Manipulation und Projektion

MariaMarmelade

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Berlin
Offener Brief an Margo

Liebe Margo,
danke für dein Hellinger Feedback. Dass es Dir beim Einführungskurs von Hellinger wie Manipulation und Projektion vorkam, kann ich mir durchaus vorstellen. Ich habe keinerlei praktische Erfahrung und ziehe mein Kenntnis nur aus dem Buch von Thomas Schäfer. Wenn ich das lese, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass die Stellvertreter der Klienten dann genauso reagieren und empfinden, wie es die Familienangehörigen in der Realität tun. Zumal das vollkommen fremde Personen sind. Außerdem würde ich auch nicht gern Stellvertreter für jemanden spielen, wenn ich tatsächlich die schlechten Gefühle eines Familienangehörigen aus dessen Familie, der beispielsweise Selbstmord begangen hat oder ermordet wurde, dabei nachempfinden, also nachleiden, muss. Bei dem Gedanken bekomme ich das Gruseln. Wie das funktionieren soll ist mir sowieso ein Rätsel. Ich nehme an, hierin liegt das, was Du mit Projektion und Manipulation meinst.
Nichts destoweniger faszinieren mich die Ordnungen der Seele / Liebe, die Hellinger entdeckt hat und diesen Teil kann ich dann auch sehr gut nachvollziehen und er erscheint mir sehr plausibel zu sein.
Über diese Ordnungen habe ich mir so meine Gedanken gemacht und dann habe ich probiert, die Familie mit den 16 Tarot-Personen-Karten aufzustellen. Und siehe da, sie zeigen die zum Zeitpunkt der Kartenlegung im Familiensystem wirkenden Kräfte genauso. Man kann also erkennen, welche Angehörigen in Harmonie miteinander sind und bei welchen ein Dissenz vorliegt. Wenn man das dann sieht, kann man sich den Rest, mit Hellingers Ordnungen im Hinterkopf, zusammen reimen.
Auf diese Weise habe ich die Karten für mich gelegt und dann das bestätigt bekommen, was ich schon irgendwie geahnt hatte. Nachdem ich die transformierenden Sätze dazu gesagt habe, hat mir das dann wieder ein Stück weiter geholfen. Und entfaltet seine heilende Wirkung im UB hoffentlich auch tatsächlich. – Alles Weitere des Abenteuers Leben ist Neuland für mich, wie für jeden von uns.
Gruß MM

PS: Vielleicht kann mir jemand hier im Forum erklären wieso jemand Fremder als Stellvertreter die Gefühle eines anderen Fremden körperlich spüren und an dessen Stelle ausdrücken kann.
 
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hallo!
wie man die gefühle und reaktionen eines stellvertreters empfinden kann? es gibt sehr viele "erklärungen" dafür. eine die mir sehr gefällt ist: "die bewegung der seele!" so als wäre wissen gespeichert und abrufbar?
was ich jedoch noch nie erlebt habe ist ein schlimmes gefühl nach einer aufstellung als repräsentant. ich würde es fast mit einer geburt vergleichen. du vergißt den schmerz und behältst das schöne :stickout2
lg claudia
 
es ist ja auch relativ schwierig zu erklären, warum die sonne scheint... wenn ich dabei wirklich so weit zurückfrage, wie's gerade beim aufstellen immer wieder geübt wird. eine spannende annäherung habe ich vor kurzem bei einem seminar von matthias varga von kibed gehört. er konstatierte, dass praktisch alle aktuellen wissenschaftlichen modelle über kommunikation und information davon ausgehen, dass es getrennte individuen miteinander zu tun haben. als gegenmodell - für das allerdings die wissenschaftlichen grundannahmen (noch) nicht formuliert sind - skizzierte er ein feld des verbundenen ... als wären wir verbunden mit allem und allen in unseren systemischen zwiebelschichten, ohne dafür bisher eine sprache entwickelt zu haben ... was nicht bedeutet, dass wir aus diesem feld keine empfindungen wahrnehmen können (ludwig wittgenstein:" die einzige wahrheit ist die empfindung"). diese empfindungen vermitteln sich z.b. über körperliche wahrnehmung ... und wer aufstellungen erlebt, als repräsentant, erlebt immer wieder belege dafür, dass das mit projektion null zu tun hat. etwa wenn körperliche phänomene wahrgenommen werden, die kognitiv nicht bekannt waren (etwa ein ohrenklingeln beim repräsentanten, wenn der repräsentierte taub war...). solche wahrnehmung - die vermutlich auch außerhalb des durch fokussierte sammlung der teilnehmer besonders gestimmten feldes einer aufstellung durchaus wahrnehmbar sein mag, scheitert vermutlich öfter daran, dass wir solche kanäle nicht zu nutzen gelernt haben oder ihnen misstrauen. steve de shazer sagte mal auf die frage, wie er denn zu seinem auffallend dichten rapport mit seinen klienten käme: "just don't disturb it".

