Hi Martina!
Kayamea schrieb:
Ich weiß und verstehe nicht, wo Du diese Sichtweise hernimmst
Vielleicht, weil es
meine Erfahrungen, Vorstellungen und Beobachtungen sind? Wie solltest Du es da auch verstehen?
und warum Du bei der Mann/Frau-Geschichte so oft auf das Thema unterdrückte Aggression der Frauen kommst. Evtl. mag das bei Dir in der Familie ein Thema sein, aber ich halte es nicht für allgemeingültig übertragbar und nicht vorherrschend.
Mit meiner Familie hat dies nichts zu tun. Größtenteils hat/hatte man den Frauen in früheren Zeiten lediglich ihre vorbestimmten weiblichen Attribute zugestanden: Den mütterlichen, gebenden, gebärenden Part. Aber ich glaube, dass dieser Part den Frauen künstlich aufdoktriert wurde.Nährend oder fürsorglich zu sein, ist ein Kriterium, zu dem beide Geschlechter fähig sind. Oder eben auch das Gegenteil davon: Es gab immer Kriegerinnen unter den Frauen, so wie es immer Krieger unter den Männern gab. Nur das man den Männern ihre Aggressionen zugestanden hatte. Bei ihnen wurde es toleriert oder sogar gefördert, während aggressive Frauen als Furien u.ä. bezeichnet wurden. Also das marsische Element wurde ihnen aberkannt. Aber wo sollte eine Frau hin mit ihren Aggressionen, wenn sie nun einmal ein Sonne/Pluto-Quadrat oder einen starken Mars im Radix hatte? Ausleben durfte sie ihn in früheren Zeiten nicht, deshalb wurde/mußte er projeziert werden.
Heute wie damals brauchte der Mann eine starke Frau, weil er vieles eben nicht gebacken kriegt und glücklich war damals der, der so eine hatte, die die Kinder versorgte, die Familie zusammenhielt auch wenn er mal eben im Krieg war. Und auch heute sind Workoholics gänzlich überfordert, hätten Sie nicht Frauen daheim, die den Laden schmeißen. Und ich bin ganz sicher, dass es viele gibt, die ihre jeweiligen Rollen zu schätzen wissen und den anderen lieben, schätzen und respektieren. Nur leider zerstört berufliche Überforderung oder Überehrgeiz oft die Liebe und Frau kann heute besser aus der Ehe ausbrechen als früher - man aber auch, wenn's die Frau übertreibt.
Nicht nur die Frau kann aus ihrer Rolle ausbrechen.
Die heutige Möglichkeit, sich seinen Lebensstil auszusuchen, birgt nun einmal die Gefahr, daß man nicht, wie früher, jahrelang in den für ihn vorgesehenen Bahnen bleibt. Heute können sich die Dinge drehen und nichts ist mehr so, wie einst vorgesehen. Da entdeckt "Mann" vielleicht seine nicht entdeckten Hausfrauenqualitäten oder er hat einfach keine Lust mehr, nur den Ernährer zu spielen und entzieht sich den Erwartungen seiner Umwelt, indem er seinen alten Beruf aufgibt. Das Gleiche gilt für die Frau. Das ganze Gedöns der Kindererziehung war vielleicht ganz nett und auch, eine Zeit lang im Hause zu wirtschaften, aber plötzlich hat sie Lust, außer Haus anderweitige Aufgaben zu übernehmen, vielleicht auch, weil sie entdeckt hat, welche Managerfähigkeiten oder ganz allgemein, welche Stärke und welches Durchhaltevermögen in ihr stecken.. Das diese Ausbrüche in die eine oder andere Richtung dann nicht mit allen Partner/ -innen machbar sind, versteht sich von selbst. Jeder Ausbruch in die eine oder andere Richtung braucht die Toleranz des jeweiligen Partners/in. Wenn der nun nicht "elastisch" genug denkt und statisch die Rollenverteilung als richtig und gut empfindet, gibt es Probleme. Dennoch glaube ich, daß Leben Veränderung bedeutet und das das Festhalten an Vorgaben - vorzugsweise die von anderen - einen unglücklich machen.
