Lilith am Mondknoten in 12

Frage des Sich-Freimachens des Sich-Abhängigmachens von der Meinung/des Urteils Anderer. Ich behaupte dass das für jeden Menschen ein Thema ist.
Und natürlich ist hier ein Grund, akzeptiert werden zu wollen.

Ich bin mir nicht so sicher: ist es wirklich, soll es das Ziel sein, sich vom Urteil anderer unabhängig zu machen (falls das überhaupt deine Aussage war)? Autonomie und Unabhängigkeit sind in unserer Kultur gross geschrieben, so das Bild vom heldenhaften Einzelkämpfer. Ich finde aber nicht, dass man grundsätzlich die Urteile anderer über einen überflüssig machen sollte, im Gegenteil: erstens würde Kommunikation kaum mehr Sinn machen, wenn man nicht erreichbar ist für andere oder andere nicht erreichen kann, weil der/die andere oder man selbst ja so unabhängig ist, zweitens gibt es wichtige und gerechtfertigte Urteile, die einen selbstkritischen Prozess in Gang setzen können, drittens hat diese Unberührbarkeit durch andere so ein stoisches Element, das mir ungeheuer ist, viertens kann ich mir vorstellen, dass es genau diese Kultur der unberührbaren Gelassenheit ist, welche den oft so unnötig rauhen Ton (gerade im Internet) anfeuert: wenn andere sich nicht für meine Urteile über sie interessieren, dann muss ich halt noch einen Zacken zulegen und etwas deutlicher, sprich, brutaler in der Wortwahl werden. Also, zusammengefasst, ich finde es ist wichtig sich mit Urteilen zu beschäftigen und diese selber wieder kritisch zu untersuchen: manchmal sind sie abzulehnen, weil sie gesellschaftliche Repressionen wiedergeben, manchmal haben sie eben einfach recht.

Das eher nur am Rande, weil ich verstehe natürlich, dass man sich andererseits auch nicht total auffressen lassen darf von der Ansicht anderer, zumal die Bereitschaft Verletzbarkeit zu zeigen ausgenutzt werden kann und auch wird.
 
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Psychose ist keine Entscheidung, sondern ein meist jahrelang schwelender Prozess, der sich in einer akuten Psychose entlädt: ich war nicht einfach ein bisschen paranoid, sondern hatte im "typischen Alter" einen "klassischen Psychoseverlauf" mit jahrelangem Prodrom und einer damit relativ schlechten Prognose.
Ja, natürlich ist das ein schwelender Prozess, das bedeutet aber nur, dass die Entscheidung zwischen Verstand und Gefühl immer wieder zugunsten des Gefühls getroffen wird. Das Beklemmungsgefühl ist real, der Verstand protestiert nicht gegen eine empathisch/telepathische Wahrnehmung, er stellt sie nicht in Frage, im Gegenteil, er beginnt damit, Argumente dafür zu suchen.
Versteh' mich nicht falsch, huerta, ich postuliere nicht den freien Willen, den gibt es nicht. Es ist aber ein Missverständnis zu glauben, dass es ohne freien Willen keine Wahl und damit auch keine Entscheidungen gäbe. Anders gesagt: Du konntest nur die Entscheidung treffen, die du getroffen hast. Aber zu sagen, es gab keine Entscheidung, ist unwahr.

huerta schrieb:
Nach der akuten Psychose und mit Krankheitseinsicht habe ich die Stimmen als gesellschaftliche Internalisierungen gedeutet. Queer-feministische Soziologie hat mir geholfen zu den verinnerlichten Normen und damit (ungerechten) (Selbst-)verurteilungen kritische Distanz zu gewinnen. Solche Urteile können mir nichts mehr. Es ist weitgehend ruhig. (Medikamente hatte ich nach einem Jahr abgesetzt, traue der Sache nicht)
Was ist queer-feministische Soziologie? Ich kenne den Begriff nicht, ich habe bei wiki nachgelesen, das war wenig erhellend. Was verstehst du unter diesem Begriff?

