Loslassen, obwohl man immer noch liebt...

Lucille

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29. Januar 2006
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734
Hallo liebe Forum-Teilnehmer!

Es ist ein Thema, das uns das ganze Leben lang begleitet - das Loslassen.
Ich habe hierzu viel gelesen, u.a. von Tepperwein, von Hellinger, Hans Kreis,
Freitag, L. Hay ...
Mit Affirmationen habe ich es versucht, mit räumlicher Distanz, mit
Verdrängung. Und vorallem mit Vernunft, weil ich weiß, dass mich mein Ex-Mann nach 20-jähriger Ehe in keinster Weise mehr liebt geschweige
denn achtet (trotz unserer 3 Kinder), er ließ sich von mir scheiden, hat mich "ausgetauscht" gegen eine jüngere Ausgabe von mir.
Meine Wut müsste reichen, um mich zu lösen. Aber sie wird überlagert
von immensen Schuldgefühlen.
Und ich liebe diesen Menschen immer noch. Es ist nicht das Klammern,
sondern ich weiß, was ich (natürlich auch durch Eigenverschulden)
verloren habe.
In der Theorie klingt alles plausibel und einfach ("loslassen in Liebe" ...), das Loslassen ist wahrscheinlich der Schlüssel zu neuen Zugängen.

Aber es geht einfach nicht.

Hat jemand ähnlich Erfahrungen gemacht?
Und vorallem - hat jemand es gegen alle inneren Widerstände trotzdem
geschafft, wirklich loszulassen?

Ziemlich verzweifelte Grüsse von Daisy
 
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hallo,

ich würde mir überlegen, was man überhaupt besitzt... um dann loslassen zu können.

cu
 
@ handwerker

Kein Mensch besitzt einen anderen, dessen bin ich mir bewusst. Aber auf
der mentalen Ebene funtionieren diese Erkenntnisse nicht, sonst wär' es ja
leicht, das Loslassen.

LG
Daisy
 
Na, da wird Dir keiner der Autoren helfen können, da mußt Du schon "ran".

Ich hatte mal eine Beziehung in der ich den Mann unglaublich geliebt habe. Auch nachdem er sich von mir getrennt hat - hatte ich mich noch lange nicht getrennt. Es war eine verzweifelte Zeit und ich habe mich fast selber aufgegeben. Aber eines Tages, nach einer durchweinten Nacht, habe ich mich mit meinem verquollenen Gesicht vor den Spiegel gestellt und mir gesagt: So möchte ich nie, nie wieder aussehen und so will ich mich auch nicht mehr fühlen. Feierabend." Dann habe ich mich gewaschen, bin verquollen wie ich war zur Arbeit gefahren und habe mir den ganzen Tag angehört, wir Scheiße ich aussehe. Dann hats noch ca. 1 Jahr gedauert, bis ich wirklich über ihn hinweg war - wir wohnten auch noch Tür an Tür, ich zog nach 2 Jahre n aus - tja und was soll ich Dir sagen? Nie mehr habe ich so ausgesehen! Meine Freundinnen haben mich immer wieder in den Allerwertesten getreten und ich habe mir "Übergangsbeziehungen" verordnet.

Irgendwann war es dann gut. Da bin ich ihm irgendwo über den Weg gelaufen, er hatte eine Zweitausgabe von mir - allerdings 10 Jahre jünger - an der Hand und war für mich ein ganz normaler Typ, der irgendwie seltsam aussah mit dem jungen Mädchen an der Hand (denn er war auch 10 Jahre älter als ich) also war das Mädel 20 Jahre jünger als er ... irgendwie so....

Du mußt Dich lieben! Du mußt mit Deinen Kindern wieder voran gehen! Du bist doch auch wer ohne Deinen Mann - der sich schon längst eine neue genommen hat. Ich finde, es ist verlorene Zeit jemandem hinterherzutrauern.

Du schaffst das, du bist stärker als er!

July
 
Hallo July,

danke für deine ermutigenden Worte. Muss ja schlimm gewesen sein,
Tür an Tür zu wohnen. 2 Jahre sind eine lange Zeit, wenn sie von einem
dominierenden Gedanken geprägt ist, nicht?? Ich kann erahnen, wie es
dir gegangen sein muss. Freut mich, dass du anscheinend tatsächlich
drüber hinweg bist.

