Mahabharata

Mahabharata 3. Buch

13 – Krishna liebt zu spielen und wenn Er im Spiel ist, lässt Er sich von den Details des Spiels überraschen

Das Würfelspiel bringt den Menschen viel unerwartet Böses
Frauen, Würfeln, Jagd und Trinken sind die vier Übel, die den Mann vom Wohlstand fernhalten

Vasudev sprach: Ihr Herren der Erde, wenn ich in Dwaraka gewesen wäre, hätte euch dieses Übel nie befallen. Ich wäre auch uneingeladen zum Würfelspiel gekommen und hätte es verhindert. Mit Hilfe von Bhishma, Drona, Kripa oder Valhika hätte ich alles Böse aufgezeigt, was damit verbunden ist. Oh ihr Hohen, ich hätte zu Dhritarashtra gesagt: „Du bester Monarch, halte deine Söhne vom Würfeln fern!“ Doch nun überkam dich all dies Elend, wie auch der Sohn von Virasena (Nala) einst sein Königreich verlor. Ja, die Würfel bringen den Menschen viel unerwartet Böses. Ich hätte davon gesprochen, wie ein Mann, der einmal dem Würfelspiel verfällt, nicht mehr damit aufhört.

Frauen, Würfeln, Jagd und Trinken sind die vier Übel, die den Mann vom Wohlstand fernhalten, denn er wird süchtig nach diesen Versuchungen. Die in den Shastren Gelehrten sind überzeugt, daß von den vieren alles Unheilsame herrührt. Wer dem Würfelspiel verfallen ist, wird seine unheilsamen Folgen erfahren. Ich wäre vor den Sohn der Ambika getreten und hätte ihm erklärt, daß die Würfel einem Mann alle Besitztümer an einem Tag nehmen können, daß er der Sorge verfällt, all seinen Reichtum verschwendet und grausame Worte sprechen wird.

Oh Erhalter des Kuru Geschlechts, dies hätte ich ihm alles aufgezeigt und noch viel mehr damit verbundene Übel. Hätte er meine Worte akzeptiert, wäre das Wohl der Kurus und die Tugend gerettet gewesen. Doch wenn er meine lieben Ratschläge, wie Medizin dargereicht, abgelehnt hätte, dann hätte ich ihn gewaltsam gezwungen. Auch, wenn seine Gefolgsleute ihn unterstützt hätten, gemeinsam mit ihren vermeintlichen Freunden, die doch in Wahrheit seine Feinde gewesen wären, hätte ich sie alle geschlagen mitsamt den anwesenden Spielern.

Oh Kaurava, weil ich nicht anwesend war, versankest du in diese Trauer wegen des Würfelspiels. Oh Sohn des Pandu, bester Kuru, als ich wieder nach Dwaraka kam, erfuhr ich von Yuyudhana die Katastrophe. Und gleich, nachdem ich alles vernommen hatte, oh bester König, kam ich mit kummervollem Herzen zu dir geeilt. Ach, ihr Bullen des Bharata Geschlechts seid nun in einer schlimmen Notlage, und ich sehe euch an, wie ihr im Unglück versunken seid.
 
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14 – Krishna erzählt vom Angriff auf Dwaraka
Salwa kam mit einem fliegenden, geist-gelenkten Wagen

Salwa besaß auch eine in der Luft schwebende Stadt


Yudhishthira fragte: Oh Krishna, warum warst du nicht in Dwaraka? Wo warst du, und was hast du außerhalb deines Königreiches gemacht?

Krishna antwortete: Oh Bulle der Bharatas, ich zog aus, um die in der Luft schwebende Stadt von Salwa zu zerstören. So höre auch die Gründe, warum ich mich dazu entschloß. Wie du ja weißt, wurde der heldenhafte Sohn von Damaghosa, der weithin bekannte König Sisupala mit den mächtigen Armen und der großen Energie, von mir bei deinem Rajasuya Opfer getötet, weil dieser Niedriggesinnte vor Ärger nicht die Ehren ertragen konnte, dir mir angeboten wurden. Als dies Salwa vernahm, kam er wutentbrannt nach Dwaraka, als ich nicht da war. Er kam auf einem prächtigen Wagen gefahren, der aus kostbaren Metallen und Edelsteinen gemacht war und deshalb den Namen Sauva trug (auch Salwas Stadt im Himmel trägt den Namen Sauva), und focht gnadenlos mit den jungen Prinzen des Vrishni Geschlechts.

Er schlug sich mit vielen von den Jünglingen, die großen Heldenmut zeigten, und verwüstete die Gärten der Stadt. Dabei rief er: „Wo ist dieser Lump der Vrishnis, dieser übelgesinnte Sohn von Vasudev? Ich werde in der Schlacht seinen Stolz demütigen, da er so eifrig nach Kampf begehrt! Sagt mir, wo er ist. Ich werde ihn aufsuchen. Und nachdem ich den Vernichter von Kansa und Kesi getötet habe, komme ich hierher zurück. Ich schwöre es bei meinen Waffen, ich werde nicht zurückkehren, ohne ihn getötet zu haben!“ So schrie er beständig: „Wo ist er? Wo ist er?“, und rauschte von einem Ort zum anderen, um mich zum Kampf zu fordern. Auch sagte Salwa: „Mich treibt der Zorn über den Tod von Sisupala. Noch heute werde ich diesen erbärmlichen Betrüger mit dem gemeinen Geist in die Wohnstadt von Yama senden. Er hat meinen Bruder Sisupal getötet, der nur ein zarter Jüngling war und nicht mal im offenen Kampf, sondern völlig unvorbereitet geschlagen wurde.“

