Mein Papa ist verstorben und ich komm nicht mit zurecht

sybillejennifer

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3. Januar 2011
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Hallo,

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, wo ich enden soll und doch habe ich so viel zu sagen.

Am 18. Dezember ist mein Papa um 9.30 Uhr in einer Palliativstation gestorben. Nach gut 10 Wochen im Krankenhaus und zwei Wochen auf der Palliativ war es sein Wunsch noch mal nach Hause zu kommen, den wir ihm leider nicht mehr erfüllen konnten.

Die Tage bevor er ging waren auch nicht einfach und ich schwankte ständig zwischen "mich zusammenreißen", völliger Leere, Organisationswut, ihn nicht leiden sehen zu wollen, ihn aber auch nicht gehen lassen wollen und unendlicher Traurigkeit.

Der Tod von Papa hat mich sehr getroffen und es ist so schwer diese Endlichkeit zu akzeptieren geschweige denn zu verstehen.
Es ist einfach nur traurig und fast unmöglich sich an ein Leben ohne ihn zu gewöhnen, denn er ist überall und gegenwärtig und doch nicht mehr hier. Er fehlt und hinterlässt eine so große Lücke, dass ich das Leben und das Licht nicht mehr sehen, so als sei es in weite Ferne gerückt.
Ich bewege mich in einer Art Trance, nichts ist mehr wie vorher und ich kann dir nicht einmal sagen wie die letzten Tage vergangen sind. Papa fehlt überall und meine Gedanken an ihn begleiten mich jederzeit. Meine Gefühle


Er war sehr krank und doch ging es zuletzt so schnell. Innerhalb zwei Tagen ist die Welt zum Stehen gekommen und ich bin einerseits unendlich froh und dankbar, dass ich zusammen mit Mama und meiner Schwester die letzten 21 Stunden seines Lebens bei ihm sein konnte und seinen Weg bis in den Tod hinein begleiten und er letztendlich ohne Angst und Schmerzen gehen konnte. Aber es war schwer und traurig und die Erlebnisse / das Sterben haben sich bei mir eingeprägt. Es hat vieles in mir ausgelöst und ich weiß nicht mit wem ich mich austauschen soll, zu viele Dinge sind passiert und die wenigsten wissen mit diesem sensiblem Thema umzugehen.

Die Jahreswende verging ohne mein Zutun und als die Uhr 0.00 anzeigte habe ich mir den bunten Himmel angeschaut und für mich insgeheim gebetet, dass Papa da oben gut angekommen ist.

Ich möchte mich gerne hier austauschen vielleicht mit Menschen die ähnliches erlebt haben. Ich habe so viel zu sagen zu verarbeiten und stehe zum Teil völlig neben mir.

Sybille
 
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sybillejennifer zuerst mein herzliches beileid für dich und deiner Familie es ist zwar schon etwas länger her aber ich weiß wie du dich fühlst eigentlich gibt es keinen trost aber die zeit heilt die wunden und es wird einmal leichter im moment ist es gut das du die trauer zulässt um alles zu verarbeiten und das wichtigste ist das ihr zusammen hällt . alles alles gute lg. ELLISA
 
Meine liebe Sybille,

es sind jetzt fast auf den Tag genau 16 Monate her, dass ich meinen Papa zum letzten Mal auf seine Wange küssen durfte.
Im Gegensatz zu Deinem Vater hatte meiner "Glück" sozusagen, weil er nicht lange gelitten hat. Am Abend wurde er ins Krankenhaus eingeliefert (da war er schon nicht mehr bei bewusstsein) und gegen Morgengrauen ging er für immer...
Das schlimmste für mich war, das ich nicht bei ihm gewesen bin, als er starb. Wir waren so viele im Krankenhaus, aber keiner konnte länger bei ihm in der Intensivstation bleiben, weil alle so schockiert waren und total neben sich standen. Jeder war mit irgendwas beschäftigt. Der Eine hat versucht den besten Freund vom Papa zu erreichen, der Andere den muslimischen Priester (Hoca) zu erreichen und ich selbst stand draussen vor der Tür und habe auf meine jüngere Schwester gewartet. Sie war der Liebling vom Papa und ich wusste, dass sie mich brauchen würde um zu ihm reinzugehen.
Als sie endlich kam, hab ich sie in die Arme genommen und hab an der Tür zur Intensivstation geklingelt. Die Tür ging auf, eine Ärztin stand da und fragte in welcher Beziehung wir zu Patienten stehen. Daraufhin sagte sie, dass er soeben gestorben sei.
Es war wie ein Vorschlaghammer der Dich trifft. Niemand war bei ihm gewesen, denn in Wirklichkeit hätte keiner damit gerechnet das es so schnell gehen würde.
Ich quäle mich immernoch damit rum, dass ich hätte bei ihm sein sollen. Er fehlt mir unglaublich.
Aber beten hilft. Ich fühle dann richtig, dass mein Papa auf mich sieht und glücklich ist, denn er war ein sehr gläubiger Mann.