Dein Lösungsweg klingt fast wie meiner, mit einem wesentlichen Unterschied. Du verortest die Ursache im Aussen, ich im Innern. Ich erzähle dir dazu ein Beispiel, um es zu verdeutlichen:
Ich hatte mit 24 oder so eine Schilddrüsen-OP. Das gibt eine hässliche Narbe am Hals, die jeder sehen kann- und es dauert, bis sie verblasst. Mein Arzt sagte nur ein Wort: Halstuch. Obwohl ich unter vielen Beklemmungen litt, diese gehörte merkwürdigerweise nicht dazu. Halstuch, ich trage doch kein Halstuch! Das Thema war nicht auf meinem Radar, ich dachte einfach nicht daran. Direkt nach der OP besuchten mich Freunde und Bekannte, jeder wußte von der OP, jeder hätte die Narbe sehen können, sie kommentieren können, aufmunternd oder heimlich lästernd, wie entstellt ich jetzt war- nichts davon geschah. Ich dachte nicht daran, niemand dachte daran. Keine Stimmen.

Was ich auch nicht verstehe ist, wenn du doch eine Lösung gefunden hast, warum dann der thread hier?
... aber nun denn, bin ich hier (isoliert und krank)

[...]

Soziale Zurücksetzung auf allen Ebenen (auch unter dem Eindruck dunkel-magischer Einwirkung), Krankheit (Psychose/Schizophrenie), Isolation, Ausgrenzung...
Ich hab' das so verstanden, dass das deine Gegenwart ist.
Du hast auch von "erzwungenem" Rückzug geschrieben, das ist und bleibt eine Schuldprojektion nach Aussen. Das löst das Problem nicht, huerta. Das Unzulänglichkeitsgefühl liegt in dir, in deiner persönlichen Selbstbewertung. Zu sagen, diese Selbstbewertung sei eine gesellschaftliche Konstruktion, die dir aufoktroyiert wurde, ist nur eine Verlängerung des Wahns. Allerdings ist dieser Wahn weder psychotisch noch paranoid, er ist gesellschaftsfähiger Konsens. Das glauben alle: Die Gesellschaft ist schuld, nur nicht ich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hakt es schon, Chia.
Du weißt nicht, ob es so ist oder nicht.
Finde es heraus.


aquarianleo schrieb:
... aber das schließt nicht aus, dass die Unzulänglichkeiten, die man sich selbst anklagt, nicht auch von anderen an einem angeklagt werden könnten.
Das ist richtig. Überraschenderweise ist das aber nur selten der Fall. Die Ursache der Lästereien liegt nicht in der Sache selbst, sondern in ihrer Vermeidungsstrategie- die wird angeklagt. Um bei meinem obigen Beispiel zu bleiben: Hätte ich mir Halstücher umgebunden, hätte es unzählige Kommentare über die Wahl dieser scheußlichen Dinger gegeben. Und warum? Weil ich selber sie nicht hätte leiden können.

aquarianloe schrieb:
Der Mensch fürchtet nämlich nicht die Anklagen, die er sich selbst beibringt, sondern die, die die Anderen einem beibringen könnten.
Bist du sicher? Das kannst du nur behaupten, wenn du dir bereits einige Selbstanklagen bewußt gemacht hast, in einen Läuterungsprozess eingetreten bist und dich geändert hast, so dass die Selbstanklagen gegenstandslos geworden sind. Dann, und erst dann, kannst du einen Vergleich ziehen, welche Anklagen schlimmer sind.

aquarianleo schrieb:
Dein Text ist also nur ein erster Schritt, wenn man weitergeht, kommt man zu der Frage des Sich-Freimachens des Sich-Abhängigmachens von der Meinung/des Urteils Anderer. Ich behaupte dass das für jeden Menschen ein Thema ist.
Und natürlich ist hier ein Grund, akzeptiert werden zu wollen.
Ja, richtig. Das verlässt aber das Thema des 12. Hauses.
 
Das glauben alle: Die Gesellschaft ist schuld, nur nicht ich.

