Mahabharata

Mahabharata 2. Buch
Lokapala Sabha Khyana Parva –
Die Versammlungshallen der Wächter der Welten


Die Versammlungshalle von Yama (der Richter über die sündigen Verstorbenen)


Narada fuhr fort:
Oh Yudhishthira, ich werde dir nun von der Versammlungshalle des Yama, Sohn von Vivasvat, erzählen, welche Visvakarma erbaute. Höre genau zu. So glänzend wie poliertes Gold erstreckt sich die Halle über weit mehr als hundert Yojanas. Sie strahlt wie die Sonne und enthält alles, was man sich nur wünschen mag. Weder ist es dort zu kühl, noch zu heiß, und immer erfreut sie das Herz. Es gibt dort keinen Kummer und keine Altersschwäche, weder Hunger noch Durst. Nichts Unangenehmes findet dort Platz, auch kein Elend und keine Not.
Müdigkeit oder irgendwelche unguten Gefühle sind unbekannt.
Man findet in der Halle jede gewünschte, himmlische oder menschliche Sache.
Es gibt alle Arten von leckerer Nahrung, ob nun süß oder saftig, immer köstlich zum Lutschen, Schlecken oder Trinken, oh Feindebezwinger.
Die Blumengebinde in dieser Halle duften äußerst wunderbar, und die dort wachsenden Bäume tragen alle Arten von begehrenswerten Früchten.
Es gibt sowohl kaltes als auch heißes Wasser, und immer ist es süß und angenehm.

In dieser Halle warten viele königliche Weise von großer Heiligkeit und brahmanische Weise von großer Reinheit Yama auf und ehren ihn. Da sind allseits Yayati, Nahusha, Puru, Mandhatri, Somaka, Nriga, der königliche Weise Trasadasyu, Kritavirya, Srutasravas, Arishtanemi, Siddha, Kritavega, Kriti, Nimi, Pratarddana, Shivi, Matsya, Prithulaksha, Vrihadratha, Vartta, Marutta, Kushika, Sankasya, Sankriti, Dhruva, Chaturaswa, Sadaswormi, König Kartyavirya, Bharata und Suratha, Sunitha, Nishatha, Nala, Divodasa, Sumanas, Amvarisha, Bhagiratha, Vyaswa, Sadaswa, Vadhraswa, Prithuvega, Prithusravas, Prishadaswa, Vasumanas, Kshupa, Sumahavala, Vrishadgu, Vrishasena, Purukutsa, Dhajin und Rathin, Arshtisena, Dwilipa, der hochbeseelte Usinara, Ausinari, Pundarika, Sharyati, Sharava, Shuchi, Anga, Rishta, Vena, Dushmanta, Srinjaya, Jaya, Bhangasuri, Sunitha, Nishada, Vahinara, Karandhama, Valhika, Sudyumna, der mächtige Madhu, Aila, der starke König der Erde Marutta, Kapotaroman, Trinaka, Sahadeva, und auch Arjuna, Saswa, Krishaswa, König Shashavindu, Rama, der Sohn des Dasaratha, nebst Lakshmana, Alarka, Kakshasena, Gaya, Gauraswa, Rama, Sohn des Jamadagni, Nabhaga, Sagara, Bhuridyumna, Mahashwa, Prithashwa, auch Janak, König Vainya, Varishena, Purujit, Janamejaya, Brahmadatta, Trigarta, König Uparichara, Indradyumna, Bhimajanu, Gauraprishtha, Padma, Muchukunda, Prasenajit, Arishtanemi, Sudyumna, Prithulashwa, Ashtaka auch; dann hundert Könige aus dem Geschlecht der Matsya, Hundert von den Nipa und Hundert vom Haya Geschlecht, hundert Könige mit Namen Dhritarashtra, achtzig Könige namens Janamejaya; hundert Monarchen, die Brahmadatta genannt werden, neben hundert weiteren, die Iri heißen, mehr als zweihundert Bhishmas, auch hundert Bhimas, dann hundert Prativindhyas, hundert Nagas, hundert Pulashas, hundert namens Kasha und Kusha, der König der Könige Shantanu, dein Vater Pandu, Usangava, Shataratha, Devaraja, Jayadratha, der kluge königliche Weise Vrishadharva mit seinen Ministern, tausend andere Könige mit Namen Shashavindu, und zweihundert weitere, die während eines großen Pferdeopfers starben, bei dem viel Reichtum an die Brahmanen verteilt wurde.

All diese heiligen königlichen Weisen mit den großen Errungenschaften und dem immensen Wissen der Shastren umgeben Yama, den Sohn von Vivasvat, und ehren ihn in seiner Versammlungshalle. Auch Agastya, Matanga, Kala (Zeit) und Mrityu (Tod), sind dort, diese Opfer Ausübenden, dann die Siddhas und viele Yogis, auch die Pitris, welche zu den Agniswattas, Fenapa, Ushmapa, Swadhavat und Varhishada gehören, auch solche, welche Formen haben, dann das Rad der Zeit, der ruhmreiche Beförderer der Opferbutter (Agni), alle Sünder unter den menschlichen Wesen nebst denen, die während des Wintersonnenwende gestorben sind, die Bediensteten Yamas, deren Aufgabe es ist, die zugewiesenen Tage für alles und jedermann zu zählen, die Bäume und Pflanzen wie Shingshapa, Palasha, Kasha und Kusha in ihren Verkörperungen – sie alle warten dem Gott der Gerechtigkeit auf und verehren ihn in seiner Halle.

Diese und viele andere sind anwesend in der Halle des Königs der Pitris. Es sind so viele, daß ich dir nicht ihre Namen oder Taten aufzählen kann. Oh Sohn der Pritha, diese entzückende Versammlungshalle kann sich nach dem Willen ihres Eigentümers überall hin bewegen und ist sehr weiträumig. Nach langer Askese erbaute sie Visvakarma, und sie erstrahlt nun in unermeßlichem Glanz und aller Schönheit. Sanyashins (mit einem Yogi-Körper) von strenger Askese, vorzüglichen Gelübden und wahrhafter Rede kommen friedlich, rein und durch vollkommene Taten geheiligt, mit strahlenden Körpern und makelloser Kleidung, Armreifen, goldenen Ohrringen und bunten Blumengirlanden und den Zeichen ihrer Rangfolge auf ihren Körpern regelmäßig in die Halle.

Viele ruhmreiche Gandharvas und schöne Apsaras bevölkern jeden Teil dieser Sabha und erfüllen ihn mit Musik, Gesang, Fröhlichkeit und Tanz. Überall duftet kostbares Parfüm, ertönen liebliche Klänge und hängen himmlische Blumenkränze, was alles dazu beiträgt, daß die Halle höchst gesegnet ist. Hunderte und tausende tugendhafte Wesen von himmlischer Schönheit und großer Weisheit warten auf den ruhmreichen Herrn der erschaffenen Wesen und verehren ihn in seiner Versammlungshalle. So ist die Sabha von Yama, oh Monarch. Doch höre nun von der Versammlungshalle Varunas, welche auch Pushkara Malini genannt wird.
 
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Die Versammlungshallen der Wächter der Welten


9 – Die Versammlungshalle von Varuna

Narada erzählte weiter: Oh Yudhishthira, die himmlische Sabha von Varuna ist von unvergleichlichem Glanze. Ihre Abmessungen ähneln der von Yama, und ihre Mauern und Torbögen sind blendend weiß. Auch dieses Gebäude wurde von Visvakarma erbaut, und zwar inmitten von Wasser. Es ist von allen Seiten von vielen himmlischen Bäumen aus Edelsteinen und Perlen umgeben, welche malerische Früchte und Blüten tragen. Viele Pflanzen gibt es dort, die sich unter dem Gewicht ihrer blauen und gelben, schwarzen und dunklen, weißen und roten Blüten beugen, und damit vorzügliche Laubhütten formen. In diesen schattigen Höhlungen flattern hunderte und tausende schöne Vögel aller Arten herum und zwitschern ihre Melodien. Das Gebäude ist wunderbar angenehm, weder kalt noch heiß. Das rein weiße Versammlungshaus Varunas hat viele Gemächer mit üppigem Mobiliar. Und Varuna thront dort mit seiner Königin in himmlische Gewänder und Ornamente gehüllt.

