Marxistische Philosophie

Sabbah

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Wien
Jeden Tag, sofern die Möglichkeit besteht, ein marxistisches Zitat zum kritischen diskutieren, darüber nachdenken, oder um es als utopisches Gewäsch abzuwerten, sollte auch in einem Esoterikforum auf Interesse stoßen.

Zum Einstieg eines der bekanntesten, wenn nicht sogar das bekannteste Zitat von Karl Marx, entnommen der Thesen über Feuerbach:

Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt drauf an, sie zu verändern.

Hier ist eigentlich schon einiges angesprochen. Vom Philosophenkönigssatz des Platon bis zum Aufruf die Gesellschaft in ihren bestehenden Verhältnissen nicht anzunehmen und sich dagegen aufzulehnen lässt sich hier breit argumentieren. Ich lass das jetzt einmal so stehen, vielleicht antwortet ja jemand.
 
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Philosophie der Aufklärung hat Veränderung auf ihre Fahnen geschrieben, Marxisten sehen sich als ihre Erben. Die Umsetzung hätte in Deutschland beginnen sollen, sagen Sympathisanten.
 
Philosophie der Aufklärung hat Veränderung auf ihre Fahnen geschrieben, Marxisten sehen sich als ihre Erben. Die Umsetzung hätte in Deutschland beginnen sollen, sagen Sympathisanten.

Tja ist die Frage "wer hats erfunden?". Im historischen Determinismus ist das eine die Konsequenz aus dem zuvor folgenden. Die proletarische Revolution ist also eher negativ bestimmt, als notwendige Entwicklung aus der kapitalistischen Unterdrückung, gäbs also das eine nicht, gäbs das andere nicht. Der Kapiatlismus ist natürlich ebenfalls als geschichtliche Folge verstanden. Nur so hätte Marx als "Endzeitphilosoph" den Kommunismus als letzte Gesellschaftsform begreifen können.
 
Also, meiner Meinung nach, kann man das Zitat durchaus kritisieren. Zumindest so wie ich es verstehe.
Das Stichwort Aufklärung ist ja hier schon gefallen. Und haben die Philosophen die gesellschaftlichen Umwälzungen des 18. und 19. Jahrhunderts nicht erst verursacht? Haben ein Rousseau und ein Voltaire denn nicht die Welt verändert? Ich denke da an die französische Revolution und ihre Folgen. Insofern gab es also doch Philosophen, die die Welt nicht nur interpretiert, sondern auch verändert haben.
Andererseits waren es ja nicht die Denker, die direkt ins Geschehen einegriffen haben. Sie haben die Grundlagen für das Handeln geliefert. Doch ist nicht gerade das die Definition eines Philosophen? Wenn ein Philosoph selbst aktiv verändert, ist er dann noch ein Philosoph? Fragen über Fragen.
Vielleicht ist auch genau das der Punkt. Keine Philosophen, sondern neue Menschen brauchen wir (frei nach Marx), um die Utopie zu verwirklichen.
 
Jeden Tag, sofern die Möglichkeit besteht, ein marxistisches Zitat zum kritischen diskutieren, darüber nachdenken, oder um es als utopisches Gewäsch abzuwerten, sollte auch in einem Esoterikforum auf Interesse stoßen.

Zum Einstieg eines der bekanntesten, wenn nicht sogar das bekannteste Zitat von Karl Marx, entnommen der Thesen über Feuerbach:

Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt drauf an, sie zu verändern.

Hier ist eigentlich schon einiges angesprochen. Vom Philosophenkönigssatz des Platon bis zum Aufruf die Gesellschaft in ihren bestehenden Verhältnissen nicht anzunehmen und sich dagegen aufzulehnen lässt sich hier breit argumentieren. Ich lass das jetzt einmal so stehen, vielleicht antwortet ja jemand.




denkst du im ernst, dass "die welt" von uns künstlich verändert werden muss? die welt verändert sich andauernd - und ohne unsere zutun...und ich meine, die veränderungen durch uns sind eher minderwertig zu sehen...



shimon
 
Also, meiner Meinung nach, kann man das Zitat durchaus kritisieren. Zumindest so wie ich es verstehe.
Das Stichwort Aufklärung ist ja hier schon gefallen. Und haben die Philosophen die gesellschaftlichen Umwälzungen des 18. und 19. Jahrhunderts nicht erst verursacht? Haben ein Rousseau und ein Voltaire denn nicht die Welt verändert? Ich denke da an die französische Revolution und ihre Folgen. Insofern gab es also doch Philosophen, die die Welt nicht nur interpretiert, sondern auch verändert haben.
Andererseits waren es ja nicht die Denker, die direkt ins Geschehen einegriffen haben. Sie haben die Grundlagen für das Handeln geliefert. Doch ist nicht gerade das die Definition eines Philosophen? Wenn ein Philosoph selbst aktiv verändert, ist er dann noch ein Philosoph? Fragen über Fragen.
Vielleicht ist auch genau das der Punkt. Keine Philosophen, sondern neue Menschen brauchen wir (frei nach Marx), um die Utopie zu verwirklichen.

