"Liebt ist das Gesetz. Liebe unter Willen." sind zwei Aussagen. Es ist nicht unbedingt paradox.
1. Liebe ist das Gesetz -> Das Absolute, allumfassende.
2. Liebe unter Willen. -> Die Dualität, Welt der Wahrnehmungen als scheinbarer Gegensatz zum Absoluten... jedoch INNERHALB des Absoluten.
1. und 2. sind wieder das Absolute.
"Unter" hat keine Wertung im Sinne einer Wichtigkeit. Liebe ist die Basis... man kann auch sagen: Unter, Über, neben... genau so wie man, wenn man jemanden z.B. versichert dass man ihn schützen wird, sagen kann: "Ich stehe hinter Dir." oder genauso gut "Ich stelle mich vor Dich."
Aber "unter" ist vor allem deshalb eindeutiger, weil Liebe nur eine Richtung kennt: Geben... Der Wille zeigt die Richtung an, und "gebietet" daher sozusagen über die Liebe... die kein besser oder schlechter kennt, sie gibt sich selbst. In der Dualität, und nur da existiert die Unterscheidung von Wille und Liebe, gibt es beides nur als Annäherung aber ebenfalls nicht getrennt, während die Extreme jeweils wieder das Absolute sind.
Der Wille drückt scheinbar mehr oder weniger Liebe aus, kennt zwei Richtungen. In die Einheit/verbindend, und entgegengesetzt... trennend/in die Trennung. Der Wille zur Liebe, ist sozusagen die Bewegung zur Einheit hin... (wobei man eigentlich sagen muss: Für den einen Moment IST es sogar Einheit. Jeder Moment ist in sich selbst Einheit, erst durch die scheinbar kausalen Abläufe innerhalb von Zeit ergibt sich ein Bild, das Trennung nahelegt.) und damit ist der Wille zur Liebe selbst Liebe (93), im Extrem existiert kein Wille wie wir ihn verstehen.
Der Wille zur Trennung ist im Grunde Neurose, basiert auf Nicht-Wissen -> Unsicherheit -> Angst -> Irrtum. Das ist dann ein Kreislauf. In der Basis ist das Nicht-Wissen darum was/wer man ist... also Trennung. Das erzeugt ein Gefühl Unsicherheit ("Irgendetwas stimmt nicht, aber ich weiß nicht was") die den Verstand auf die Suche nach Ursache und Lösung schickt, wodurch es zu begrenzenden Kausalitäten kommt (Angst), die zu Handlungen verleiten die das ursprüngliche Nicht-Wissen, die Trennung sozusagen "aktualisieren, aufrechterhalten (Irrtum) und wieder zu Zuständen führen die nahelegen auf die gleiche Art interpretiert zu werden. Das entspricht dann dem, was man als ansammeln von psychischen Druck versteht... all das was man nicht verarbeitet hat und was dazu neigt, sich selbst fortzusetzen... sich immer wieder neu zu erschaffen. Dadurch, dass man das ablehnt... und man lehnt es ab, weil man davon ausgeht, dass es negative (leiderzeugende) Wirkung haben wird (Kausalität) gibt man sozusagen gleichzeitig sein "Einverständnis" dass es autonom, scheinbar unabhängig funktioniert... und damit fern der eigenen Kontrolle. Eigentlich ist es unmöglich, dass etwas anderes als man selbst die Ursache für irgendetwas ist... daher ist Leiden im Grunde nicht möglich und nur auf diese Art, durch die Illusion der Trennung, durch das Erzeugen von Kausalitäten die als wahr und eigenständig angenommen werden ("Wenn das geschieht, werde ich in der Folge leiden"), wird Leiden überhaupt erst möglich.
Die Bewegung in die Kausalitäten.. sich vom Irrtum leiten zu lassen und davon sein Glück zu erhoffen definierte Crowley sogar als schwarze Magie (sinngemäß: "Alles was nicht dem Zweck dienen soll, die ursprüngliche Einheit zurückzuerlangen, ist ein Akt schwarzer Magie"). Allerdings muss man das nicht in der Form werten, denn es ist ein wichtiger Teil der Dualität, macht diese Art Erfahrung überhaupt erst möglich. Unsere Persönlichkeit basiert auf dem Willen zur Individualität/Trennung. Aber das Glück des Individuums liegt trotzdem in der Bewegung Trennung aufzulösen, während wir es als Leid empfinden zu trennen oder getrennt zu werden (damit ist alles gemeint.... wir empfinden es als Leid uns von bestimmten Menschen zu trennen, wir empfinden es als Leid uns von bestimmten Vorstellungen zu trennen usw.).
Und Wille ist dann gleich Liebe, und der einzige Wille der Trennung auflöst, wenn die Aufmerksamkeit bejahend auf das Jetzt gerichtet wird... oder anders gesagt: Wenn keine Kausalitäten erzeugt werden. Im Liber Al vel Legis wird das "Weil" verflucht ("Weil soll verflucht sein in alle Ewigkeit!")... und "Weil" ist die Verbindung zwischen zwei Zuständen, und immer eine begrenzende Interpretation und daher immer Irrtum. Es geht also nicht um "Tun", sondern um "Ent-Tun"... braucht aber Kraft, da das Gegenteil die Aufmerksamkeit immer wieder auf sich zieht... das ist die Verführung... Satan.. Und dem zu widerstehen hilft nur Wissen... nur Wissen lässt einen die Kraft haben sich nicht mehr ins Unbewusste (sich seines wahren Wesens nicht bewusst sein, weil die Aufmerksamkeit auf "Funktionen"...DENKEN... "wenn....dann" gerichtet ist. Liber Al: "Wenn Wille hält und schreit Warum, und damit Weil beschwört, dann steht der Wille still und tut nichts.") ziehen zu lassen, sozusagen der Verführung zu widerstehen. Deshalb ist Wille und Wunsch nicht das Gleiche. Wunsch ist mental... nutzt Kausalitäten, Wille ist auf das Sein gerichtet, auf die Liebe.. deren Ausdruck er ist (deren Ausdruck zwar alles ist, aber wenn die Aufmerksamkeit darauf gerichtet wird, findet auch die Bewegung in die Einheit statt).
Wissen und Denken ist im Grunde eine Erweiterung von Liebe und Wille. Wille ist der Ausdruck von Liebe, Denken ist der Ausdruck von Wissen. Wille kann von vollkommen begrenzt bis ins Extrem der Einheit gehen, Denken kann von vollkommen begrenzenden Vorstellungen bis hin zum Extrem des präzisen Ausdrucks von Wissen gehen. Und Wissen gibt es wie Liebe nur in der Einzahl, es gibt als wahres Wissen nur das Wissen darum was man ist. Daraus wird erst alles andere Wissen erzeugt... das wir Wissen nennen. Allerdings erzeugen wir den Großteil unseres Wissens auf der Grundlage NICHT zu wissen wer/was wir sind... Und das ist dann die Bewegung in die Trennung auf der Basis begrenzender Überzeugungen ("Ich kann das nicht, weil..." ..."Ich bin wertlos, weil...." etc.) Und der Wille sich dem hinzugeben, ist schwarze Magie. Dem mit Liebe zu begegnen, im Erkennen der Tatsache dass es sich auch bei der Bewegung in die Trennung um den Wunsch nicht zu leiden handelt, ist dann wieder der wahre Wille... So wie jeder Wille, der auf der Basis von wirklichem Wissen geschieht. Eigentlich ist dass der grundlegende Unterschied.
So...das soll reichen. Erstaunlich was man so alles über zwei Sätze schreiben kann.
VG,
C.