Liebe, Gnade und Verzeihen

Hallo Maria,

Du schreibst:

Das meint die Einsicht, daß alles, wirklich alles, selbst gewählt ist.

Vermutlich gilt auch hier wieder wie oben so unten? Unterscheide mal in
a) vor der Inkarnation gewählt
b) hier vom Ich gewählt

ist für weiters wichtig

Zitat von maria45: Deshalb gibt es keine Schuld. Kein Vergeben, kein Verzeihen. Oder? Ich könnte mir selbst ja noch verzeihen, oder? Da gäbe es doch die Möglichkeit einer Schuld? Nein. Der nächste Schritt zeigt, daß ja alles nötig war. Wenn es nicht nötig gewesen wäre, dann wäre ich nicht erst jetzt zu dieser Einsicht gekommen. Ich war vorher eben so un-ein-sichtig.

a) das "erklärt" die Situationen, Gegebenheiten, die zu mir kommen, in die ich komme... hat etwas mit mir zu tun

b) das "erklärt" meinem Verständnis nach, meine Entscheidungen hier, die ich im Moment des Tuns mit mir innerlich vereinbaren konnte, die meinen inneren Überzeugungen, meinem damaligen Kenntnisstand, ... folgten.
Was ist mit Entscheidungen, die ich wider besseren Wissens, entgegen meiner inneren Stimme,... traf, aus natürlich :rolleyes:guten Gründen (letztere rechne ich mal zu a)? Hier war doch die Einsicht schon da... Einsicht i.S.v. im Einklang mit mir selbst handeln...
Ist das nochmal was anders oder hab ich jetzt was verpasst???

Liebe Grüße,

YinundYang
 
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Liebe YinundYang,
a) das "erklärt" die Situationen, Gegebenheiten, die zu mir kommen, in die ich komme... hat etwas mit mir zu tun
ja
b) das "erklärt" meinem Verständnis nach, meine Entscheidungen hier, die ich im Moment des Tuns mit mir innerlich vereinbaren konnte, die meinen inneren Überzeugungen, meinem damaligen Kenntnisstand, ... folgten.
Was ist mit Entscheidungen, die ich wider besseren Wissens, entgegen meiner inneren Stimme,... traf, aus natürlich :rolleyes:guten Gründen (letztere rechne ich mal zu a)? Hier war doch die Einsicht schon da... Einsicht i.S.v. im Einklang mit mir selbst handeln...
Ist das nochmal was anders oder hab ich jetzt was verpasst???
wenn die Einsicht schon da wäre, dann wäre es das: EIN-Sicht. Dann sähe das Handeln entsprechend EIN-fach aus. Doch solange es nur eine verstandesmäßige einsicht ist (ich sollte besser mit dem rauchen aufhören, hat mir meine innere Stimme auch schon mehrfach gepredigt) und keine herzensmäßige (dann höre ich nämlich einfach auf, sofort), ist es eben keine wirk-liche Einsicht, also eine die Wirk-ung zeigt.

und warum sollten die "guten Gründe" zu a) gehören? Es ist doch egal woher sie kommen. Sie blockieren den "edleren Weg", also "gut" sind sie demnach schonmal nicht. Letztlich sind es die Rechtfertigungen die wir unserem uneinsichtigen Handeln gerne nachreichen... sind aber alle nur Selbstbetrug.

beispiel: eine Frau kehrt nach erfolgter Trennung aus "Liebe" zu ihrem alkoholsüchtigen, gewalttätigen Ex-Mann zurück.

Rechtfertigung: egal

Fakt: sie hat noch irgendwelche inneren Abhängigkeiten, die sie zu selbstzerstörerischem Handeln treiben.

liebe Grüße,

eva-maria
 
Liebe Eva-Maria,

Zitat von maria45:wenn die Einsicht schon da wäre, dann wäre es das: EIN-Sicht. Dann sähe das Handeln entsprechend EIN-fach aus. Doch solange es nur eine verstandesmäßige einsicht ist (ich sollte besser mit dem rauchen aufhören, hat mir meine innere Stimme auch schon mehrfach gepredigt) und keine herzensmäßige (dann höre ich nämlich einfach auf, sofort), ist es eben keine wirk-liche Einsicht, also eine die Wirk-ung zeigt.

EIN-Sicht meint hier vollständige Einsicht in alle "Dinge" oder auch schon Herzens-Einsicht in einem "Fall"/Thema?

Zitat von maria45:und warum sollten die "guten Gründe" zu a) gehören? Es ist doch egal woher sie kommen. Sie blockieren den "edleren Weg", also "gut" sind sie demnach schonmal nicht. Letztlich sind es die Rechtfertigungen die wir unserem uneinsichtigen Handeln gerne nachreichen... sind aber alle nur Selbstbetrug.

