Mahabharata

Mahabharat Buch 3, 168-3

Indras Auftrag an Arjuna

(Arjuna fuhr fort)
Und als ich ausreichend in den neuen Waffen geübt war und Indras Vertrauen gewonnen hatte, nahm der Gott, dessen Reittier Uchaisrava ist, meinen Kopf in seine Hände und sprach zu mir: Nun können dich nicht einmal die Himmlischen mehr besiegen, kaum zu reden von unvollkommenen Sterblichen auf Erden. Du wurdest unvergleichlich in Stärke und unfaßbar im Kampf.

Und eifrig fuhr er fort:
Oh Held, im Kampf mit den Waffen gibt es nun keinen Ebenbürtigen für dich. Du bist achtsam, gewandt, wahrhaft, beherrscht, kriegerisch, meisterhaft und ein Beschützer der Brahmanen. Mit dem fünffachen Wissen des Gebrauchs der Waffen hast du fünfzehn Waffen erlangt. Das macht dich einzigartig. Dein Wissen über das mehrfache Auslösen und Zurückziehen dieser Waffen ist vollkommen, ebenso dein Wissen über Prayaschitta (die Macht, friedfertige Wesen wiederzubeleben, welche von Waffen getroffen wurden) und deren Regeneration, falls sie abgewehrt wurden. Nun ist die Zeit gekommen, deinen Lehrern ihren Lohn zu zahlen. Versprich, deine Schuld bei ihnen einzulösen. Dann werde ich dir enthüllen, was du zu tun hast.

Daraufhin sprach ich zum Herrn der Götter: Wenn die Aufgabe in meiner Macht liegt, dann erachte sie als bereits vollbracht.

Mit einem Lächeln sprach da Indra folgenden Worte zu mir: Es gibt nichts in den drei Welten, was außerhalb deiner Macht läge. Meine Feinde, die Danavas namens Nivata Kavachas, leben im Leib des Ozeans. Sie sind dreißig Millionen an der Zahl. Sie sind berüchtigt, haben alle dieselbe Gestalt und Stärke und denselben Glanz. Töte sie, oh Sohn der Kunti. Das ist der Lohn für deine Lehrer.

Dann übergab er mir seinen himmlisch strahlenden Wagen, welchen Matali lenkte, und der mit Pfauenfedern geschmückt war. Auf mein Haupt setzte er dieses vorzügliche Diadem. Auch gab er mir Ornamente für meinen Körper, die den seinen glichen. Dann gewährte er mir eine undurchdringliche Rüstung, welche sich dennoch ganz weich anfühlte, und befestigte an Gandiva diese langlebige Sehne. Dann begab ich mich auf diesem strahlenden Wagen in den Kampf, wie einst der Herr der Götter, als er Vali schlug, den Sohn von Virochana. Durch das Rattern der Wagenräder aufgestört, fragten mich die Himmlischen: Oh Phalguna, du bist es! Was hast du vor?

Ich erzählte es ihnen, wie es sich ergeben hatte: Ich ziehe in die Schlacht. Wisset, ihr höchst Glücklichen, daß ich mich auf den Weg mache, die Nivata Kavachas zu schlagen. Oh ihr Sündenlosen, segnet mich.

Da lobten sie mich, wie sie sonst den Gott Indra loben und sprachen: Auf diesem Wagen hat Maghavan Samvara im Kampf besiegt, und Namuchi und Vali, Vritra, Prahlada und Naraka, und außerdem tausende und Millionen Daityas. Durch deinen Heldenmut wirst auch du auf diesem Wagen die Nivata Kavachas besiegen, wie es damals der selbstbeherrschte Maghavan vollbrachte. Hier ist diese Beste aller Muscheln, mit ihrer Hilfe wirst du siegen. Mit ihr hat der hochbeseelte Shakra die Welten unterworfen.

Mit diesen Worten übergaben mir die Götter das Muschelhorn Devadatta aus den Tiefen des Meeres. Um des Sieges willen nahm ich es an, und die Götter priesen mich. So begab ich mich in die schreckliche Heimstatt der Danavas, ausgerüstet mit Muschelhorn, Rüstung, Pfeilen und meinem Bogen.
 
