Magie und Psychotherapie

Werbung:
Ich beschreibe einfach noch einmal ganz konkret den Punkt, der mir an diesen Texten bedeutsam erscheint.

Regardie sagt aus, dass „es nur eine einzige Möglichkeit zur Aufhebung dieses Widerspruchs [zwischen der Lehre des Golden Dawn und der Charakterstruktur des Durchschnittsschülers] gibt, nämlich sich als Patient einer Psychotherapie zu unterziehen.

Regardie geht es nicht um eine Fundamentalkritik der Magie, vielmehr anerkennt und schätzt er Magie. Er verweist hier lediglich auf ein Phänomen, das er zu seiner Zeit in seinem Umfeld beobachtet. Und er selbst sagt auch aus, dass er mehrere Jahre lang eine Psychotherapieform (nach Freud) praktizierte.
Den angedeuteten „Widerspruch“ zwischen Lehre und Durchschnittsschüler stellt Regardie dann anhand dreier unterschiedlicher Punkten dar.

Eine mögliche Frage wäre nun z.B., inwiefern diese drei angesprochenen Punkte in der Gegenwart, in unserer Gesellschaft immer noch zutreffen - oder nicht.

Mein Eindruck ist darüber hinaus, dass magische Arbeit einerseits eine gewisse Stabilität der Persönlichkeit voraussetzt. Und hierbei kann Psychotherapie hilfreich sein. Magische Praxis geht jedoch andererseits über psychotherapeutische Praxis hinaus und zugleich lässt sich Magie auch nicht auf Psychologie oder Psychisches reduzieren, da Psychologie selbst dualistisch angelegt ist, wodurch mystisch-spirituelle Aspekte tendentiell ausgeblendet werden.


„Morgen können wir weiterreden. Dann erzähle ich euch vom dem ägyptischen Papyrus der Augenstern des Kosmos. Ich bin müde und möchte diese Nacht bei Akhbar im Stroh schlafen.“
„Eines möchte ich noch fragen.“
„Was wollt ihr wissen?“
„ Dieser komische Drache.“
„Kosmische Drache!“
„Ähm, ja. Bezieht ihr euch mit diesem Drachen auf die tiefste Schicht der Erfahrung?“
„Ja, Shrenk. Und wie ich bereits sagte, kann der kosmische Drache niemals durch die ganze Breite des psychoanalytischen Handelns abgedeckt werden.“



Ali:kiss4:
 
"Herr Dr. Shrenk, wie ich sehe, geht es Ihnen besser?"
"Wie meinen? Oh! Sehr erfreut, Gnädigste! Ihr Kamel Akhbar ist mir noch so vertraut.“
"Sie sprechen von einem kosmischen Drachen?“
„Hm, ...“
„Esoterikforumkomplex?“
„Mein wertes Frau Lieschen Müller, es geht mir wunderbar! Ab und an, wenn ich in die Oase eintauche, streichelt mich das Licht des roten Drachen.“
"Das freut mich von Herzen, Herr Dr. Shrenk."

:kuesse:
 
"Herr Dr. Shrenk, wie ich sehe, geht es Ihnen besser?"
"Wie meinen? Oh! Sehr erfreut, Gnädigste! Ihr Kamel Akhbar ist mir noch so vertraut.“
"Sie sprechen von einem kosmischen Drachen?“
„Hm, ...“
„Esoterikforumkomplex?“
„Mein wertes Frau Lieschen Müller, es geht mir wunderbar! Ab und an, wenn ich in die Oase eintauche, streichelt mich das Licht des roten Drachen.“
"Das freut mich von Herzen, Herr Dr. Shrenk."

