Meditation mit offenen Augen

Es geht doch bei der Meditation darum den Fokus meiner Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Sache zu richten. Das kann je nach dem Ziel der Meditation in unterschiedliche Weise geschehen: Konzentration auf innere Abläufe, visueller oder akustischer Wahrnehmungen, Imaginationen, Sinnentleerung aber auch die Bewegung verändert die Gehirnfrequenz zum meditativen Zustand.

Es liegt auf der Hand, daß sich nicht alle Wege miteinander verbinden lassen. Visuelle und akustische Wahrnehmungen werden auf Grund unserer Denkstruktur und unserer Überlebensstrategie immer im Vordergrund stehen und rational Prozesse überlagern. Man kann also den Fokus seiner Gedanken zwar zunächst auf den Atem richten, um damit zu einer inneren Ruhe zu kommen, die Kerze wird aber ab einer bestimmten Ebene ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich lenken und uns dann auch noch gefangen halten, wenn das Bewußtsein nur noch rudimentär vorhanden ist.

Nicht umsonst spielen in den alten Ritualen visuelle und akustische Elemente eine ganz entscheidende Rolle bei der Veränderung des Bewußtseins. Ich finde es sehr schade, daß hier in diesem Forum die seelenbezogenen Meditationen leider durch die fernöstlichen Erleuchtungslehren zu sehr in den Hintergrund gestellt werden.

Wie es Lichtbrücke und Diana sehr schön umschreiben, sollte man bei der Meditation die Bedürfnisse der Seele in den Mittelpunkt stellen und nicht die Belange des rationalen Geistes.


Merlin
 
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Diana7 schrieb:
Das einzige, was man sich evtl. überlegen sollte, ist ob man die Meditationsform, mit der man angefangen hat schon so verinnerlicht hat, dass man problemlos auf eine andere umsteigen kann.

Wo wäre das Problem, bei dieser - bereits verinnerlichten - Meditationsform zu bleiben und NICHT auf eine andere umzusteigen?

Im Fall Meditation gilt für mich: Richtig ist, was gut tut. Egal, was diverse östlichen Lehren vorschreiben "wollen" oder nicht. ;)

lichtbrücke
 
Ich hab auch vor zwei Jahren nach langer Zeit mal wieder Tratak, das starren auf ein Kerzenflamme, probiert. Das kam aber automatisch, dass ich bei tieferer Meditation die Augen geschlossen habe. Nach ein paar Versuchen hab ich's aufgegeben. Ich fand es total lästig. Was soll ich auf eine Flamme schaun, wenn ich zum Licht in mir selber strebe und das auch sehe, wenn ich mit geschlossenen Augen in mich blicke.

Eine andere Möglichkeit sind die "halboffenen Augen", wie das Yogananda beschreibt. Die Augen sind eigentlich offen. Doch sind die Pupillen nach oben zum dritten Auge gerichtet, dass man von außen zwar etwas Helligkeit mitbekommt aber sonst auch nichts. Ein Außenstehender sieht dann nur das Weiße der Augen. Ich persönlich finde es etwas schwierig, so zu meditieren. Es hat aber den Vorteil, dass man es gleich merkt, wenn man Sambhavi aufgibt, d.h. den Blick vom dritten Auge wegnimmt.

LG
 
Habe vorhin noch mal probiert... also, es kommt der "Punkt" an dem ich die Flamme nicht mehr sehe. Ob die Augen dann nicht doch zu sind kann ich nicht genau sagen.
Ich schaue dann anfangs auch entspannt, wohl mit halboffenen Augen (soft fokus). Es gibt aber auch das Anstarren... nette Willensübung.

Wozu, z.B. als "Aufhänger" alternativ zum Atmen...
 
lichtbrücke;3021369 schrieb:
Wo wäre das Problem, bei dieser - bereits verinnerlichten - Meditationsform zu bleiben und NICHT auf eine andere umzusteigen?