Mit himmlischen Blumengirlanden und köstlich duftend warten die Adityas Varuna auf und verehren ihn, den Herrn der Gewässer. Ihn umgeben Takshaka und Vasuki, die Nagas mit Namen Airavana, Krishna, Lohita, Padma und Chitra mit der großen Energie, die Nagas Kamvala, Aswatara, Dhritarashtra, Valahaka, auch Matimat, Kundadhara, Karkotaka, Dhananjaya, nebst Panimat und dem mächtigen Kundaka, diesem Herrn der Erde, Prahlada, Mushikada und Janamejaya. Sie alle haben glücksverheißende Zeichen an ihren Körpern, Mandalas und ausgebreitete Hauben. Diese und viele andere Schlangen warten unermüdlich dem ruhmreichen Varuna auf und ehren ihn.

Bali, der Sohn von Virochana, Naraka, dieser Eroberer der ganzen Erde, Sanghrada, Viprachitti, dann jene Danavas, welche Kalakhanja genannt werden, Suhanu, Durmukha, Shankha, Sumanas, auch Sumati, Ghatodara, Mahaparsha, Krathana, Pithara, Viswarupa, Swarupa, Virupa, Mahasiras, Dashagriva, Meghavasas, Dashavara, Tittiva, Vitabhuta, Sanghrada, Indratapana – all diese Daityas und Danavas sind dort, mit Ohrringen, Diademen und Blumenkränzen geziert, in göttliche Roben gehüllt, gesegnet, tapfer, unsterblich, mit angenehmen Betragen und vorzüglichen Gelübden und umgeben ehrfurchtsvoll den ruhmreichen Varuna, die Gottheit mit der Schlinge als Waffe. Auch die vier Ozeane sind da, neben Bhagirathi (Ganga), Kalindi, Vidisha, Venwa, Narmada, der schnelle Strom, Vipasha, Satadru, Chandrabhaga, Sarasvati, Iravati, Vitasta, Sindhu, Devanadi, Godavari, Krishnavenwa, auch die Königin der Flüsse Caveri, Kimpuna, Vishalya, der Fluß Vaitarani, Tritiya, Jeshthila, der große Shone (Soane), Charmanwati, der große Strom Parnasha, Sarayu, Varavatya, die Flußkönigin Langali, Karatoya, Atreyi, die rote Mahanada, Laghanti, Gomati, Sandhya und auch die Trisrotasi – diese und andere heiligen Flüsse und ruhmreichen Ströme, alles Orte für Pilgerreisen, und auch große und kleine Wasserstellen, Teiche und Seen warten ehrend in ihrer personifizierten Form Varuna auf.

Die Himmelsrichtungen, die Erde, alle Berge und alle Arten von Wasserwesen verehren Varuna an diesem Ort. Auch die verschiedenen Stämme von Gandharvas und Apsaras musizieren und singen Lobeshymnen auf ihn. Die Berge, welche alle als sowohl entzückend als auch reich an Juwelen gelten, sitzen in Varunas Sabha und unterhalten sich auf die liebenwerteste Weise. Sunabha, der erste Minister Varunas, ist von seinen Söhnen und Enkelsöhnen umgeben und wartet darauf, seinem Herrn zu dienen, genau wie das heilige Wasser namens Go (Dutt: Pushkara Thirta Go). Sie alle ehren die Gottheit. Oh Bulle der Bharatas, diese Versammlungshalle von Varuna habe ich auf meinen Wanderungen gesehen. Doch höre nun meine Beschreibung von der Halle Kuveras.
 
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10 – Die Versammlungshalle von Kuvera

Das Versammlungshaus von Vaishravana (Kuvera - der Schatzmeister der Sura Götter) ist voller Glanz, hundert Yojanas lang und siebzig Yojanas breit. Er selbst erbaute die Halle mittels seiner asketischen Kräfte. Das Gebäude strahlt wie der Gipfel des Kailash und verdunkelt sogar den Glanz des Mondes. Guhyakas stützen die Halle, und so scheint sie am Firmament zu schweben. Sie ist wunderschön, von himmlischer Machart und mit hohen, goldenen Kammern. Überall duftet es überirdisch, und die verschiedensten Juwelen lassen alles malerisch erstrahlen. Wie ein Berg weißer Wolken scheint die Halle in der Luft ihre Bahn zu ziehen. Und durch die himmlisch goldenen Farben überall sieht sie lichtdurchflutet aus. König Vaishravana von angenehmen Wesen sitzt in seiner Halle auf einem vorzüglich glänzenden Thron mit schöner Fußbank und kostbarer Decke.

Er trägt brillante Ornamente und Ohrringe und hervorragende Kleidung und ist von seinen tausend Ehefrauen umgeben. Köstliche und kühle Brisen durchwehen Wälder mit hohen Mandara Bäumen und tragen den Duft von weiten Jasminfeldern und Lotus, welcher am Ufer des Flusses Alaka und in den Gärten von Nandana wächst, zum Wohlergehen des Königs der Yakshas in die Halle. Dort singen die Götter mit den Gandharvas und Apsaras im Chor mit himmlisch süßen Stimmen. Misrakeshi, Rambha, Chitrasena, Suchismita, Charunetra, Ghritachi, Menaka, Punjikasthala, Visvachi, Sahajanya, Pramlocha, Urvasi, Ira, Varga, Sauraveyi, Samichi, Vudvuda und Lata – diese und andere tausend Apsaras und Gandharvas erfreuen den Herrn des Reichtums mit ihren Ehren, ihrem Tanz und ihrer Musikalität. Die Halle ist stets mit Musik und Gesang erfüllt, und man sieht immer entzückende Apsaras und Gandharvas elegant und bezaubernd tanzen.

Da sieht man Gandharvas, welche zu den Kinnaras und Naras gehören, zu den Manibhadra, Dhanada, Swetabhadra, Guhyaka, Kasheraka, Gandakandu, die mächtigen Pradyota, Kustumvuru, Pishacha, Gajakarna, Vishalaka, Varahakarna, Tamraushtha, Falakaksha, Falodaka, Hansachura, Sikhavarta, Vibhishana, Pushpanana, Pingalika, Shonitoda und Pravalaka, auch Vrikshavashpaniketa, und Chiravasas – diese und zahllose andere Yakshas warten Kuvera auf. Die Göttin Lakshmi ist immer da, auch Kuveras Sohn Nalakuvara. Ich selbst und viele Gleichgesinnte gehen oft zu Kuveras Halle. Auch viele brahmanische und himmlische Rishis tun dies. Auch viele Rakshasas ehren den ruhmreichen Gott der Reichtümer in seiner Halle und warten ihm auf.

Immer ist der ruhmreiche Gatte von Uma (Shiva), der Herr aller erschaffenen Wesen, der dreiäugige Mahadev (Shiva), der Träger des Dreizack, der Vernichter des Asuras Bhaganetra und der mächtige Gott des schrecklichen Bogens bei seinem Freund Kuvera. Ihn, Shiva, umgeben Unmengen von Geistern, manche sind zwergenhaft von Statur, andere bucklig. Manche haben ein grimmiges Antlitz, andere ernähren sich von Fett und Fleisch, manche haben blutrote Augen, andere schreien furchtbar. Manche sind gräßlich anzusehen, und alle sind mit vielfältigen Waffen gerüstet und so schnell wie der Wind. Auch die allseits freundliche Göttin (Parvati), welche keine Ermüdung kennt, wartet dem Herrn der Schätze auf.

All die freudigen und stattlich gekleideten Gandharvas, wie Viswavasu, Haha und Huhu, Tumvuru, Parvata, Shailusha, der musikalische Chitrasena und auch Chitraratha ehren den Herrn der Reichtümer. Hunderte Kinnaras sind da, neben zahllosen Königen mit Bhagadatta als ihrem Anführer, dann Druma, der Anführer der Kimpurushas, Mahendra, der Anführer der Rakshasas, und Gandhamadana, welchen auch viele Yakshas, Gandharvas und Rakshasas begleiten, warten Kuvera in seiner Halle auf und ehren ihn. Der tugendhafte Vibhishan verehrt dort seinen älteren Bruder. Die Götter der Berge Himavat, Paripatra, Vindhya, Kailash, Mandara, Malaya, Durdura, Mahendra, Gandhamadana, Indrakila, Sunava, all die westlichen und östlichen Gebirgsketten und viele andere Berge in ihren personifizierten Formen stehen mit Meru an der Spitze vor Kuvera und ehren den ruhmreichen Herrn. Der ruhmreiche Nandiswara, Mahakala und viele Geister mit spitzen Ohren und Mündern, dann Kaksha, Kuthimuka, Danti, der asketische Vijaya und der mächtige, tief brüllende, weiße Bulle von Shiva nebst vielen Pishachas sind in der Halle und ehren Kuvera.

