Hallo afterlife,
meine Mutter hat sichs ganz leicht gemacht und ist einfach so oft wie möglich arbeiten gegangen, um von zuhause nichts mitzukriegen.
Da sie Bedienung ist, war das natürlich für meinen Vater sehr praktisch, für die Hälfte des Geldes das sie verdient hat, durfte sie meinem Vater immer Bier und Zigaretten mitbringen. Das hat sie gern getan, damit er "Ruhe gibt". Die Kämpfe durfte ich ausfechten. Für mich blieb auch nie was übrig, wenn ich etwas wollte, hieß es nur, dafür haben wir kein Geld. Naja, dass ich das als Kind schon verstanden hab, dass das voll daneben ist, hat die Sache nicht wirklich besser gemacht.
Ich hatte letztens wieder einen Disput mit ihr, der zum Kontaktabbruch führte. Sie meinte tatsächlich "Was kann ich denn dafür, dass dein Vater der einzige war, der mich wie einen Menschen behandelt hat und ich mich halt dann in ihn verliebt habe." Ich hätte mich fast übergeben und fragte sie dann in welcher Traumwelt sie eigentlich lebt. Mein Vater ist 2000 gestorben, sie durfte nach der Scheidung seine 10.000€ Schulden berappen, da arbeiten sowieso nicht sein Thema war, er hat sie belogen und betrogen wo es nur ging und sie idealisiert ihn immer noch. Meine Mutter hatte eine traumhafte Kindheit und erzählt mir andauernd ihr wäre es als Kind auch nicht besser gegangen als mir. Sie macht ihre eigenen Eltern schlecht, um sich nicht ernsthaft damit auseinandersetzen zu müssen, dass sie vielleicht doch einfach "scheiße" gebaut hat und es evtl. mal Zeit wäre auch dazu zu stehen, anstatt alles immer von sich zu weisen. Aber das ist eine andere Story...
Im Grunde ist es ganz einfach. Stell dir ein Kind vor, dem du immer und immer wieder sagst, dass es eine böse Strafe erleben wird, wenn es jetzt nicht so tut, wie es soll.
Die ersten paar Male führt das evtl. noch zu einem schlechten Gewissen. Aus Trotz macht es halt dann trotzdem genauso weiter und du gehst wieder hin und sagst "Beim nächsten Mal aber..." und wieder bleibt es bei der Drohung und passieren tut nichts. Früher oder später denkt sich das Kind "Ach was, die labert ja eh nur, ich hab ja gar nix zu befürchten. "
Du müsstest schon aufstehn, deine Sachen packen und gehn, damit der andere merkt, dass du es wirklich ernst meinst. Vorher wird sich nichts ändern.
Und du musst ja auch nicht gehn in der Annahme es wäre für immer, du kannst es ja als Auszeit ansehen, damit jeder wieder zu sich selbst findet und für sich klärt, was er am anderen hat und vom anderen noch will. Was evtl. auch von Vorteil wäre, ist ein Therapeut, der dich auffängt.
Wenn du ihn wirklich liebst, dann hilf ihm, aber so dass es auch fruchtet. Und dafür braucht es einen "Schock-Moment".
Wenn du ihn weitermachen lässt ohne dass es irgendwelche negativen Folgen für ihn hat, wird er nichts verstehn und somit auch nichts ändern. Ganz im Gegenteil, du suggerierst ihm damit, dass das alles schon so in Ordnung geht für dich, auch wenns dich ärgert.
Afterlife, du bist co-abhängig. Und das ist nicht Liebe. Das ist lediglich ein gegenseitiges Bedürftigkeits-Spiel. Der Co-Abhängige braucht den anderen, um das Gefühl behalten zu können, wichtig zu sein und gebraucht zu werden. Somit hat der Co-Abhängige natürlich (unterbewusst) Angst davor, dass der Abhängige nicht mehr abhängig ist, weil er dann ja vielleicht nicht mehr gebraucht wird und sich dann eine andere "Aufgabe" suchen müsste. Also wird der andere, trotzdem es einen eigentlich totunglücklich macht, in seiner Schiene gehalten, da alles andere ja zum totalen Zusammenbruch der bisherigen unbewussten gegenseitigen "Abmachungen" führen würde.
Meine Mutter war/ist auch co-abhängig, sie hat sich nach meinem Vater einen Junkie gesucht. Zum Glück war ich da längst aus dem Haus.
Und das Ende vom Lied war, er hat sie betrogen und belogen und verlassen. Aber anstatt sich mal hinzusetzen und drüber nachzudenken, warum sie sich immer solche Männer aussucht, heißt es bei ihr nur "Ach ich armes Hascherl, ich hab schon so ein Pech." Sie gefällt sich einfach selbst zu sehr in ihrer Opferrolle, so sieht das für mich aus.
Ich hoffe, dass dich meine Worte jetzt nicht all zu sehr treffen, das Ganze ist doch ein Thema, bei dem es mir sehr schwer fällt, nicht emotional zu werden.
Und natürlich ist das nur meine Meinung aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen und muss nicht für alle gelten. Für mich stellt sich das halt so dar.
Und ich weiß auch, dass man von außen leicht reden hat...
Ich wünsche Dir von Herzen, dass du die richtige Entscheidung triffst und zwar die richtige FÜR Dich!
Alles Liebe!