Massenermächtigungen

Chrisael

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Gleich vorweg, ich bin kein Buddhist und kenne mich mit Buddhismus nur am Rande aus. Mit der Philosophie aber eben nicht mit der Praktik.

In letzter Zeit werden ja diese Massenermächtigungen immer beliebiebter. Ist ein solches Vorgehen denn Verantwortungsvoll? Wie kann ein Lehrer denn wissen das jetzt wirklich alle 10000 Schüler schon die notwendige Einsicht haben um die nächste Ermächtigung zu erhalten?

Gehört das etwa auch wieder zum Esokapitalismus?
 
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Ich denke schon.

Ein Lehrer kann doch logischerweis nur den Schüler beurteilen, den er persönlich ausgebildet hat.

Von solchen "Massenermächtigungen" (die übrigens zumindest im traditionellen Buddhismus auch nirgendwo vorgesehen sind), ist ungefähr so viel zu halten wie von den Massenhochzeiten des Moon.
 
Ermächtigungen sind im Buddhismus etwas ähnliches wie zum Beispiel die Kommunion bei den Christen, im weitesten Sinne.

Wenn man einen gewissen Grad an Reife und Einsicht im Buddhismus hat kann der Lehrer dich in den nächsthöhren Grad einweisen. Man erlernt dabei neue Übungen und muss gleichzeitig ein Gelübte ablegen diese neuen Übungen täglich anzuwenden. So ähnlich ist das ganze.

Neuerdings gibt es aber mehr und mehr Massenermächtigungen. Da kommt der obsterte Lehrer einer Tradition und tausende Anhänger pilgern zu diesen Ort um die neue Ermächtigung zu erhalten.
Ich aber glaube das dieser Lehrer nicht wissen kann wie weit denn nun die Schüler, die zu ihm gekommen sind, eigentlich wirklich sind.
DAs ganze kostet einen haufen Geld aber ich denke mehr steckt nicht dahinter.
 
Gibts es sonst niemanden der dazu was zu sagen hat?
Für mich selber ist es doch ein wichtiges Thema und ich glaube es muss doch hier genügend Buddhisten geben.

*push*
 
Doch, ich

Es ist nicht klar, ob ihr von der Zufluchtnahme sprecht, oder von den sog. Einweihungen.

Es werden mehr Einweihungen gegeben, als nur eine. Es gibt zB sog. Segenseinweihungen, die einem zwar berechtigt eine speziele Praxis zu machen, jedoch nur nach einer genauen Unterweisung des Lehrers und dann, wenn man die entsprechenden Voraussetzungen für dieses Praxis hat. Bei dieser Art von Einweihung, legt man keine Versprechen/Gelübde ab, muss aber eben nicht auf die nächste Einweihung warten, wenn man zu einem bestimmten Zeitpunkt mit der Praxis anfangen möchte. Der egen liegt schon wie ein Samen um Speicherbewusstsein.
Bei dieser Einweihung sieht man den Lehrer während der Einweihung so gut es geht, als den entsprechenden Buddhaspekt. Der Segen dabei ist der der Praxislinie, denn tib. Buddhismus ist eine Übertagungslinie. Die entprechende Praxis zu der Einweihung wird also dann eine Guruyoga sein, wo der entsprechende Buddha zwar vergegenwärtigt wird, jedoch in seiner Essenz als der Lehrer gesehen wird. (Das der Lehrer bis dato längst geprüft wurde, setze ich jetzt mal voraus)


Dann gibt es den sog. "Lung". Das ist die "Übertragung durch Hören". Dieser wird auch ohne Gelübde gegeben. Das ist doe kürzeste Version, von Einweihungen. Das nutzt man ZB, wenn man gerade einen spezielen Kurs zusammen, mit dem Lehrer macht, der einen dann die ganzen Folgetage genau in die entsprechende Praxis einweist und mit einem zusammen die selbe Meditation lehrt. Der Lung wird dabei nur gegeben, um die Verbindung zur Übertagungslinie herzustellen und um mit den Texten auch mit dem bestmöglichen Resultat arbeiten zu können.

Die 3te Version von Einweihung ist, wie die erste, nur, daß man den Buddha nicht als Lehrer sieht, sondern als den sog. Yidam. Hier identifiziert sich der Übende mit dem entsprechenden Buddha unmittelbar und verpflichtet sich auch dessen Mantra so und so oft zu nutzen, oder die Praxis so und so oft zu machen.
Das wurde in Ländern wie Tibet oft gegeben, weil die dortige Wirtschaftsstruktur auch diese Zeitaufwendige Prozedur zuliess, sich jeden Tag um diese Praxis zu kümmern. Viele traditionelle Lehrer haben diese Einweihungen vor vielen Jahren oft gegeben, und die Praktizierenden der westlichen Industrieländer zumit oft in Schwierigkeiten gebracht, diese Versprechen nicht zu brechen.
Nur wenige geben diese Einweihungen noch öffentlich und wenn sie das tun, ist der Schüler mehr gefragt, denn je. Denn niemand sollte heute in unserer Zeit noch Einweihungen nehmen, wo er Gelübde nimmt, die er nicht halten kann.