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Mahabharat Buch 3.169

Arjuna erzählt vom Kampf mit den Danavas

Arjuna fuhr fort:
Ich passierte auf meiner Reise viele Orte, welche die Maharshis loben, und gelangte endlich ans Meer, diesem unerschöpflichen Herrn des Wassers. Die Wogen rollten hin und her und ließen die Klippen sich wiegen. Überall schimmerten Sandbänke voller Perlen, und die Timingilas (Seeungeheuer), Schildkröten, und Makaras tauchten wie Felsen ins Wasser ein. Muscheln bevölkerten zu tausenden das klare Naß und glänzten wie Sterne am leicht verschleierten Nachthimmel. Glänzende Fischschwärme schwebten umher, und ein heftiger Wind ließ die Wasser strudeln. Das war ein herrlicher Anblick.

Nicht weit vom Ufer erblickte ich dann die Stadt der Asura-Götter. Gleich darauf führte der geschickte Matali den Wagen unter die Oberfläche, saß unbewegt und trieb den Wagen mit großer Energie voran. Das laute Rattern der Wagenräder ängstigte die Asura-Götter in der Stadt, meinten sie doch, der Herr der Himmlischen würde sich nahen. So standen sie alle bereit, furchtsam und aufgeregt zwar, doch auch mit Bögen, Pfeilen, Schwertern, Speeren, Streitäxten, Keulen und Schlagstöcken in den Händen. Alarmiert machten sie sich zur Verteidigung fertig und schlossen schnell die Tore der Stadt, so daß ich nichts mehr beobachten konnte.

Ich nahm meine Muschel Devadatta zur Hand und blies mit großer Freude laut und lang darauf, so daß das Firmament mit mächtigem Schall widerhallte. Die riesigen Wesen des Meeres versteckten sich vor Angst. Doch die Nivata Kavachas kamen mit einem Mal zu Tausenden herausgesprungen, alle in Rüstungen gehüllt und mit Waffen ausgestattet, wie eiserne Speere, Stachelkeulen und Beile, Säbel und Wurfscheiben, Sataghnis und Bhushundis und vielfach gestaltete und verzierte Schwerter.

Wohlüberlegt lenkte Matali die Pferde und den Wagen auf ein ebenes Stück, doch sie waren so schnell, daß ich gar nichts erkennen konnte. Das war sehr seltsam. Doch ich hörte, wie die Danavas mit seltsamen und mißtönenden Instrumenten laute Musik machten. Die Fische flohen mit verwirrten Sinnen in ganzen Schwärmen bei diesem häßlichen Klang davon. Und die Danavas griffen mich heftig an und wirbelten ihre geschärften Waffen zu Tausenden auf mich. So begann der gräßliche Kampf zwischen den Asuras und mir, welcher dazu bestimmt war, die Nivata Kavachas auszulöschen. Die Devarshis, Danavarshis, Brahmarshis und Siddhas kamen herbei, um die Schlacht zu beobachten. Sich meinen Sieg wünschend sangen die Munis Lobeshymnen mit ebenso süßen Worten, wie sie Indra im Kampf zum Wohl Taras hörte.
 
Mahabharat Buch 3.170

Kampf mit den Danavas 1

Arjuna erzählte:
Die Danavas griffen mich entschlossen und alle auf einmal mit ihren Waffen an. Sie versperrten dem Wagen den Weg, brüllten laut, hemmten mich von allen Seiten und deckten mich mit allen Arten von Pfeilen ein. Auch Speere und Wurfäxte flogen auf mich zu und trafen den ganzen Wagen. Gräßliche Danavas mit grimmigen Gesichtern versuchten mich im Zweikampf zu stellen. Doch Gandiva sirrte beständig und entließ alle Arten von schnellen Pfeilen geradewegs in alle Richtungen. Ich durchbohrte jeden Danava mit zehn Pfeilen, so daß ich alle Angreifer mit meinen an feuchten Steinen geschärften Pfeilen zurücktrieb.

Und Matali trieb die Pferde in kühnen Manövern so schnell wie der Wind herum, so daß schon die Pferde die Söhne der Diti zertrampelten. Obwohl es hunderte Pferde waren, welche den mächtigen Wagen zogen, so wurden sie von Matali so geschickt gelenkt, daß sie wie ein Pferd agierten. Durch ihre Hufe, den gewaltigen Wagen und meine Scharen von Pfeilen fielen die Danavas zu hunderten. Andere lagen auf ihren Wagen, die Bögen noch bei sich führend und doch leblos und wurden ohne Wagenlenker von ihren Pferden hin- und hergetragen.