Der Könige Philosophensatz bietet sich gerade an:

„Wenn nicht die Philosophen Könige werden in den Städten oder die, welche jetzt Könige oder Herrscher genannt werden in den Städten, echt und ausreichend zu philosophieren beginnen, und wenn nicht dies in eines zusammenfällt, politische Macht und Philosophie, und die Naturen der Vielen, die jetzt ausschließlich eines der beiden Ziele im Auge haben, mit Gewalt ausgeschlossen werden, dann gibt es kein Ende der Übel, mein lieber Glaukon, weder für die Städte, noch (wie ich glaube) für das Menschengeschlecht.“ (Politeia 473d)

und die Kritik Kants:

Daß Könige philosophieren, oder Philosophen Könige würden, ist nicht zu erwarten, aber auch nicht zu wünschen; weil der Besitz der Gewalt das freie Urteil der Vernunft unvermeidlich verdirbt
.

Dein Verständnis von diesem Text ist interessant. Im Falle Marx (und vorige Denke) könnte man allerdings mit der sich selbstzerstörenden Prophezeiung argumentieren: hätte Marx seine Polemik nicht verfasst, bzw. veröffentlicht, oder wäre sein Gesamtwerk erst viele Jahre später rezipiert worden, dann hätten sich die arbeitenden Massen wohl nicht in ihrem eigenen Bewusstsein als gesellschaftliche Macht konsolidiert, was wiederum die herrschende Klasse nicht dazu genötigt hätte Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wie sie sich etwa in der Sozialdemokratie ausrücken, kurz: wäre mit der Benennung der geselslchaftlichen Misstände nicht auch die Gegenseite (Kapitalismus) gezwungen gewesen ihr eigenes Unvermögen einzugestehen und gegenzulenken, dann wäre das Fass möglicherweise tatsächlich zum überlaufen gebracht worden - in Deutschland nämlich - und nicht erst in organisierter Form im Russischen Reich.

Aber zurück zum "eigentlichen Thema": der Unterschied den Marx zwischen seiner Philosophie und der Philosophie vieler seiner Kollegen unterstreichen wolle, war dieses aktive Moment, also der tatsächliche Aufruf die bestehenden Verhältnisse als Ausbeutung zu erkennen und in der einzig angebrachten Weise zu bekämpfen. Voltaire war ja Monarchist und hat eigentlich nur die religiöse Debatte angeheizt, und auf einem sehr politischen Weg, wie damals üblich (Unterschied politischer Atheismus - dialektischer Atheismus) und zu Rousseau werde ich später noch schreiben, aber ich muss jetzt arbeiten gehen...
 
Marx hat einige Dinge wohl sehr scharfsichtig analysiert.

Aber seine Schlüsse für eine Lösung sind die pure Utopie die völlig an der menschlichen Psyche, die von natur aus eine kurzsichtig-egoistische ist vorbeigeht. Weil für einen kommunistischen Staat bräuchte man hochgradig altruistischer Menschen die den Trieb zu Macht und Raffgier überwunden haben. Das lässt sich nicht durch eine Staatsgebilde anordnen.
 
das hauptprobelm scheint zu sein...
das ego zu verändern
ich mags kaum aussprechen denn daran ists ja gescheitert -man kann das der welt doch nicht anlasten #die hat sich der mensch untertan gemacht...
und ins chaos gestürzt
okay es ist wie ist
und verändern ist nicht so einfach ohne dass sich dein nächster gleich wieder auf die füsse getreten sieht wenn er selbst mal was ...tun muss oder vielleicht sogar abgeben muss..:)
 
Marxismus ist nichts anderes als eine historisch halbwegs etablierte Verschwörungstheorie.

Aufgrund meines Studiums stoße ich täglich über die lustigen Theorien der Marxisten und greif mir dabei an den Schädel, weils einfach primitiv und einseitig ist. Gerade eben wieder:
"The Marxist Douglas Hay sees matters rather differently: He viewed the property qualification of jury members - that is, the need for members of a jury to be owners of property, supposedly to ensure that they were men of substance who would perform their duties diligently - as a tactic to ensure that the juries would enforce the radically unjust criminal laws."
Jedes mal wieder frag ich mich, wie dieser pubertäre Gedankenkot Einzug in universitäre Lehrbücher findet. Ist eh immer der gleiche Mist, den verkappte Pseudointellektuelle verwenden um auf ihre provinziellen semisubversiven Egos zu wichsen.
 
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also zu gestern noch: Rousseau und Voltaire waren ja Aufklärer, beide sind also nur mit diesem philosophischen Hintergrund zu verstehen, also im Lichte des Liberalismus, dem Fortschrittsglauben und dem Glauben an die menschliche Vernunft. Die ökonomischen Konzepte die diesem Liberalismus entsprungen sind, trugen genau die Momente der Ausbeutung in sich, gegen die Marx aufgezeigt hat, im Manifest schreibt er zynisch:

Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorgesetzten knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelassen, als das nackte Interesse, als die gefühllose »bare Zahlung«. Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der ritterlichen Begeisterung, der spießbürgerlichen Wehmut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt.

Jedenfalls prangert er den Positivismus der Aufklärer an, auch wenn er natürlich die Idee der Gleichheit aller Menschen etc Rousseaus adaptiert. Aber darum gehts ja eigentlich nicht, sondern um die Frage nach der (moralischen) Richtigkeit der Philosophie, oder machen wir gleich Wissenschaft daraus ins politische Weltgeschehen einzugreifen.
 
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