ein bisserl ist es wie schwimmen lernen - wenn ich mir eine meinung über das systemische stellen ausschließlich aus (sekundär)literatur bilde, bin ich so "informiert" wie jemand, der sich über das schwimmen aus lehrbüchern informiert, aber den kontakt mit dem wasser scheut. der wird auch bezweifeln, dass es ihn tragen kann ... spricht ja wirklich fast alles dagegen. man könnte glatt meinen, schwimmen wäre in wirklichkeit unmöglich und auf jeden fall sollte man es bleiben lassen, weil ja auch leute ertrinken.

alles liebe,
jake
 
Hallo MM,

ich blase mal ins gleiche Horn wie Jake. Ich hatte vor meinem ersten Aufstellungsseminar einige Literatur gelesen und glaubte, dass ich recht gut Bescheid wüßte. Es kam mir auch sehr überzeugend vor. Und nachher merkte ich, dass ich NICHTS verstanden gehabt hatte, zumindest nichts Wichtiges. So wie wenn man bei einem Buch alle "und", "aber", "vielleicht", "wieder" unterstrichen hätte - und nichts Inhaltliches.

Mir hat es mein Menschen- und Weltbild völlig umgeschmissen. Zu erleben, wie leicht man "jemand anderer" werden kann - und mit voller Intensität fühlen, lieben, hassen.

In einer Aufstellung fühlte ich zu einer Frau (wir beide stellvertretend für ein liebendes Paar) eine derartig starke Zuneigung und Anziehung - ausserhalb der Aufstellung war sie mir ziemlich unauffällig neutral.

In der Aufstellung hätte ich (in der Stellvertretung) einem Mann (ebenfalls in Stellvertretung) mit Wonne und HASS direkt ins Gesicht dreschen können, bis Blut fließt - ausserhalb mochte ich ihn richtig gern.

Das muss man erleben, bevor man überhaupt spürt und weiß, was man verstehen will und erklärt haben will.

LG, Reinhard

PS.: Worauf Du Dich mit "Margo" bzw. "Projektion und Manipulation" beziehst, habe ich keine Ahnung.

Die Wahrrnehmung der StellvertreterInnen geschieht auf alle Fälle ohne Manipulation - es wird ja möglichst wenig von den zu vertretenden Personen berichtet. Ohne jede Vorinformation erleben die Stellvertreter körperliche Beschwerden, sagen "Originalzitate", fühlen dieselben Gefühle ... es ist wirklich verblüffend.

Besonders überzeugend ist es, wenn sich in Aufstellungen Umstände zeigen, die KEIN Anwesender wußte (auch nicht der Klient) - und die sich dann bei Nachforschungen bestätigen. (ZB. bezüglich einem unbekannten Vater und dessen Familie).
 