Im Fall Meditation gilt für mich: Richtig ist, was gut tut. Egal, was diverse östlichen Lehren vorschreiben "wollen" oder nicht. ;)

lichtbrücke
Ich dachte,man soll hin und wieder die Meditationsmethode wechsel,weil sie sich mit der Zeit abnutzt und nicht mehr richtig wirkt.
lg
 
lichtbrücke;3021369 schrieb:
Wo wäre das Problem, bei dieser - bereits verinnerlichten - Meditationsform zu bleiben und NICHT auf eine andere umzusteigen?
Genua so meinte ich das ja auch: wenn man vor hat zu wechseln, sollte man die ursprüngliche Technik richtig verinnerlicht haben mMn.

lichtbrücke;3021369 schrieb:
Im Fall Meditation gilt für mich: Richtig ist, was gut tut. Egal, was diverse östlichen Lehren vorschreiben "wollen" oder nicht. ;)
Genau so sehe ich das auch ;)

eidechsenkönig;3021928 schrieb:
Ich dachte,man soll hin und wieder die Meditationsmethode wechsel,weil sie sich mit der Zeit abnutzt und nicht mehr richtig wirkt.
lg
Das ist kein Blutdruckmedikament von dem du hier sprichst ;) Wenn du eine für dich richtige und passende Technik gefunden hast, nutzt sie sich nicht ab und verliert auch nicht an Wirkung. Wieso sollte sie auch?

Welche Wirkung willst du eigentlich erzielen?

Grüße
Diana
 
Hallo mache seit ein paar monaten Raja Yoga und da haben wir auch mal eine Kerzenmeditation gemacht. Da haben wir die augen einige zeit geschlossen gehalten und dann wieder für einige zeit in die flamme (in den mittleren teil der Flamme) gesehen und die flamme sollte dein inneres Feuer dastellen.

Liebe Grüße
sun
 
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Ist es mit offenen Augen genauso effektiv oder ist mit geschlossenen Augen doch besser?

Bei einer Meditation möchtest du natürlich nicht deinen Fokus verlieren, von daher würden dir die meisten wohl raten die Augen geschlossen zu halten, damit du durch Visuelle Ablenkungen nicht gestört wirst.

Jedoch hängt die Stärke einer Ablenkung viel mehr von deiner Selbstbeherrschung und Gelassenheit ab. So kann eine Person nicht richtig meditieren, weil im Nebenzimmer eine Uhr tickt, und die nächste Person könnte sogar in einem Bierzelt noch ungestört meditieren.

Zu Beginn würde ich dir empfehlen, dass du deine Augen geschlossen hälst und alle Ablenkungen vermeidest.

Fällt es dir nach einiger Zeit immer noch schwer dich komplett zu fokussieren, kannst du entweder
a) einfach weiter meditieren, da du mit der Zeit ohnehin mehr Selbsbeherrschung erlangst
oder
b) dich für etwas Zeit bewusst Ablenkungen aussetzen, um deine Selbstbeherrschung auf einem etwas (oberflächlich) heruausforderndem Level zu trainieren.

Sobald dus mal geschafft hast unter größeren Störquellen einen klaren Kopf zu bewahren, wirst du problemlos das Geschrei der Nachbarskinder auf der Straße oder das Ticken deiner Küchenuhr sowie visuelle Ablenkungen durch geöffnete Augen ignorieren können ;-)

wenn du auf die Frage abzielen wolltest, welchen Effekt das Öffnen der Augen auf deinen Chi-bzw. Energiefluss hat:
Durch deine Augen strahlst du auch Chi aus, jedoch ist weniger die Chiabgabe sondern mehr der Chifluss in deinem Körper wichtig.
Dein Chi (Energie) fließt am besten durch lockere Muskeln, oft sind Muskeln auch unterbewusst angespannt, wenn du also nicht den vollen Fokus auf dir selbst hast, kann das sehr wohl nen Unterschied in deinem Chifluss machen, da das Chi dann an verkrampften Stellen nicht ungehindert fließen kann.

Die Frage ist weniger ob geöffnete Augen effektiver als geschlossene sind, sondern viel mehr, "Bist du stärker abgelenkt wenn du deine Augen offen hast oder nicht?"

Visuelle und akustische Wahrnehmungen werden auf Grund unserer Denkstruktur und unserer Überlebensstrategie immer im Vordergrund stehen und rational Prozesse überlagern. Man kann also den Fokus seiner Gedanken zwar zunächst auf den Atem richten, um damit zu einer inneren Ruhe zu kommen, die Kerze wird aber ab einer bestimmten Ebene ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich lenken und uns dann auch noch gefangen halten, wenn das Bewußtsein nur noch rudimentär vorhanden ist.

