Makel

C

chaya_wien

Guest
Anvertraut den Wolken des weichenden Sommers eine unsagbare Sehnsucht, ihre Offenbarung wird rückhaltlos in die Welt gesetzt und abgedrängt, denn einen Platz gibt es dafür nicht, der Winkel, in dem man meinte, die Pflanze setzen zu können, offenbart sich als Abgrund, der schmatzend schluckt und eine Antwort verweigert. Statt dessen ein nüchternes Gutachten: es ist ein Fehler den Traum zu teilen und zu hoffen, jemand zeigt sich, der Antagonist, ausgedacht und mit einem Makel besetzt, der ihn unterscheidbar und einzigartig macht, herausstechen lässt, aber das eine und einzige Mal, als er sich wirklich zeigte, heraustrat aus der Menge und real wurde, gab es nur Erschrecken und erst nachher die Erkenntnis, dass er es hätte sein können. Verteufeltes „zu spät“, es birgt den entsetzlichen Schmerz der unwiederbringlich verpassten Chance, auch wenn die Hoffnung irre Formen annimmt, eine geglückte Wiederholung erzwingen und erflehen möchte. Aber nichts passiert, nur das Lachen des vermeintlichen Doppelgängers, der sich als Phantom entpuppt und die Projektionen als Verrücktheiten enttarnt, rückt näher. Emotionen verenden im blutenden Herzen. Ich möchte aufhören, schreit es und sondert Tränen ab die tausend Jahre alt sind, mehrere Generationen von Weinenden längst überlebt haben. Das pumpende Organ bergen und schützen, blinzelnd Rinnsale wegwischen und Musik laut aufdrehen, die Songtexte mitsingen und Melodien in den aufgerissenen Krater schmieren, bis er summend Krusten bildet. Froh sein über die Dämmerung, die den Tag auslöscht, bald kommt der Schlaf und mit ihm hoffentlich keine Träume, sondern eine große schwarze Blende, in der ein erholsames Wiegenlied austreibt und wuchert, Ohren und Gehirn aufs Angenehmste füllt, die Bilder auslöscht. Abkommen von den Beschwörungen, es muss ihn nicht geben, den Mann, dessen Gesicht zweigeteilt ist und der schon einmal vor ihr war, er ist bereits meilenweit entfernt und außerhalb jeder Realität, in einer Sphäre, die zu erreichen nicht notwendig ist. Genügsamen Verzicht üben. Die Sehnsucht ist ein Irrtum und wovon man als Kind delirierte gehört zu einer anderen Zeit, die vergangen ist. Heute hat sich eine Schale abgetrennt und unter dem Schmerz wartet heilsames Erkennen. Die Gegebenheiten lieben, flüstert es, versöhnt mit dem Vollkommenen.
 
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