:kuesse:



„Es geht, so wie ich es heute sehe darum, dass Persönlichkeitszüge nicht irgendwelche statische Traits sind oder etwa von Konditionierungen herrührende Einstellungen, sondern Kompromissbildungen aus einem drangvollen Begehren, einschüchternden Verboten,
schrecklichen Ängsten und schamvollen Erlebnissen sowie einer immer wieder erlebten Frustration von elementaren Bedürfnissen.“

„Es reicht Doktor! Glaubt ihr wirklich unser Menschsein in den Griff zu bekommen wie einen räudigen Straβenköter den man zu Versuchen in den Zwinger sperrt?“
„Gerade darum geht es ja, werter Ali.“
„Was?“
„Es geht darum, dass eine Weiterentwicklung der Psychoanalyse nach Freuds Tod in einer Auseinandersetzung mit seinem Triebkonzept und mit der Auffassung von Libido und Aggression als die zentralen Stimuli menschlichen Erlebens und Handelns postuliert wurde.“
Allahu Akhbar!“, prostete Ali dem Doktor zu.
„Allahu Akhbar! Die von Freud behauptete primär sinnlich sexuelle Lustsuche
des Kleinkindes wird hinfällig und durch eine primäre Liebe und einen Bindungstrieb ausgetauscht“, fuhr der Shrenk mit einem gewissen Pathos fort und blickte Ali erwartungsvoll an.
„Ach, und das soll ich groβartig finden?“

Alis Tonlage hatte sich verschärft, was die Blicke der anwesenden Gäste noch mehr auf sich zog.

„Ich habe euch zwar aufgefordert mir euer Lieblingsthema zu unterbreiten, aber es ist einfach nicht auszuhalten und das Ergebnis ist unübersehbar. Da brauche ich euch nur anzusehen. Eure kleinen Glubschaugen hinter der Nickelbrille. Nur so ein verrücktes Hirn wie eures ist überhaupt in der Lage, so etwas auszubrüten!“
„Ali!“
„Was Ali?“
„Ihr werdet beleidigend!“
„Beleidigend ist, wie ihr euch über den Menschen äuβert.“
Der Kellner brachte das Dessert. Ali stellte beruhigt fest, dass das Besteck auf ihren Plätzen deutlich abgenommen hatte. Es lagen nur noch ein kleiner Löffel und eine Dessertgabel vor ihnen, die sie nahm und damit gefährlich vor dem Shrenks Nase herumfuchtelte.
„Erinnert ihr euch an den kosmischen Drachen, Shrenk?“

Der Doktor schwieg, er schien zu überlegen. Ali nahm ihre Stoffserviette und faltete diese zu einer Art länglichem Ungetüm, um damit vor dem Shrenk seinem Gesicht hin und her zu wedeln. In dem Versuch den Drachen zu veranschaulichen, gab sie seltsame Zischlaute von sich. Dann besann sich Ali ihrer bedeutsamen Pflicht, ihre geistigen Werte zu verteidigen:
„Das Erwachen des Menschen ist ein Erwachen Gottes und das Erwachen der Menschheit
ist ein Erwachen Gottes in der Menschheit. Das Erwachen des Kosmos ist ein Erwachen Gottes in der Evolution und ihr redet weiterhin über die Auseinandersetzung von Triebgesetzen?“, fauchte Ali den Shrenk an.



LG Ali:kiss4:
 
Nach einem interessanten Tag in meiner psychotherapeutischen Praxis schreibe ich hier, am Praxiscomputer sitzend, sozusagen aus der Praxis für die Praxis... ;)

also aus der entgegengesetzten Richtung kommend finde ich Magie auch für Psychotherapie äußerst befruchtend:

meinen depressiven Patienten wünsche ich manchmal einen solchen kleinen Kick einer infantilen Megalomanie als Kontrapunkt...
meine zwanghaft veranlagten Patienten genießen hingegen das sich vertiefende Verständnis für ihre kleinen und großen magischen Rituale des banalen Alltags...
meinen angstproduzierenden Patienten hilft die verantwortliche Evokation ihres schlimmsten Dämons...

...um nur einmal drei größere Gruppen zu benennen...

ja, also ein schönes Thema, liebe Energeia, herzlichen Dank!
 
Nach einem interessanten Tag in meiner psychotherapeutischen Praxis schreibe ich hier, am Praxiscomputer sitzend, sozusagen aus der Praxis für die Praxis... ;)

also aus der entgegengesetzten Richtung kommend finde ich Magie auch für Psychotherapie äußerst befruchtend:

meinen depressiven Patienten wünsche ich manchmal einen solchen kleinen Kick einer infantilen Megalomanie als Kontrapunkt...
meine zwanghaft veranlagten Patienten genießen hingegen das sich vertiefende Verständnis für ihre kleinen und großen magischen Rituale des banalen Alltags...
meinen angstproduzierenden Patienten hilft die verantwortliche Evokation ihres schlimmsten Dämons...