Ich behaupte das Gegenteil: heutiger Mainstream ist, dass man die Schuld individualisiert (Selbsthilfekultur, "Glück als Schulfach", "positives Denken" etc."). Das ist u.a. ein neoliberaler Trick um systematische Ungleichheit auf die Einzelnen abzuwälzen - das heisst, wenn du keinen Job hast, ist das deine Schuld oder du bist sonst irgendso ein "fauler Ausländer", oder jemand, der nicht arbeiten will, der es sich im sozialen Netz auf Kosten der Steuerzahler gut gehen lässt und wahrscheinlich auch noch säuft. Es gibt viele Beispiele der Dämonisierung aller Frührentner und Arbeitslosen, glaub' mir, da weiss ich, wovon ich rede, von wegen Stigma etc. Und dann muss mir keiner kommen, und sagen, ich müsse mich halt selber anders bewerten. Schau mal in die Studien, Arme haben kürzere Lebenserwartung, glaubst du wirklich, die hätten einfach eine etwas bessere Einstellung zu sich selber haben sollen?!
Und ja, also das Schlimmste ist vorbei, Stimmen weg, aber eben, ich habe die soziale Markierung auch erst gespürt, als ich unten ankam, also erst in der Sozialhilfe. Vorher war ich einfach ich selbst und sah das ganz genau wie du, ein Mensch, ein Individuum völlig unabhängig von der gesellschaftlichen Stellung. Ich denke, es ist ein Privileg, dieser Ansicht zu sein, was wiederum meine jetztige Einsicht in Gesellschaftlichkeit ALLER Identitäten bestätigt.
Weswegen ich hier bin, ist, dass halt das 12. Haus klassisch von der Isolation spricht, die ich so deutlich spüre und meins ist voll, bin also nicht ganz sicher, ob da nicht doch was dran ist....
Mit queer-feministischer Soziologie meine ich gender-studies und "Intersektionalität", das heisst herrschaftskritische, politische Soziologie um die Bereiche Feminismus, Queersexualität, Rassismus, Ableismus etc.
Deshalb stimmt es wiederum auch nicht, dass ich lediglich nach Aussen verweise, während du "Innen" suchst: Diese genderstudies v.a. rund um etwa Judith Butler vertreten eine konstruktivistische Wahrnehmungslehre, wonach wir halt die Welt wahrnehmen, wie wir sie konstruieren, konstruieren die Welt aber, wie wir sie von der Gesellschaft vermittelt bekommen, insofern, gibt es keine Differenz zwischen Innen und Aussen, nur zwischen verschiedenen Konstrukten der Wirklichkeit. Konstruktivismus steht auch jeder Essentialisierung entgegen, das heisst, es gibt nicht etwas Festes, worauf unsere Wahrnehmung referiert, sondern nimmt nur immer wiederum auf andere Konstrukte Bezug - insofern ist unsere Wahrnehmung also ein Beziehungsgeflecht von medial vermittelten Konstrukten und das IST SOZIAL, DAS HEISST GESELLSCHAFTLICH UND NICHT INDIVIDUELL.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Simi
sorry, das war jetzt etwas atemlos und bisserl aggressiv. aber das Zitierte ist ein trigger...
 
Liebe Huerta,
in meinem Beitrag 29 habe ich für dich geschrieben

Sonne/Merkur/Venus in Konjunktion mit Pluto ist eine Gruppe, die etwas absolut Neues, etwas im Werden, etwas noch nicht dagewesenes in dir kreieren will, etwas zwischen Glück und Reinheit, wie eine neue völlig spitzenmässig aktive huerta.

Um das zu erreichen, brauchst du Hilfe, die Du hier in diesem Astrologie-Kreis, trotz vieler gut gemeinter Ratschläge, wohl nicht ausreichend bekommen kannst.
Arnold hat von Psychosynthese gesprochen, die auch ich erlernt habe. Das halte auch ich für eine gute Lösung. Aber ich lebe weit weg im Ausland.

Arnold hat einen hohen Bekanntheitsgrad. Vielleicht weiss er jemanden in deiner Nähe, der Psychosynthese macht, wenn du ihn fragen möchtest und ihm sagst, wo du zuhause bist.
Alles Liebe vonHans Joachim
 
Hallo Huerta,
ich hab' zwar (so gut wie) nichts im 12. Haus, sondern ein vollbesetztes 10 Haus inkl. mondknoten konj. Lilith, aber deine Wahrnehmung von Beitrag 19 teile ich.
Letztenendes wollte ich dir einfach nur lieben Dank für's Teilhabenlassen sagen.
Danke :)
LG von
ganzgleich
 
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Dein Lösungsweg klingt fast wie meiner, mit einem wesentlichen Unterschied. Du verortest die Ursache im Aussen, ich im Innern. Ich erzähle dir dazu ein Beispiel, um es zu verdeutlichen:
Ich hatte mit 24 oder so eine Schilddrüsen-OP. Das gibt eine hässliche Narbe am Hals, die jeder sehen kann- und es dauert, bis sie verblasst. Mein Arzt sagte nur ein Wort: Halstuch. Obwohl ich unter vielen Beklemmungen litt, diese gehörte merkwürdigerweise nicht dazu. Halstuch, ich trage doch kein Halstuch! Das Thema war nicht auf meinem Radar, ich dachte einfach nicht daran. Direkt nach der OP besuchten mich Freunde und Bekannte, jeder wußte von der OP, jeder hätte die Narbe sehen können, sie kommentieren können, aufmunternd oder heimlich lästernd, wie entstellt ich jetzt war- nichts davon geschah. Ich dachte nicht daran, niemand dachte daran. Keine Stimmen.