Doch die zweite Angriffswelle mit entschlossenen und gewandten Danava Kämpfern rollte heran, und dies ließ meinen Geist erbeben. Doch im selben Moment sah ich auch, mit welch fabelhaftem Heldenmut Matali die feurigen Pferde leicht und doch entschlossen führte. So sandte ich weiter Pfeile aus und durchbohrte hunderte und tausende Danavas in Waffen. Und als der heldenhafte Wagenlenker von Shakra meine unablässigen Bemühungen auf dem Schlachtfeld sah, war er sehr zufrieden mit mir.

Von den Pferden und dem Wagen hart bedrängt, ließen viele Danavas ihr Leben oder flohen verletzt davon. Andere forderten den Kampf, wurden von meinen Pfeilen verfolgt und gaben ebenfalls mächtige Schauer als Antwort zurück. So besprach ich meine verschiedenen flinken Waffen mit Brahma Mantras und begann, die Heerscharen zu verbrennen. Dies ließ den Zorn der mächtigen Danavas hell auflodern, und sie rotteten sich zum Angriff mit Keulen, Wurfpfeilen und Schwertern zusammen.

So griff ich zur Lieblingswaffe von Indra, dem Herrn der Himmlischen, mit ihrer ursprünglichen und schrecklichen Energie. Die Kraft dieser Waffe zerschnitt alle gewirbelten Tomaras, Schwerter und Dreizacke in tausende Stücke. Und als sie ohne Waffen waren, durchbohrte ich zürnend jeden Angreifer mit zehn Pfeilen. Die Pfeile, welche Gandiva entließ, waren wie zornig brummende Schwärme von schwarzen Bienen, was Matali lobte. Und alle Pfeile, welche auf mich zuflogen, zerschnitt ich mit meinen Pfeilen.

So neutralisierte ich ihre Angriffe mit Schnelligkeit und flammenden Waffen, und durchbohrte im Anschluß tausende Körper. Von den verstümmelten Gestalten floß das Blut in Strömen, als ob schnelle Bäche in der Regenzeit die Berge hinabrinnen. Die Verletzungen, die meine Pfeile mit der Kraft von Indras Donnerwaffe bei ihnen verursacht hatten, ließen die Feinde schwer erzittern, und ihre Waffenkünste erschöpften sich. So nahmen die Nivata Kavachas Zuflucht zum Kampf mit Illusion und Täuschung.
 
Es kann gut sein, dass dies nur Vorurteile sind. Lass und Mahabharata untersuchen.
Bist du da für dich denn jetzt zu irgendwelchen Erkenntnissen gekommen?

Was wäre die Kernaussage, wenn du in einem Satz sagen wolltest, was das hier ist, am besten noch für jemand, der nicht näher mit der Materie vertraut ist?
 
Bist du da für dich denn jetzt zu irgendwelchen Erkenntnissen gekommen?

Was wäre die Kernaussage, wenn du in einem Satz sagen wolltest, was das hier ist, am besten noch für jemand, der nicht näher mit der Materie vertraut ist?
Servus Terrageist,

Eine Kernaussage: Durch das Hören der Spielen Krishnas, wird durch seine Barmherzigkeit Anziehung dafür entstehen.
Mann könnte
  • die Position Krishna als Transzendentaler Herr, jenseits des Himmels.
  • die Position Seiner Geweihten wie hier die Pandavas aufgeführt werden.
  • wie auch das Transzendentale Wissen wir vor etwa 5300 Jahre vorgestellt war,
verstehen.

Laut Bṛhad-Bhāgavatāmṛta (dem größeren Nektar der Geweihter des Transzendentalen Herrn) gibt es fünf Arten von Geweihten des Transzendentalen Herrn:


(1) der Geweihte im transzendentalen Wissen (jñāna-bhakta), wie z.B. Bharata Mahārāja,
(2) der reine Geweihte (śuddha-bhakta) wie Ambarīṣa Mahārāja,
(3) der Geweihter in spiritueller Liebe (prema-bhakta) wie Hanumān,
(4) der völlig in spiritueller Liebe (prema-para-bhakta) fixierte Devotee wie die fünf Pāṇḍava Brüder, und
(5) der Geweihte, der völlig in spirituelle Liebe (premātura-bhakta) wie die Yādavas, deren Oberhaupt Uddhava ist, absorbiert und von ihr bewegt wird.

Jede dieser Arten ist der vorhergehenden übergeordnet.

