Männer mit verstorbenen Müttern

Hallo Ronja :winken5:

ich denke, nicht der Tod ansich prägt den Mann oder die Frau, sondern das, was er bis dahin gelernt hat und wie er damit umgehen kann, ob er aktiv Trauerarbeit leistet und loslässt, ob er beispielsweise erstarrt in diesem Bereich seiner Gefühlswelt. Das passiert auch noch Erwachsenen, die älter sind, wenn sie bis dahin nicht wirklich auch innerlich erwachsen geworden sind - und wer kann schon zu 100 % von sich sagen, erwachsen zu sein. Das würde bedeuten, dass man alle seine Verhaltensweisen, die man sich angeeignet hat, erlöst hat und wirklich GANZ ICH ist...
Viele verdrängen den Schmerz - und verdrängen damit im Laufe der Zeit all ihre Gefühle. Es ist nicht möglich, ein Gefühl zuzulassen und das andere nicht...

LG
Esofrau

Sehr interessante Aspekte.....
Vor allen Dingen, der letzte Punkt. Hieße dass zB., dass der ien oder andere liebesunfähig wird/werden kann?

Und ist es tatsächlich so, dass man nicht wählen kann, welche Gefühle man zulässt und welche nicht?
Könnte es nicht sein, dass man Hass, Wut, Fröhlichkeit etc zulassen kann, sich aber beispielsweise niemals mehr richtig und völlig der Liebe hingeben kann?
LG
Ronja
 
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Hallo Lucille,

du hast auch sehr interessante Punkt mit reingebracht. DA werd ich mal drüber nachdenken. Vor allem über diese Wut und die Schuldgefühle, die da noch auftauchen...
 
Sehr interessante Aspekte.....
Vor allen Dingen, der letzte Punkt. Hieße dass zB., dass der ien oder andere liebesunfähig wird/werden kann?

Und ist es tatsächlich so, dass man nicht wählen kann, welche Gefühle man zulässt und welche nicht?
Könnte es nicht sein, dass man Hass, Wut, Fröhlichkeit etc zulassen kann, sich aber beispielsweise niemals mehr richtig und völlig der Liebe hingeben kann?
LG
Ronja

Man kann wählen, wenn man die verborgenen Muster erkennt. Das "Nicht-Zulassen" ist ja das was Angst (Hass ist eine "Unteform" der Angst) hervorruft. Es ist wie ein Automatismus, der nicht durchschaut wurde, und der in der Vergangenheit geprägt wurde, wie z.B. vielleicht den Tod eines Nahestehenden. Wenn etwas nicht verarbeitet wurde, also zu einem Zeitpunkt der "Ohnmacht" schon nicht alle Gefühle wirklich gelebt und zugelassen werden, entsteht der unbewusste Wunsch, das nie wieder fühlen zu müssen. Das läßt dann Automatismen entstehen. Man macht dann, ohne das bewusst zu wollen oder zu steuern, rein reaktiv "dicht". Es ist eine Art Schutz. Und das betrifft vor allem Beziehungen und Nähe zu Menschen und es betrifft fast alle Menschen irgendwie, denn jeder wurde schon verletzt. Die Gründe scheinen individuell und sind es in gewisser Weise auch. Aber ganz tief unten ist es immer dasselbe: Angst verletzt zu werden.

VG,
C.
 
Man kann wählen, wenn man die verborgenen Muster erkennt. Das "Nicht-Zulassen" ist ja das was Angst (Hass ist eine "Unteform" der Angst) hervorruft. Es ist wie ein Automatismus, der nicht durchschaut wurde, und der in der Vergangenheit geprägt wurde, wie z.B. vielleicht den Tod eines Nahestehenden. Wenn etwas nicht verarbeitet wurde, also zu einem Zeitpunkt der "Ohnmacht" schon nicht alle Gefühle wirklich gelebt und zugelassen werden, entsteht der unbewusste Wunsch, das nie wieder fühlen zu müssen. Das läßt dann Automatismen entstehen. Man macht dann, ohne das bewusst zu wollen oder zu steuern, rein reaktiv "dicht". Es ist eine Art Schutz. Und das betrifft vor allem Beziehungen und Nähe zu Menschen und es betrifft fast alle Menschen irgendwie, denn jeder wurde schon verletzt. Die Gründe scheinen individuell und sind es in gewisser Weise auch. Aber ganz tief unten ist es immer dasselbe: Angst verletzt zu werden.

VG,
C.

Ahhhh, langsam kommen wir der Sache näher....

(aber wer sagt, Hass sein eine Unerform von Angst?)
 
Ahhhh, langsam kommen wir der Sache näher....

(aber wer sagt, Hass sein eine Unerform von Angst?)

Man kann sagen, das es nur 2 Gefühle gibt. Liebe (Annehmen wie etwas/jemand ist) und Angst (Ablehnen). Hass, Trauer usw. ist in der Essenz Angst. Es unterscheidet sich nur durch die "äußere Reaktion", oder wie sie sich zeigt. Wenn Du Dich mal anschaust, wann Du hasst oder das vorkam, wirst Du feststellen, das damit Angst verbunden war, eine Form der Bedrohung, letztlich ist es oft Angst etwas oder jemanden zu verlieren. Angst, etwas zu verlieren womit man sich identifiziert, fast als ob es ein Teil der eigenen Persönlichkeit wäre.

VG,
C.
 
Sehr interessante Aspekte.....
Vor allen Dingen, der letzte Punkt. Hieße dass zB., dass der ien oder andere liebesunfähig wird/werden kann?

