Ach ja, als ich 18 war habe ich auch so in der Art gedacht. Ganz nach dem Motto: Das System lässt sich eh nicht ändern, also versuche, dich durchzusetzen und von eben jenem zu profitieren. Also schön konservativ wählen, alle Tricks wie man es nach oben schaffen kann mitnehmen und am Ende als der große Gewinner dastehen. Dass das nur einer ganz kleinen Elite vorbehalten ist und es darüber hinaus noch von Glück abhängt, habe ich natürlich einmal bewusst ausgeblendet.
Irgendwann ist mir eine Dokumentation über Nahtoderfahrungen zufällig über den Weg gelaufen und ich habe schlagartig angefangen mich mit der Sinnsuche zu befassen, wodurch ich auch in diesem Forum gelandet bin. Da mir nach Jahren Lebenssinnstudiums mittlerweile klar geworden ist, worauf es überhaupt im Leben ankommt (nämlich die kleinen Akte der Liebe und nicht materiellen Reichtum), bin ich wesentlich glücklicher geworden und heilfroh, dieses Wissen mitgenommen zu haben. Sich jetzt noch am Wettlauf um Geld und Ansehen und Macht zu beteiligen hat für mich keinen Sinn mehr, weil es einfach primiiv ist. Es wäre falsch zu sagen, dass ich da jetzt von oben auf Leute herabschaue, eher habe ich Mitleid mi denen, die sich tagtäglich dem aggressiven Wettbewerb aussetzen. Ja, ich will mir noch einen Sportwagen leisten, aber nicht um andere Leute damit zu beeindrucken, sondern einfach, um ein bisschen Fahrspaß damit zu haben. Das Pech der Elite ist ja, dass sie meist genug Geld zur Verfügung hat, aber dabei so viel arbeitet, dass sie kaum Zeit hat, selbiges auszugeben.
Wenn ich so sehe wie die Gesellschaft funktioniert und mir das ansehe, wie selbst wesentlich ältere und damit eigentlich reifere Menschen sich an diesem Wettbewerb des gegenseitigen Übertrumpfens beteiligen, bin ich einerseits zwar hocherfreut, dass ich wohl zu einer Minderheit gehöre, die das Geheimnis des Lebens verstanden hat, aber auf der anderen Seite auch etwas schockiert. Da wundert mich auch gar nicht mehr, dass die Welt so ist wie sie ist. Aber was solls, wir sind ja hier um solche unperfekten Dinge zu erfahren. Und wenn mich jetzt jemand als Außenseiter oder Verlierer abstempelt, lächele ich müde darüber. Denn zu wissen wozu all das hier gut ist und was es mit dem Leben auf sich hat bzw. danach passiert und davor passiert ist, ist besser als jeder Reichtum.
Es bleibt jedem selbst überlassen, sich weiterhin dem irdischen Kräftemessen hinzugeben oder das System selbst zu interfragen. Ich kann jedenfalls nur Letzteres empfehlen.
PS: Übrigens gelten viele dieser Aspekte auch in der Liebe: Viele Beziehungen gibt es nur, damit der Mann vorzeigen kann, welch schöne Frau er geangelt hat und Frauen scheint es darum zu gehen,vorzeigen zu können welch tolles Alphatier sich da für einen interessiert hat, egal wie dickbäuchig. Paradebeispiel dafür ist für mich immernoch Heidi Klum/Flavio Briatore oder auch das Ehepaar Wulff. Wer dem gegenüber in den Genuss echter Liebe kommt, hat im Leben eigentlich schon gewonnen, selbst wenn es die Öffentlichkeit nicht wahrnimmt.