So wütete er, großer König, beschimpfte mich und erhob sich mit seinem kostbaren, geist-gelenkten Wagen wieder in den Himmel. Als ich nach Dwaraka zurückgekehrt war, erfuhr ich alle seine Reden, und Zorn bewegte mich. Er hatte die Bürger von Dwaraka gequält, mich beleidigt und übermäßigen Hochmut gezeigt. Ich überlegte alles gründlich und kam zu dem Entschluß, diesen übelgesinnten und hinterhältigen König von Martika zu schlagen. So brach ich auf und suchte ihn überall, bis ich ihn auf einer Insel inmitten des Ozeans fand. Da blies ich mein Muschelhorn Panchajanya, welches dem Meer entstammt, und forderte Salwa zum Kampf, oh König. Ich war bereit und war sofort in eine Schlacht mit zahlreichen Danavas verwickelt, die ich besiegte und zu Boden streckte. Deshalb konnte ich nicht zu dir eilen, oh Starkarmiger. Sobald ich von diesem unfairen Spiel in Hastinapura vernahm, kam ich zu dir, denn ich wollte bei dir sein, so unglücklich, wie du jetzt bist.
 
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15 - 16 – Kampf in Dwaraka

Yudhishthira fragte weiter: Oh ruhmreicher Vasudev mit den mächtigen Waffen, erzähl mir alle Einzelheiten vom Tode Salwas. Meine Neugier ist von deiner kurzen Geschichte noch nicht gestillt.

Und Vasudev (Krishna) erzählte: Nun, starkarmiger König, nachdem Salwa zu Ohren gekommen war, daß ich Sisupala erschlagen hatte, zog er gen Dwaraka. Der hinterhältige König ließ seine Truppen rings um die Stadt Aufstellung nehmen. Er selbst begab sich in die höheren Regionen und begann den Kampf mit einem dichten Schauer von Geschossen nach allen Seiten. Nun, mein König, die Stadt war gut gerüstet und befestigt mit Gefechtstürmen, Wachen, Mauern, alle Arten von Waffen und Maschinerie, Gewölben, Barrikaden aus spitzem Holzgeflecht, reichlich gefüllten Vorratskammern, befestigten Bögen und Brücken, Waffen für Angriff und Verteidigung, wie Maschinen, die brennende Fackeln schleudern konnten, genügend wassergefüllte Fässer zum Löschen, ... Die Stadt wurde auch von zahlreichen Streitwagen beschützt, sowie von Kuru, Gada, Samba und anderen, schlachterfahrenen Kriegern aus edlem Hause. ...

Ugrasen und Uddhav ließen überall verkünden, daß niemand (Alkohol) trinken sollte, damit keine Unachtsamkeit aufkäme. Und alle Vrishnis und Andhakas wußten sehr wohl, daß Salwa sie töten würde, wenn sie unaufmerksam handelten, und blieben achtsam und nüchtern. Die Wächter vertrieben sogleich alle Schauspieler, Tänzer und Sänger aus der Stadt, die Brücken über die Flüsse wurden zerstört, ... Die Krieger waren mit Lohn und Vergünstigungen, ihren Rationen, Waffen und Kleidern höchst zufrieden, denn es gab nicht einen unter ihnen, der nicht mit Gold bezahlt worden wäre. ... Und so stellte sich die gut gerüstete Stadt Dwaraka unter Führung von Ugrasen dem Angriff des Feindes.


16 – Die Zweikämpfe von Samba und Charudeshna

Vasudev fuhr fort: Oh König der Könige, Salwa kam zu unserer Stadt mit einem immensen Heer mit Infanterie, Kavallerie und Elefanten. Seine vierfachen Truppen benötigten viel Platz mit ausreichend Wasser. Nur die Verbrennungsplätze, die den Göttern geweihten Tempel, die heiligen Bäume und Ameisenhügel wurden von ihnen nicht besetzt, sonst waren sie überall. Alle Straßen und auch die geheimen Eingänge nach Dwaraka wurden von Salwas Armee blockiert. Wie Garuda, der König der Vögel, stieß Salwa auf Dwaraka herab, und wurde dabei von seiner in Waffen erfahrenen Armee begleitet. Seine Truppen hatten eine dichte Aufstellung an Wagen, Elefanten, Kavallerie genommen, und über allem wehten zahllose Banner. Seine Krieger waren wohl genährt und gut bezahlt, waren überaus stark und zeigten alle Zeichen von Heldentum. Sie trugen wunderbare Bögen und hatten die besten Streitwagen zur Verfügung.

Die jungen Vrishni Prinzen waren entschlossen, dem Angriff von Salwa entgegenzutreten. Charudeshna, Samba und der mächtige Krieger Pradyumna rüsteten sich, trugen stolz ihre Ornamente, bestiegen die Wagen und marschierten unter wehenden Bannern aus der Stadt. Samba nahm seinen Bogen und griff Kshemavriddhi an, den Kommandeur von Salwas Truppen und sein oberster Berater. Der Sohn von Jambavati (und Krishna) ließ einen lang andauernden Schauer von Pfeilen auf den Gegner regnen, wie Indra Regen schickt. Doch Kshemavriddhi ertrug den Pfeilestrom so unbeweglich wie der Himavat und schickte im Gegenzug einen noch viel kraftvolleren Hagel an Geschossen zurück, welcher von der Kraft der Illusion begleitet wurde. Samba zerschlug mit entsprechender Gegentäuschung diesen Pfeilehagel und sandte auf den Streitwagen seines Gegners tausend Pfeile.

Überwältigt und durchbohrt verließ da Kshemavriddhi mithilfe seiner schnellen Pferde das Schlachtfeld. Doch sogleich, nachdem der übelgesinnte Anführer von Salwas Heer das Feld verlassen hatte, griff ein mächtiger Daitya namens Vegavat meinen Sohn an. Doch mein heldenhafter Samba, dieser Erhalter der Vrishni Linie, ertrug die Attacke und wich nicht von seinem Posten. Mit unerschöpflichem Heldenmut wirbelte mein Sohn eine schnelle Keule auf Vegavat. Und dieser fiel von der Keule getroffen krachend zu Boden wie ein verwitterter und hohler Herr des Waldes mit schwachen Wurzeln. Als dieser gewaltig starke Asura (nicht Dämon!) gefallen war, drang mein Sohn in das mächtige Heer ein und kämpfte mit allen.