Ja. Allerdings ist es in einigen Fällen leichter diesen zu erkennen.

Zitat von maria45: beispiel: eine Frau kehrt nach erfolgter Trennung aus "Liebe" zu ihrem alkoholsüchtigen, gewalttätigen Ex-Mann zurück.

Rechtfertigung: egal

Fakt: sie hat noch irgendwelche inneren Abhängigkeiten, die sie zu selbstzerstörerischem Handeln treiben.
Möglichkeit 2: Sie trennt sich von ihrem alkoholkranken, gewalttätigen Mann, löst aber ihre eigenen inneren Abhängigkeiten nicht und sucht sich einen neuen Partner, der zufällig wieder alkoholsüchtig und gewalttätig ist.

Möglichkeit 3: Sie löst ihr inneres Abhängigkeitsthema (das wär doch dann EIN-sicht?) und findet es dann auch nicht mehr außen? Es hat ja dann nichts mehr mit ihr zu tun, wenns gelöst ist fehlt ja die Entsprechung? Aus der Suchtkrankenhilfe ist ja bekannt, dass Abhängigkeit immer beide Partner betrifft (Co-Abhängigkeit). Beim Alkoholkranken würde demnach auch eine Veränderung einsetzen, wenn die Frau ihr Thema löst. Oder sie lösts und geht, weils dann nicht mehr passt.

Die Weiterführung der Möglichkeiten erscheinen mir logisch, ich hab fragend aber mal selbige Interpunktion gesetzt, weil ich mir nicht ganz sicher bin, obs denn so passt. Das Bsp. war ja eher einfach. Wobei die Abhängigkeit auch erst mal gelöst sein will.

Daher noch ein anderes:

X befindet sich beruflich in Abhängigkeitsbeziehung zu A und B. X sieht sich dabei als zwischen den Stühlen sitzend bzw. als Diener zweier Herren. A sagt Hü und B sagt Hot. (Bis hierhin wär die Übersetzung, das X ein Abhängigkeitsthema hat und wohl innerlich schwankend ist. )
X stimmt innerlich mit A überein und könnte sein Tun so gut mit sich vereinbaren. B hat Druckmittel, die X beeindrucken. X hat Angst vor Konsequenzen des B und handelt daher wie B es verlangt, obwohl es eigentlich X nicht wirklich entspricht. (mögliche Übersetzung: Zwei "gegensätzliche" Teile vom Abhängigkeitsthema nach außen verlagert. X identifiziert sich mehr mit dem einen Teil, der andere Teil fordert "entsprechend(?)" mit starken Argumenten.)
Wie kommt X da bloß raus? Das Dreieck scheint im Außen nicht lösbar. Also nach Innen:Erkennen, dass es doch nur zwei Seiten eines Themas sind. Zwei Seiten die X in sich hat. Und dann? Ist das Erkennen schon die Lösung oder verstandesmäßige Einsicht. Bei letzterem stellt sich ja wieder die Frage: Wie ist die Lösung?
Wenn dann mal im Innern das Thema gelöst ist, müsste sich doch auch in dem Fall für X das Außen ändern. Die Entsprechung muss ja mitkommen. Aber sind sich A und B dann auf einmal einig???
Gut X ist dann ja unabhängig und kann gehen.

Liebe Grüße,

YinundYang
 
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ach, ich hatte noch nicht erwähnt, warum das Verstehen keine Worte mehr braucht. Es ist das Verstehen des Spiegelbildes. Mit wem sollte ich reden? Ich sehe mich selbst, und kann ohne Worte verstehen, einfach direkt. Trotzdem ist da immer noch die Zweiheit da. Das wird anders in der siebten Stufe, der des Schlächters.

Der Schlächter kommt und schlachtet den Ochsen. Der Ochse hat keine Erfahrung im Geschlachtetwerden. Es ist eine einmalige Erfahrung und eigentlich sogar gar keine Erfahrung, einfach ein Wechsel der Betrachtungsebene. Das "ich" hat keine Erfahrung darin, wie es ist, "nicht-ich" zu sein. Es geschieht ganz plötzlich. Vorher war die Betrachtung des Spiegelbildes, bis nicht mehr klar war, wer "ich" und wer "du" ist.

7. ein stiller Dank an die unaussprechliche Gnade, die mir geschenkt wurde - ja, durch das, was mich leiden und wachsen ließ.