Einst ehrte Kuvera, der Sohn Pulastyas, auf alle Arten und Weisen und mit jeglicher Erlaubnis den Gott der Götter, Shiva, den Erschaffer der drei Welten. Und eines Tages schloß der hohe Bhava Freundschaft mit Kuvera. Seit dieser Zeit hält sich Mahadev immer im Hause seines Freundes Kuvera, dem Herrn der Reichtümer, auf. Auch diese Besten aller Juwelen, diese Prinzen aller Prachtstücke der drei Welten, Sanka und Padma in ihrer personifizierten Gestalt werden von allen Juwelen der Erde begleitet und warten Kuvera ehrend auf.

So sieht die wunderschöne Versammlungshalle von Kuvera aus, oh König. Ich habe sie gesehen, wie sie am Firmament schwebt und sich darin bewegt. Doch höre nun über die Sabha des Großen Herrn (Brahmaa - das erst bedingte Lebewesen in einem Universum), wie ich sie dir beschreibe.
 
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Die Versammlungshallen der Wächter der Welten


11 – Die Versammlungshalle von Brahma

Narada erzählte:
Nun höre, mein Sohn, was ich dir von der Versammlungshalle von Brahmaa erzähle. Von diesem Gebäude kann niemand sagen: „So ist es.“

Vor langer, langer Zeit im Krita Zeitalter stieg die hoheitsvolle Gottheit Aditya vom Himmel in die Welt der Menschen zur Erde herab. Zuvor hatte Aditya die Sabha vom "Selbsterschaffenen" (Brahmaa) gesehen, und wanderte nun freudig in menschlicher Gestalt auf Erden, um sich alles anzusehen. Damals begegnete ich dem Gott des Tages, oh Sohn des Pandu, und bei der Gelegenheit erzählte er mir von der himmlischen Halle des Großen Herrn, welche unermeßlich, nicht gegenständlich und unbeschreiblich in Form und Gestalt ist. Die Halle kann das Herz eines jeden Wesen mit ihrem Glanz erfüllen. Als ich von den Verdiensten dieser Halle hörte, oh Prinz, sehnte ich mich danach, sie zu besuchen. So fragte ich Aditya: „Oh Hoher, ich möchte die heilige Sabha vom Großen Vater sehen. Oh Herr des Lichts, sag mir,
durch welche asketische Buße oder Taten,
durch welchen Zauber oder welche Riten

werde ich in der Lage sein, diese vorzügliche, sündenauflösende Sabha zu sehen?“
Auf meine Worte antwortete die Gottheit der tausend Strahlen: „Folge du mit gesammeltem Geist und in Meditation versunken dem Brahmaa Gelübde für tausend Jahre.“

So begab ich mich an die Flanke des Himavat, befolgte den großen Eid, und danach nahm mich die hohe, nie ermüdende und sündenlose Gottheit Surya mit der großen Energie mit in die Halle des Großen Herrn. Oh König, es ist unmöglich zu sagen, wie sie ist. Denn jeden Augenblick verändert sie ihre Gestalt, so daß die Sprache kein Bild von ihr zeichnen kann. Oh Bharata, es ist nicht möglich, ihre Form oder Größe zu erkennen. Ich habe niemals zuvor so etwas erfahren. Sie spendet allen Wesen in ihr Freude und ist weder heiß noch kalt. Hunger, Durst und jegliches Ungemach verschwinden, sobald man sie erreicht hat. Die Halle scheint von funkelnden Juwelen zu sein, doch nirgends habe ich Säulen gesehen, die sie stützen. Sie kennt keinen Verfall und ist "ewig" (nämlich dauert solange das Universum dauert). Diese von selbst strahlende Halle übertrifft mit ihrer Göttlichkeit Mond, Sonne und Feuer. Die Höchste Gottheit thront in dieser Halle, der Große Herr aller Wesen, welcher ganz allein mit seiner schöpferischen Maya alles erschuf (in der zweiten Teil der Schöpfung, auf Anordnung von Vishnu).

Daksha, Prachetas, Pulaha, Marichi, der Meister Kasyapa, Bhrigu, Atri, Vasishta und Gautama, auch Angiras, Pulastya, Kratu, Prahlada und Kardama – diese Prajapatis nebst Angirasa von der Atharvan Veda, die Valakhilyas, die Marichipas, die Klugheit, Raum, Wissen, Luft, Hitze, Wasser, Erde, Klang, Berührung, Form, Geschmack, Geruch, Natur und ihre Erscheinungen und die elementaren und wichtigsten Ursachen in der Welt sind alle in dieser Halle versammelt. Der mächtige Agastya ist da, der asketische Markandeya, Jamadagni, Bharadvaja, Samvarta, Chyavana, der ruhmreiche Durvasa, der tugendhafte Rishyasring, der berühmte Sanatkumar von großem asketischen Verdienst und Lehrer des Yoga, Asita, Devala, Jaigishavya, welcher der Wahrheit verbunden ist, Rishava, Ajitashatru, der energetische Mani, und auch die Kunst des Heilens mit ihren acht Zweigen in ihren jeweiligen personifizierten Formen. Der Mond mit allen Sternen und Konstellationen, Aditya mit allen Strahlen, die Winde, die Opfer, die Opferziele, die Lebensprinzipien – alle diese gelübdefolgenden und ruhmreichen Wesen nebst unaufzählbar vielen anderen warten Brahma in dieser Halle auf.

Es versammeln sich in Brahmas Palast Gewinn, Gerechtigkeit und Liebe, Freude und Leid, Askese und Stille. Die zwanzig Stämme der Gandharvas und die sieben der Apsaras sind da, auch die Lokapalas, Sukra, Vrihaspati, Vudha, Angaraka (Mangala), Shani, Rahu und die anderen Planeten, die Mantras (der Sama Veda), die besonderen Mantras, die Riten von Harimat und Vasumat, die Adityas mit Indra, die beiden Agnis mit Namen Agnisoma und Indragni, die Maruts, Visvakarma, die Vasus, alle Arten von Opfergaben, die vier Veden Rig, Sama, Yajus und Atharvan, alle Wissenschaften mit allen Zweigen des Wissens, die Geschichte, die Opfer, das Soma, die Götter, Savitri (Gayatri), die sieben Arten der Rede, die Intelligenz, Geduld, Erinnerung, Weisheit, Klugheit, Ruhm, Vergebung, die Hymnen der Sama Veda, die Kunst des Lobliedes im allgemeinen, die verschiedenen Arten von Versen und Liedern, die Kommentare mit ihren Argumenten, Dramen, Gedichte, Geschichten und Erzählungen – sie alle warten in ihren personifizierten Formen dem Höchsten Gott (eines materiellen Universums) in seiner Sabha auf. Auch Kshanas, Lavas, Muhurtyas, der Tag, die Nacht, die Mondhälfte, die sechs Jahreszeiten, die Jahre, Yugas, die vier Arten von Tag und Nacht (welche Menschen, Pitris, Götter und Brahmaa erfahren) und dieses vorzügliche, ewige, unzerstörbare und unermüdliche Rad der Zeit sowie das Rad der Tugend sind da, oh Yudhishthira.

Von den Göttinnen warten Aditi, Diti, Danu, Surasa, Vinata, Ira, Kalika, Surabhi Devi, Sarama, Gautami, Pradha, Kadru, diese Mütter der Himmlischen, Rudrani, Sri, Lakshmi, Bhadra, Shashthi, Ganga, Hri, Swaha, Kirti, Sura, Sachi, Pushti, Arundhati, Saravritti, Asha, Niyati, Srishti, Rati nebst vielen andere Göttinnen dem Schöpfer auf. Auch die Vasus, Rudras, Maruts, Aswin Zwillinge, die Viswedevas, Sadhyas, und die Pitris, welche alle mit der Schnelligkeit des Geistes gesegnet sind, versammeln sich verehrend um den Großen Herrn. Wisse, oh du Bulle unter den Kshatriyas, daß es sieben Klassen von Pitris gibt, von denen vier eine verkörperte Form annehmen und drei ohne diese sind. Es ist wohl bekannt, daß die drei ruhmreichen Klassen Vairajas, Agniswattas und Garhapattyas der Pitris (Vorfahren) im Himmel wohnen. Und die Klassen der Pitris, welche Somapas, Ekasringas, Chaturvedas und Kalas genannt werden, werden immer von den vier Kasten der Menschen verehrt. Erst werden sie mit Somasaft geehrt und dann ehren sie den Soma. Alle diese Klassen von Pitris warten dem unermeßlich energetischen Herrn der Schöpfung auf und ehren ihn freudvoll.