Charudeshna kämpfte in der Zwischenzeit mit einem weithin berühmten Danava Krieger namens Vivindhya, welcher einen großen und gewaltigen Bogen trug. ... Da beschwor der Sohn von (Rukmini und Krishna) eine Waffe mit Zauberformeln und legte die wie Feuer Glänzende auf seine Bogensehne. Diese Waffe war in der Lage, alle Feinde zu vernichten. Zornig entließ er sie auf seinen Gegner Vivindhya und dieser fiel als lebloser Körper zu Boden. Da schwankte das ganze Heer Salwas, und es war Zeit, daß dieser seinen wunderbaren Wagen bestieg, welcher ihn überall hin tragen konnte. Bei diesem Anblick jedoch erzitterten die Truppen von Dwaraka vor lauter Furcht.

Doch nun, oh König mit den mächtigen Armen, marschierte Pradyumna auf und ermunterte die eigenen Leute mit folgenden Worten: „Schwankt und zaudert nicht! Steht und schaut auf mich, wie ich kämpfe. Ich werde mit schierer Kraft den Wagen nebst Salwa zurückschlagen. Ihr Yadavas, mit eigener Hand und starkem Bogen werde ich meine schlangengleichen Waffen absenden und das Heer von König Salwa zerstreuen. Seid guten Mutes, ihr alle! Fürchtet euch nicht! Noch heute wird Salwa fallen. Er wird Vernichtung erfahren, wenn ich ihn und seinen Wagen angreife.“ Oh Sohn des Pandu, diese Worte sprach Pradyumna mit freudigem Herzen, und das Heer der Yadavas blieb auf dem Schlachtfeld und kämpfte tapfer weiter.
 
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17 – Der Kampf zwischen Pradyumna und Salwa

Vasudeva erzählte weiter: Oh Bulle des Bharata Geschlechts, so bestieg Pradyumna, der Sohn von Rukmini (und Krishna), seinen goldenen Streitwagen, welcher von vorzüglichen und in Rüstungen gehüllten Rossen gezogen wurde. Über ihm wehte eine Flagge, welche die Gestalt einer Makara mit aufgerissenem Maul und so furchtbar wie Yama zeigte. Seine Pferde berührten kaum den Boden und nahezu fliegend näherte er sich dem Feind. Der Held trug Schwert und Köcher, und seine Finger waren in Leder gehüllt. Er ließ seinen grell leuchtenden Bogen mit großer Kraft erklingen, warf ihn fast verächtlich von einer Hand zur anderen und stiftete so Verwirrung unter den Danavas und anderen Kriegern von Salwa.

Gelassen saß er auf seinem Wagen und schlug unablässig die Danavas in der Schlacht, so daß niemand auch nur die kleinste Unterbrechung zwischen seinen erfolgreichen Pfeilen bemerken konnte. Weder veränderte sich die Farbe seines Gesichts, noch zitterten seine Glieder. Die Krieger hörten nur seinen lauten und löwenartigen Schlachtruf, der von seiner wunderbaren Heldenkraft zeugte. Und das Fische verschlingende Meeresungeheuer auf dem Banner dieses hervorragenden goldenen Streitwagens erzeugte mit seinem weit aufgerissenem Maul große Angst in den Herzen der Salwa Krieger. So mähte Pradyumna seine Feinde nieder und eilte schnell gegen Salwa selbst, um ihm die Stirn zu bieten.

Dieser fühlte sich durch den heldenhaften Pradyumna herausgefordert und ärgerlich stieg er mit seinem schönen und nicht zu bremsenden Wagen hinab, um sich Pradyumna zu stellen. So sahen die Krieger einen Kampf, der dem Zweikampf von Indra und Bali glich. Oh Held, der ruhmreiche und mächtige Salwa entließ sogleich viele Pfeile auf Pradyumna, welche jener mit starken Armen und einem ebenso dichten Pfeileschauer beantwortete. Salwa ließ nicht ab und schickte Pfeile auf meinen Sohn, die brannten wie Feuer. Doch der mächtige Pradyumna parierte sie geschickt und kraftvoll. Salwa schickte noch mehr glänzende Waffen gegen meinen Sohn, doch dieser entließ ohne zu zögern einen Pfeil, welcher in der Lage war, die Eingeweide des Gegners zu durchbohren.

Der Pfeil meines Sohnes durchdrang die Rüstung von Salwa, verletzte sein Herz und Salwa wurde ohnmächtig. Bei diesem Fall flohen die führenden Danavas vom Schlachtfeld und zerwühlten dabei mit ihren Füßen den Boden. Mit viel Wehklagen sahen sie ihren König bewußtlos zu Boden sinken. Doch dem mächtigen Salwa kamen bald die Sinne wieder, er erhob sich und kämpfte plötzlich weiter gegen Pradyumna. Schwer wurde da auch Pradyumna von den Pfeilen seines Gegners am Hals durchbohrt, und ihn verließen die Kräfte. Das ließ Salwa triumphierend aufschreien, so daß sein Gebrüll die Erde erfüllte. Ohne einen Moment zu verlieren schoß Salwa immer mehr hart zu ertragende Pfeile auf meinen Sohn, so daß jener bewußtlos niedersank und sich nicht mehr bewegte.
 