Ich bin mir sicher, dass auch Dein Papa immer auf Dich sieht und möchte, dass Du Dich an die schönen Dinge erinnerst. Lass ihn in Deinem Herzen lebendig werden und rede mit ihm. Ich bin mir sicher er hört Dich.

Drück Dich ganz ganz fest und wünsche Dir Geduld für die nächste Zeit, bis es besser wird. Denn das wird es.

Lg
 
Ja es ist ein Trost, wenn man glauben kann, dass er nun ein Engel ist und auf uns herabsehen kann.
Für mich war es auch ein großer Trost bei ihm sein zu können und dennoch ein einschneidendes Erlebnis das Sterben so bewußt zu erleben. Es ist schwer und ein Wechselbad der Gefühle.

Wisst ihr, ich habe auch ein Kind. Ein Kind dass auch diese Welt viel zu früh verlassen muss und schon aus dem Grund habe ich mich früh mit dem Thema Sterben und Tod auseinandergesetzt und wusste doch nicht was auf mich zukommen wird. Trotz der Tatsache dass ich schon viel gelesen habe und mir meine eigene Wahrheit zurechtgebastelt habe, ist die Theroie eine andere als die Realität.
 
hallo Sybille,


erst einmal mein herzliches Beileid.
Ich kann sehr gut nachempfingen wie es dir jetzt geht.
Juli 2009 habe ich meinen Mann verloren.
Er starb durch einen Unfall, wir konnten uns nicht einmal verabschieden.
Ich vermisse ihn immer noch sehr und das wird sich auch nicht ändern.
Ich hoffe, das du das alles besser verarbeiten kannst als ich.Gerne würde ich von ihm ein Zeichen bekommen, aber bis jetzt war noch nichts, oder ich habs nicht erkannt.
Alles , alles Gute für dich.:umarmen:

LG
michaela
 
Hallo Sybille,

mein Paps starb am 19.12. 2010. Eigentlich starb er schon Wochen vorher Stück um Stück, Krebs.

Es war schlimm für mich ihn so zerfallen zu sehen und ja mich verfolgt bis heute das Bild, ihn so abgemagert, eigentlich schon wie eine Leiche aussehend. Er konnte dann kaum noch sprechen, sein Gesicht gelähmt. Er war Dozent hat also immer viel mit seiner Stimme gemacht.

Schrecklich für mich, dass er bei vollem Bewusstsein gestorben ist. Ich meine damit das er genau wusste, dass er bald gehen wird.

Was tröstet mich - einzig im Moment das er nicht mehr leiden muss und Ruhe hat.

Angst hab ich vor dem 5.1. da ist seine Beerdigung und ich weiß nicht wie ich das "überlebe". Weils dann nochmal alles hochkommt bzw. dieses Endliche mit absenken der Urne.

Er fehlt mir so uuunendlich, aber er hat mir kurz vor seinem Tod noch zu geflüstert das er mich liebt - das hab ich ganz tief in meinem Herzen.
 
Hallo Sybille,

mein Paps starb am 19.12. 2010. Eigentlich starb er schon Wochen vorher Stück um Stück, Krebs.

Es war schlimm für mich ihn so zerfallen zu sehen und ja mich verfolgt bis heute das Bild, ihn so abgemagert, eigentlich schon wie eine Leiche aussehend. Er konnte dann kaum noch sprechen, sein Gesicht gelähmt. Er war Dozent hat also immer viel mit seiner Stimme gemacht.