Da muss ich leider widersprechen. Es ist sehr wohl möglich Kontrolle über den eigenen Gedankenfluss zu erreichen. (genauer gesagt über den Fokus auf den Gedankenfluss)
Während dieses Prozesses muss man 3 Stadien durchlaufen, es dauert zwar meistens seine Zeit, denn seine Gedanken in Griff zu bekommen ist eine sehr hohe Kunst, danach kann man jedoch Komplett über den eigenen Fokus auf die eigenen Gedanken verfügen.
Dadurch ist sogar eine totale sensorische Deprivation möglich und man könnte einen meditierenden nicht einmal dann stören, wenn man es wollte.
In vielen fortgeschritteneren Praktiken ist die absolute Gedankenkontrolle sogar Voraussetzung um sich keinen Schaden zuzufügen.

Ganz nebenbei:
Unser Verstand ist wie ein Reflexorgan und nimmt jede Information die wir je erlebt haben auf. Somit sind alle erlebten Informationen deiner gesamten Vergangenheit zu jeder Zeit da. Nur unser Fokus bestimmt, welcher Gedanken wir uns bewusst werden.
Unser Fokus wiederum, da hast du Recht, steht unter gewissen niederen Einflüssen, wie z.B. die Instinkte. Man kann jedoch lernen die Kraft dieser Instinkte zu kanalisieren und für sich zu nutzen, anstatt sich von ihnen kontrollieren zu lassen...

Nicht umsonst spielen in den alten Ritualen visuelle und akustische Elemente eine ganz entscheidende Rolle bei der Veränderung des Bewußtseins.

Hierbei handelt es sich eher um gewollte Hilfsmittel die genutzt werden um einen gewissen Zustand (eine bestimmte Gehirnfrequenz) zu erreichen. Hier fokussiert man sich bewusst auf diesen äußeren Einfluss um ihn als Katalysator zur Erreichung des gewünschten Zustands zu benutzen, den man zwar auch ohne Hilfsmittel erreichen könnte, jedoch etwas aufwändiger wäre.

Eine andere Möglichkeit sind die "halboffenen Augen", wie das Yogananda beschreibt. Die Augen sind eigentlich offen. Doch sind die Pupillen nach oben zum dritten Auge gerichtet, dass man von außen zwar etwas Helligkeit mitbekommt aber sonst auch nichts.

Was du hier beschreibst ist eine beliebte Methode um den Fluss in gewissen Chibahnen ("Meridiane") zu erhöhen bzw. den Durchlass in einigen Engpässen zu erleichtern. (dazu gehören auch Techniken wie beispielsweise die Zunge an den Gaumen legen und den Schließmuskel anspannen)

eidechsenkönig;3021928 schrieb:
Ich dachte,man soll hin und wieder die Meditationsmethode wechsel,weil sie sich mit der Zeit abnutzt und nicht mehr richtig wirkt.
lg

eher das Gegenteil ist der Fall. Je öfter du eine bestimmte Meditation machst umso effektiver wird sie, da das Chi an den gleichen Punkten mit regelmäßiger Übung immer besser fließen kann. Ob du sie allerdings jedesmal mit der gleichen Motivation machst (was das Resultat auch stark beeinflusst) ist natürlich ne andere Sache.
Letzteres wäre eher ein Argument um die Meditationsmethode zu wechseln ;-)

Hallo mache seit ein paar monaten Raja Yoga und da haben wir auch mal eine Kerzenmeditation gemacht. Da haben wir die augen einige zeit geschlossen gehalten und dann wieder für einige zeit in die flamme (in den mittleren teil der Flamme) gesehen und die flamme sollte dein inneres Feuer dastellen.

Liebe Grüße
sun

Die Kerzenmeditation ist wiederum eine Sache für sich. War bei dir auch die Farbe der Kerze von Bedeutung?
In uns allen sind nämlich bereits gewisse Assoziationen mit Farben konditioniert, und die Kerzenmeditation ist dafür da, um diese Konditionierung auszunutzen um dem Geist in einen bestimmten Zustand zu verhelfen, ähnlich wie es gewisse Bilder und Meditationsmusik (und zwar solche wie DruideMerlin beschrieben hat und keine Entspannungsmusik!) tun.

Was ist denn mit dem inneren Feuer gemeint? :D

Damit könnte durchaus das Kundalini gemeint sein, aber ich gehe fast davon aus, dass mit dieser Visualisierungsmethode eher versucht wird, die Assoziationskraft dieses äußeren Einflusses (die Kerze) nach innen zu übertragen.

btw, den Spruch in deiner Signatur find ich übrigens ziemlich gut ;-)
 
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