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18 – Der Krieger sollte unter keinen Umständen den Schlachtfeld verlassen
Denn einem solchen gebührt Schande und Spot

Vasudeva sprach: Oh König, als sie die Ohnmacht von Pradyumna bemerkten, wurden die Vrishni Krieger mutlos und traurig. ... Der geübte Wagenlenker von Pradyumna wendete den Streitwagen, als sich Pradyumna nicht mehr bewegte und trug ihn mit seinen flinken Pferden außer Reichweite der furchtbaren Pfeile von Salwa. Doch der Wagen war noch nicht weit gekommen, als diesem besten Krieger die Sinne wiederkamen, er seinen Bogen ergriff und zum Wagenlenker sprach: „Oh Sohn eines Suta, was hast du getan? Warum verläßt du das Schlachtfeld? ...“

Der Wagenlenker antwortete: Oh Sohn von Janarddana, weder Verwirrung noch Angst haben von mir Besitz ergriffen. Doch ich meine, daß es schwierig für dich ist, Salwa zu besiegen. Daher habe ich mich langsam vom Feld zurückgezogen. Dieser Gegner ist stärker als du. Und es ziemt sich für einen Wagenlenker, den bewußtlosen Krieger auf dem Wagen zu beschützen, mag er auch noch so tapfer sein. Oh du, dem ein langes Leben gegeben ist, du solltest immer von mir beschützt werden, so wie du mich beschützen solltest. ...

Doch Pradyumna mit der Makara in seinem Banner sprach zu seinem Wagenlenker: Wende den Wagen, und tu dies nie wieder, oh Sohn von Daruka. ... Du bist im Geschlecht der Wagenlenker geboren und in dieser Aufgabe ausgebildet. Du bist mit den Gebräuchen der Vrishnis in der Schlacht vertraut. Darum kehre niemals wieder um, wie du es eben getan hast. Was würde der unbezähmbare Madhava (Krishna) zu mir sagen, wenn er erführe, daß ich mich vor lauter Verwirrung vorm Kampf gedrückt habe? Oder daß man mich im Rücken traf, weil ich floh? Was würde der ältere Bruder von Kesava dazu sagen, der starkarmige und vom Weine trunkene Baladeva mit dem blauen Gewand? ...

Sie werden sagen: Oh, dieser Pradyumna ist ein Feigling, der sich von der großen Schlacht davonschleicht. Schande über ihn! Niemals werden sie mich loben. Denn einem solchen gebührt Schande und Spott, oh Suta, und Spott ist für mich und Menschen wie mich schlimmer als der Tod. Kehre dich also nie mehr von der Schlacht ab. Hari (der Transzendentale Herr - Krishna) ging zum großen Opfer von Yudhishthir und übergab mir die Verantwortung. ... Oh Suta, als der mutige Kritavarman sich daranmachte, mit Salwa zu kämpfen, hielt ich ihn ab und sprach: Ich werde Salwa aufhalten! Bleib du hier! Und um mich zu ehren, hielt sich Kritavarman zurück. Wenn ich mich nun vom Schlachtfeld abkehre, was soll ich diesem mächtigen Krieger sagen?

Und was soll ich diesem Unbezähmbaren mit den gewaltigen Waffen und den Lotusaugen sagen, dem Träger von Muschel, Diskus und Keule, wenn er wiederkommt? Satyaki und Baladev, und alle Vrishni und Andhaka Krieger lobten mich immer... Oh Suta, ich könnte niemals mit Wunden von Pfeilen in meinen Rücken weiterleben, weil du mich forttrugst. So wende schnell den Wagen und tu dies nie wieder, auch nicht bei größter Gefahr. ... So führe mich zurück zum Kampf!
 
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19 – Der Schöpfer im inneren des Universums - Brahmaa (Gott El bei den Phönizier)
hatte den Tod Salwas durch Krishnas Hand bestimmt


Vasudeva fuhr fort: Nach diesen Worten eilte sich der Sohn eines Suta, dem starken Pradyumna mit lieber Rede zu begegnen:
Oh Sohn von Rukmini, ich fürchte mich nicht, die Pferde in die Schlacht zu führen, und ich kenne die Gebräuche der Vrishnis sehr wohl. Es ist, wie du sagst. Doch uns Wagenlenker wird gelehrt, daß der Krieger auf dem Wagen mit allen Mitteln zu beschützen ist. ... Ohne Angst werde ich nun in die berühmte Aufstellung von Salwa eindringen.

So zog der Wagenlenker die Zügel straff und führte die Pferde in vollem Galopp zurück in die Schlacht. ... So umrundeten sie Salwas Armee so leicht, daß alle, die es sahen, sich nur wundern konnten. Doch in Salwa erregte dieses Manöver Zorn. Sogleich schoß er drei Pfeile auf den Wagenlenker seines Gegners, doch dieser nahm von der Gewalt, mit der die Pfeile ankamen, keine Notiz und fuhr unverdrossen weiter. Da entließ Salwa auf meinen Sohn mit Rukmini einen Schauer der verschiedensten Geschosse. Pradyumna zeigte lächelnd die Leichtigkeit seiner Hand und zerschnitt alle Geschosse, bevor sie ihn erreichen konnten. So nahm Salwa Zuflucht zur gräßlichen Illusion, welche der Natur der Asuras entspricht, und sandte weitere Waffen in dichten Schauern.

Auch diese mächtigen Daitya (von Diti - die Mutter der Asuras) Waffen zerstückelte mein Sohn in viele Teile mithilfe seiner Brahma- Waffe. Außerdem sandte Pradyumna andere geflügelte und bluttrinkenden Pfeile ab, welche Salwas Waffen parierten und auch noch seinen Kopf, sein Gesicht und die Brust durchbohrten. Von diesen Wunden fiel Salwa ohnmächtig zu Boden. Auf den fallenden Salwa mit dem gemeinen Geist zielte mein Sohn nun mit einem weiteren Pfeil, welcher in der Lage war, jeden Feind zu schlagen. Dieser Pfeil wurde von allen Dasarhas zutiefst verehrt. Er flammte wie Feuer und war so gefährlich wie eine giftige Schlange. Schon als er auf die Bogesehne gelegt wurde, füllte sich das Firmament mit Wehklagen.