Obwohl Uddhava allen oben genannten Anhängern überlegen ist, kann er dennoch nicht den höchsten Standard an Hingabe erreichen, der als die Stimmung des Kuhhirtenmädchens bekannt ist (gopī-bhāva), wie es in Śrīmad Bhagavātam 10.47 belegt ist.

Gruß
anadi
 
Mahabharat Buch 3.171

Kampf mit den Danavas 2

Arjuna erzählte weiter:
Als nächstes ging ein Felsenschauer auf mich nieder, der mir das Äußerste abverlangte. Doch mit schnellen Pfeilen von Mahendras donnernder Waffe zermalmte ich die Brocken zu Staub. Dabei entstand große Hitze, welche den staubigen Dunst entzündete. Nach dem ich diesen Angriff abgewehrt hatte, kam ein noch gewaltigerer Schauer an Wasser herunter, dessen Strahlen so stark wie Wagenachsen waren. Alles war mit Wasser angefüllt, das gesamte Himmelsgewölbe, alle Kardinalpunkte und Himmelsrichtungen. Wegen der dichten Wassermassen zwischen Himmel und Erde, dem heftigen Wind und dem Gebrüll der Daityas konnte ich nichts mehr erkennen und dies verwirrte mich.

So zückte ich die himmlische Waffe, welche ich von Indra erlernt hatte, die fürchterliche und flammende Vishoshana, welche die Wasser austrocknete. Danach streuten die Danavas Illusionen aus Feuer und Wind. Mit Wasserwaffen löschte ich die Flammen, und mit einer mächtigen Felsenwaffe stoppte ich die Wildheit des Sturmes. Als auch diese Täuschung vergangen war, versuchten die zum Kampf entschlossenen Danavas mehrere Illusionen gleichzeitig.

Plötzlich gab es eine Felsenlawine, die einem die Haare zu Berges stehen ließ, nebst gräßlichen Feuer- und Sturmwaffen. Das machte mir schwer zu schaffen. Von allen Seiten drang schwärzeste Dunkelheit auf mich ein. Als uns die undurchdringliche Nacht erreichte, scheuten die Pferde, Matali fiel vom Wagen und aus seiner Hand glitt die goldene Peitsche zu Boden. Ängstlich schrie er wieder und wieder: Wo bist du? Wo bist du? – Seine Verwirrtheit lähmte mich gräßlich, und ich hatte furchtbare Angst. Da hörte ich seine Worte:

Damals, oh Partha, beim Kampf der Asura- und Sura-Götter um den Nektar, war auch ich bei dieser gewaltigen und tödlichen Schlacht dabei. Samvara wurde in dieser Schlacht besiegt, und ich war immer als Wagenlenker des Herrn der Himmlischen tätig. Auch als Vritra geschlagen wurde, habe ich die Pferde geführt. Ebenso beim Kampf mit Virochanas Sohn, Vala, Prahlada und vielen anderen. Immer war ich aufmerksam und wachsam, in allen noch so heftigen Schlachten. Noch nie zuvor verlor ich die Orientierung. Sicher hat der Große Vater die Vernichtung aller Kreaturen beschlossen, denn welch anderen Zweck kann dieser Kampf haben, als die Vernichtung des Universums?

Nach diesen Worten von ihm, beruhigte ich mich mühsam und sprach zum geängstigten Matali:
Ich werde diese gewaltige illusorische Energie der Danavas abwenden. Schau die Kraft meiner Arme, die Macht meiner Waffen und meines Bogens Gandiva. Auch ich werde nun Illusion anwenden und die trübe und fürchterliche Dunkelheit vertreiben. Fürchte dich nicht, Wagenlenker, und sei besänftigt.

Entschlossen schuf ich da zum Wohle der Himmlischen eine Illusion mit Waffen, die alle Wesen verwirren konnte. Das vertrieb die Dunkelheit, doch die Besten der kriegerischen Danavas kämpften mit unvergleichlichem Heldenmut weiter und schufen immer mehr Täuschungen. Einmal war die Welt sichtbar, im nächsten Moment von der Dunkelheit verschlungen. Dann enthüllte sie sich wieder, um gleich darauf ins Wasser einzutauchen.

Als sich alles wieder erhellt hatte, war Matali zu seinem Platz im Wagen zurückgekehrt und hatte die Zügel der Pferde erneut fest im Griff. Als die Pferde sich wieder flugs auf dem schrecklichen Schlachtfeld bewegten, griffen die Nivata Kavachas an. Dies gab mir die Gelegenheit, viele ins Reich Yamas zu senden, bis ich sie auf einmal nicht mehr sehen konnte, denn erneut waren sie durch Illusion verhüllt.
 