Alle ehren den Großen Herrn: Rakshasas, Pishachas, Danavas, Guhyakas, Nagas, Vögel und alle Tiere, alle beweglichen und unbeweglichen großen Wesen. Purandara, der Anführer der Sura-Götter, Varuna, Kuvera, Yama und Mahadeva von Uma begleitet kommen stets in diese Halle. Auch Mahasena (Kartikeya), Narayan (der Transzendentale Herr) selbst, die himmlischen Rishis, alle geborenen Wesen, ob von Müttern oder nicht, und was immer in den drei Welten zu finden ist – sie alle habe ich dort gesehen, oh König. Ich sah achtzigtausend Rishis, welche ihren Lebenssaft anhielten, und fünfzigtausend, welche Söhne hatten.

Alle Himmelsbewohner kamen, um die höchste Gottheit zu sehen und ihn mit gebeugten Häuptern zu ehren, bevor sie wieder zurückkehrten. Sie alle wurden vom Großen Herrn aller erschaffenen Wesen, von der Seele des Universums, dem selbsterschaffenen Brahmaa in seiner unermeßlichen Klugheit und Herrlichkeit auf angemessene Weise und freundlich mit allen Wesen geehrt, mit lieblicher Stimme besänftigt und mit Gaben von Reichtum und schönen Dingen erfreut. Alle Götter, Daityas, Nagas, Brahmanen, Yakshas, Vögel, Kaleyas, Gandharvas, Apsaras und andere hohe Wesen sind seine Gäste. Diese köstliche Sabha, mein Kind, ist immer mit Wesen gefüllt, die kommen und gehen. Sie ist erfüllt von allen Arten der Energie. Geehrt von den Brahmarshis erstrahlt diese himmlische Halle von den herrlichen Besitztümern Brahmaas und ist außerordentlich schön. So wie deine Sabha, oh Tiger unter den Königen, keinen Vergleich in der Welt der Menschen kennt, so ist die Sabha Brahmaas, wie ich sie gesehen habe, ohne Vergleich in allen Welten. Ich habe alle Sabhas in den Regionen der Himmlischen geschaut. Und deine Sabha, oh Bharata, ist die Beste in der Welt der Menschen.
 
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Lokapala Sabha Khyana Parva –
Die Versammlungshallen der Wächter der Welten


12 – Narada schlägt ein Rajasuya Opfer vor

Yudhishthir sprach: Oh du Erster unter den redegewandten Männern, du hast uns die verschiedenen Sabhas beschrieben, und mir scheint, daß fast alle irdischen Könige in der Halle Yamas zu finden sind. ... Und du hast gesagt, daß alle großen Rishis, die Götter und alle Zweige des Lernens in der Halle des großen Herrn Brahma zu sehen sind. Was die Halle Shakras (Jehovas/ Indras) betrifft, hast du alle Götter, Gandharvas und viele Rishis erwähnt, oh großer Muni. Doch du hast nur einen König, nämlich den königlichen Rishi Harishchandra in der Halle des ruhmreichen Königs der Götter erwähnt. Welche Tat beging dieser gefeierte König oder welche asketische Buße mit standhaften Gelübden, daß er nun Indra selbst gleicht? Hast du auch meinen Vater getroffen, oh Brahmane, den hohen Pandu, welcher nun ein Gast im Bereich der Pitris ist? Oh du mit den ausgezeichneten Gelübden, hat er dir etwas gesagt? Oh erzähl mir alles. Ich bin so neugierig, dies von dir zu erfahren.

Die Geschichte von Harishchandra
Narada antwortete: Oh König der Könige, ich werde dir alles über den großen Harishchandra und seine hohen Vorzüge erzählen, da du fragst. Er war ein mächtiger König, in Fakt, der Herrscher über alle Könige der Erde. Ja, alle Könige gehorchten seiner Herrschaft. Nur mit einem siegreichen, goldenen Streitwagen brachte dieser König dank seiner Waffen ganz allein die ganze Erde unter seine Herrschaft nebst den sieben Inseln. Und nachdem er die Erde mit ihren Bergen, Wäldern und Feldern beherrschte, bereitete er das große Rajasuya Opfer vor. Auf sein Wort hin brachten alle Könige der Erde große Reichtümer zu diesem Opfer herbei. Sie alle waren einverstanden, bei diesem Opfer Nahrung und Gaben an die Brahmanen zu verteilen.

In diesem Opfer beschenkte König Harishchandra alle, die darum baten, und gab ihnen fünfmal soviel, wie sie erflehten. Am Ende des Opfers befriedigte der König die Brahmanen, welche aus allen Ländern gekommen waren, mit großen Geschenken an allen Arten von Reichtümern. Die mit Nahrung und Schätzen überhäuften Brahmanen waren höchst zufrieden und sprachen: „König Harishchandra ist der Erste unter allen Königen an Energie und Ruhm.“ Und wisse, oh Monarch, aus diesem Grund strahlte König Harishchandra heller als tausend andere Könige. Nach Beendigung seines Opfers saß der mächtige Harishchandra als strahlender Herrscher der Erde auf seinem Thron.

Und, oh Bulle der Bharatas, alle Monarchen, welche das große Rajasuya Opfer durchführen, gelangen in den Bereich Indras und erfreuen sich an seiner Gesellschaft. Und, oh Monarch, auch jene Könige, welche ihr Leben auf dem Schlachtfeld geben ohne dem Kampfgetümmel den Rücken zu kehren, erreichen Indras Halle und leben mit ihm in Frohgemut. Dies geschieht auch jenen, welche ihre Körper nach strenger Askese verlassen. Sie strahlen hell für viele Zeitalter.

Gespräch von Narada und Pandu
Oh König der Kurus, Sohn der Kunti, dein Vater Pandu wunderte sich sehr, als er vom guten Schicksal König Harishchandras erfuhr, und er läßt dir etwas sagen. Er wußte, daß ich in die Welt der Menschen reisen würde, verbeugte sich vor mir und sprach: „Bitte, oh Rishi, sag Yudhishthir, daß er die ganze Welt erobern kann, solange seine Brüder ihm ergeben sind. Und wenn er dies getan hat, laß ihn das große Opfer namens Rajasuya durchführen. Er ist mein Sohn. Wenn er das Opfer ausführt, kann auch ich vielleicht in die Halle Indras eingehen, wie König Harishchandra, und in seiner Sabha zahllose Jahre in beständiger Freude verbringen.“ Ich gab ihm folgende Antwort: „Wenn ich in die Welt der Menschen reise, werde ich deinem Sohn all dies ausrichten.“ Dies habe ich nun getan.

Oh Tiger unter den Männern, Sohn des Pandu, vollbringe die Absichten deines Vaters. ... Sei immer wachsam und bereit, die vier Arten deiner Untertanen zu beschützen. Wachse in Wohlstand und erfreu dich deines Glückes. Und stell die Brahmanen zufrieden mit vielen reichen Gaben. So habe ich dir nun alle deine Fragen genau beantwortet. Mit deiner Erlaubnis werde ich nun weiterreisen.

Vaisampayana sprach: Oh Janamejaya, nach diesen Worten verließ Narada mit seinen Begleitern die Söhne der Pritha. Und Yudhishthir begann mit seinen Brüdern über das Beste aller Opfer, das Rajasuya, nachzudenken.
 
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Rajasuya Rambha Parva – Die Beratung zum Rajasuya Opfer

13 – Yudhishthiras tugendhafter Charakter ist seine Qualifizierung

Nach Naradas Worten begann Yudhishthir tief zu seufzen. Seine Gedanken hingen an dem Rajasuya Opfer, und sein Geist fand keinen Frieden. Er dachte an die Pracht der einstigen, ruhmreichen Monarchen, daß Opfernde in die Regionen höchster Glückseligkeit kommen wegen ihrer heiligen Taten und auch speziell an den königlichen Weisen Harishchandra und sein großes Opfer, und wünschte sich, mit den Vorbereitungen zum Rajasuya Opfer zu beginnen.

So wandte er sich grüßend an seine Berater und Gäste in seiner Sabha, wurde von ihnen zurückgegrüßt und diskutierte mit ihnen über das Opfer. Nach vielem Nachdenken beugte sich der Geist dieses Königs der Könige immer mehr dem Opfer zu. Doch auch Gedanken über Tugend und Gerechtigkeit gingen dem Prinzen mit der wunderbaren Energie und dem großen Heldenmut durch den Kopf, und so wollte er herausbekommen, was das Beste für sein ganzes Volk wäre.

