendwie eine gesündere Sucht, wenn man ganz ehrlich ist, wenn es auch nur Hobbys sind. Vielleicht kommen wir nicht ganz ohne Sucht aus. Die Frage ist nur, ob gesund oder nicht. Ich wünsche mir im Moment, sportsüchtig zu sein, wäre gut für mich. Ist jetzt kein Scherz. Ein richtiger Sportler braucht diesen Sog, denke ich. Es ist auch eine Sucht, was sonst.
 
Mich meins auch :) Und ich wurde mein Suchtverhalten noch nicht los. Werde ich auch nie. Kann höchstens vernünftig damit umgehen. Das gelingt mir mal mehr und mal weniger. Ganz ohne Süchte fänd ich das Leben auch irgendwie langweilig. Ich wees nicht...

:)
 
Interessantes Thema.

Tja, wie schon gesagt wurde, Sucht kann viele Gesichter haben. Und ich denke, solange wie man nicht das findet, was hinter der Sucht steckt, wird sie sich immer nur verlagern.

Was aber sucht man eigentlich?
Ich greif mal ein paar allgemeine Süchte raus:

Spiritualität statt Spirituosen?
Unbegrenzte Freiheit und wirklich durch die Prärie reiten wie der Marlboro-Cowboy, statt nur an der Fluppe zu ziehen?
Sich am Leben berauschen, statt sich stoffliche Drogen reinzuziehen?
Ruhe in sich selbst finden, statt mit Substanzen nachzuhelfen?
Wirkliche Liebesfähigkeit, statt Eifersucht?
Sein Geld auf erfüllende Art verdienen, statt in die Spielbank zu gehen?
Die Süße der Liebe, statt süßer Schokoriegel?

Vielleicht habt ihr auch ein paar Ideen dazu?

Ich denke auch schon lange über Süchte nach, sowohl über meine eigenen als auch über die der Anderen. So ganz allgemein denke ich, dass ein exzessiver Charakter immer auch ein sehr leidenschaftlicher Charakter sein muss. Und dass einem etwas fehlt; eine Sehnsucht da ist, die durch die Sucht - naja, zwar nicht erfüllt, aber doch zumindest zeitweise kompensiert wird.

Ich bin überzeugt davon, dass wenn man es schaffen würde das zu finden, was man wirklich sucht und es dann in sich auch zu verwirklichen, jegliches Suchtverhalten sofort ein Ende finden würde. Aber wenn das man so einfach wäre...:rolleyes:
 
Einen schönen Tag wünsche ich euch.
Ich war von vielen Süchten geplagt und bis es immer noch. Ich bin aber dabei alle meine Süchte fast vollkommen zu besiegen. Was ist eigentlich eine Sucht? Aus meiner Sicht ist es schon Sucht den fehlenden Sinn und/oder Nutzen(=welcher auch einen Sinn haben und nicht schädlich sein sollte) in Tätigkeiten erkannt zu haben, aber wenn man es trotzdem nicht für immer lässt, oder manchmal hat man seine Süchte nichteinmal erkannt.

Wie werde ich eine Sucht los? Ich denke es ist am besten über das was man verlieren möchte genau nachzudenken, um den Unsinn zu erkennen.
Wie denkt man aber über eine Sucht nach, wenn man sie nicht will?
- Schädigt mich die Sucht?
- Wie erleide ich durch die Sucht Schaden?
- Welche Auswirkungen hat der Schaden auf mich und andere?
- Schädigt die Sucht andere Menschen?
- Wie werden andere geschädigt?
- Schädigt die Sucht Tiere?
- Schädigt die Sucht pflanzen?
Hierbei sollte man beachten, dass es beim entstandenen Schaden nicht bleibt, auch dieser hat Auswirkungen, sowie die Auswirkungen selbst usw..

- Ist die Sucht zum Leben notwendig?
- Was habe ich von der Sucht, also inwiefern bereichert mich diese?
- Überwiegen die Nachteile, oder die Vorteile (falls es überhaupt Vorteile gibt)?

Wer im Bezug auf eine Sucht diese Fragen für sich selbst beantwortet hat, aber sich von der Sucht noch nicht lösen konnte, der/die kann sich dies fragen.

- Habe ich meine bisherigen Überlegungen verstanden?
- Habe ich auch den Ernst der Angelegenheit verstanden? (Eine Sucht scheint vielleicht gering, weil man in dem Moment nur eine sieht, aber man hat viele und zusammen fallen die Süchte schwer ins Gewicht)
- Wenn ich rückfällig werde.. ist dies für mich ein erfreulicher Moment?

- Ist es schwer die Sucht zu besiegen?
- Ist es wirklich schwer eine Sache weniger zu tun?
- Falls ja, wer sagt mir denn es wäre schwer?
- Wer sagt mir ich wäre süchtig?
Das soll verdeutlichen, dass man Täter und Opfer ist. Man selbst kann also entscheiden, ob man sich selbst als hilfloses Opfer sieht, oder als Täter, der/die Kontrolle über das Geschehen hat. Man selbst ist das Problem (nicht die Droge, andere Personen, der Vorgang oder sonstiges).

