Mein Kind

D

Desputia

Guest
Der Todestag meines Kindes jährt sich in 2 Monaten nun zum 10ten Mal.

Äusserlich und von der Logik her habe ich alle gut verarbeitet - innerlich sieht es (oft, nicht immer) anders aus.

Natürlich lache ich wieder, lebe mein Leben und habe viel Freude. Ich lebe sogar gerne!
Nichts desto Trotz sind da aber immer noch die Tage, die einen benommen wach werden lassen, den Tag über anhalten und spätestens am Abend wird mir dann bewusst:

mein Leben ist im Eimer (obwohl es das definitiv nicht ist).

Ich weiß natürlich das alles einen Sinn hat, ich wusste auch von seiner Geburt an das er früh sterben wird (habe ich damals jedoch erfolgreich ignoriert) und ich weiss auch das eigentlich alles in Ordnung ist. Von der Logik her-

ABER - immer dieses schei... ABER - für mich ist es irgendwie NICHT erledigt!

Ich frage nicht mehr nach dem Warum - schon lange nicht mehr.
Ich bin froh das ich überhaupt 14 Jahre ein so tolles Kind haben durfte - aber Selbstmord?

Schuldig fühle ich mich übrigens auch nicht - wenn es das wäre, wüsste ich wenigstens warum es mir oft so mies geht.

Es ist ungefähr so, als ob in mir Engelchen und Teufelchen sitzen, die sich partout nicht einig werden - für den Engel ist alles OK, das Teufelchen jedoch haut immer wieder einen drauf.

Was soll das?

Als ich Ende letzten Jahres Abends in meinem Bett lag und nicht schlafen konnte, schaute ich auf sein Bild welches schräg neben meinem Bett hing. Sein Gesicht verschwamm plötzlich, dann lief ein regelrechter Film ab (kein Witz): aus seinem Gesicht formten sich in dem Bild Fratzen, dann wieder sein Gesicht, dann wieder Fratzen, Lichter, Blitze und so weiter - das Ganze ging ungefähr 5 Minuten.

Auch das ignorierte ich (darin bin ich echt klasse) - aber irgendwie lässt es mich dennoch nicht los.

Ich muss noch betonen das ich weder depressiv bin, noch sonderlich emotional - eigentlich ein Mensch der hervorragend mit jedem Misthaufen zu recht kommt.

Mich ärgert es einfach das ich nicht sehe wie er erwachsen geworden ist, mich ärgert es das er so dämlich war sich umzubringen - dafür könnte ich ihm eine reinhauen.

Auf der anderen Seite weiß ich, das er nur wegen mir 14 Jahre hier war.

Wenn ich das Ganze hier jetzt lese, finde ich es reichlich verworren, aber ich setze es trotzdem ins Forum, vielleicht bekomme ich von Euch neue Denkanstösse!
 
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selbstmord ist immer eine schwierige sache... wenn ich daran denke das ich im normalen teenager alter vllt doch irgendwann einen schritt zu weit gegangen sein könnte,obwohl ich oft diese gedanken hatte...dann würde ich mir selber eine reinhauen,wenn ich sehen würde was ich verpasst hätte(ihr wisst ja was)

ja...ich denke wenn überhaupt tage einen wieder kurz anhalten/wach werden lassen, dann wohl diese tage,und ich denke das gefühl das alles im eimer ist..ist da auch ganz normal..und zeigt wie sehr man diese person liebte...

das problem der unerledigtheit hängt auch oftmals mit der unerledigtheit der gestorbenen person zusammen..ich weiss nicht ob das bei dir auch so ist..

aber wenn man eine person sich entwickeln sieht..und bevor diese person sich voll entwickelt hat(vom aussehen,persönlichkeit, das ändert sich ja ständig) geht sie aus diesem leben...hat man da nicht immer das gefühl unerledigtheit...

ich denke da helfen auch nicht viel wenn man weiss..ach 14 jahre,vllt sogar 14 richtig schöne jahre...es fühlt sich doch unkomplett an..und ich denke wenn man mit dieser person so eng verbunden ist..wie das mit einem kind nunmal ist...dann fühlt man sich automatisch auch unkomplett, meinst du nicht?

hinzu kommt das grade selbstmord im teenager alter so absolut unbegreiflich ist ,wenn man bedenkt woraus er entsteht....das sind immer wieder auftretende lasten ( sei es unendlicher schulstress..angst vor dem schulende..was weiss ich alles), welches einen in manchen momenten so extrem belastet..das man gehen will..und manchmal auch tut..

das absolut dumme daran ist, das es häufig sein kann,das der nächste tag wieder richtig gut ist..oder irgendwas tolles mitsichbringt...

so gings mir immer...manchmal wollte ich echt irgendwo hinfahren und springen..und dann am nächsten tag fühlte ich ganz anders...und dann kamen wieder tage da fühlte ich mich wieder soo..
 
das absolut dumme daran ist, das es häufig sein kann,das der nächste tag wieder richtig gut ist..oder irgendwas tolles mitsichbringt...

Das Schreckliche daran ist:

Laut Obduktionsbericht hat er noch versucht wieder freizukommen, VERGEBLICH! Sein gesamter Hals war blutig gekratzt und unter seinen Fingernägeln war sein Blut sowie Haut.