Mein Ex-Mann hat allerdings auch meine Kinder, sie leben bei ihm. Der
Älteste kommt wieder zu mir, die beiden Mädchen (11 und 14 Jahre) sind
so programmiert (denke ich), dass sie nicht wollen dürfen.
Ich habe die Hälfte des Sorgerechts und könnte den Kontakt auch
rechtlich einfordern, aber auf dieser Ebene möchte ich das nicht. Ich wohne nur 5 Minuten entfernt ... es ist die Hölle, wenn meine Kinder in der Stadt
an mir vorbeigehen als würden sie mich nicht kennen.

Und meine Kinder in dem Sinn loslassen, das geht über meine Kräfte. Ich fühle mich
wie amputiert, die Phantomschmerzen sind unerträglich.

LG
Daisy
 
Das kann ich mir vorstellen. Wenn ich mein Kind nicht bei mir hätte, wäre ich auch amputiert.

Trotzdem: Du bist diejenige die was ändern muß. Niemand kann Dir dabei helfen nur Du bist diejenige die den Arsch hochkriegen muß. Ganz viele Menschen haben solche Situationen durchgemacht. Es gibt welche, die sind daran zu Grunde gegangen - andere sind stark aus der Misere rausgekommen. Und Du mußt Dir immer sagen: ICH SCHAFFE DAS! So richtig blöde vor den Spiegel stellen und daran glauben! Dann schaffst Du alles.

Belohne Dich für jeden kleinen Fortschritt. Ich glaube auch nicht, dass Du Deinen Mann noch liebst, Du wünschst Dir, dass ihr Euch noch liebt. Nehme Abstand davon!


Ich muß los!
July:escape:
 
Daisy schrieb:
Aber auf der mentalen Ebene funtionieren diese Erkenntnisse nicht, sonst wär' es ja leicht, das Loslassen.

hallo,

ist dann das loslassen überhaupt erstrebenswert ? vielleicht ist ein sich-selbst-kennen erstrebenswerter ? denn man hat ja etwas vor bzw. du hast etwas vor oder ?

cu
 
Kann Handwerker nur zustimmen, denn sei dir im Klaren was hinter dem Begriff loslassen zusätzlich noch steht und das sind die > Gefühle <. Denn restlichen Ausmaß kann sich ein mancher bestimmt ausmalen.

Daher wäre vielleicht ein sich – selbst - erkennen hilfreicher (?), aber dies musst schon du entscheiden, denn ohne dein „wollen“ funktioniert nix.

mfg
 
Adonai schrieb:
Kann Handwerker nur zustimmen, denn sei dir im Klaren was hinter dem Begriff loslassen zusätzlich noch steht und das sind die > Gefühle <. Denn restlichen Ausmaß kann sich ein mancher bestimmt ausmalen.

Daher wäre vielleicht ein sich – selbst - erkennen hilfreicher (?), aber dies musst schon du entscheiden, denn ohne dein „wollen“ funktioniert nix.

mfg

Hallo Adonai,
danke für deinen Hinweis - aber, ganz ehrlich, folgen kann ich dem nicht so
ganz.
Ja, natürlich stehen hinter dem Begriff Loslassen Gefühle,
eigentlich nur Gefühle. Das macht es ja so schwer.
Auch wenn ich mich selbst erkenne (das ist ja ein nie-endender Prozess)
ändert das an der Gefühlslage nichts. Im Gegenteil, die Selbst-Erkenntnis
manifestiert diese sogar noch. Ich habe eben erkannt, dass ich innerlich
nicht loslassen kann.
So empfinde ich es zumindest, es ist ein Teufelskreis der Emotionen und
wirkt total blockierend auf sämtliche Lebensbereiche.
Meine Gedanken sind mein Gefängnis. Manch einer wird dem entgegenhalten,
dass die eigenen Gedanken die Realität erschaffen .... nur die Gedanken
ändern und - klick - du hast die Realität, die du dir wünschst. ("Wünsche-
werden-wahr"-Denken, positivistisch und gefährlich, weil die Wirklichkeit
ausgeblendet werden soll).
Wie löst man den Knoten???

LG, Daisy
 
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