Die Frage, was mich so verletzlich macht. Wovor ich so eine große Angst habe in der Öffentlichkeit zu stehen.
Ich gebe noch ein Beispiel. Ich gehe in ein Geschäft, wollte mir ein neues Sofa kaufen. Vorher war ich in anderen Geschäften noch und war etwas unter Druck. Das Problem bei mir ist, man sieht mir den Stress sofort ins Gesicht geschrieben. Dann kommt ein Verkäufer daher, sieht mich und meine Unsicherheit und fängt sofort bei Du an mit mir zu reden.
Was brauchst du denn? Nicht das Du an der Sache hat mich gestört, sondern einfach den Eindruck den er von mir gehabt haben muss. Den Genen sei "Dank" sehe ich auch sehr jung aus, somit bin ich eigentlich von Anfang an bestraft damit, dass mir die Menschen ohne Respekt gegenüberstehen. Ohne, dass ich vielleicht 4 Wörter gewechselt habe, spricht er mich mit du an. Ab diesem Moment wächst die Verletzlichkeit in mir. Ich kann mich nicht mehr so frei äußern und gehe auf Abstand. ich habe ja schon genug Schwierigkeiten damit jemandem zu vertrauen.
Ich sage ihm also, was ich brauche und wir gehen uns ein Sofa nach demanderen anschauen. Und das sehr lange, er wirkt sehr nett, vielleicht habe ich in ihm seinen Beschützerinstinkt geweckt. Ab dem Zeitpunkt, werde ich noch verletzlicher, weil ich das Gefühl habe, dass er mich durchschauen kann. Er zeigt mir also alle ähnlichen Sofas, die er hat, also die die für mich in Frage kommen könnten. Und irgendwann hört das Kopfkino auf bei mir, weil ich endlich mein Sofa haben möchte. Sage frei heraus, dass es nicht diese oder jene ist, ich wirke also erwachsen und entschlossen und halte den Augenkontakt zu ihm aufrecht. Es wirdetnochfreundlicher, obwohl ich immer noch verspannt bin und genug körperlichen Abstand zu ihm halte. Ich fange an zu schwitzen. Meine Stimme dabei immer noch sehr entschlossen. Als ich dann das passende sofa finde, und noch am überlegen bin, setzt ich mich auf eine Bank und betrachte das Stück noch einmal. Er setzt sich neben mich hin, und langsam geht er in Flirtkurs, die Situation wird lockerer, ich werde selbstbewusster.
Die Situation ist sehr nett und ich fühle ich wohl in seiner Nähe. Er ist wirklich nett. Dann entschließe ich mich, das Ding zu kaufen. Wir gehen also den Lieferschein ausfüllen und er fragt mich nach meinem Namen, ich sage so und so. Und er realisiert, dass wir eigentlich Landsleute sind. Er lächelt mir zu und ich werde etwas distanzierter. Während er die ganzen Daten eingibt, merke ich, wie distanziert ich werde, ich versuche meine Unsicherheit zu verstecken, in dem ich distanziert und unnahbar werde. Ich merke, dass ihm die Situation unangenehm wird. Er gibt mir den Lieferschein in die Hand und ich gehe Richtigung Kassa. Beim Rausgehen sehe ich ihn noch mal von Weitem, ich sehe das er starrt, ich gehe wortlos die Treppen Richtung Ausgang.
Er war so nett und ich habe mich richtig zu ihm hingezogen gefühlt. Er hatte so warme Augen gehabt. Jetzt überlege ich, hätte ich es nicht irgendwie anders machen können? Was soll ich nur tun, denn ich habe so viele Hemmungen. Irgendwie "darf" mir kein Mensch näher kommen, obwohl es innerlich so wehttut. Ich möchte nicht auch noch diesen Winter alleine bleiben.