Mein buddhistischer Advent

K

Kinnaree

Guest
Als ich mich vor vielen Jahren entschlossen habe, mich den Wegen des Buddhismus anzuvertrauen, gab es zwei tibetische Lehrer, die mich besonders beeindruckt haben. Daghri Rinpoche und Geshe Tashi.

Beide haben damals, unabhängig voneinander, in den Seminaren, die ich besucht habe, etwas sehr Interessantes vermittelt. Werdet bitte keine kleinen Tibeter, denn das wird nicht funktionieren. Bastelt eure eigenen neuen Traditionen. Ihr seid Europäer. Habt den Mut, etwas Neues zu begründen.

Also habe ich mich ans Werk gemacht, für mich selbst.

Mir ist aufgefallen, dass das Mandala der fünf Buddhafamilien - vier Elemente im Kreis und das weiße Licht in der Mitte - verdächtig gut zum Adventkranz und zum Heiligen Abend passt.

Nach einigen Jahren meiner Adventwanderung durch dieses Mandala, jeden Sonntag ein Element und zu Weihnachten in die Mitte, ist das langsam wirklich zu einer neuen Tradition für mich geworden.

Vielleicht gefällt sie jemandem, der jetzt lesend drüberstolpert :)

1. Advent

Ich grüße den Osten
die Kraft des Wassers
Akshobhya
Locana

und bin bereit,
die spiegelgleiche Weisheit
anzunehmen.


2. Advent

Ich grüße den Süden
die Kraft der Erde
Ratnasambhava
Mamaki

und bin bereit,
die Weisheit der Gleichheit
anzunehmen.


3. Advent

Ich grüße
den Westen
die Kraft des Feuers
Amithaba
Pandaravasini

und bin bereit,
die Weisheit der Unterscheidung
anzunehmen.


4. Advent

Ich grüße den Norden
die Kraft der Luft
Amoghasiddhi
Tara

und bin bereit,
die Weisheit der Tatkraft
anzunehmen.


Weihnacht

Ich grüße die Mitte
die Kraft des Universums
Vairocana
Akashadhatvishvari

und bin bereit,
die allumfassende Weisheit
anzunehmen.



In nächster Zeit erzähl ich noch ein bisserl was dazu... und wünsche allerseits ein frohes Fest.
 
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Zum ersten Advent und dem Wasser und der spiegelgleichen Weisheit ...

... möchte ich gerne erzählen, was ich damit bis jetzt erlebt habe.

Die Texte, die in tibetischer Tradition dazu überliefert werden, sprechen davon, zur Ruhe zu kommen und zu werden wie ein stiller See, in dem sich alles widerspiegelt, was da ist.

Es geht in diesem Land des Ostens und des Wassers darum, einfach nur zu schauen. Nichts zu kommentieren, nur alles anzuschauen, was sich zeigt.

Es ist mir aufgefallen, wie genau sich das damit deckt, was ich von Beginn an in meiner Gestalttherapie gelernt habe. (Es wurde uns ja auch von Geshe Tashi gesagt, Buddhismus ist eigentlich nicht Religion, sondern Psychologie...) Die ersten eindringlichen Worte meines Therapeuten brachten mich dazu, immer wieder anzuschauen... und zum Ausdruck zu bringen, was sich in mir zeigt. Welche Empfindungen, welche Körperhaltung, Bewegungen. Tief hineinzugehen und sichtbar werden zu lassen, was ist.

Das allein hat nicht nur vieles ans Tageslicht gebracht, es hat sogar manches gelöst... Nur durch Anschauen und Wahrnehmen ergibt sich gelegentlich Einsicht :)


Danke an alle Lesenden... und frohe Tage euch allen.
 
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