Die Götter mit Indra und Kuvera an der Spitze sandten schleunigst Narada und den Gott des Windes hinab, beide so schnell wie der Gedanke. Sie traten vor Pradyumna hin und überbrachten ihm die Botschaft der Himmlischen: „Oh Held, es ist nicht deine Aufgabe, Salwa zu töten. Zieh den Pfeil zurück, denn Salwa kann von dir im Kampfe nicht getötet werden. Kein atmendes Wesen wird von diesem Pfeil verschont. Oh du mit den mächtigen Waffen, der Schöpfer (Brahmaa) hat seinen Tod durch Krishnas Hand bestimmt. Laß diese Fügung geschehen.“ Da nahm Pradyumna mit heiterem Herzen den Pfeil von seinem vorzüglichen Bogen und legte ihn in seinen Köcher zurück. Und der mächtige Salwa erhob sich entmutigt und schwer verwundet von Pradyumnas Pfeilen und eilte von dannen. Auf seinem kostbaren Wagen verließ er Dwaraka und eilte durch die Lüfte.
 
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20 – Krishna kämpft mit Salwa - Mit einem Mal erglänzte die Himmelswölbung wie hundert Sonnen, hundert Monde und zehntausend Sterne

Vasudeva sprach: Nur wenig nach dem Rückzug Salwas kehrte ich nach Abschluß deines großen Opfers, oh König, nach Dwaraka zurück. Bei meiner Ankunft fand ich Dwaraka glanzlos und nirgends war der Klang von vedischen Gesängen zu hören oder Opferriten zu sehen. Die edlen Damen hatten ihren Schmuck abgelegt, und den Gärten fehlte alle Schönheit. Beunruhigt fragte ich da den Sohn von Hridika: „Warum sind die Männer und Frauen in unserer Stadt so schwermütig, oh Tiger unter den Männern?“ Und Kritavarman erzählte mir in allen Einzelheiten die Invasion von Salwa und seinen Rückzug. Als ich alles vernommen hatte, oh Bester der Bharatas, entschloß ich mich, Salwa zu schlagen.

Ich ermutigte die Bürger und sprach heitere Worte zu König Ahuka, König Anakdundhuvin (Vasudeva, Krishnas Vater) und den anderen Vrishni Helden, wie: „Bleibt in der Stadt, ihr Bullen der Yadavas, und sorgt euch um alle Belange hier. Wißt, daß ich ausziehe, um Salwa zu besiegen. Ich kehre nicht eher zurück, bis ich ihn geschlagen habe. Wenn ich zu euch zurückkehre, sind Salwa, sein kostbarer Wagen aus edlen Metallen und seine Stadt vernichtet. Laßt den Dreiklang der Kesselpauke (Dundhubi) ertönen, welcher allseits Furcht in die Herzen der Feinde senkt.“

Da antworteten die Helden freudig: „Geh und vernichte die Feinde!“ Unter dem Segen der Krieger und den glücksverheißenden Worten der Brahmanen verbeugte ich mich vor diesen Besten der Zweifachgeborenen und auch vor Shiva, und marschierte los. ... Wir durchquerten viele Länder, sahen viele baumgekrönte Berge, Teiche und Flüsse, und kamen schließlich im Land von Martikavarta an. Dort hörte ich, oh du Tiger unter den Männern, daß Salwa mit seinem kostbaren, metallenen Wagen nahe des Ozeans gesehen worden war. Ich nahm die Verfolgung auf und erblickte Salwa in seinem Wagen inmitten des tiefwogenden Ozeans. Von Ferne forderte mich dieser Übelgesinnte immer wieder zum Kampfe. Doch die vielen, schnellen Pfeile von meinem Bogen erreichten nicht seinen Wagen, was mich sehr erzürnte. ...

Mein ganzes Heer und ich wurden von einer Wolke von Waffen eingehüllt. Doch mit übermenschlichem Geschick ließ ich zehntausend Pfeile von meinen Bogen fliegen, die ich zuvor mit Mantras erweckt hatte. Doch der wunderbare, metallene Wagen war volle zwei Meilen im Himmel entfernt, und meine Truppen konnten ihn nicht sehen. Es blieb ihnen nur übrig, die Stellung zu halten und mich, wie Zuschauer in der Arena, mit Händeklatschen und lautem, löwenhaftem Gebrüll anzufeuern. Die gefärbten Pfeile, die ich mit meinen Fingern abschoß, bissen sich in die Körper der Danavas wie blutgierige Insekten. Da erhob sich Geschrei von den Getroffenen im metallenen Wagen, die sterbend ins Meer stürzten. Ohne Arme und Beine fielen die Danavas laut brüllend wie Kavandas (kopflose Rümpfe, die übers Schlachtfeld kriechen und wie niedere Geister betrachtet werden) herab und wurden von den Geschöpfen des Meeres verschlungen.

Mächtig blies ich da mein Muschelhorn Panchajanya, das aus dem Meer stammt und so anmutig wie eine Lotusblüte ist und so weiß wie Milch, der Mond, Silber oder Jasmin (Kunda). Als Salwa seine Krieger fallen sah, begann der Besitzer des kostbaren, metallenen Wagens mittels Illusion zu kämpfen. Er schleuderte unablässig Keulen, Eisenstangen, geflügelte Wurfpfeile, Speere, Streitäxte, Schwerter, lodernde Pfeile, Blitze, Schlingen, Säbel, Kanonenkugeln, Wurfäxte und explodierende Geschosse auf mich. Doch ich verwehrte ihnen den Weg und zerstörte sie alle mit der entsprechenden Gegenillusion. Nun begann er mit Bergesgipfeln zu kämpfen. Außerdem war es abwechselnd hell, dann wieder dunkel, strahlend klar und gleich wieder trüb, mal heiß und sofort wieder kalt.