Und ist es tatsächlich so, dass man nicht wählen kann, welche Gefühle man zulässt und welche nicht?
Könnte es nicht sein, dass man Hass, Wut, Fröhlichkeit etc zulassen kann, sich aber beispielsweise niemals mehr richtig und völlig der Liebe hingeben kann?
LG
Ronja

Hallo Ronja,

Condemn hat es schon schön beschrieben und ich möchte noch ergänzen:

Wenn man Gefühle nicht lebt, sprich rauslässt (hier die des Schmerzes, der Traurigkeit, Wut, Schuld usw.) sind dies abgelehnte Gefühle. D.h. man sagt diesen Gefühlen gegenüber NEIN - sie werden NEGIERT. Da Gefühle aber nicht wirklich stillstehen - äußern sie sich häufig in "negativen" Gefühlen, die die Ablehnung des Ursprungsgefühls spiegeln. Wenn dies jemand über Jahre hinweg so handhabt (unbewusst), wird er irgendwann "liebesunfähig" - in dem Sinne, dass er sich nicht mehr vorstellen kann, dass es eine Liebe ohne Ablehnung geben kann...

LG
Esofrau
 
Hallo Ronja,

Condemn hat es schon schön beschrieben und ich möchte noch ergänzen:

Wenn man Gefühle nicht lebt, sprich rauslässt (hier die des Schmerzes, der Traurigkeit, Wut, Schuld usw.) sind dies abgelehnte Gefühle. D.h. man sagt diesen Gefühlen gegenüber NEIN - sie werden NEGIERT. Da Gefühle aber nicht wirklich stillstehen - äußern sie sich häufig in "negativen" Gefühlen, die die Ablehnung des Ursprungsgefühls spiegeln. Wenn dies jemand über Jahre hinweg so handhabt (unbewusst), wird er irgendwann "liebesunfähig" - in dem Sinne, dass er sich nicht mehr vorstellen kann, dass es eine Liebe ohne Ablehnung geben kann...

LG
Esofrau

Ja, sehe ich auch so. Wir sind ein gutes Team... ;)

Ich habe mal einen schönen Satz gelesen, weiß aber nicht mehr wo:
"Schmerz ist kein Gefühl. Schmerz ist Ablehnung eines Gefühls."
 
Ich habe einen Freund, dessen Vater Alkoholiker war und in seiner Kindheit aggressiv und verletzend gegenüber der gesamten Familie war.
Er sah, wie seine Mutter mit einem Messer bedroht wurde, während er sich als 4jähriger unters Bett flüchtete und um das Leben aller zitterte.

Die Mutter trennte sich vom Vater.
Der Vater wurde abgehakt, für Tod erklärt, obwohl er lebte.
Es gab immer wieder destruktive Verbindungen.
Das, was mein Freund daraus gelernt hat, ist:
VERTRAUE NIEMANDEM.
Er selbst trinkt nicht, raucht nicht, war nie verheiratet, will keine
Kinder selbst haben.
Ist ein ganz liebenswürdiger Mann geworden,
aber:
Er vertraut niemandem.
Auch nicht mir.
Hat Potenzprobleme. Stottert.
Betreibt übermäßig Kraftsport (zum Aggressionsabbau, was er aber bewusst gar nicht weiß)
Sieht nicht ein, dass man an allem arbeiten kann, sich Hilfe suchen kann.
Darum funktioniert ein erfülltes Zusammensein nicht.

Vor zwei Wochen kam die Nachricht, dass sein Vater im Pflegeheim verstorben sei.
Es war einige Sekunden eine Erleichterung auf seinem Gesicht zu sehen.
Ich hatte Hoffnung, dass sich an ihm selbst nun etwas entspannen könnte.
Aber weit gefehlt.
Jetzt sagt er, ich hatte nie einen Vater.
Und ist weiterhin verbittert,
unterschwellig aggressiv,
vertraut niemandem.

Wie bereits im thread vorher von anderen beschrieben:
Es kommt immer auf die Verbindung zum Verstorbenen an, um zu sagen, wie sich dessen Tod auf jemanden auswirkt.
 
Ja, sehe ich auch so. Wir sind ein gutes Team... ;)

:kuss1: schön, wenn sich Kompetenzen - ergänzen *hihi*

Ich habe mal einen schönen Satz gelesen, weiß aber nicht mehr wo:
"Schmerz ist kein Gefühl. Schmerz ist Ablehnung eines Gefühls."

Echt? Empfindest du das auch so? Ich finde, Schmerz zuzulassen, ist die Möglichkeit loszulassen, den Kummer erträglich zu machen, Abschied zu akzeptieren...

LG
Esofrau
 
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Echt? Empfindest du das auch so? Ich finde, Schmerz zuzulassen, ist die Möglichkeit loszulassen, den Kummer erträglich zu machen, Abschied zu akzeptieren...

Ja, das steht dazu nicht im Gegensatz. Gefühle zulassen, führt dazu das sie sich nicht ansammeln und dann stagnieren. Versucht man sie abzuwehren, baut das Angst auf, eine negative Bewertung des Gefühls und das ist dann Leiden, psychischer Schmerz. Wenn man wirklich alles fühlt, "fließen läßt", ist kein Gefühl per se Leid. Das kommt erst durch die negative Bewertung. Angst bringt also bis zu einem gewissen Punkt immer noch mehr Angst und Leid. Es ist, als ob man versucht sich zu schützen, wodurch dann genau das erzeugt wird, wovor man sich eigentlich schützen wollte. Zulassen ist dann der Weg, es wieder aufzulösen, und auch das geschieht automatisch, denn man kann ja nicht ewig fliehen. ;)

VG,
C.
 
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