Ich denke das er sich in einer Kurzschlussreaktion umbringen wollte und als er merkte was er macht, war es einfach zu spät.
 
jaa..das ist es ja...

im teeny alter sind das echt kurzschlussreaktionen...

das ging mir in der beziehung teilweise schon so...wo wir uns wegen immer wiederkehrenden sinnlosen kleinigkeiten stritten..und deswegen sogar mal ein beziehungsaus wählen wollten? aber paar tage später war alles wieder so schön wie vorher..


es ist manchmal so schrecklich..ich bin echt froh das ich mich nicht von dieser kurzschlussreaktion verführen lies..

denn in dem kurzen zustand ist man echt wie trance,das ist nicht zu verachten..


aber findest du nicht das man automatisch sich auch unkomplett fühlt..unerledigt..wenn eine nahe person stirbt..und deren leben auch so unerledigt wirkt?
 
jaa..das ist es ja...

im teeny alter sind das echt kurzschlussreaktionen...

das ging mir in der beziehung teilweise schon so...wo wir uns wegen immer wiederkehrenden sinnlosen kleinigkeiten stritten..und deswegen sogar mal ein beziehungsaus wählen wollten? aber paar tage später war alles wieder so schön wie vorher..


es ist manchmal so schrecklich..ich bin echt froh das ich mich nicht von dieser kurzschlussreaktion verführen lies..

denn in dem kurzen zustand ist man echt wie trance,das ist nicht zu verachten..


aber findest du nicht das man automatisch sich auch unkomplett fühlt..unerledigt..wenn eine nahe person stirbt..und deren leben auch so unerledigt wirkt?


Nein, diese Phase habe ich hinter mir, ich weiss ja das er nach wie vor da ist - das ist auch nicht mein Problem!

Wenn ich wüsste wie ich es erklären soll - es ist 100% OK für mich, das er ging.

Kurze Wutattacken habe ich ab und an noch - weil ICH mir für ihn gewünscht hätte, dass er lebt. Natürlich ist genau das Blödsinn, denn im Grunde spricht da nur MEIN EGO.

Weiss ich alles, zumal ich mein Ego sehr gut kenne.

Bei mir ist es etwas anderes, es ist so, als wenn ich ständig in einer Warteschleife sitze und mir der Hintern anpappt, weil ich warte.

Nur: WORAUF!

Natürlich bin ich ab und an traurig und weine in mich hinein, aber dies wiederum finde ich normal, er ist schließlich mein Kind.
 
ich meinte auch nicht das du den tod nicht angenommen hast..

aber du hast oben selbst geschrieben

"Mich ärgert es einfach das ich nicht sehe wie er erwachsen geworden ist"

das ist ja immernoch etwas was dich ärgert..auch wenn du vllt den tod akzeptiert hast

und das im unterbewusstsein vllt weiterhin die uhr tickt..die nur darauf wartet...seinen sohn zu "sehen"..ihn wieder zu "erleben" zu schauen "was aus ihm geworden ist" wie er sich "entwickelt" hat..


meine angst in dem sinne ist immer...wir sind zwar durch die seelen verbunden..aber wenn es wirklich so ist das sie da oben auch ein weiteres leben haben..dann entwickeln sie sich...und ich hab angst das man irgendwan hochgeht und sich einfach nicht mehr "kennt"...die andere person hat soviele neue charakterezüge entwickelt oder was weiss ich
 
ich meinte auch nicht das du den tod nicht angenommen hast..

aber du hast oben selbst geschrieben

"Mich ärgert es einfach das ich nicht sehe wie er erwachsen geworden ist"

das ist ja immernoch etwas was dich ärgert..auch wenn du vllt den tod akzeptiert hast

und das im unterbewusstsein vllt weiterhin die uhr tickt..die nur darauf wartet...seinen sohn zu "sehen"..ihn wieder zu "erleben" zu schauen "was aus ihm geworden ist" wie er sich "entwickelt" hat..


meine angst in dem sinne ist immer...wir sind zwar durch die seelen verbunden..aber wenn es wirklich so ist das sie da oben auch ein weiteres leben haben..dann entwickeln sie sich...und ich hab angst das man irgendwan hochgeht und sich einfach nicht mehr "kennt"...die andere person hat soviele neue charakterezüge entwickelt oder was weiss ich

Ne, das iss es auch nicht. Ich WEIß das es nach dem HIER weitergeht, definitiv. Durch viele Erlebnisse in meinem Leben weiß ich für mich vieles - da kann man noch nicht mal von "ich glaube an...." reden - ich weiss es einfach.

Ich will meinen Sohn auch jetzt nicht sehen - dann müsste ich sterben und das will ich nicht. SPÄTER....

Zeit ist relativ und mir läuft nichts weg - auch er nicht, LÄCHEL!

Zudem kann ich jederzeit mit ihm reden sofern er oder ich das wollen - alles kein Problem.

Ich denke was mich wesentlich mehr ärgert bin ich selbst, der Teil in mir der sein Wissen ignoriert, als Mutter REAGIERT und dadurch unnötig alles erschwert. Hinzu noch der Faktor WARTEN - auf was?

Das ist im Grunde der Kern des Ganzes - ich warte, aber auf was?
 
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