... So wurde er auch Ajatashatra (der keinen zum Feind hat) genannt. Der König schätzte jeden, als ob er zu seiner Familie gehören würde. ... So gab es im Königreich weder Streit noch Angst. Alle Bürger achteten ihre jeweiligen Beschäftigungen...
Aufgrund der Tugenden des Königs lebten die Geldverleiher, Bauern, Viehzüchter, Händler und die Menschen, welche vom Verkauf von Opferutensilien lebten, in Wohlstand.

Während Yudhishthiras Herrschaft, welcher immer der Wahrhaftigkeit ergeben war, gab es im Königreich keinen Wucher, keine Schuldner in großem Zahlungsverzug, keine Angst vor Seuchen, Feuer oder Tod durch Vergiften und Zaubersprüche. Niemand hörte in jener Zeit von Dieben oder Betrügern, oder daß sich die Günstlinge des Hofes unangemessen zu König oder Volk verhielten. Die tributpflichtigen Könige zollten Yudhishthira ihre aufrichtige und verehrende Aufwartung, so wie alle Arten von Händlern ihm immer den Zoll auf ihre Waren entrichteten. ... König Yudhishthira regierte über alle mit Geschick und Geduld. Welches Land der gefeierte und ruhmreiche Monarch auch besiegte, vom Brahmanen bis zum Knecht liebten ihn die Menschen mehr als Vater oder Mutter.

Vaisampayana fuhr fort: So rief Yudhishthira alle seine Berater und Brüder zusammen und befragte sie wieder und wieder zum Rajasuya Opfer. Seine Minister waren alle einer Meinung und gaben ihre Antwort von tiefer Bedeutung.

Die Minister sprachen: Wer bereits ein Königreich besitzt wünscht sich mit diesem Opfer alle Attribute eines überragenden Herrschers, denn das Opfer fördert in einem König die Eigenschaften Varunas. Oh Prinz des Kuru Geschlechts, deine Freunde denken, daß du der Würde eines kaiserlichen Herrschers würdig bist, und die Zeit für dich gekommen ist, ein Rajasuya Opfer durchzuführen. Denn deine Kshatriya Leidenschaften führen dich zu diesem Opfer, in dem die Rishis mit den strengen Gelübden sechs Feuer mit Mantras der Sama Veda entzünden. Wenn das Opfer beendet ist und der Opfernde als Herrscher über sein Imperium eingesetzt wurde, wird er mit den Früchten aller Opfer belohnt inklusive dem Agnihotra. Und darum wird er dann der Eroberer von allem genannt. Du bist sehr gut in der Lage, oh Starkarmiger, dieses Opfer auszuführen. Wir alle sind dir gehorsam. Und bald wird es soweit sein. So setze deinen Entschluß recht schnell und ohne weitere Diskussionen in die Tat um.

... Noch einmal beriet er sich mit seinen Brüdern und den ruhmreichen Ritwijas, mit Dhaumya und Vyasa Dwaipayana.
Yudhishthira fragte: Wie kann dieser von mir gehegte Wunsch, das eines kaiserlichen Herrschers würdige Rajasuya Opfer durchzuführen, nur aufgrund meines Vertrauens und meiner Worte Nutzen bringen?
Die Rishis erwiderten: Du kennst die Regeln der Moral und bist würdig, das große Rajasuya Opfer durchzuführen.

Alle Minister und auch Yudhishthiras Brüder lobten die Worte der Rishis an den König. Doch jener weise und kontrollierte König wollte unbedingt der Welt Gutes tun und sann weiter über seine Stärke und Mittel, die Umstände von Zeit und Ort, seine Einkünfte und Ausgaben nach. Denn er wußte, daß Weise niemals in Bedrängnis geraten, wenn sie nach reiflicher Überlegung handeln.

Der Transzendentale Herr Krishna wird gerufen
Achtsam spürte Yudhishthir das Gewicht der Angelegenheit auf seinen Schultern und war der Meinung, daß das Opfer nicht begonnen werden sollte aufgrund seines eigenen Beschlusses allein, und so dachte er an Krishna - Der Transzendentale Herr Geanarddan, diesen Verfolger aller Sünden und die beste Person, die Sache zu entscheiden, denn er kannte ihn als vorzüglich, energisch, stark, ohne Geburt und aus eigenem Willen unter den Menschen erschienen.

Der Sohn des Pandu dachte an Krishnas spirituelle Eigenschaften und war sicher, daß Krishna nichts verborgen, nichts unerreichbar und nichts unerträglich war. So sandte Yudhishthir fest entschlossen einen Boten zum Meister aller Dinge, übersandte ihm Grüße und Segnungen, so wie ein Älterer zum Jüngeren sprechen würde. Der Bote bestieg einen schnellen Wagen, gelangte bald zu den Yadavas und trat vor Krishna hin, welcher zu dieser Zeit in Dwaravati residierte. Als Achyuta (der Unfehbare - Krishna) vernahm, daß der Sohn des Pandu ihn sprechen wollte, begehrte er, seinen Cousin (Kunti, die Mutter der Pandavas war seine "Tante") zu sehen.

So reiste er schnell ab, durchquerte mit seinen schnellen Pferden so manche Gegend und gelangte in Begleitung von Indrasena nach Indraprastha. Ohne Zeit zu verlieren, ging Krishna zu Yudhishthira, und wurde von ihm und Bhima mit väterlicher Zuneigung liebevoll empfangen. Dann ging Janarddana mit freudigem Herzen zu Kunti, der Schwester seines Vaters. Die Zwillinge grüßten ihn ehrfurchtsvoll, und dann unterhielt er sich mit seinem Freund Arjuna, welcher sich über sein Kommen herzlich freute. Nachdem er sich in einem schönen Raum für eine Weile ausgeruht und erfrischt hatte, besuchte ihn Yudhishthir und informierte ihn über alles.

Yudhishthir sprach: Ich wünsche, das Rajasuya Opfer durchzuführen. Doch dieses Opfer kann nicht durch den Wunsch eines Einzelnen vollbracht werden. Du kennst alle Mittel, oh Krishna, derer man sich für dieses Opfer bedienen muß. Nur der kann dieses Opfer vollbringen, in dem alles möglich ist, welcher überall verehrt wird und über alles herrscht. Meine Berater und Freunde raten mir zu. Doch deine Worte, oh Krishna, sollen mich in dieser Sache führen... du bist jenseits jeglicher materiellen Motivationen und hast sowohl Begierde als auch Zorn besiegt. Sag mir bitte, was der Welt dienlich ist.
 
Mahabharata 2. Buch
Rajasuya Rambha Parva – Die Beratung zum Rajasuya Opfer


14 – Krishna erzählt von Jarasandha

Krishna sprach: Oh großer König, mit all deinen Qualitäten bist du des Rajasuya Opfers würdig. Obwohl du alles weißt, oh Bharata, laß mich dir noch etwas sagen. Jene Männer, welche heute Kshatriyas genannt werden, sind den Kshatriyas, welche damals Raam, der Sohn von Jamadagni, schlug weit unterlegen. Oh Herr der Erde, du kennst die seit jener Generationen weitergereichten Regeln für Kshatriyas, welche sich bis heute erhalten haben. All die zahllosen königlichen Linien stellen sich als die Nachfahren von Aila und Ikshvaku (Gründer der Mond- und Sonnen-Dynastien) dar. Und beide Linien haben sich in hunderte Dynastien unterteilt. Die Nachfahren von Yayati und den Bhojas sind zahlreich und mächtig. Sie alle sind über die ganze Erde verstreut und achten auf den Wohlstand ihrer Monarchen. Doch es gibt einen König namens Jarasandha, welcher den Wohlstand der ganzen Kaste übertrifft.

Mit seiner Energie hat er alle überwältigt und sich über die Köpfe der anderen Könige gesetzt. Jarasandha erfreut sich an der Herrschaft über den mittleren Bereich der Erde (Mathura) und sät Uneinigkeit zwischen uns. Wahrlich, oh Bharata, dieser König ist der Beste unter den Königen. In ihm wurzelt die Herrschaft über das Universum, und er verdient es, kaiserlicher Herrscher genannt zu werden. Der mächtige König Sishupal stellte sich unter seinen Schutz und wurde Oberbefehlshaber seiner Truppen. Der gewaltige Vakra, der große König der Karushas, welcher in der Lage ist, mit der Macht der Illusion zu kämpfen, wartet König Jarasandha als sein Schüler auf. Die beiden Hansa und Dimvaka mit der besonderen Energie und der großen Seele haben Zuflucht beim mächtigen Jarasandha gesucht. Auch die anderen, Dantavakra, Karava und Meghavahana warten Jarasandha auf.