Das ist genau das, was ich gesagt habe: Du konntest nicht wissen, ob niemand daran dachte. In dem Fall ist es jetzt natürlich anders, weil die Narbe für dich kein Unzulänglichkeits-Grund war. Deshalb auch kein Verfolgungswahn deswegen. Ich kenne das auch, es gibt Dinge, die für andere wohl ein Unzulänglichkeits-Grund sind, für einen selbst aber nicht. (Individualität und so)
Ansonsten stimme ich natürlich zu, dass die Ursache bei diesem Thema immer im Innern ist. Das ist aber klar, dachte ich.

Das glauben alle: Die Gesellschaft ist schuld, nur nicht ich.

Ich nicht. (mehr) War aber lange Zeit auch 12. Haus gestört. Motto: Alle gucken mich an und verurteilen mich innerlich wegen XY. (Dauerfilm. Schein-Lösung = Komplette Isolation)
NATÜRLICH ist das eine Projektion, (das muss man nicht "entdecken" - simple Logik) es bringt aber nichts, zu wissen, dass es eine Projektion ist. Weil man selbst derjenige ist, der sich verurteilt wegen XY. Und in diesem Punkt verliert man gänzlich den Fokus aufs Aussen, und geht ins Innen. Denn hier ist die Selbstanklage wegen XY.
Alles kann Ziel der Schuldprojektion werden, die Gesellschaft trifft es astrologisch gesehen wohl als erstes weil das 6. Haus dem 12. gegenüberliegt.
Aber auch jedes andere Hausthemengebiet kann es werden. 11. Haus zum Beispiel = Das Fehlen von Freunden.
Ich denke, dass die Ursache, die zum Problem bei uns 12. Häuslern wird (werden kann), die naturgegebene Introvertiertheit ist. (ist zumindest bei mir der Fall)
Ich selbst litt lange Zeit an schlimmer Sozialphobie (ok, bin jetzt erst Anfang 20, aber das relativiert die Zeit ja nicht)
Daraus resultierend hab ich mich lange Zeit komplett isoliert. Abi abgebrochen, und dann lange Zeit mein Leben nur in meinem eigenen Zimmer verbracht. Mein Lebenslauf hat dementsprechend ne riesige Lücke.
Inzwischen hab ich das Problem (der Grund: ganz einfach der Druck von Aussen) im Griff. Ich hab begonnen mein Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken. Bin nicht mehr komplett starr unter Menschen und unterdrücke alles was ich bin, mit dem ständigen Gedanken nur so schnell wie möglich wieder allein zu sein. Neues Motto: Scheiß drauf.
Ich hab noch empfundene/gedachte Unzulänglichkeiten. Aber diese sind nicht mehr verbunden mit einem Wahn, dass andere diese bei mir ebenfalls wahrnehmen/mich anklagen.
Aber wie gesagt, es ist nicht so, dass das nicht der Fall sein könnte. Interessiert mich nur nicht, weil wegen Scheiß drauf.
Es geht darum, selbst ein offener Mensch zu sein. Das inspiriert in, wie bis jetzt meine Erfahrung, ALLEN Fällen auch Offenheit beim Anderen.
Um zur Introvertiertheit zurück zu kommen: Ich musste mich erst wieder daran gewöhnen für mehrere Stunden aus dem Haus zu sein. Unter Menschen. Nicht allein. Dennoch habe ich manchmal dieses seltsame Gefühl (dass ich auch körperlich wahrnehme, aber das ist wohl wieder Individualität), sobald ich wieder allein bin. Es ist ein Gefühl des Totalen-Ausgelaugt-Seins. Sozialisation raubt mir einfach sehr die Energie. Grund = Meine ureigene Introvertiertheit. Ich bin ganz einfach viel zu gern in meinem eigenen Kopf, mit meinen eigenen Gedanken.
Wäre dies ein anderes Zeitalter, wäre ich wohl ein Eremit. Und das ist nicht im geringsten negativ.
Mit der Angst ist es wohl so, dass man sie erlauben kann, oder nicht.
Ob sie als Komplex komplett auslöschbar ist, weiß ich nicht.
(Ok, etwas ausgeschweift, aber wollte meine Erfahrung 12. Haus bezüglich mal darlegen)
 
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