Mahabharat Buch 3.172

Sieg über die Nivata Kavachas

Arjuna fuhr fort:
Unsichtbar kämpften die Danavas gegen mich, und auch ich nahm Zuflucht zur Energie unsichtbarer Waffen. Die Pfeile, die von Gandivas Bogensehne schnellten, trennten ihnen unbarmherzig die Köpfe von den Rümpfen. Da ließen die Nivata Kavachas alle Illusion fallen und zogen sich in ihre Stadt zurück. Nach ihrer Flucht wurde alles wieder sichtbar, und ich entdeckte hunderte und tausende Tote. Überall lagen Berge von noch vibrierenden Waffen herum, auch schimmernde Ornamente, Körperteile und Rüstungen.

Die Pferde fanden keinen freien Flecken mehr auf dem Boden, um ihre Hufe aufzusetzen. So gingen sie in die Lüfte und zogen dort ihre Bahn. Sogleich versperrten die Danavas das Himmelsgewölbe mit Massen von scharfkantigen Felsen. Andere näherten sich von unten und zogen schwer an den Beinen der Pferde und den Wagenrädern. Hart setzten uns die Felsen zu, während ich weiterkämpfte, und mich inmitten all der fallenden Felsen schon fast in einer Höhle wähnte. Schwer lastete der Druck auf mir, und meine ängstliche Sorge wurde wieder von Matali bemerkt.

Er rief mir zu: Arjuna, oh Arjuna, sei nicht ängstlich. Nimm den Donnerkeil.

Ich folgte seinen Worten und entlud die geliebte Waffe des Königs der Himmlischen, den gräßlichen Donnerkeil. Gandiva besprach ich mit Mantras, zielte auf die Felsen und schoss eiserne Pfeile mit der Kraft des Blitzes. Die harten Geschosse traten in die Illusion und mitten in die Danavas ein. Von der Kraft der Waffe getroffen, rollten und fielen die Danavas wie eine alles mit sich reißende Felsenlawine zur Erde. Dann trafen die Pfeile diejenigen Danavas, welche die Pferde des Wagens ins Innere der Erde gezogen hatten, und sandten sie ins Reich Yamas. So war alles ringsum vollkommen bedeckt mit getöteten oder besiegten Danavas, welche so groß wie Berge waren und nun verstreut herumlagen. Doch weder Pferde, noch der Wagen, Matali oder ich schienen verletzt oder beschädigt zu sein, und das schien mir sehr seltsam.

Lächelnd sprach da Matali zu mir: In keinem Himmlischen ist solcher Heldenmut zu sehen, wie in dir, oh Arjuna.

Nachdem die Heere der Danavas vollkommen vernichtet waren, fingen die Frauen in der Stadt an, die Toten zu beweinen. Laut waren ihre Stimmen, wie die Kraniche im Herbst. Mit Matali fuhr ich in die Stadt, und das laute Rattern der Wagenräder sandte Furcht in die Herzen der Frauen. Beim Anblick der vielen, bunten Pferde und des sonnengleichen Wagens flohen sie in Panik davon und schrien dabei ebenso gellend wie ihr Schmuck laut klimperte. Letztendlich versteckten sie sich in ihren goldenen Palästen mit den schönen Juwelen.

Während ich die schöne Stadt betrachtete, die noch viel anmutiger war als die Städte der Götter, fragte ich Matali:
Warum leben nicht die Himmlischen an solch einem malerischen Ort? Hier ist es noch schöner als in Indras Stadt.

Matali antwortete:
Vor langer, langer Zeit lebte tatsächlich der Herr der Himmlischen hier. Doch die Nivata Kavachas vertrieben die Götter. Sie hatten allerstrengste Buße geübt und den Großen Vater (Brahmaa -das erste bedingte Lebewesen im Universum) damit zufriedengestellt. So gewährte er ihnen den Segen, hier ohne jegliche Gefahr vor einem Krieg mit den Göttern zu leben. Daraufhin bat Shakra den selbst geschaffenen Gott (Brahmaa -der Gott ohne eine Mutter): Oh Herr, tu, was angemessen für unser Wohl ist. – Und der Herr sprach zu Indra: Oh Feindebezwinger, du selbst wirst der Vernichter der Danavas sein, und zwar in einem anderen Körper.