Bhagadatta trägt auf seinem Haupt das Juwel, welches als das wunderbarste auf Erden bekannt ist. Dieser König der Yavanas hat Muru und Naraka gezüchtigt, deren Macht unbegrenzt ist, und regiert den Westen wie Varuna. Doch auch Bhagadatta, dieser alte Freund deines Vaters, hat vor Jarasandha das Haupt gebeugt in Worten und in Taten. Im Herzen jedoch ist er durch seine Zuneigung an dich gebunden und betrachtet dich wie ein Vater sein Kind. Nur Purujit, dieser Feindebezwinger und tapfere Fortführer der Linie der Kunti, welcher Reiche in West und Süd beherrscht und dein Onkel mütterlicherseits ist, er allein achtet dich aus Zuneigung und ist an deiner Seite.

Selbst jener, welchen ich einst verschonte, dieser hinterhältige Tor unter den Chedis, der sich in der Welt als göttliches Wesen ausgibt und nun als solches bekannt ist, der aus Narrheit meine Zeichen trägt, dieser starke König der Vanga, Pundra und Kiratas, auf Erden unter den Namen Paundraka Vasudev bekannt - auch er schlug sich an die Seite Jarasandhas. Dann Bhismaka, dieser mächtige König der Bhojas, er regiert ein Viertel dieser Erde, ist ein Freund Indras, ein Vernichter feindlicher Helden und eroberte durch sein Wissen Pandyas und Kratha-Kaushikas, dessen tapferer Bruder Akriti dem Raam, Sohn von Jamadagni, ähnlich war. Auch er wurde zum Diener des Königs von Magadha.

Und wir sind seine Verwandten, und daher tun wir täglich, was ihm dient. Doch obwohl wir ihn sehr respektieren, mißachtet er uns und handelt übel an uns. Denn ohne seine Stärke und die Würde seiner eigenen Familie zu erkennen, hat er sich unter Jarasandha Schutz gestellt in Anbetracht dessen strahlenden Ruhmes. Die achtzehn Stämme der Bhojas sind alle aus Furcht vor Jarasandha gen Westen geflohen. Dies taten auch die Shurasenas, Bhadrakaras, Vodhas, Shalyas, Patachcharas, Susthulas, Mukuttas, Kulindas und die Kuntis. Die Könige des Shalwayana Geschlechts, die südlichen Panchalas und die Kosalas aus dem Osten flohen mit all ihren Brüdern, Verwandten und Gefolge in das Land der Kuntis. Auch die Matsyas und die Sannyastapadas wurden von Angst überwältigt, verließen ihre Heimat im Norden und zogen gen Süden.

Einige Zeit zuvor hatte der törichte Kansa zwei Töchter des Jarasandha geheiratet und die Yadavas angegriffen. Die beiden Töchter heißen Asti und Prapti und sind die Schwestern von Sahadev. Der Narr fühlte sich durch dieses Bündnis so stark, daß er seine Verwandten angriff und Überlegenheit gewann. Doch mit diesem Verhalten handelte er sich üble Nachrede ein. Der törichte Kansa unterdrückte auch die alten Könige der Bhojas, doch diese suchten Schutz bei uns vor dem Übergriff ihrer Verwandten. Ich übergab Akrura die schöne Tochter von Ahuka mit Namen Satarinka, und erwies somit meinen Verwandten einen Dienst. Außerdem töteten Balaram und ich Kansa und Sunaman. Doch nachdem mit dem Tode Kansas vorerst die Quelle der Furcht versiegt war, griff Jarasandha, Kansas Schwiegervater, zu den Waffen.

Wir, die Jüngeren der achtzehn Yadava Stämme, kamen nach reiflicher Überlegung zu dem Schluß, daß wir nicht in dreihundert Jahren in der Lage wären, ihm, Jarasandha, gefährlich zu werden, auch wenn wir mit unseren tödlichen Waffen beständig die Feinde schlügen. Er hatte nämliche zwei Freunde, welche den Unsterblichen glichen, und die keinen Ebenbürtigen an Stärke und Macht kannten. Dies waren Hansa und Dimvaka. Beide konnten nicht mit Waffen getötet werden. Vereint mit ihnen könnte der mächtige Jarasandha wohl nicht einmal von den drei Welten besiegt werden, so meinte ich damals. Und dies, oh du Klügster unter den Menschen, war nicht nur meine Meinung, sondern auch die der anderen Könige.

König Hansa wurde dann von Raam - Bal-dev in einer Schlacht von achtzehn Tagen hart bedrängt. Dimvaka hörte und glaubte so manches Gerücht über Hansas Tod und meinte, er könne ohne Hansa nicht mehr leben. Er sprang sogleich in die Wasser der Yamuna und tötete sich selbst. Und als wiederum Hansa vom Tode Dimvakas erfuhr, ertränkte auch er sich in den Fluten der Yamuna. Daraufhin kehrte König Jarasandha traurig in sein Königreich zurück. Und wir freuten uns sehr und lebten weiter in Mathura. Doch die Witwe von Hansa, die schöne Tochter von Jarasandha, war untröstlich über den Tod ihres Ehemannes. Sie drängte ihren Vater wieder und wieder, den Mörder ihres Gatten zu töten.

Da erneuerte sich unsere Furcht vor Jarasandha, und wir verließen schwermütig Mathura. Wir teilten unsere Reichtümer in kleine, transportable Lasten und gingen mit unseren Verwandten nach Westen in die entzückende Stadt Kusha-sthali (Dwaraka) am malerischen Raivata Gebirge. Hier ließen wir uns nieder. Wir erneuerten die Festungsanlagen und machten sie stark, so daß selbst die Unsterblichen nicht eindringen können. Sogar Frauen wären in der Lage, von drinnen mit dem Feind zu kämpfen, nicht zu reden von den starken Yadava Helden. Ohne Furcht leben wir nun in dieser Stadt, denn wir meinen, daß der Berg unüberwindbar ist. So haben wir keine Angst mehr vor Jarasandha und leben glücklich.

Ja, oh König, obwohl wir Stärke und Energie besaßen, waren wir doch genötigt, unter dem Druck von Jarasandha in die Berge von Gomanta zu gehen, welche drei Yojanas lang sind. Innerhalb eines Yojanas wurden einundzwanzig Posten mit bewaffneten Männern aufgestellt und einhundert Tore errichtet, deren Bögen mit mutigen Helden bestückt sind. Zahllose, unerschütterliche Kshatriyas verteidigen und beschützen all die Bauwerke. Es gibt in unserem Geschlecht achtzehntausend Brüder und Cousins. Ahuka hat hundert Söhne, von denen jeder einem Gott in Heldenmut gleicht.

Charudeshna und sein Bruder Pradyumna, Chakradev, Satyaki, ich selbst, Bal-dev, der Sohn der Rohini, und mein Sohn Samba – wir sieben sind Atirathas (die gleichzeitig mit Tausenden kämpfen können). Und ich werde dir noch mehr Namen von gewaltigen Kriegern nennen: Kritavarman, Anadhrishti, Shamika, Samitinjaya, Kanka, Shanku und Kunti sind Maharathas. Dann gibt es noch die beiden Söhne von Andhakabhoja und der alte König selbst. Sie haben große Energie und sind Helden vom Schlage des Donners. All diese Maharathas wählten das mittlere Land und leben nun unter den Vrishnis.

Oh Bester der Bharatas, du allein bist würdig, ein kaiserlicher Herrscher zu sein. Dir gebührt es, dein Reich über alle Kshatriyas auszubreiten. Doch dies ist meine Meinung: Du wirst nicht in der Lage sein, das Rajasuya erfolgreich zum Ende zu bringen, solange der mächtige Jarasandha lebt. In seiner Felsenfestung werden viele Könige festgehalten, wie ein Löwe die toten Körper von Elefanten in seiner Bergeshöhle sammelt. Oh Feindebezwinger, mithilfe dieser gefangenen Monarchen möchte König Jarasandha ein Opfer durchführen. Auch verehrte er mit schrecklicher Askese den ruhmreichen Gott der Götter, Shiva, den Gatten Umas. Deswegen konnte er all die Könige der Erde besiegen und sein Gelübde bezüglich des Opfers erfüllen.

