sternja
Sehr aktives Mitglied
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- 19. Oktober 2006
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Liebe Sternja,
das ist ja elendig, was du da miterlebt hast.
Hoffentlich hast du ein anderes positiveres Männerbild dir geschaffen.
Mein Vater war kein Suchtcharakter. Generell die ganze Familie nicht.
Aber dafür psychisch beeinträchtigt - und auch irgendwie krank.
Meine Mutter hat auch 20 Jahre lang einen schwer depressiven Mann
gestützt, der sich nicht helfen lassen wollte und der leer war, nichts zu
geben hatte. Vielleicht ist es dasselbe Leid, das dabei bei den Angehörigen
entsteht.
Aber meine Mutter war nicht schwach. Sie hat sich befreit. Radikal. Gott
sei Dank.
Dass es mich narzisstisch erhöht, dass ich so viel aushalten kann und so
tapfer zu ihm halte, dass ich ein Fels in der Brandung bin... ja ich glaube
das ist die Falle! Die ganze Familie von ihm sagt: wie hältst du das aus mit
dem? Was bist du nur für ein toller, starker Mensch, dass du DEN erträgst?
Ist wirklich so... Grauenhaft.
Viele Schöne Grüße
Afterlife
Liebe afterlife,
ach weißt du, was einen nicht umbringt, macht einen nur stärker.
Auch wenns manchmal etwas dauert^^
Heute steh ich felsenfest auf eigenen Beinen und hab alle Nabelschnüre gekappt.
Alles nur eine Frage der Sichtweise.
Ja, die Falle ist das "Mutter-Theresa"-Syndrom, weil man sich dann einfach "gut" fühlt. Zumindest glaubt man das.
Denn im Grunde ist es nichts anderes als Selbstaufopferung. Natürlich gibt es Menschen, die das durchaus glücklich macht und ihren Lebenssinn darin finden, so wie Mutter Theresa eben.
Nur habe ich bei dir nicht das Gefühl, dass dich das wirklich glücklich macht.
Wenn man glückliche Menschen in seiner Umgebung möchte, dann muss man dafür sorgen, dass man selbst glücklich ist.
Gleiches zieht Gleiches an und darum sind Partner auch immer "Spiegel".
Und wenn man immer darauf wartet, dass der andere etwas ändert, damit man selbst wieder glücklich sein kann, dann hat man die Verantwortung für sein eigenes Glück abgegeben.
Die eigentlich Frage lautet somit: Bist DU wirklich glücklich mit dieser Situation?
Und wenn nicht: Was kannst DU tun, um das zu ändern?
Ich kann dir nur sagen, wenn man NICHTS tut, dann wird sich auch NICHTS ändern.
Weißt du meine Mutter meinte mal zu mir "Wieso ich? Wieso bin ich jetzt schuld? Ich habe doch gar nichts getan. Ich hab mich doch immer aus allem raus gehalten."
Für mich ist das einfach nur Hohn. Ich kann mich nicht hinstellen, dabei zusehen, wie mein Kind immer depressiver und freudloser wird und dann sagen "Lass mich in Ruhe damit. Ich hab doch gar nichts getan."
Heute muss ich mir andauernd von ihr anhören, dass ich viel zu ernst bin und alles so ernst nehme und überhaupt hätte sie mich gerne anders und fröhlicher. Man muss dazu erwähnen, wenn sie mich 3 Std. im Monat beehrt hat, dann war das viel.
Ich hab dann die Leute gefragt, mit denen ich regelmäßig Kontakt habe, die meinten sie kennen mich durchaus fröhlich und lustig.
Ich kann keinem sagen, wie leid ich es bin mir andauernd ihre eigenen Verfehlungen ankreiden lassen zu müssen.
Ich dachte mir nur "Ok, wer mich ernst nicht will, der bekommt mich auch nicht fröhlich" und hab eine Grenze gezogen, mit der netten Ansage: "Wenn du mich gern fröhlicher hättest, dann hättest früher mal zusehen sollen, dass ich eine fröhlichere Kindheit gehabt hätte. Jetzt bin ich so wie ich bin und ich finde mich gut so und das lass ich mir auch von niemandem mehr nehmen."
Was hält dich ab davon, nach vorne zu schauen, auf dich zu schauen und dein Glück wieder selbst in die Hand zu nehmen?