Schrecklich für mich, dass er bei vollem Bewusstsein gestorben ist. Ich meine damit das er genau wusste, dass er bald gehen wird.

Was tröstet mich - einzig im Moment das er nicht mehr leiden muss und Ruhe hat.

Angst hab ich vor dem 5.1. da ist seine Beerdigung und ich weiß nicht wie ich das "überlebe". Weils dann nochmal alles hochkommt bzw. dieses Endliche mit absenken der Urne.

Er fehlt mir so uuunendlich, aber er hat mir kurz vor seinem Tod noch zu geflüstert das er mich liebt - das hab ich ganz tief in meinem Herzen.

Liebe Belle,

da Dir die Beerdigung noch bevorsteht, hab ich einen Tipp für Dich.

Mach nicht den Fehler stark für irgendwen sein zu wollen und schluck blos keine Emotionen runter. Das ist für die spätere Zeit verheerend.
Hab diesen Fehler leider gemacht, obwohl ich es eigentlich gut gemeint hatte. Ich dachte, ich dürfte jetzt keine Schwäche zeigen, weil ich die starke Schulter für meine Schwester sein müsste.
Hab nicht geweint, obwohl alles in meiner Seele danach schrie.

Bei muslimen verläuft die Beerdigung anders. Die von meinem Vater war die Erste die ich mitbekam und ich weiss nicht ob ich das je überwinde.
Er wurde nicht im Sarg beerdigt. Am Friedhof haben unsere Verwandten seinen, in weiße Tücher gewickelten Körper, aus dem Sarg gehoben.
Zuerst war es nicht so schlimm, denn es war vom Körper nichts zu sehen. Aber als sie ihn ins Grab gehoben haben, sah ich wie unter dem Tuch sein Arm zur Seite runter gefallen ist. Ein riesen Klumpen setzte sich in meinem Hals fest. Ich wollte laut schreien und meinen Papa noch einmal festhalten. Aber wie gesagt, ich habe mich zurückgehalten....

Dieser Klumpen sitzt immernoch in mir fest und ich habe oft das Gefühl schreien zu müssen, aber es geht nicht. Verstehst Du was ich meine?

Lass auf jeden Fall Deinen Tränen freien lauf und weine so lange wie Dir danach zumute ist. Das wird Dich befreien.

Wünsch Dir ganz viel Kraft und drück Dich ganz fest.

Lg
 
@Eylem

Ich glaub das ich spätestens beim letzten Lied - time to say goodby (wollte meine Ma) den absoluten Heulflash haben werde.

Der Spruch, Zeit heilt Wunden ist wahr. Das hab ich schon mehrmals erlebt und das wird auch hier wohl so werden. Die Narbe bleibt und wird immer schmerzen.
 
Hallo,

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, wo ich enden soll und doch habe ich so viel zu sagen.

Am 18. Dezember ist mein Papa um 9.30 Uhr in einer Palliativstation gestorben. Nach gut 10 Wochen im Krankenhaus und zwei Wochen auf der Palliativ war es sein Wunsch noch mal nach Hause zu kommen, den wir ihm leider nicht mehr erfüllen konnten.

Die Tage bevor er ging waren auch nicht einfach und ich schwankte ständig zwischen "mich zusammenreißen", völliger Leere, Organisationswut, ihn nicht leiden sehen zu wollen, ihn aber auch nicht gehen lassen wollen und unendlicher Traurigkeit.

Der Tod von Papa hat mich sehr getroffen und es ist so schwer diese Endlichkeit zu akzeptieren geschweige denn zu verstehen.
Es ist einfach nur traurig und fast unmöglich sich an ein Leben ohne ihn zu gewöhnen, denn er ist überall und gegenwärtig und doch nicht mehr hier. Er fehlt und hinterlässt eine so große Lücke, dass ich das Leben und das Licht nicht mehr sehen, so als sei es in weite Ferne gerückt.
Ich bewege mich in einer Art Trance, nichts ist mehr wie vorher und ich kann dir nicht einmal sagen wie die letzten Tage vergangen sind. Papa fehlt überall und meine Gedanken an ihn begleiten mich jederzeit. Meine Gefühle