Er besiegte die Könige mit ihren Truppen, brachte sie alle als Gefangene in seine Festung und ließ die Menge gewaltig anschwellen. Ja, oh König, aus Angst vor Jarasandha verließen wir Mathura und flohen nach Dwaravati. Wenn du, oh großer König, das Rajasuya Opfer durchzuführen wünschst, dann kämpfe darum, die von Jarasandha gefangenen Könige zu befreien und ihn zu töten. Oh Sohn des Kuru Geschlechts, anders ist dein Vorhaben nicht durchführbar. Oh du Klügster unter den Menschen, es gibt keinen anderen Weg. Das ist meine Meinung, du Sündenloser. Nun handle, wie du es für richtig befindest. Und wenn du alle Umstände bedacht hast, dann laß uns wissen, wie du darüber denkst, oh König.
 
Mahabharata 2. Buch
Rajasuya Rambha Parva – Die Beratung zum Rajasuya Opfer


15 – Frieden des Geistes als höchstes Gut
Wer nur wenig Verständnis hat, sucht die Erfüllung seiner Wünsche, ohne an die Zukunft zu denken

Yudhishthir sprach: In deiner Weisheit hast du ausgesprochen, wozu sonst niemand fähig ist. Keiner sonst auf Erden hat alle Zweifel überwunden. ... Wie Erfahrung durch ferne Reisen gewonnen werden kann,
so wird Erlösung erlangt, indem man hohen Prinzipien folgt jenseits unserer Wünsche und Neigungen.

Ich betrachte den Frieden des Geistes als höchstes Gut, denn davon wird sich mein Wohlergehen ableiten. Ich glaube, wenn ich das Rajasuya feiere, werde ich niemals den höchsten Lohn erlangen. Oh Janarddana, die Klugen und Energiereichen in unserem Geschlecht denken, daß einer unter uns zur rechten Zeit der Erste der Kshatriyas sein wird. Doch auch uns lähmte die Angst vor Jarasandha, und wir fürchteten seine Absichten.

Oh du Unbesiegbarer in der Schlacht, die Macht deines Arms ist meine Zuflucht. Und wenn du dich schon vor Jarasandhas Macht fürchtest, wie kann ich mich als stark genug für ihn betrachten? Oh Madhava, mich quält unablässig die Sorge, ob Jarasandha besiegbar ist und wer ihn schlagen könnte: du, Raam, Bhima oder Arjuna? Doch was soll ich sagen, oh Kesava? Du bist meine höchste Autorität in allen Dingen.

Daraufhin ergriff der redegewandte Bhima das Wort: Ein König, welcher sich nicht bemüht, vergeht wie ein Ameisenhügel. Dies geschieht auch einem schwachen König, welcher sich ohne Verstärkung in Feindschaft mit einem starken Gegner stürzt. Doch andererseits ist es gut möglich, daß ein schwacher König mit Achtsamkeit und Diplomatie einen starken Gegner besiegt und seine Wünsche erfüllt werden. In Krishna ist Diplomatie, in mir Stärke und in Arjuna Sieg. Wie die drei Feuer ein Opfer bilden, so werden wir den Tod von König Jarasandha vollbringen.

Und Krishna sprach: Wer nur wenig Verständnis hat, sucht die Erfüllung seiner Wünsche, ohne an die Zukunft zu denken.
...
Wir alle haben vernommen, wie im Krita Yuga Yauvanaswin durch die Einführung der Steuern,
Bhagiratha durch die freundliche Behandlung seiner Untergebenen,
Kartavirya durch die Energie seiner Askese,
Bharata durch seine Kraft und seinen Heldenmut und
Marutt durch seinen Wohlstand
jedermann unter seine Regentschaft brachte und alle fünf überragende Herrscher wurden.

Doch du, Yudhishthira, der du die herrschaftliche Würde begehrst, verdienst sie nicht aufgrund einer dieser Eigenschaften, sondern aufgrund aller dieser Eigenschaften. Du hast Sieg, Tugend, Wohlstand, Diplomatie und beschützt dein Volk. Doch wisse, oh Bulle des Kuru Geschlechts, daß Jarasandha, der Sohn von Vrihadratha, auch solch ein Kandidat für die herrschaftliche Würde ist. Hundert Familien von Königen waren nicht in der Lage, Jarasandha die Stirn zu bieten. Dafür könnte man ihn für einen Herrscher aufgrund seiner Stärke halten...

... Also warum sollten wir uns nicht vereinen und Jarasandha zum Kampf fordern? Er hat schon sechsundachtzig Könige gefangen. Nur noch vierzehn fehlen an der Hundert. Sobald er die vierzehn hat, wird er seine grausame Tat begehen. Wer diese Tat verhindern kann, wird mit Sicherheit strahlenden Ruhm ernten. Und wer Jarasandha besiegen kann, wird mit Sicherheit der kaiserliche Herrscher aller Kshatriyas sein.
 
Mahabharata 2. Buch
Rajasuya Rambha Parva – Die Beratung zum Rajasuya Opfer


16 – Arjunas Meinung
Energie, Verbündete, Reich, Ruhm und Stärke sind immer schwer zu erlangen
Doch nichts davon ist der Macht ebenbürtig


Yudhishthir sprach: Wie kann ich euch, oh Krishna, gegen Jarasandha schicken, wenn ich die herrschaftliche Würde nur aus selbstsüchtigen Motiven begehre und mich auf Mut allein verlasse? Bhima und Arjuna sind meine Augen, und du, oh Janarddan, bist mein Geist. Wie soll ich ohne Augen und Geist leben? Yama selbst kann das gewaltige Heer von Jarasandha nicht in der Schlacht besiegen, und er verfügt über schrecklichen Heldenmut.

Was können wir dem entgegensetzen? Solches Handeln wird uns in die Vernichtung und ins Elend führen. Es ist daher meine Meinung, daß wir nicht deinem Vorschlag folgen. Höre, oh Krishna, was ich denke: Es scheint mir günstig, davon abzulassen. Mein Herz ist aufgewühlt. Das Rajasuya scheint mir zu schwierig, um es auszuführen.

Nun sprach Arjuna, welcher diese vorzüglichen, unerschöpflichen Köcher, den herausragenden Bogen Gandiva, den Wagen mit dem Affen - Hanuman im Banner und auch diese Versammlungshalle erhalten hatte:
Ich habe, oh König, Bogen, Waffen, Pfeile, Energie, Verbündete, Reich, Ruhm und Stärke. Dies ist immer schwer zu erlangen, wie sehr man es sich auch wünschen mag. Angesehene Gelehrte preisen die edle Abstammung in guter Gesellschaft.
Doch nichts davon ist der Macht ebenbürtig.

Ja, Monarch, nichts steht für mich höher als Heldenmut. Wer in einem Geschlecht geboren ist, welches für Heldenmut bekannt ist, und nicht tapfer handelt, verdient keine Achtung. Und umgekehrt, wer in ein schwaches Geschlecht geboren und dafür heldenhaft ist, steht weit über dem nicht heroisch Handelnden. Oh König, nur der ist ein Kshatriya, welcher seinen Ruhm und seine Besitztümer vermehrt, indem er Feinde bekämpft. Denn wer Heldenmut besitzt, wird seine Feinde besiegen, auch wenn ihm alle anderen Verdienste fehlen.

Wer alles hat außer Heldenmut, wird kaum etwas vollbringen. Alle anderen Verdienste scheinen klein an der Seite von Heldenmut. Konzentrierte Achtsamkeit, Anstrengung und Schicksal sind die drei wesentlichen Ursachen für Sieg. Denn der Heldenhafte verdient keinen Erfolg, wenn er unachtsam handelt. Deshalb kann es geschehen, daß selbst ein Starker durch die Hand seines Gegners den Tod findet. Und wie die Gehässigkeit den Schwachen einholt, so holt auch die Nachlässigkeit den Starken ein. Ein König, welcher sich Sieg wünscht, sollte diese beiden vernichtenden Ursachen verbannen.

Wenn wir Jarasandha angreifen, weil wir das Opfer wünschen und die Befreiung der Könige, die für einen grausigen Zweck gefangen wurden, dann gibt es keine höhere Tat, für die wir uns einsetzen könnten. Denn wenn wir stillhalten, wird uns die Welt als unfähig betrachten. Dabei sind wir ganz sicher dazu fähig, oh König. Warum denkst du anders darüber?
Wer ein Muni wird, weil er sich den Geistesfrieden wünscht, trägt seine rote Kleidung mit Leichtigkeit.
Wenn wir den Feind besiegen, wird die herrschaftliche Würde für uns ein Leichtes sein. Laßt uns kämpfen.
 