Danke für eure Erfahrungsberichte. Ich glaube euch alles, was ihr dazu sagt. Aber dennoch weiß ich nun immer noch nicht wie das funktioniert. Ich nehme an, dass ihr alle medial veranlagt seid und deshalb so gut in den Stellvertreterrollen funktioniert. Warum die Sonne scheint, kann man immerhin naturwissenschaftlich erklären, nehme ich an (ich kann das natürlich nicht:clown:). Und sicher gibt es auch eine Erklärung für das Funktionieren in den Stellvertreterrollen. Margo, die einem Einführungskurs bei Hellinger beiwohnte, meint, dass er der große Manipulator und Projizierer ist, der seinen starken Geist auf die schwachen Geister seiner Klientel abstrahlen lässt und sie so in seinem Sinne manipuliert, sozusagen suggestiv beeinflusst. Das wäre zumindest eine Erklärung. Andererseits gefällt mir die Theorie seiner Ordnungen so gut und deswegen möchte ich Margos Erklärung nicht so im Raum stehen lassen. Und da dachte ich, dass es mir hier vielleicht jemand anders erklären kann.
Grüße an euch
MM
 
MariaMarmelade schrieb:
Danke für eure Erfahrungsberichte. Ich glaube euch alles, was ihr dazu sagt. Aber dennoch weiß ich nun immer noch nicht wie das funktioniert. Ich nehme an, dass ihr alle medial veranlagt seid und deshalb so gut in den Stellvertreterrollen funktioniert. ... Margo, die einem Einführungskurs bei Hellinger beiwohnte, meint, dass er der große Manipulator und Projizierer ist, der seinen starken Geist auf die schwachen Geister seiner Klientel abstrahlen lässt und sie so in seinem Sinne manipuliert, sozusagen suggestiv beeinflusst. ...
MM
Hallo MM,

Die Aufstellungsarbeit funktioniert ja nicht nur bei Hrn. Hellinger - die Arbeit mit StellvertreterInnen gab/gibt es auch vor und unabhängig von ihm.

Insoferne sind das zwei Themen : Wie stehe ich zu Bert Hellinger / Wie stehe ich zu Aufstellungsarbeit. Dass Hr. Hellinger selbst sehr unterschiedliche Reaktionen auslöst, ist ja bekannt. Aber das ist ein eigenes Thema - wurde hier sicher schon öfter behandelt.

Die Frage (brauche ich besondere mediale Fähigkeiten ?) haben praktisch alle Menschen, die erstmals zu einem Seminar kommen : "Kann ich das auch ?" Und die erledigt sich mit beim ersten Mitwirken in einer Aufstellung als StellvertreterIn. "Mediale Fähigkeiten" hat ja jeder Mensch.
Ich persönlich mag es gerne, wenn Menschen mit einer kritisch/skeptischen Einstellung (und nicht mit einer oberflächlichen Begeisterung) zu einer Aufstellung kommen. Wenn jemand die eigene Erfahrung ernst nimmt (und sich nichts einreden läßt) - dann nimmt er auch ernst, was er in den Aufstellungen erlebt.

Wie es funktioniert ? Menschen (und auch menschliche Gemeinschaften) haben bzw. bilden ein seelisches Kraftfeld. Durch die Beauftragung öffne ich mich dafür und werde Teil des seelischen Kraftfeldes der Familie / Gruppe, um die es in der Aufstellung geht.

Zur Manipulation : Man kann Stellvertreter auch schweigend mit einer Rolle (bitte sich jetzt nicht an dem Begriff stoßen) beauftragen, ohne dass sie wissen, wen oder was sie jetzt verkörpern. Und sogar das funktioniert.

Im Grunde hat ALLES ein Kraftfeld. Einmal haben wir zB. in der Aufstellung versucht zu klären, welche Wärmedämmung für ein spezielles Haus gut ist. Das Ergebnis war ausgesprochen hilfreich.

LG, Reinhard
 
PS.: Ich habe gerade gesehen, dass Du Dich mit Kartenlegen beschäftigst. Wie erklärst Du jemandem, dem es fremd ist, wie Kartenlegen funktioniert ?