Es kam auch ein vollkommen dichter Schauer von Erzbrocken, Asche und Felsen. Mit solchen Täuschungen focht der Feind wider mich. Doch sobald ich die Illusion erkannte, vernichtete ich sie mit ihrem Gegenmittel, und verbreitete meine Pfeile in alle Richtungen. Mit einem Mal erglänzte die Himmelswölbung wie hundert Sonnen, hundert Monde und zehntausend Sterne, oh Sohn der Kunti. Niemand konnte mehr sagen, ob es Tag oder Nacht war. Und die Himmelsrichtungen waren nicht mehr zu unterscheiden. Um die Verwirrung zu enden, legte ich da die Waffe der inneren Sicht (Prajnastra) auf meine Bogensehne. Die Waffe flog davon und verteilte sich wie reine Baumwollflöckchen im Wind. Sogleich hatte ich mir das Licht zurückgewonnen, oh bester Monarch, und kämpfte weiter mit dem Feind. Und allen standen die Haare zu Berge bei diesem großen Kampf.
 
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22 – Salwas Tod

Vasudev (Krishna) fuhr fort: Fest hielt ich meinen schönen Bogen in den Händen und trennte mit meinen Pfeilen den Feinden der Himmlischen die Köpfe von den Rümpfen hoch droben in Salwas Wagen. Ich entließ schöne, schlangenartige Pfeile, die hoch fliegen konnte und über große Energie verfügten. Dann verschwand der kostbare Wagen vor meinen verwunderten Augen, denn Salwa bediente sich wieder magischer Illusion. Während ich wartete, war vom Heer der Danavas mit den furchterregenden Gesichtern und gräßlichen Haar ein lautes Gebrüll zu vernehmen.

Da legte ich die Waffe auf die Bogensehne, die den Feind trifft, wenn nur dessen Geräusche zu vernehmen sind. Von diesen wunderbar sonnengleich strahlenden Geschossen wurden all die getroffen, welche laut gebrüllt hatten, und das Geschrei erstarb. Doch an anderer Stelle fing es wieder an, so daß ich in alle Himmelsrichtungen meine vielfältig geformten Pfeile und himmlischen Waffen mit ihren Mantras schickte und alle Asuras schlug, auch wenn sie unsichtbar waren.

Und plötzlich erschien der aus kostbaren Metallen geformte Wagen in Pragjyotisha und verwirrte damit meine Augen. Als nächstes ging ein Schauer aus Felsgestein auf mich nieder, mit dem mich gräßlich gestaltete Danavas überschwemmten, bis sich um mich ein Gebirge mit Klippen, Bergen und Tälern bildete, und mein arg geschundener Wagen, die Pferde, der Fahnenmast und ich selbst ganz darin verschwanden.

Bei dem Anblick wurde die Armee der Vrishni Helden von Panik ergriffen, und sie flohen in alle Richtungen davon. Im Himmel, auf Erden und im Firmament war lautes Wehklagen zu hören, als ich in dieser Notlage war. Meine Freunde weinten und klagten um mich mit schweren Herzen, während die Herzen der Feinde mit Freude erfüllt wurden. Doch dies erfuhr ich erst nach der Schlacht, nachdem ich den Feind besiegt hatte, oh du, der du niemals schwankst.

Ich jedenfalls schleuderte den Donnerblitz, die Lieblingswaffe von Indra, und zerstäubte das drückende Felsgestein. Meine Freunde schöpften wieder Hoffnung und freuten sich sehr, wie Menschen sich freuen, wenn die Sonne durch die Wolken bricht. Doch meine Pferde waren von der Last der Steine fast erdrückt worden und zitterten am ganzen Leib, dem Tode nah.

Da sprach mein Wagenlenker in angemessenen Worten zu mir:
Oh du aus dem Geschlecht der Vrishnis, siehst du Salwa, den Eigentümer des kostbaren metallischen Wagens dort drüben? Achte die Gelegenheit und mach deine Konzentration geltend. Wirf alle Milde und Rücksicht für Salwa ab. Töte ihn, oh du mit den mächtigen Waffen. Laß ihn nicht länger leben, denn ein Feind sollte mit aller Anstrengung vernichtet werden, oh Held.

Selbst ein schwacher Feind unter dem Fuß eines starken Mannes sollte nicht gering geschätzt werden. Was soll ich da noch große Worte machen über einen, der es wagte, uns zum Kampf zu fordern? So streng dich bis zum Äußersten an, oh du Tiger unter den Männern, und vernichte Salwa. Zögere nicht länger. Dieser hier kann nicht mit sanften Mitteln besiegt werden. Und ich meine, er kann auch nicht dein Freund sein, denn er bekämpft dich und verwüstete Dwaraka.

Ich wußte, daß seine Worte richtig waren, und richtete meine volle Aufmerksamkeit auf Salwa und seinen Wagen mit der Absicht, beide zu vernichten. Zu Daruka sprach ich: „Halte den Wagen für einen Moment an.“, und ergriff meine Lieblingswaffe, die wie Feuer loderte, himmlischen Ursprungs war, unwiderstehliche Kraft besaß, niemals abgewehrt werden konnte, vor Energie nur so strotzte und mit großem Glanz in alles eindringen konnte. Ich sprach zu ihr: „Vernichte den Wagen aus kostbaren Metallen zugleich mit allen Feinden, die darin sind.“, und schoß die Waffe mit der Kraft meiner Arme, Mantras und großem Zorn ab.