Für diesen Kampf übergab dir Shakra seine Waffen. Den Göttern war es verwehrt, gegen die Danavas zu kämpfen. Und so war es deine Aufgabe. Zur rechten Zeit kamst du hierher, um sie zu vernichten. Und du hast sie vernichtet. Oh bester Mann, mit dem Ziel, die Danavas zu besiegen, übertrug dir Indra die große Energie seiner Waffen.

Nach dem Sieg über die Danavas und nach der Einnahme ihrer Stadt kehrte ich mit Matali zu den Himmlischen zurück.
 
Mahabharat Buch 3.173

Kampf mit den Paulomas und Kalakhanjas

Arjuna sprach weiter: Auf unserer Rückreise nahm ich plötzlich eine unirdische Stadt wahr, die sich nach Belieben bewegte und den Glanz der Sonne ausstrahlte. In der Stadt standen Bäume aus Edelsteinen, und süß klingende Vögel bevölkerten sie. Die Uneinnehmbare hatte vier Tore, Rampen und Türme und wurde von den Paulomas und Kalakhanjas bewohnt. Sie schillerte in allen Farben ihrer Juwelen und war wunderbar anzusehen. Die Bäume trugen reiche Früchte und Blüten. Die Vögel waren überirdisch schön. Und überall schwärmten frohe Asuras mit Blumenkränzen und vielerlei schönen Waffen in den Händen.

Als ich diese wunderbare Stadt eine Weile betrachtet hatte, fragte ich Matali: Was ist das, was so zauberhaft aussieht?

Matali antwortete: Einstmals praktizierten die Daitya Tochter Puloma und die mächtige Asurin Kalaka strenge Enthaltsamkeit für tausend himmlische Jahre. Nach dieser Buße segnete sie Brahmaa. Und sie bekamen ihren Wunsch erfüllt, nämlich, dass ihre Nachkommen niemals unter Elend leiden mussten, dass sie durch Götter, Rakshasas und Nagas keine Vernichtung erfahren würden und dass sie in einer strahlenden und alles überragend schönen Stadt in der Luft leben würden, die über alle Arten von Juwelen verfügte und von Göttern, Maharshis, Yakshas, Gandharvas, Nagas, Asuras und Rakshasas nicht eingenommen werden könnte.

Nun Arjuna, dies ist die von Brahmaa geschaffene, traumhafte und durch die Lüfte schwebende Stadt der Kalakeyas und Paulomas. Hier hat man alles Begehrenswerte und kennt weder Kummer noch Krankheit. Die Stadt wird unter dem Namen Hiranyapura (die goldene Stadt) gefeiert, und wird von mächtigen Danavas bewohnt und beschützt. Ihnen können Götter nichts anhaben, so leben sie freudig und ohne Sorgen und Nöte, alle ihre Wünsche erfüllt. Doch vor langer Zeit beschloss Brahmaa bereits ihre Vernichtung durch die Hand eines Sterblichen. So kämpfe mit dem Donnerkeil, oh Partha, und verfüge mit dieser Waffe die Vernichtung der Paulomas und Kalakhanjas.

Als ich erfuhr, daß diese Danavas von den Himmlischen nicht besiegt werden konnten, sprach ich freudig entschlossen zu Matali:
Oh lasst uns unverzüglich in die Stadt eindringen. Ich werde Vernichtung über diese Feinde des Herrn der Himmlischen mit meinen Waffen bringen. Denn wahrlich, alle Feinde der Götter sind auch meine Feinde.

So brachte mich Matali auf dem himmlischen Wagen mit den vielen Rossen nach Hiranyapura. Sobald mich die geschmückten und gerüsteten Söhne der Diti entdeckten, stürmten sie heftig gegen mich an. Zornig und mit tapferer Entschlossenheit kämpften sie mit Pfeilen, Spießen, Keulen, zweischneidigen Schwertern und Lanzen. Ich ruhte in der Kraft des Gerechten und widerstand dem mächtigen Waffenhagel mit meinen Pfeilen. Außerdem verwirrte ich ihre Reihen durch die schnellen Bewegungen meines Wagens. In diesem Chaos behinderten sich die Danavas gegenseitig, stießen sich zu Boden und schlugen sogar aufeinander ein.

