Es ist vor allem dieser erste Blick. Man ist sich noch nie über den Weg gelaufen, guckt sich an und kennt sich. Ich hatte diesen Effekt mit drei Menschen bisher, wo sich dann auch jeweils beide später an diesen ersten Moment genau erinnern konnten. Mit zwei weiteren war es einseitig, nur ich konnte mich erinnern. Eine Seelenverwandtschaft mit diesen beiden ist gewissermaßen vorhanden, wenngleich auch nicht so tief wie mit den anderen drei (könnte daher auch nur Musterverwandtschaft sein)
Wie würde sich ein solches Phänomen erklären? Ich denke, dass die rechte Gehirnhälfte, die der Zeitlosigkeit untergeordnet ist, wirkliche Seelenverwandtschaftsmuster direkt wahrnimmt (das ganze auf einmal erfassen). Ich vermute eher nicht, dass dabei die Augen entscheidend sind, sondern eher die gesamte Erscheinung. In meinem Fall war es so, dass mir die Augen im einzelnen erst viel später aufgefallen sind.
Auch glaube ich nicht so recht, dass die Augen der Spiegel der Seele sind, sondern eher der des Egos. Auge und Ego liegen klanglich nicht weit voneinander entfernt und im Englischen hat das Wort für "ich", "I", sogar denselben Klang wie das Wort für "Auge": "eye".
Das ist nicht unlogisch, denn mit den Augen nimmt man in erster Linie die materielle Welt und ihre Einzelstrukturen wahr, die äußere Hülle also, das Formelle (Ego) und nicht den Wesenskern (Seele), der ja immaterieller Art ist. Doch auch diesen kann man durch die Augen erkennen, sofern es durch die rechte Gehirnhälfte geschieht (was immer dann geschieht, wenn die linke an nichts denkt, wenn es einfach passiert). Man kann ihn durch die Augen erkennen, aber nicht unbedingt an den Augen, wenngleich es bei Seelenverwandten so sein müsste, dass man sich letztlich vor allem auch in die Augen schauen kann, ohne dabei irgendwelche negativen Schwingungen wahrnehmen zu müssen.
Seelenerkenntnis betrifft also primär immer die Gesamterscheinung. Das erstaunliche dabei ist, dass man, wenn die Augen genauer hinschauen (sie also formelle Einzeldetails betrachten), erkennen muss, dass man formell doch extremer differiert, als man das vielleicht vorher gedacht hat.
So erstaunlich ist es dann doch nicht, denn, wie die alten Inder schon wussten, sind das Seelische und das Korporale zwei unterschiedliche Instanzen ("du bist nicht der Körper"), obwohl sich das Seelische im Körperlichen wiederspiegelt. Das allerdings auf eine andere Art, als man es aus der heutzutage üblichen materiellen Sichtweise der Dinge vermuten würde.
Diese Erkenntnis, die einen anfangs erstaunt, dann nämlich, wenn man einen tatsächlich Seelenverwandten getroffen hat, führt dann automatisch zu einer geistig-materiellen Sichtweise der Dinge, die gleichbedeutend ist mit der Überwindung der Dominanz des Egos, jener Sichtweise, die nur das glaubt, was die Augen im einzelnen wahrnehmen.