Der mächtige Diskus Sudarsana hatte in der Schlacht schon viele Danavas, Yakshas und Rakshasas getötet, auch viele Könige aus feindlichen Stämmen, war so scharfkantig wie ein Messer, voller Reinheit, wie der Zerstörer Yama, unvergleichlich und allseits feindevernichtend. Er erhob sich wie eine zweite Sonne in den Himmel und leuchtete so grell wie am Ende des Yuga. Er näherte sich der Stadt Saubha, die allen Glanz verloren hatte, und zerschnitt sie, wie eine Säge einen großen Baum. Von der Energie meines Sudarsana in zwei Teile zerteilt, fiel die Stadt, wie einst die Stadt von Tripura durch Maheshvaras Pfeile fiel.

Der Diskus kam wieder in meine Hand zurück, und ich schleuderte ihn kraftvoll ein zweites Mal mit den Worten: „Geh nun zu Salwa!“ Und Salwa, der gerade eine schwere Keule wirbelte, wurde vom Diskus gleichermaßen gespalten, und seine Energie ließ den Feind auflodern. Nachdem dieser tapfere Krieger gefallen war, erhob sich bei den entmutigten Danavas ein großes Wehklagen. Sie verließen angstvoll ihre prächtige Stadt mit den nun flammenden Palästen und zerstörten Torbögen, die einst so hoch wie der Berg Meru waren. Ich führte meinen Wagen direkt vor die Stadt Saubha und ließ fröhlich mein Muschelhorn ertönen, was die Herzen meiner Freunde mit großer Erleichterung und Freude erfüllte.

So vernichtete ich die Stadt Saubha, tötete Salwa und kehrte anschließend wieder nach Dwaraka und zu meinen Freunden zurück. Das war der Grund, warum ich nicht nach Hastinapura kam, oh Feindebezwinger. Wenn ich da gewesen wäre, hätte das Würfelspiel nicht stattgefunden oder Duryodhana sein Leben verloren. Doch was kann ich jetzt tun? Es ist schwer, die Wasser zu lenken, nachdem der Damm gebrochen ist.

Vaisampayana fuhr fort: Nachdem dieser Beste aller männlichen Wesen, der Vernichter von Madhu, der in seiner Herrlichkeit strahlte, seine Geschichte erzählt hatte, grüßte er die Pandavas und machte sich für die Abreise bereit. Der starkarmige Held ehrte Yudhishthir, den Gerechten, welcher den Gruß erwiderte, und roch an Bhimas Haupt. Arjuna umarmte ihn, und die Zwillinge grüßten ehrfurchtsvoll. Dhaumya zeigte seinen Respekt, und Draupadi nahm mit Tränen Abschied. Er nahm Subhadra und Abhimanyu (Ehefrau und Sohn von Arjuna) mit sich und bestieg nach ihnen seinen goldenen Wagen, von den Pandavas hoch verehrt.

Und nachdem er Yudhishthir getröstet hatte, machte sich Krishna auf den Weg nach Dwaraka. Sein Wagen glänzte so hell wie die Sonne und wurde von den Rossen Saivya und Sugriva gezogen. Nachdem Krishna abgereist war, verließ auch Dhrishtadyumna den Wald und nahm die fünf Söhne von Draupadi mit sich in seine Stadt. Dhristaketu, der König von Chedi, nahm seine Schwester (Karenumati, die Ehefrau von Nakula) bei sich auf, sagte den Pandavas Lebewohl und reiste in seine schöne Stadt Suktimati.

Auch die energetischen Kaikeyis reisten nun ab, nachdem sie die Söhne der Kunti geehrt und gegrüßt hatten. Doch die Brahmanen und Vaisyas verließen die Pandavas nicht, obwohl sie wiederholt darum gebeten wurden. So umgab die hochbeseelten Pandavas im Wald eine außergewöhnliche Schar, oh Bulle der Bharatas. Und nachdem Yudhishthir die hochgeistigen Brahmanen angemessen geehrt und befragt hatte, sprach er zur rechten Zeit zu seinen Gefolgsleuten: „Macht die Wagen bereit.“
 
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23 – Abschied von den Bürgern

Vaisampayana sprach: So reisten der heldenhafte Yudhishthira, Bhima, Arjuna und die Zwillinge, auch Draupadi und ihr Priester in den Wald. Wie Shiva fuhren sie auf kostbaren Wagen mit hervorragenden Pferden und verteilten Berge von Gold, viele Kleider und Kühe an die Brahmanen, welche in Ciksha, Akshara (vedische Aussprache und Orthographie) und Mantras gelehrt waren. Zwanzig Diener folgten ihnen, welche die Bögen und deren Zubehör, glänzende Waffen, Geschosse, Pfeile und anderes Kriegsgerät trugen.

Die Dienerinnen und Ammen sorgten für Draupadis Kleider und Schmuck. Und Indrasena folgte den Prinzen auf einem Wagen. Die hochbeseelten Bürger umschritten die Kurus, die hohen Brahmanen grüßten sie heiter und wurden wiedergegrüßt. Der ruhmreiche König hielt ein wenig inne und betrachtete die große Schar der Einwohnern von Kurujangala. Er fühlte für sie wie ein Vater für seine Söhne, und sie liebten ihn wie einen Vater.

Sie umringten ihn schüchtern und mit Tränen in den Augen klagten sie:
Weh, unser Herr! Ach, oh Dharma! Du bist ein Führer der Kurus und König deiner Untertanen. Wohin gehst du, oh gerechter Monarch? Warum verläßt du deine Bürger und Untertanen, was ein Vater seinen Söhnen nie antun würde? Oh Schande über den Sohn Dhritarashtras mit dem grausamen Herzen! Pfui über den bösartigen Sohn von Suvala! Schande über Karna! Denn diese Übeltäter wünschen dir Tugendhaftem nur Böses.