...um nur einmal drei größere Gruppen zu benennen...

ja, also ein schönes Thema, liebe Energeia, herzlichen Dank!

Interessant, nichts Neues....

hmm, ich frage mich, was das bedeutet ;)
 
meinen angstproduzierenden Patienten hilft die verantwortliche Evokation ihres schlimmsten Dämons...

ja, also ein schönes Thema, liebe Energeia, herzlichen Dank!

Ist der dämon beim angstpatienten nicht schon evoziert/geschaffen?
Meinst du damit, "ihn" herauszufordern und damit in seine schranken zu weisen?
Er hat ja offensichtlich die führung übernommen und setzt sich über die kräfte des patienten hinweg.
Geht es um verantwortliche lenkung/transformation?

Die anderen beispiele sind auch interessant, liebe Maria und ja - ein gutes thema, lieber Energeia.:)
 
Werbung:
Hierzu noch ein Zitat aus "Schule der hohen Magie" von Frater V. D.:

Wir müssen uns vor Augen halten, daß die schon erwähnten extremen Erfahrungen, welche die Magie uns beschert, gerade psychisch labilere Menschen ohne materielle Verwurzelung anlockt. Doch suchen diese meistens nicht die Magie selbst, sondern vielmehr ein Tummelfeld, auf dem sie ihre seelischen Probleme ungestört austoben können; oder sie streben einen Ersatz für herkömmliche Therapien an. Ganz selten kann die Magie ihnen sogar beides bieten und sie auch heilen (in der Bedeutung von »Heil-/Ganz-Machen«). Meistens werden von diesen Menschen eher die negativen, zerstörerischen Energien der Magie bevorzugt, weil diese in ihren Augen eine größere Intensität aufweisen.
In gewissem Sinne haben wir es hierbei mit einem Teufelskreis zu tun: Für die erfolgreiche Ausübung der magischen Kunst sind, wie wir später noch bei der Astromagie eingehender erläutern werden, bestimmte innerseelische Spannungen schlichtweg unverzichtbar. (Schon aus diesem Grund sind die wenigsten Magier langweilige Persönlichkeiten.) So betrachtet erfüllt die Magie tatsächlich für viele ihrer Praktikanten eine therapeutische Funktion, denn sie ermöglicht es ihnen, ihre psychischen Spannungen und Ungleichgewichte auf konstruktive Weise gezielt einzusetzen und sie dadurch in den Griff zu bekommen. Andererseits können extreme magische Erfahrungen auch unbewußte innerseelische Störungen erst richtig aktivieren. Beachten wir jedoch dabei, daß es nicht die Magie ist, die einen Menschen in den Wahnsinn treiben kann. Sie zerreißt vielmehr lediglich den Schleier der psychischen Lebenslüge, in dessen Schatten manch eine Sumpfblüte im verborgenen gedeiht und den Gesamtorganismus (dessen Teil die Psyche ja ist) unbemerkt vergiftet. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Ängsten, die jeder gute Magier äußerst gründlich betreibt, ist ein gutes Beispiel für diesen Prozeß.
Die Einbettung in einen »normalen« Berufsalltag hilft bei der Erdung, sie verleiht dem Magier Halt in Zeiten, da er vielleicht das Gefühl hat, daß ihm sonst jeder Boden unter den Füßen weggezogen wird; sie schützt ihn vor der Besessenheit durch Komplexe/Dämonen, weil sie ihm ständig eine
andere, weitgehend unmagische Realität vor Augen führt, in der er ebenfalls gefordert wird und deren Herausforderungen er erfolgreich bestehen muß. Gewiß ist die Ausübung eines leistungsorientierten Berufs kein Allheilmittel gegen magische Probleme, doch können wir sie dadurch erfahrungsgemäß zum größten Teil vermeiden oder in den Griff bekommen.

(Ebd. S. 14)
 
Zurück
Oben