Schattenwächter;4492619 schrieb:
Wenn es so wäre, wär schön...
Was die Gerechtigkeit betrifft, ist mir gerade mal aufgefallen, dass von den Menschen, die ich bisher kennengelernt habe und die Missbraucht wurden, nicht ein einziges Mal der Täter zur Rechenschaft gezogen wurde. War mir bis gerade gar nicht bewusst... Komische Gesellschaft...
Das hängt mit der Psychologie von Traumatisierungen zusammen. Genauso, wie das Kleinkind-Ich unbewusst eine Doppelstrategie von Verleugnung (es ist gar nichts passiert) und (falls doch etwas passiert sein sollte) Nett-und-lieb-sein verfolgt, weil es sich selbst die Schuld an den Erlebnissen gibt, und so versucht zu erreichen, dass das Schlimme nicht wieder passiert.
Diese Dinge folgen ein paar psychologischen Grundgleichungen. Eine davon ist: Gutes wird belohnt, Böses wird bestraft. Das lernt jedes Kind mit zwei Jahren. Bin ich lieb, lächelt Mama, kriege ich Stress, hab ich was falsch gemacht.
Eine andere Grundannahme der kindlichen Psychologie ist: Eltern sind a priori gut.
Aus diesen beiden Grundannahmen folgt logisch, dass - wenn etwas ganz besonders schlimmes passiert - ich als Kind offenbar ganz besonders schlimm bin. Deshalb auch der kompensatorische Versuch des besonders lieb Seins.
Diese naiven Grundannahmen finden sich aber im Unbewussten jedes Menschen, der sie nicht bewusst hinterfragt hat. Und das hat zur Folge, dass Zeugen von Traumatisierungen sich unbewusst nach demselben Schema verhalten wie derjenige, der traumatisiert wurde. Daraus kommt das massenhafte Nichthingucken und/oder Verharmlosungen und/oder Schuldzuweisungen an die Opfer.
Ein Beispiel aus noch nicht allzu ferner Zeit, das auch heute noch karmisch wirkt, ist das dritte Reich und der Holocaust.
Wichtig zum Verstehen ist, dass keiner der Beteiligten sich anders verhalten kann, solange diese kindlichen Grundannahmen nicht bewusst hinterfragt wurden.