'Wenn die Braut und ihr Lover Eins sind, wer sorgt sich um die Hochzeitsfeier?'
Kabir (1398-1518)
'Ein spiritueller Athlet wechselt gerne die Farben seiner Kleider,
aber sein Verstand bleibt grau und lieblos.
Er sitzt den ganzen Tag in einem Altar-Raum
so daß ein Besucher nach draussen gehen muß um dort die Berge zu loben.
Oder er bohrt Löcher in seine Ohren, sein Bart wächst gewaltig als Matte,
so daß manche Leute ihn schon mit einer Ziege verwechseln.
Er geht hinaus in die einsame Wildnis,
unterdrückt seine Triebe und will weder Mann noch Frau sein...
Er rasiert seinen Schädel, legt sein Gewand in einen orangenen Bottich,
liest die Bhagavad-Gita, und wird ein ungeheurer Erzähler.
Kabir sagt: Falls Du gerade in einem Leichenwagen in das Land des Todes fährst,
halte bloß Deine Hände und Füße still.
Wo suchst Du mich?
Ich bin bei Dir
Nicht auf Pilgerfahrten, nicht in Ikonen,
Weder in Einsamkeiten
Nicht in Tempeln, noch in Moscheen
Weder in der Kaaba noch am Kailash
Ich bin bei Dir, Oh Mann ich bin bei Dir
Nicht in Gebeten, noch in Meditationen
Weder im Fasten, nicht in in Yoga Übungen
Weder im Verzicht weder in der Kraft des Lebens noch im Körper
Nicht einmal im ätherischen Raum
Weder im Mutterleib der Natur
Nicht im Atem des Atems
Strebe ernsthaft und entdecke mich
außerhalb des Momentes des Suchens
Kabir sagt, höre sorgfältig zu
Wo Deine Seele ist, dort bin ich.
'Oh Bruder! Als ich vergeßlich war, zeigte mit mein wahrer Lehrer den Weg.
Ich ließ alle Riten und Feierlichkeiten hinter mir
und badete nicht mehr im heiligen Wasser.
Ich lernte, daß ich allein es war, der wahnsinnig und verrückt war,
die ganze Welt um mich herum aber vernünftig und gesund
und ich diese weisen Menschen nur gestört hatte.
Von da an wusste ich, dass ich mich nicht mehr im Nebel
der Ehrerbietung und Verbeugung zu wälzen brauchte:
Ich leutete die Glocke im Tempel nicht mehr:
Ich setzte kein Götzenbild mehr auf den Thron:
Ich verehrte das Götzenbild nicht mehr mit Blumen.
Es ist nicht die einfache Lebensweise, die das Fleisch kasteit um den Herrn zu erfreuen.
Wenn Du Deine Kleider ablegst und Deine Sinne abtötest, wirst Du den Herrn nicht erfreuen.
Der Mensch, der gütig und freundlich ist, der Rechtschaffenheit praktiziert,
der passiv bleibt inmitten der weltlichen Angelegenheiten,
der alle Kreaturen der Erde als sein eigenes Selbst ansieht,
der erlangt das unsterbliche Sein und der wahre Gott ist immer mit ihm.
Kabir sagt: "Der erlangt den wahren Namen, dessen Worte rein sind
und der frei ist von Stolz und Dünkel.
Ich bin gekommen um ihre (Maya's) illusorische Macht zu wissen und großer Strolch zu sein
Ihre Hände bilden ein Netz wie eine Falle
Sie spricht mit einer lieben Stimme
Für Kesava, den Erhalter, ist sie die Verkörperung des Überflusses
Für Shiva, den Gott der Auflösung, ist sie die Kaiserin der Welten
Für den Priester ist sie das Idol der Verehrung
Und in Stellen der Pilgerfahrt offenbart sie sich als das Heilige Wasser
Für Yogis ist sie der geistige Partner
Im Palast des Königs ist sie die Königin
Für einige ist sie ein unbezahlbarer Diamant
Für einige ist sie ein bloßer Groschen
Für Anhänger ist sie in der Gegenstand der Hingabe
Für Brahma ist sie sein Gemahl
Kabir sagt, Hör zu, übender Schüler
Alles dies ist eine unerzählte Geschichte
'Wenn die Braut und ihr Lover Eins sind, wer sorgt sich um die Hochzeitsfeier?
Kabir (1398-1518)
Kabir, der ein einfacher Weber war, gilt in Indien als einer der grössten Dichter. In Indien ist er vielleicht der meist zitierte Autor zusammen mit Tulsidas. Kabirs Gedichte sind einfach, aber ihre spirituellen Inhalte sind nicht leicht aus dem Hindi zu übersetzen.