Er war sehr krank und doch ging es zuletzt so schnell. Innerhalb zwei Tagen ist die Welt zum Stehen gekommen und ich bin einerseits unendlich froh und dankbar, dass ich zusammen mit Mama und meiner Schwester die letzten 21 Stunden seines Lebens bei ihm sein konnte und seinen Weg bis in den Tod hinein begleiten und er letztendlich ohne Angst und Schmerzen gehen konnte. Aber es war schwer und traurig und die Erlebnisse / das Sterben haben sich bei mir eingeprägt. Es hat vieles in mir ausgelöst und ich weiß nicht mit wem ich mich austauschen soll, zu viele Dinge sind passiert und die wenigsten wissen mit diesem sensiblem Thema umzugehen.

Die Jahreswende verging ohne mein Zutun und als die Uhr 0.00 anzeigte habe ich mir den bunten Himmel angeschaut und für mich insgeheim gebetet, dass Papa da oben gut angekommen ist.

Ich möchte mich gerne hier austauschen vielleicht mit Menschen die ähnliches erlebt haben. Ich habe so viel zu sagen zu verarbeiten und stehe zum Teil völlig neben mir.

Sybille

Liebe Sybille,

mein aufrichtiges Beileid zu Deinem schweren Verlust :umarmen:.

Gerade kurz vor Weihnachen ist der Schmerz ganz besonders intensiv. Auch ich verlor meine Mum und meinen Sohn einige Tage vor Weihnachten. Mein Mann starb damals im Oktober desselben Jahres wie meine Mum.
Weihnachten und Silvester gibts für mich in der gewohnten Form nicht mehr.

Auch wenn jetzt schon einige Jahre verstrichen sind und der Schmerz nachläßt, so bleibt doch immer eine Wunde, die gerade zu Weihnachten immer wieder schmerzt. Es sind mittlerweile so viele Plätze leer....

Was die Beerdigung betrifft, so tut sie ziemlich weh, aber es ist die letzte Möglichkeit, dem Verstorbenen mit Würde DANKE zu sagen für die Zeit, die man mit ihm verbringen durfte.

Mein Mann war ein begeisterter Segler, und so spielten wir ihm zum Abschied "I´m sailing"....mein Sohn war glühender Metallica-Fan und so begleitete diese Musik die ganze Zeremonie. Zum Abschied gabs "Nothing else matters".

Ich heule heute noch furchtbar, wenn ich eines dieser Lieder höre, aber es war dennoch jedes Mal eine schöne und vor allem authentische Feier, die dem Verstorbenen und seinem Leben gerecht wurde, und das ist wohl das wichtigste.

Ich wünsche allen Trauernden hier viel Kraft für die nächste Zeit.

Alles Liebe
Sunny
 
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Hallo Sybille,
Es war schlimm für mich ihn so zerfallen zu sehen und ja mich verfolgt bis heute das Bild, ihn so abgemagert, eigentlich schon wie eine Leiche aussehend. Er konnte dann kaum noch sprechen,.
Hallo Eylem,
Ja so war es bei Papa auch. Zuletzt hat er kaum noch gesprochen, aber ich bin mir nicht sicher, ob er es wirklich wahr genommen hat, dass er sterben muss. Aber die letzten 20 Stunden konnte man förmlich zuschauen wie er abgebaut hat und mir kam es so vor als läge da nicht mein Papa sondern ein ganz anderer. Er veränderte seine Farbe, das Gesicht fiel mehr und mehr ein und nur wenn ich ganz genau hingeschaut habe, habe ich meinen Paps wiedererkannt.

Die Beerdigung war schlimm. Wir konnten nicht aufhören zu weinen und als wir nach endlosen Gebeten am Grab standen, konnte ich nicht glauben das da mein Vater hinuntergelassen wird. Immer wieder muss ich weinen. Ich fühl mich unverstanden und hilflos.

Ich glaube dass er irgendwie noch da ist, ob er sich in irgendeiner Weise verständlich machen kann weiß ich nicht, doch der Glaube daran hilft mir etwas.
 
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