Was freilich in unserer Gesellschaft leidet, ist die Entfaltung der Liebe, solange beide das selbe für sich fordern. Das kann nicht funktionieren. In Partnerschaften muss es Rollen geben, damit verschiedene Aufgaben, die nun mal erfüllt werden müssen, auch erfüllt werden können. Es ist heutzutage evtl. eine viel größere Aufgabe, diese Rollenverteilung so zu gestalten, dass beide sich ausreichend geliebt, respektiert und gefordert fühlen. Früher waren die Rollen festgelegt und ich glaube nicht, dass die Frauen und Männer damals unglücklicher oder glücklicher waren, als heute - sondern einfach nur anders unglücklich oder glücklich.
Tja, die stark beanspruchte Rollenverteilung......Genau das ist es, was ich nicht gut finde. Warum muß man denn den einen, wie den anderen in eine Rolle pressen? Für mich hat das viel mit Zwang zu tun. Und wenn eine Rolle, warum soll man diese für immer und ewig ausfüllen? Wie langweilig, wie statisch. Wie wäre es mit Austausch und Wechsel, damit jeder die andere Seite kennenlernen darf?
und was dieses Karriere und Gleichberechtigungsgedöns der Frauen angeht: ich hab' mit 22 berufliche "Karriere" gemacht, war sozusagen ganz oben, habe ein Schweinegeld verdient. Man bin ich froh, dass ich in dieser Welt nicht mehr leben muss. Mir tun die Männer und auch die Frauen dort sogar leid, wie sie sich jeden Tag neu aufblasen müssen, um gegeneinander ein gemeinsames Ziel verfolgen zu sollen, für Firmen, die keine Identität mehr haben, weil keiner weiß, wem die Firma überhaupt gehört und wie lange noch....
Genau das macht Gleichberechtigung doch aus. Wer auf das "da draußen" und das Durchgebeisse keine Lust hat, sucht sich andere Wege. Aber diesen Wunsch würde ich jetzt nicht automatisch den Frauen zugestehen. Ich wette, es gibt eine Menge Männer, die ebenfalls keine Lust haben, sich der Konkurrenz zu stellen, aber zu Hause eine Frau sitzen haben, die erwartet, dass das Häuschen abbezahlt und die letzte Rate für den Kühlschrank und natürlich auf die Reise nach Mallorca gespart wird. Und wer will es ihnen verdenken, daß sie darauf keine Lust haben? Wer möchte schon auf die Rolle des Ernährers reduziert werden?
Das Grundgefühl, sich benachteiligt zu fühlen hat man oder hat man nicht. Man kann das aus vielen Themen herausholen, aber es auf die Geschlechter zu projezieren ist die einfachste, finde ich. Und wenn das nicht funktioniert, dann fühlt man sich halt der Schwester, dem Arbeitskollegen, der Cousine, dem Nachbarn oder sonst jemandem gegenüber benachteiligt.
Wenn es gerade dem eigenen Gusto entspricht, z.B. im Heim zu bleiben oder auch einen anstrengenden Beruf auszuüben, weil es nun gerade das ist, was man gerne tut, dann fühlt man sich ganz sicher nicht benachteiligt. Ist man jedoch in einem Rollenklischee gefangen und es wird von einem erwartet, sich in dieser oder jener Rolle einzupassen, dann ist man vom Glücklichsein sehr wohl abgeschnitten und ein maßgeblicher Teil von einem wird be-schnitten. Im grundsätzlichen plädiere ich deshalb für das Ausleben seiner Selbstverwirklichung - die der Frauen, aber auch die der Männer. Vielleicht hat das Wort Selbstverwirklichung für viele einen üblen Beigeschmack, weil es sich so nach Ausklinken oder Wegschieben der Pflicht anhört. Aber wie sonst soll man wirklich glücklich werden, wenn man nur etwas tut, was andere von einem erwarten, aber nicht dem eigenen Wunsch entspricht?
LG
Juppi