Mit flammenden Pfeilen ließ ich ihre Köpfe zu Hunderten rollen. So hart von mir bedrängt, zogen sich die Nachkommen der Diti in ihre Stadt zurück, erhoben sich mit ihr in den Himmel und suchten Zuflucht zu dämonischer Illusion. Doch mit einem mächtigen Pfeile Schauer versperrte ich ihnen den Weg. Nur durch den einstigen Segen Brahmaas fanden die Daityas noch Schutz in ihrer durch den Himmel reisenden, strahlenden Stadt, die sich bewegen konnte, wie es ihr beliebte. Mal tauchte die Stadt in die Erde ein, mal floh sie aufwärts. Als nächstes schlug sie Haken, dann verschwand sie wieder im Wasser. Doch ich verfolgte die große, Amaravati gleichende Stadt, wie sie hin- und her stürmte und griff sie und ihre Bewohner unablässig mit himmlischen Waffen an, bis die von meinen starken Eisenpfeilen schwer beschädigte Stadt geschwächt zu Boden sank und ihre Krieger vom Schicksal getrieben durcheinander wimmelten...
 
Mahabharat Buch 3.173 -2

Shivas Waffe - Raudra

So konnten ihnen meine Geschosse plötzlich nichts mehr anhaben, und ihre Pfeile machten mir zu schaffen. Das schmerzte sehr, und ich spürte eine grässliche Furcht. So sammelte ich alle meine Energie, verbeugte mich vor Rudra, dem Gott der Götter, und bat: „Möge allen Wesen Wohl geschehen.“ Und dann legte ich die gewaltige Waffe auf die Bogensehne, welche unter dem Namen Raudra alle Feinde besiegt. In diesem Augenblick entdeckte ich einen Danava mit drei Köpfen, klaren Augen, drei Gesichtern und sechs Armen. Sein Haar war feuerrot, und anstelle von Kleidung trug er große, züngelnde Schlangen.

Mit dem Blick auf diesen fürchterlichen Danava gerichtet, spannte ich Gandiva mit der tödlichen und ewigen Waffe Raudra, verbeugte mich innerlich vor dem dreiäugigen Shiva, und entließ ohne Angst diese unermessliche Energie, um diesen Anführer der Danavas zu vernichten. Sobald die Waffe meine Bogensehne verlassen hatte, erschienen tausende Formen von Hirschen, Löwen, Tigern, Bären, Büffel, Schlangen, Kühen, Sarabhas, Elefanten, Scharen von Affen, Stieren, Ebern, Katzen, Hunden, Gespenstern, Bhurundas, Geiern, Garudas, Chamaras, Leoparden, Bergen, Seen, Himmlischen, Weisen, Gandharvas, Geistern mit Yakshas, den götterverachtenden Dämonen, Guhyakas, Nairitas, Haien mit Elefantenrüsseln, Eulen, Wesen in Fisch- oder Pferdeform, Wesen, die Schwertern oder anderen Waffen ähnelten und Rakshasas, welche Keulen und Schlaghölzer schwenkten.

Die Waffe füllte das ganze Universum mit diesen und vielen anderen Wesen aller Gestalt und Form. Und all diese verschiedenartigen Wesen griffen die Danavas an, verwundeten die dreiköpfigen, vierfüßigen, viermündigen oder vierarmigen Danavs, bis sie alle mit Blut, Fett, Knochen und Mark bedeckt ihr Ende fanden. Im nächsten Augenblick sandte ich Scharen von Pfeilen hinterher, welche die Quintessenz von Steinen und loderndem Feuer und die Kraft des Blitzes in sich trugen. Als ich alle Danavas von Gandiva hingestreckt und leblos fand, verbeugte ich mich erneut vor dem großen Gott, dem Vernichter von Tripura.

Matali freute sich sehr beim Anblick der mit himmlischen Ornamenten geschmückten und von Raudra zermalmten Danavas. Nachdem er diese unvergleichlich große Tat miterlebt hatte, deren Vervollkommnung selbst den Himmlischen verwehrt war, ehrte er mich höchst zufrieden mit gefalteten Händen und sprach: Du, oh Held, hast ein Meisterstück vollbracht, wie es selbst der Herr der Himmlischen nicht vermochte. Die durch den Himmel schwebende Stadt, die für Götter und Dämonen uneinnehmbar war, hast du durch deinen Heldenmut und deine asketische Energie bezwungen.