Wer das verstanden hat, aber trotzdem noch an der Sucht fersthält, der/die will garnicht aufhören und belügt sich selbst, wenn er/sie sagt, dass er/sie diese Sucht loswerden möchte. Wer das leugnet wird nie seine Süchte los, aber diesen Leuten ist es eh egal.

Ich hoffe jemanden ist damit geholfen. Lieben Gruß
 
Hallo Atreya,

bist du sicher, dass es Suchtverhalten ist? Ich denke mir, du sagst "totale Abstinez" und dann eben was anderes, das klingt für mich nicht nach Sucht.

Wenn man etwas Neues hat (Liebe, Job, Auto, Genussmittel) dann werden bestimmte Hormone im Körper ausgeschüttet, dass man scheinbar nicht genug von der neuen Errungenschaft bekommen kann, dieser Hormonspiegel sinkt nach einiger Zeit wieder auf Normalniveau ab - beim einen schneller, beim anderen langsamer - man sagt: "Das Verliebtsein läßt nach". Vielleicht ist es sowas in der Art, dein so genanntes Suchtverhalten?
 
Seit meiner Jugend erlebe ich mein Suchtverhalten, früher waren es Zigaretten, Cannabis, jetzt ist es weniger ans Einnehmen gebunden. Mich nervt, dass ich alles, was mich begeistert, so ekzessiv betreibe, sodass es wieder Suchtcharakter hat. Egal ob Schreiben, Klavierspielen, Pendeln, Internet, Nächte durchweiden, Schokolade ... - die Inhalte geben sich bloß die Hand. Einfach sein lassen, versuche ich oft, und werde permanent rückfällig oder kippe in das nächste. Eine Mitte im Umgang finde ich selten. Nur Totalabstinenz hilft, aber dann kommt was Neues und die gleiche Leier beginnt.
Ich bin überzeugt, es überdeckt was anderes, es gibt viele Theorien zum Ursprung. Muss ich den wissen? Mir scheint mein Wisssen nützt mir wenig.

Was habt ihr für Erfahrungen im Umgang mit eurem Suchtverhalten und wenn, wie wurdet ihr es los?

Hallo Atreya,

zunächst einmal ist es ein erster Schritt, sich einzugestehen, dass man selbst süchtig ist (und nicht die anderen oder dass die anderen nur wieder mal an einem herumzumeckern haben.).

Selbst bin ich esssüchtig. Meine sucht kommt von einer Bindungsstörung zu meiner Mutter. Mit dem vielen Essen bin ich ihr sehr nah und auch ähnlich. Mir das einzugestehen war nicht einfach. Geholfen hat mir die "psychologische Kinesiologie" nach Dr. Keding. (Psycho-Kinesiologie nach Dr. Klinghardt ist ähnlich). Mit dieser Methode werden im Gehirn im limbischen System und im Frontalhirn neue Gehirnbahnen geschaffen, die vorher (bei der Sucht) blockiert waren. Dies hilft innezuhalten und Abstand zum Suchtmittel zu halten oder auch eine andere Einstellung dazu. Noch dazu hilft die Methode zu erkennen, dass ich ganz in Ordnung bin, so wie ich bin. Und nicht so wie vorher, dass an mir etwas falsches sei.

Heute fühle ich mich so geliebt und akzeptiert, wie ich bin. auf einmal sind mir wieder Menschen und Umgebungen wichtig, die mir gut tun (wo ich im Gegensatz dazu während des Suchtverhaltens ständig auf die Rückmeldung anderer angewiesen war und mich Menschen anschloss, von denen ich meinte, sie hätten das, was ich nicht habe und könnten mir das auch geben, was reine Illusion war).

Liebe Grüße Pluto
 
Werbung:
Was aber sucht man eigentlich?
Ich greif mal ein paar allgemeine Süchte raus:

Spiritualität statt Spirituosen?
Unbegrenzte Freiheit und wirklich durch die Prärie reiten wie der Marlboro-Cowboy, statt nur an der Fluppe zu ziehen?
Sich am Leben berauschen, statt sich stoffliche Drogen reinzuziehen?
Ruhe in sich selbst finden, statt mit Substanzen nachzuhelfen?
Wirkliche Liebesfähigkeit, statt Eifersucht?
Sein Geld auf erfüllende Art verdienen, statt in die Spielbank zu gehen?
Die Süße der Liebe, statt süßer Schokoriegel?


Ich bin überzeugt davon, dass wenn man es schaffen würde das zu finden, was man wirklich sucht und es dann in sich auch zu verwirklichen, jegliches Suchtverhalten sofort ein Ende finden würde. Aber wenn das man so einfach wäre...:rolleyes:

nice1! :)
 
Zurück
Oben