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Rajasuya Rambha Parva – Die Beratung zum Rajasuya Opfer


17 – Die wundersame Geburt Jarasandhas

Krishna sprach: Arjuna zeigt die Haltung eines Kshatriya, welcher im Geschlecht der Bharatas und ganz besonders als Sohn Kuntis geboren wurde. Wir wissen nicht, wann der Tod zu uns kommt, ob bei Tag oder Nacht. Und nie haben wir vernommen, daß jemand Unsterblichkeit erlangt hätte, der vorm Kampf zurückschreckte. Es ist die Pflicht des Menschen, mit all seinen Feinden gemäß den traditionellen Mitteln zu kämpfen. Damit erlangt das Herz Befriedigung. Ein Unternehmen wird von Erfolg gekrönt, wenn es von guter Taktik geleitet und nicht vom Schicksal vereitelt wird.

... wenn wir heimlich das Haus unseres Feindes betreten und ihn angreifen, werden wir keinen Mißerfolg haben. Dieser Bulle unter den Männern, Jarasandha, erfreut sich ganz allein unsterblicher Herrlichkeit wie er, welcher die innere Seele aller geschaffenen Wesen ist. Doch ich sehe seinen Untergang bereits vor mir! ...

Yudhishthir sprach: Oh Krishna, wer ist dieser Jarasandha? Woher stammt seine Energie? Welcherart ist sein Heldenmut, daß er nicht verbrannt wurde wie eine Motte, als er dich, das Feuer selbst, berührte?

Krishna antwortete: Höre, oh Monarch, wer Jarasandha ist, woher seine Energie und seine heldenhaften Kräfte stammen, und warum wir ihn bisher verschont haben, obwohl er uns wiederholt beleidigt hat.

Es gab einmal einen mächtigen König namens Vrihadratha, der Herr der Maghadhas. Er hatte drei Akshauhinis an Truppen und war stolz in der Schlacht. Er glich einem zweiten Indra, denn er war schön, energisch, wohlhabend und unvergleichlich mächtig. Er trug alle Zeichen an seinem schlanken Körper, die auf durchgeführte Opfer und Fasten hinwiesen. In Herrlichkeit glich er Surya (dem Sonnengott), in Vergebung der Erde, im Zorn dem Zerstörer Yama und im Wohlstand dem Kuvera. Die ganze Erde war in seine guten Eigenschaften eingehüllt, oh Erster der Bharatas, welche von einer langen Linie an Ahnen zu ihm reichten wie die Strahlen der Sonne.

Dieser mächtige Monarch heiratete die beiden Zwillingstöchter des Königs von Kasi, die beide wunderschön waren. Heimlich vereinbarte der Monarch mit seinen beiden Frauen, daß er sie beide gleich lieben und niemals eine bevorzugen würde. So verbrachte der Herr der Erde mit seinen hervorragend zu ihm passenden und von ihm geliebten Frauen seine Tage in Freude, wie ein mächtiger Elefant in Begleitung zweier Elefantenkühe, oder wie der Ozean zwischen Ganga und Yamuna. Doch die Jugend des Monarchen ging vorüber, ohne daß seine leidenschaftlichen Freuden ihm einen Sohn geboren hätten, welcher seine Linie fortführen konnte. ...

Eines Tages hörte der König, daß der hochbeseelte Chanda-kaushika, der Sohn von Kakshivan aus dem ruhmreichen Gautama Geschlecht, von seiner asketischen Enthaltsamkeit pausierte und über die Erde wanderte. So ging der König mit seinen beiden Frauen zu dem Muni, welcher im Schatten eines Baumes saß, ehrte ihn mit Juwelen und kostbaren Geschenken und erfreute ihn sehr. Dann sprach der Muni mit der wahrhaften Rede zum König:

„Oh König der Könige, ich bin mit dir zufrieden. Bitte um einen Segen, oh du mit den vorzüglichen Gelübden.“ Da verbeugten sich der König und seine beiden Ehefrauen tief vorm Muni, und der König sprach mit verzweifelten Seufzern und Tränen in den Augen: „Oh Heiliger, ich bin kurz davor mein Königreich zu verlassen und in die Wälder zu gehen, um heilige Enthaltsamkeit zu üben. Doch ich bin so unglücklich, denn ich habe keinen Sohn! Was soll ich noch mit meinem Reich oder einem Segen?“

Und Krishna fuhr fort: Nach diesen Worten des Königs zügelte der Muni seine äußeren Sinne und, immer noch unter dem Mangobaum im Schatten sitzend, trat er in die Yoga Meditation ein. Da fiel dem Muni eine saftige und von Vögeln unberührte Mangofrucht in den Schoß. Der Muni nahm sie in die Hand, sprach im Geist einige Mantras über ihr aus und gab sie dem König, damit er mit ihr unvergleichliche Kinder erhalten könne. Mit großer Weisheit sprach der Muni zum Monarchen:

„Kehre in deine Stadt zurück, oh König. Dein Wunsch ist erfüllt, so laß ab davon, in den Wald zu gehen.“ Da ehrte der Monarch die Füße des weisen Muni und ging nach Hause zurück. Gemäß seines Versprechens an seine beiden Frauen gab er ihnen die Frucht. Und seine beiden schönen Königinnen teilten sich die Frucht und aßen sie auf. Und die Worte des Munis wurden wahr. Beide Königinnen empfingen nach dem Mahl. Als der König von ihrer Schwangerschaft erfuhr, wurde er sehr glücklich. Einige Zeit später brachten die beiden Frauen jeweils einen halben Säugling zur Welt.

Jedes Kind hatte nur ein Auge, einen Arm, ein Bein, ein halbes Gesicht, einen halben Bauch und einen halben Rücken. Bei diesem Anblick zitterten die Mütter sehr. So berieten sich die hilflosen Schwestern ängstlich und beschlossen, die lebendigen Körperteile zu verstoßen. Ihre beiden Ammen hüllten also die halben Neugeborenen sorgfältig ein, schafften sie durch die Hintertür aus den inneren Gemächern, warfen die Körper hastig fort und kehrten schnell wieder heim.

Etwas später kam eine Rakshasa Frau namens Jara vorbei, welche von Fleisch und Blut lebte. Sie fand die an einer Kreuzung liegenden halben Säuglinge und nahm sie mit. Und das Schicksal wollte es, daß die Dämonin die beiden Teile vereinte, damit sie sich leichter tragen lassen. Sogleich formte sich ein stämmiges und quicklebendiges Kind. Mit vor Staunen geweiteten Augen konnte die Rakshasi plötzlich das Kind mit dem festen Körper und der Kraft des donnernden Blitzes nicht mehr weitertragen. Das Kind jedoch schob sich die kupferrote Faust in den Mund und begann so gräßlich zu brüllen, als ob sich Donner aus regenschweren Wolken entlädt.

Von diesem Klang alarmiert kamen die Bewohner des Palastes mit ihrem König herbei gelaufen. Auch die bereuenden Königinnen mit ihren Brüsten voller Milch kamen, um ihre Kinder wiederzufinden. Als die Rakshasi die Königinnen in diesem Zustand sah, dann den König, welcher sich so sehnsüchtig einen Sohn wünschte, und auch das überaus starke Kind, da überlegte sie sich: „Ich lebe im Reich eines Königs, welcher sich Nachkommen wünscht. Es steht mir daher nicht zu, das neugeborene Kind eines so ruhmreichen und tugendhaften Monarchen zu töten.“

Da nahm die Rakshasi einen menschliche Form an und, das Kind in ihren Armen haltend, sprach sie zum König: „Oh Vrihadratha, dies ist dein Kind. Nimm es, wie ich es dir übergebe. Es wurde auf Geheiß des großen Brahmanen von deinen Frauen geboren. Von den Ammen weggeworfen, habe ich es beschützt.“

Krishna erzählte weiter: Oh du Bester der Bharatas, als die beiden Töchter des Königs von Kasi das Kind wiederhatten, nährten sie es reichlich mit Strömen von Muttermilch. Als der König dies sah, war er überglücklich und sprach zu der Dämonin in ihrer menschlichen Gestalt und ihrem goldglänzenden Gesicht: „Oh du mit dem Antlitz der Lotusblüte, wer bist du, daß du mir mein Kind zurück gibst? Oh du Glückspendende, du scheinst mir eine Göttin zu sein, die hier nach Belieben waltet.“
 
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