Du hast dich im unvergleichlichen Indraprastha eingerichtet, das wie der Kailash strahlt, doch wohin gehst du nun und verläßt die Stadt, du ruhmreicher und gerechter König und Vollbringer von außergewöhnlichen Taten? Du verläßt den makellosen Palast, den Maya einst baute, der an Anmut den himmlischen Palästen, ja sogar einer himmlischen Illusion gleicht und immer von den Göttern beschützt wird. Doch wohin gehst du nun, oh Sohn des Dharma?

Da antwortete ihnen Arjuna, welcher um die Wege von Tugend, Vergnügen und Wohlstand wußte, mit lauter Stimme:
Indem er im Walde leben wird, hat der König die Absicht, den guten Ruf seiner Feinde zu schwächen. Folgt ihr den Zweifachgeborenen, die um Tugend und Gewinn wissen, tretet vor die Asketen hin, erbittet Gnade von ihnen und auch, was für uns gut sein mag.

Nach diesen Worten umschritten die Brahmanen und alle anderen Bürger die tugendhaften Männer, grüßten sie freundlich, verabschiedeten die Söhne der Pritha und kehrten mit schweren Herzen in ihre Häuser zurück.
 
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24 – Die Pandavas gehen nach Dwaitavana

Gemeinschaft sagt wer du bist und sein wirst

Vaisampayana fuhr fort: Nun sprach der fest entschlossene Yudhishthir zu seinen Brüdern:
Wir werden nun für zwölf Jahre im einsamen Wald leben. Sucht ihr uns einen Ort in diesem mächtigen Wald, der reich an Vögeln und Hirschen, Blumen und Früchten, schön anzusehen, glücksverheißend und reich an tugendhaften Menschen ist, und wo wir all die Jahre angenehm verbringen können.

Arjuna antwortete verehrend seinem Bruder, als ob dieser sein spiritueller Lehrer sei:
Du hast voller Respekt den großen und alten Rishis gedient. Dir ist nichts unbekannt in der Welt der Menschen. Oh Bulle der Bharatas, mit Ehrfurcht hast du den Brahmanen wie Dwaipayana und dem höchst asketischen Narada gedient, welcher mit kontrollierten Sinnen durch die Tore der Welten schreitet und so zwischen der Welt der Sura-Götter und der von Brahmaa (das erste Lebewesen im Universum und Schöpfer des inneren Teil des Universums), und auch zwischen den Welten der Gandharvas und Apsaras (wenig wichtige Götter und Götinnen) hin- und herwandert.

Du kennst mit Sicherheit die Auffassungen der Brahmanen und ihre Kräfte, oh König. Du weißt, oh Monarch, was uns Gutes bestimmt wurde. Wir werden leben, wo es dir gefällt, großer König. Hier gibt es einen See voller heiligen Wassers, der Dwaitavana genannt wird. Es gibt dort viele Blumen und verschiedenste Vögel, und er ist wunderbar anzuschauen. Wenn es dir beliebt, oh König, können wir die zwölf Jahre dort verbringen. Was denkst du darüber?

Yudhishthira antwortete: Oh Partha, was du sprichst, empfiehlt sich mir. Laßt uns zum gefeierten, heiligen und großen See Dwaita-vana gehen.

So taten sie. Yudhishthira war von zahlreichen Brahmanen umgeben, welche mit dem heiligen Feuer umgingen oder auch nicht. Manche waren dem Studium der Veden hingegeben, andere lebten von Almosen oder gehörten zu den Vana-prasthas (Wald-Zurückgezogene). Den König umgaben viele Mahatmas (große Seelen), die asketischer Erfolg krönte und strenge Gelübde. So reisten die Söhne des Pandu mit all diesen zahlreichen Brahmanen zum Walde Dwaita und erblickten den mächtigen Wald am Ende des Sommers mit all seinen vielen Bäumen wie Sal, Palmen, Mango, Madhuka, Nipa, Kadamba, Sarja, Arjuna und Karnikaras und fast alle waren übervoll mit Blüten bedeckt.

Ganze Schwärme von Pfauen, Datyuhas, Chakaras, Varhinas und Kokilas bevölkerten die stattlichen Bäume und ließen ihre melodischen Gesänge ertönen. Es gab große Herden mit hochgewachsenen Elefantenbullen, denen der Saft von den Schläfen tropfte, und Elefantenkühe so groß wie Berge. Als sie sich dem schönen Fluß Bhogavati (Sarasvati- ausgetrocknet vor etwas 4000 Jahren ) näherten, erblickte der König viele Asketen mit heiligen Seelen in ihren Behausungen, die sich in Kleidung aus Bast gehüllt hatten und verfilzte Locken auf dem Haupt trugen.

Der König und seine Brüder nebst Gefolge stiegen von ihren Wagen ab und betraten den majestätischen Wald wie Indra mit unermeßlicher Energie in den Himmel eintritt. Ganze Scharen von Charanas und Siddhas (wenig wichtige Götter) wollten den der Wahrhaftigkeit hingegebenen Monarchen sehen und strömten in seine Nähe. So umringten die Waldbewohner diesen Löwen unter den Königen, welcher all die Siddhas grüßte und von ihnen wie ein König oder Gott wiedergegrüßt wurde. So betrat Yudhishthira mit gefalteten Händen den Wald und all die Zweifachgeborenen folgten ihm.

Dann ließ sich der ruhmreiche, kluge und tugendhafte König am Fuße eines mächtigen und blühenden Baumes inmitten der Brahmanen nieder wie sein Vater Pandu vor vielen Jahren. Erschöpft von der Reise folgten ihm seine Brüder, Draupadi und die Diener. Und der schöne Baum mit seinen bis zum Boden reichenden, üppig blühenden Zweigen sah mit den fünf ruhmreichen und unter ihm ruhenden Bogenschützen aus wie ein Berg, an dessen Flanken fünf gewaltige Elefanten ruhen.
 
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