Glaubst du denn, dass man nur in Angst Intuition hat?
Nein, durchaus nicht. Aber wenn die eigene Intuition bereits so schwere Geschütze wie Angst auffahren muss, um beachtet zu werden, dann könnte man möglicherweise bis dahin bereits so einiges übersehen haben.
Was ich eigentlich meinte ist, Angst kann eine ebenso nützliche Sache wie Liebe sein, die Frage ist vielleicht eher, wann, in welchem Kontext ist was von beiden, wenn man die gesamte Situation berücksischtigt, sich ansieht, nützlicher, sinnvoller?
Und deshalb ist möglicherweise das Schwarz-Weiß-Gut-Böse-Spiel, in dem man Liebe und Hass, oder auch Angst, als selbständige Werte aus einem Kontext nimmt und als reine Abstrakta sozusagen mit einem absolut definierbaren Eigenwert kategorisiert, möglicherweise an sich etwas wertfrei, weil weltfremd. Aber das ist natürlich nur meine bescheidene Ansicht, nachdem ich mit allen Dreien doch ein paar kleinere Erfahrungen machen durfte.
Was schützt einen mehr, Angst oder Liebe?.....oder weder noch?
Also in dem Fall würde ich für die Angst plädieren, zumindest vordergründig. Liebe führt nunmal gerne dazu dass jemand mit Seiten, Aspekten seiner selbst oder auch denen des Gegenübers konfrontiert wird, die ihm bis dahin möglicherweise selbst weitgehend unbekannt waren. Man könnte auch sagen, in gewisse Extremsituationen oder Konfrontationen mit (Schatten-)Seiten oder Themen führen kann, an und über die man sich ohne so etwas wie Liebe vielleicht überhaupt nicht drübergetraut hätte.
Und auch aus der Hinsicht mag es gar nicht egal sein, wen man liebt, also mit wem man sich in Folge auf derartige Trips begibt. Innerhalb derer man dann doch durchaus gegenseitig aufeinander angewiesen sein mag, um eventuelle Hürden überhaupt bewältigen zu können.
Könnte man zumindest als einen Aspekt, Sinn von Liebe sehen, gemeinsam etwas zu schaffen, das man nunmal alleine nicht bewältigen könnte. Und so etwas, wage ich zu behaupten, funktioniert nunmal nicht mit irgendwelchen beliebigen Personen, sondern nur mit dafür tatsächlich geeigneten. Mit allen anderen wird so etwas ziemlich schiefgehen. Klarerweise.
Und dieses Schiefgehen, Scheitern an der eigentlichen Aufgabe, dem eigentlichen Sinn mag dann wiederum so etwas wie Hass erzeugen. Was ja auch durchaus dabei helfen kann, sich von der verkehrten Entscheidung, dem verkehrt gewählten Gegenüber zu lösen, zu trennen, so ferne man sich nicht wieder im Dschungel dieses Hasses verläuft. Und so weiter, und so fort.
Angst kann vor Fehlern schützen, verhindert aber auch dass man sich etwas traut. Liebe kann es ermöglichen, dass man sich - trotz Angst - doch wieder etwas traut. Beispielsweise. Was aber natürlich keine automatische Garantie dafür ist, dass das Versuchte auch funktioniert. Ist nur eine Chance, nicht mehr. Also spielen beide in gewisser Weise bei bestimmten Prozessen und Abläufen mit. Abwechselnd, oder sogar zusammen.
Bliebe noch die Frage des Schützens: Wovor willst du dich denn schützen? Vor dem Leben? Vor dem Risiko, vor möglichen Schmerzen?
Leben ist eine Krankheit, die tödlich endet. Liebe ist dagegen ja harmlos, die endet höchstens schmerzvoll. Und manchmal, habe ich gehört, funktioniert sie sogar wirklich. Und vielleicht war sie dann den (möglichen) Schmerz ja auch trotzdem wert gewesen? Weil du etwas bekommen hast, erlebt hast, gelebt hast, das du alleine nie geschafft hättest.