LG, Reinhard
 
MariaMarmelade schrieb:
Margo, die einem Einführungskurs bei Hellinger beiwohnte, meint, dass er der große Manipulator und Projizierer ist, der seinen starken Geist auf die schwachen Geister seiner Klientel abstrahlen lässt und sie so in seinem Sinne manipuliert, sozusagen suggestiv beeinflusst.
Dieser Versuch einer Erklärung erscheint mir auch nicht gerade als "wissenschaftlich begründet". Zweifellos ist es so, dass der Stil, in dem Hellinger Aufstellungen leitete (inzwischen tut er es ja kaum noch), autoritärer aussah als etwa der Stil, in dem Varga von Kibed aufstellt ... da gibt es einfach eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Fakt ist, dass gerade die Aufstellungen Hellingers meistens von einer sehr großen Zahl von Zuschauern begleitet wurden, dass dort also maximale Transparenz herrscht. Und eigenartiger Weise bleiben die Kritiker, die Dinge wie die von dir bzw. Margo (wer immer das sein mag) genannten ankreiden, in der starken Minderzahl.

Immerhin, an Hellinger scheiden sich die Geister, und es gibt auch in Aufstellerkreisen durchaus Kritik und/oder Abgrenzungen der jeweils eigenen Verfahren von Hellinger - nachzulesen u.a. auch auf www.syst.info.
Wenn also jemand Hellinger oder seinen persönlichen Stil nicht verknuspern kann, ist das eine Sache ... Funktion und Wirkung des systemischen Stellens ist eine andere.

Im übrigen - wenn du ausschließlich jenen Dingen vertraust, die du kausal erklären kannst, ziehe ich mal dein Motto "Vom Herzen gehn die Dinge aus, sind herzgeboren und Herz gefügt. (Buddha)" heran. Das Herz ist - wissenschaftlich - ein leistungsfähiger Muskel, der Blut durch unseren Körper pumpt. Was also sollte vom Herzen ausgehen außer Blut?

Wir wissen, was ungefähr mit diesem Satz gemeint ist, und du wirst, davon gehe ich aus, davon ausgehen, dass dieser Satz "stimmt". Auch wenn du keinen Beweis dafür hast und wenn dieses "Herz", auf das sich Buddha bezieht, nirgendwo innerhalb oder außerhalb des Körpers nachweisbar ist. Du beziehst dich auf Erfahrungen, die du gemacht hast und denen du vertraust. Ebensolche Erfahrungen kannst du mit Aufstellungen machen, wenn du dich drauf einlässt - oder du machst sie nicht, dann weißt du soviel vom Aufstellen wie ein Herzchirurg von dem Herzen, das Buddha anspricht.

Alles Liebe,
Jake
 
Meine Antwort war ein Missverständnis, deswegen habe ich sie gleich wieder gelöscht.

R.
 
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Walter R. schrieb:
PS.: Ich habe gerade gesehen, dass Du Dich mit Kartenlegen beschäftigst. Wie erklärst Du jemandem, dem es fremd ist, wie Kartenlegen funktioniert ?

LG, Reinhard
Nun ja, es ist das persönliche Energiefeld des Menschen, das sich in den Karten spiegelt, würde ich sagen. Wenn ich den Gedankengang mal weiter denke, könnte man dann also auch sagen: Beim Familienstellen begeben sich die Stellvertreter in das Energiefeld einer bestimmten fremden Familie? Dazu müssen diese Stellvertreter doch erheblich sensibel sein. Wenn man sogar die beste Wärmedämmung für ein Haus bestimmen kann, in dem man sich mit dem Energiefeld des Hauses verbindet, dann schlägt das meiner Meinung "dem Faß den Boden aus". Das hört sich doch schier unglaublich an. Für mich ist es schon schwierig meine eigenen Gefühle rechtzeitig wahrzunehmen, also mein eigenes Energiefeld jeweils in einer Situation immer so präsent zu haben, dass ich rechtzeitig adäquat reagieren kann und Manipulation von meiner eigenen Intention unterscheiden kann. Demzufolge vergessen Stellvertreter in ihrer Rolle also konsequent ihre persönlichen Intentionen und überlassen sich ganz der Manipulation ihres Selbst durch das fremde Energiefeld. Quasi Manipulation zum Wohle und im Interesse der Aufklärung für jemand anderen.
Habe ich das richtig verstanden?
Gruß MM
 
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