Es ist eine Gnade, wenn man von der sechsten zur siebten Stufe durchbricht. Es ist wirklich ein Durchbruch, und nichts gibt es, das diesen Durchbruch "machen" könnte. Keine Technik, keine Magie, keine Meditation. Es ist Gnade, ein Geschenk. Es gibt nur die Voraussetzung, daß man vorher schon in der Stufe des Ochsen gewesen sein muß. Es ist das Durchschreiten einer Tür, von der man vorher nur die eine Seite sehen kann. Eben wie der Tod. Wir sehen hier das Leben, aber wird es ein Leben nach dem Tod geben? Wer kann es schon sicher sagen? Hoffen, ja. Glauben, auch. Aber wissen? Nur wer schon "drüben" gewesen ist. Der "Ochse", das "ich", hat auch keine Möglichkeit, das zu beschreiben, was er hinterher erlebt. Es gibt keine Worte dafür.

Nur eines: Dank. Ich konnte nur Gnade erfahren, ich konnte nur bis hierher kommen, indem ich diesen Weg zurückgelegt habe, indem ich selbst zum "Weg" geworden bin, selbst "Ochse", "ich", geworden bin. Gnade ist der Durchbruch in das absolut unvorstellbare.

Im Hebräischen schreibt sich das Wort für Gnade "chen", das ist in Zeichen "cheth+nun", in Zahlen "8+50". Sowohl die 8 als auch die 50 sind Durchbrüche in eine andere Welt. Die 8 hat sonst die hieroglyphische Bedeutung von "Zaun". Es ist der Zaun, der meine Welt umgrenzt, meinen Lebens-Garten. Was dahinter ist? Erst wenn sich der Zaun unvermutet durchlässig, ja sogar nicht-existent erweist, erscheint alles in einem anderen Licht. Die 8 ist die Zahl, die jenseits der 7 ist, jenseits der Zahl aller Möglichkeiten. Hast du alles ausgeschöpft, was du tun kannst, dann bist du höchstens bei 7, meist noch bei 6.

Aber zur 8 gelangt man nicht durchs Machen. Es ist eine Öffnung von woanders her. Der Schlächter schlachtet den Ochsen. Der Ochse schlachtet sich nicht etwa selbst. Er kann es nicht. Der Ochse mag wohl auch mal müde sein, hat genug von all dem Leben auf der Wiese und dem Trinken von dem Wasser, aber es ist seine Natur, daß er weitermacht.

Die Öffnung geschieht durch den Schlächter. Das Messer öffnet den Kreislauf des Blutes, und das Blut geht aus dem Lebensgarten hinaus, ins Außen. Die Seele ist genauso, sie überschreitet plötzlich die Grenzen der Dualität. Es ist etwas, das niemand, der innerhalb der Dualität steht, begreifen kann.

Das ist das Muster. Innerhalb der Geschichte vom Verzeihen ist es so, daß das wahre Verzeihen auf dieser Stufe das Wiedererlangen der Unschuld ist. Es ist ohne Wissen, offen, verletzlich, ganz neu. Als Ochse weiß ich ja, daß es alle diese Dinge gibt, mit Schuld und Opfer und Täter, und andererseits gibt es sie auch wieder nicht, es sind alles Selbstinszenierungen. Doch als Schlächter ist es etwas, wovon ich gar nichts weiß. Die Wunde ist weg, keine Narbe da, selbst das Denken daran, daß da doch mal eine Narbe war und eine Wunde, ist nicht mehr da. Man kann sich zwar daran erinnern, aber wird es nur dann tun, wenn eine neue Verletzung - bei sich oder bei anderen - das Thema Verletzungen wieder aktiviert.

Dann ist ein tiefes Mitgefühl da, weil man ja alles das kennt einerseits (das beginnt bereits bei der Stufe des Wassers), zweitens weil man weiß daß es zum Wachstum nötig ist und nicht schlimm ist und man sich selbstverständlich als Teil dessen begreift (Ochse) und drittens, weil es wieder die ganz große Gelegenheit schenkt, Gnade zu erfahren. Der erste Ausfluß von Gnade ist Barmherzigkeit. Barmherzigkeit nimmt teil an dem Leiden, nicht als außenstehender Beobachter, der gute Tipps geben kann, oder von seinem Reichtum in ferne Länder spendet, sondern begibt sich mitten ins Geschehen, wird äußerlich genauso dreckig wie alle Beteiligten, aber wirkt innerlich mit der Kraft der Stille, der Heiligkeit.

Dann ist nur Dankbarkeit da, daß ich dies alles erleben durfte und heil werden konnte dabei. Die Dankbarkeit, daß ganz neue Dimensionen von Leben möglich sind und sie durch einen hindurch kommen können.

Damit ist die Betrachtung der sieben sichtbaren Stufen der Geschichte des Lämmchens abgeschlossen. Ich danke Euch allen, es war wundervoll dies schreiben zu dürfen und nur möglich, weil wir ein gemeinsames Feld bilden, innerhalb dessen sich dies so entfalten kann.
 
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