Schon bald darauf kamen die Ehefrauen der getöteten Danavas mit zerzaustem Haar und laut weinend wie die Kurari Vögel aus der Stadt. Sie beklagten ihre Söhne, Väter, Brüder und Gatten und fielen mit gellen Verzweiflungsschreien zu Boden. Sie schlugen sich so hart auf die Brust, daß ihre Girlanden und Ornament abfielen. Und so füllte sich die schöne Stadt mit Wehgeschrei, Trauer und Kummer, so dass sie all ihre Anmut verloren wie ein Teich ohne Elefanten, oder ein Wald ohne Bäume. Ohne ihre Herren war sie nicht länger herrlich und löste sich auf wie eine Wolke am Sommerhimmel.

So fuhr mich Matali mit frohem Sinn nach vollbrachter Heldentat zur Stadt des Herrn der Himmlischen zurück. Als ich wieder vor Indra trat, hatte ich die mächtigen Danavas geschlagen, Hiranyapura zerstört und auch die Nivata Kavachas ausgelöscht. Und Matali erzählte seinem Herrn Indra alle Einzelheiten des Geschehens und alle meine Errungenschaften. Höchst zufrieden über die Auflösung der Illusionen rief der göttliche Purandara nebst den Maruts: „Bravo! Bravo!“

Und mit weiteren lieblichen Worten erfreuten mich dann die Himmlischen:
Deine Großtat war Göttern und Asuras verwehrt. Indem du die mächtigen Feinde schlugst, hast du deinem Lehrer seinen Lohn gezahlt. Von nun an, oh Dhananjaya, sollst du in der Schlacht immer ruhig und besonnen deine unfehlbaren Waffen benutzen. Weder Himmlische, noch Danavas, Rakshasas, Yakshas, Asuras, Gandharvas, Vögel oder Schlangen sollen dir im Kampfe widerstehen können. Und dein Bruder Yudhishthira wird die Erde regieren, welche durch die Kraft deiner Arme erobert wird.
 
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Mahabharat Buch 3.174

Lob von Yudhishthira

Arjuna erzählte weiter:
Voller Vertrauen sprach da Indra zu mir, der ich durch viele Geschosse verwundet war, wie zu seinesgleichen:
Alle himmlischen Waffen sind mit dir, so wird dich kein Mensch auf Erden auf irgendeine Weise überwältigen können. Im Schlachtfeld zählen Bhishma, Drona, Kripa, Karna, Shakuni und all die anderen Kshatriyas nicht ein Sechzehntel von dir.

Dann übergab mir der Herr Maghavan diesen goldenen Kranz, die gewaltig dröhnende Muschel Devadatta und diese undurchdringliche, himmlische Rüstung, die jeden Körper beschützen kann. Dann setzte er mir mit eigenen Händen dieses Diadem aufs Haupt und schenkte mir elegante und seltene Schmuckstücke von unirdischer Machart. Hochgeehrt und vergnügt lebte ich auf diese Weise in Indras heiliger Heimstatt mit den Kindern der Gandharvas. Nach einer Weile sprach Indra mit lieben Worten zu mir:
Oh Arjuna, nun ist die Zeit deines Abschieds gekommen. Deine Brüder denken an dich.

Da kamen all die Erinnerungen an das Würfelspiel wieder zu mir. Fünf Jahre hatte ich bei Indra gelebt, doch nun kehrte ich zurück und sah dich, oh König, von deinen Brüdern umgeben auf diesem Gipfel der niederen Bergkette des Gandhamadana.

Yudhishthira sprach:
Oh Dhananjaya, durch gutes Schicksal wurden die Waffen von dir erlangt, und der Meister der Unsterblichen wurde von dir verehrt. Ein gutes Schicksal hat dir den göttlichen Sthanu (Shiva) und seine Göttin enthüllt. Er war zufrieden mit dir im Kampf, oh Sündenloser, und gutes Schicksal ließ dich auf die Lokapalas treffen. Oh bester der Bharatas, das Schicksal ist uns wohlgesonnen, denn du kehrtest zurück und wir gediehen. Für mich ist heute die ganze Welt mit ihrem Kranz an schönen Städten schon erobert und die Söhne Dhritarashtras besiegt. Doch nun bin ich begierig, oh Partha, die himmlischen Waffen zu schauen, mit denen du die mächtigen Nivata Kavachas geschlagen hast.

Arjuna antwortete: Morgen früh wirst du alle himmlischen Waffen sehen, die ich in der Schlacht mit den Danavas benutzte.

Bei dieser Erzählung Arjunas war es Abend geworden, und die Brüder verbrachten die Nacht in trauter Gemeinschaft.
 
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