Anmerkungen zum Ich-Bin und zum Dahinter
(gesprochen aus der Perspektive der wahren Natur)
Das Ich-Bin ist die Wurzel für alles Erscheinende und die permanente Verbindung/Kontakt für die Reihenfolge aller Events, die wir Leben nennen. Doch ich befinde mich hinter dem Ich-Bin.
Vor dem Verstand, bin ich. Das Ich-Bin ist kein Gedanke im Verstand. Der Verstand passiert/geschieht mir, und nicht ich passiere dem Verstand.
Beides, das innere und das äußere Selbst, sind Vorstellungen. Die fixe Idee ein ”Ich“ zu sein, benötigt eine weitere fixe Idee eines Super-Ich, um davon kuriert zu werden, ähnlich wie man zur Neutralisierung eines Giftes ein anderes Gift benötigt. Alle Behauptungen und Erklärungen rufen nach einem Bestreiten, einem Leugnen, doch das ist nur der erste Schritt. Der nächste Schritt ist es, sich hinter beide zu begeben.
Weder das Bewusstsein noch das Ich-Bin als seine Wurzel sind meine wahre Natur. Meine wahre Natur ist gänzlich un-selbstbewusst, komplett befreit von allen Selbst-Identifikationen, welche auch immer es sein mögen, ob fest, subtil oder transzendental.
Nur diese Realität des Davor ist. Alles andere ist nicht.
Ich bin nicht die drei Zustände von Wachsein, Schlafen und Träumen, sondern der neutrale Hintergrund, von dem aus die Wechsel zu den drei Zuständen möglich sind.
Solange jemand bewusst ist, wird es Leid und Freude geben. Man kann Leid und Freude nicht auf dem Level von Bewusstsein bekämpfen. Um sie hinter sich zu lassen, muss man sich hinter das Bewusstsein begeben, was dann möglich ist, wenn man das Bewusstsein als etwas betrachtet, das nicht ”in“ einem passiert, sondern als etwas Zusätzliches, als etwas Fremdes, etwas Eingeblendetes, etwas Überlagertes. Dann, ganz plötzlich, ist man vom Bewusstsein befreit, ist man zum ersten Mal das, was Bewusstsein erst ermöglicht, und nichts mehr, was sich einem aufdrängt. Das ist der wahre Zustand des Vorhandenseins. Bewusstsein ist wie ein juckender Ausschlag. Allerdings kann man aus dem Bewusstsein nicht einfach so heraustreten, weil auch der Schritt des Heraustretens selbst im Bewusstsein erlebt wird. Doch wenn man das Bewusstsein als eine Art Fieber versteht, ganz persönlich und privat, in dem man eingebunden ist wie eine Muschel in ihr eigenen Schale, allein aus diesem Verständnis heraus formt sich die Möglichkeit, die Schale aufzubrechen. Hierzu können die Meditationsübungen des Eingangspostings eine Hilfe sein.
Bevor man sagen kann ”Ich-bin“, muss man vorhanden sein. Vorhandensein bedarf kein Bewusstsein von einem Selbst. Ich muss nichts wissen, um zu sein. Aber ich muss sein, um zu wissen.
Ich brauche nicht zu wissen, was oder wer ich bin. Jeder Gedanke, den ich als mich empfinde, bin nicht ich, er ist etwas Zusätzliches. Alles Wissen sind vorübergehende Ereignisse. Vor dem Wissen ist die Heimat der Realität. Im Wissen zu leben ist Gebundenheit. Im Vor-dem-Wissen zu leben ist Befreiung. Dieses Vor-dem Wissen-zu-sein als Nichts zu verstehen ist falsch verstandene Aufmerksamkeit. Tatsächlich ist dieser Zustand die höchste und reinste Form von Vorhandensein und kann daher niemals mit dem Nichts verwechselt werden.