In der Kagy Linie mit dem Lama Ole Nydahl als Speerspitz, werden von den hohen Lehrern (inkl. Karmapa selbst) öffentlich nur der Lung und die Segenseinweihung gegeben, aus den genannten Gründen und es wird auch immer wieder erklärt, daß man keine andere Einweihung nehmen soll, wenn man sich nicht sicher ist, oder es nicht wünscht, daß man Versprechen halten muss.

Ich hoffe, das beantwortet deine Frage

Gruß
FM
 
Hallo Chrisael

Unterm Strich bin ich da neutral eingestellt. Für mich persönlich gibts so ne Schmerzgrenze, ab der ich zuviele Menschen einfach unangenehm finde. Anderer Seits ist die Kraft im Raum, bei sovielen Leuten unglaublich stark und ist sehr faszinierend. Da sitzen dann zwischen 1000 und 4000 Leuten, die alle etwas bis viel lernen wollen, um ein möglichst guter Mensch zu sein und anderen Menschen/Wesen helfen zu können. Ausserdem werden sie alle versorgt, sind auf dem Weg nach vorne etc, das deckt sich natürlich auch mit meiner Grundsatzhaltung, daß ich sehr viel Mitfreude habe, wenn es den Leuten gut geht.

Hier stehen natürlich die Lehrer in der Pflicht, den viele Schülern auch keine Einweihung zu geben, wo die Leute die die Versprechen nicht halten können.
Nach einer Einweihunggeht übrigens jeder einzelne(!) zu den Lehrern vorne. Da kann so eine Ermächtigung mit anschliessedem Segen schon mal 4 Std Wartezeit mitbringen, und es scheint sich zu lohnen.
Für die Lehrer ist das natürlich eine absolute Strapazierung und sie bleiben bis zum Ende für jeden offen und ansprechbar. Das finde ich unglaublich.

Massenermächtigung klingt als Wort schon sehr negativ, denn es gibt sowohl Nachteile, aber eben auch Vorteile.
Karmapa hat auch den Wunsch geäussert, die Einweihungen in Zukunft etwas kleiner zu halten. Mir ist das natürlich auch recht, denn Schlange stehen ist nicht so mein Ding und ich mags auch etwas beschaulicher.
Aber der Segen ist volle Pulle da. Für jeden, auch bei so grossen Events, vorausgesetzt, die Lehrer sind authentisch in der Übertragungslinie und ihrer Einsicht in den eigenen Geist und man selbst bringt die entprechende Offenheit mit.
Ohne Offenheit wird man auch bei kleinen Einweihungen nichts spüren, oder den Segen kriegen. Es gehört immer beides zusammen, der Lehrer und die eigene Offenheit.

Gruß
FM
 
Also bei solchen Ermächtigungen kann man immer etwas spüren, ich nehme an sowas wie positive Energie. Würde man diesen Segen auch dann spüren wenn man noch gar nicht für diese Ermächtigung bereit ist?

Und bei einer Massenermächtigung: Würde der Lehrer einzelne Schüler ablehnen wenn er meint dieser Schüler wäre noch nicht so weit? Oder könnte der Lehrer dies bei der Masse an Menschen gar nicht beachten?
 
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Es gibt einen Unterschied, zwischen Ermächtigung und Einweihung. An der Einweihung kann jeder teilnehmen, der Zuflucht genommen hat. Diese wird meist auch direkt vor den Einweihungen gegeben, und nein; es wird niemand abgelehnt. Aber die Einweihung zu haben, heisst noch nicht, daß man die entprechende Praxis machen kann. Einige Lehrer haben das eine Weile gemacht, gerade bei tantrischen Übungen ist das allersdings eher schlecht, wenn die Leute nicht die entsprechende geistige Entwicklung hinter sich haben.
Darum, lieber bei den traditionellen Einweihungen Teil nehmen, nicht bei irgendwelchen unbekannten buddhistischen Richtungen, denn der geprellte Stolz, wenn die Resultate der hohen Praxis ausbleiben, kann über viele Leben hinweg ein Hinderniss sein. Die Resultate bleben netürlicih imemr dann aus, wenn man nicht über die entsprechenden Grundlagen verfügt. Man versteht es eben nicht.
Einweihungen würde ich Grundsätzlich nicht nehmen, wenn es mit Gelübden in Verbindung steht. Ansonsten kannst du an jeder Einweihung Teilnehmen.

Außnahme ist das Bodhisattva Gelübde, daß jedoch ausserhalb der Einweihung genommen werden sollte.
Ob man den Segen spürt häng ausschliesslich von der eigenen Offenheit ab. Der Samen der Einweihung ist aber auf jeden Fall im Speicherbewusstsein und wird zur entsprechenden Zeit reif, und dann kann man auch die Praxis machen, wenn man es wünscht.

Gruß!
 
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