LIEBE- frei von Mitgefühl

Sie hat den "Scrooge" von Charles Dickens mit ihrer Sicht "entwertet" zur Sinnlosigkeit,
denn es ist das "Mitgefühl", welches die Liebe entzündet.

Ich denke, gemeint ist, das Mitgefühl nicht zu Handlungen zwingt. Durch die Handlungen entsteht die Verstrickung und daraus das Leid.

Meinem Verständnis nach.

Lg
Any

p.s. @JacquesDeMolay es hat mmE nichts damit zu tun, wenn wer in einem Sumpf feststeckt und darin untergeht, demjenigen nicht helfen zu dürfen, wenn er das will. Es geht darum, jemanden, der gemütlich in einem Fango steckt, nicht aus falschem Mitgefühl (welches dann unter dem Oberbegriff Liebe als immer gut bewertet wird vom "Helfer") herauszuzerren, obwohl der nur entspannen will und auch alleine herauskommen könnte.
 
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Fiory
Vielen Dank für diesen threat!
Endlich mal wieder eine wunderbare Anregung.

Und danke dir @Nadida für deinen Text!

Meine erste Reaktion war auch - hach wie unsensibel, wie unemphatisch, wie herzlos.

Aber es wird im Text klar, dass es ihr nicht darum geht, das Mitgefühl zu verstoßen. Ihr persönlicher Ansatz war, auf sich selber aufzupassen während der Therapie, dass sie ihr eigenes Heilsein nicht gefährdet.

Sie schreibt ganz klar, dass der erste Kontakt ein Kontakt des Mitgefühls ist und dass der Gegenüber u.U. gar keinen Schritt gehen kann, wenn das Mitgefühl des Therapeuten nicht da ist.

Ihr Ansatz ist, Kontakt zum heilen Kern des Gegenübers zu suchen und aufzubauen um im Gegenüber aus ihm heraus einen Prozessbeginn des Heilens zu ermöglichen.


Thema ist damit auch der Prozess der Assoziation und Dissoziation, also des Verbindens mit dem Gegenüber oder des Distanzierens. In dem Zusammenhang auch angesprochen als "berührt werden".


LGInti
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, gemeint ist, das Mitgefühl nicht zu Handlungen zwingt. Durch die Handlungen entsteht die Verstrickung und daraus das Leid.

Meinem Verständnis nach.

Lg
Any

p.s. @JacquesDeMolay es hat mmE nichts damit zu tun, wenn wer in einem Sumpf feststeckt und darin untergeht, demjenigen nicht helfen zu dürfen, wenn er das will. Es geht darum, jemanden, der gemütlich in einem Fango steckt, nicht aus falschem Mitgefühl (welches dann unter dem Oberbegriff Liebe als immer gut bewertet wird vom "Helfer") herauszuzerren, obwohl der nur entspannen will und auch alleine herauskommen könnte.

1 - Bis zu dem Ende (..und daraus das Leid) ist deine Aussage für mich stimmig. Mitgefühl ist handlungsfrei, jedoch, und jetzt kommt das Teil (Das Seil) -> Hilfe zur Selbsthilfe bringt Mitgefühl. Mitgefühl überlässt jemanden nicht achtlos seinem Schicksal sondern wägt die Möglichkeiten ab. Wenn keine Möglichkeiten vorhanden sind, bleibt es handlungsfrei und fühlt mit. Der "Mitleidige" rennt in das brennende Haus, obwohl er gar nicht weiß, ob er helfen kann, der "Mitfühlende" stürzt nicht kopflos rein. In Extremfällen bewegt er sich gar nicht, bleibt jedoch wissend mitfühlend.

2 - Wer "hasst", wird nicht traurig (Trauer) sondern steigert sich emotional rein, was zur Folge hat, dass Zwangstaten geschehen, bis im Extrem zur Vernichtung des aus einem Subjekt gewordenen Objekts. [völlig fehlendes Mitgefühl, jedoch vorhandenes Mitleid (Selbstmitleid)]

3 - Leid ist vor den Handlungen bereits da (Ich kann dich "gut leiden/schlecht leiden") worin alle Empfinden variieren, selbst Tätigkeiten (Ich kann es "gut leiden/schlecht leiden")

4 - Ja, Mitleid zwingt zu Handlungen, bis zum Hinunterziehen, das beide im Moor versinken, so dass die Schwierigkeit des Ersten ebenfalls zur Schwierigkeit des Zweiten wird und nun beide Hilfe bräuchten, wiederum resultierend aus fehlendem Mitgefühl. Den Jenigen aus einem Fango herauszuzerren, ist ebenfalls Mitleid. Es gibt kein Falsches Mitgefühl. Es gibt jedoch psychische Anhänglichkeit, die missverstanden als Liebe geglaubt werden kann, was wiederum Mitleid ist.

Mitgefühl trägt Wissen und Erfahrung in sich.

("Ich dachte du wurdest entführt, ich wollte dich retten" -> "Du Idiot, du hast alles verdorben, das ist eine Brautentführung, wenn mein Schnuffi es rechtzeitig geschafft hätte, müssten die Gäste alles saubermachen, käme er nicht zur ausgemachten Zeit, müssten wir es alleine tun, du Esel")
 
Der Artikel/das Interview ist von dieser Seite

https://www.sein.de/liebe-frei-von-mitgefuehl/

Ich kenne weder die Leute noch die Seite und deren sonstige Arbeiten, die Einleitung in diesem Faden ist aus dem Link kopiert, sorry war gestern a bissel verschwurbelt, weil das Kopieren dieses Textes ein ganz schönes Gefummel war.

An den Ausführungen der Dame finde ich wenigstens einen Aspekt ziemlich faszinierend: Nämlich die Einladung in der Begegnung mit anderen (ob nun therapeutisch oder sonst wie sei dahingestellt) von vorneherein das Heil auch und gerade im momentan erlebten, interpretierten Unheil zu erkennen, ganz bewusst zu zulassen. Der freiwerdende Raum von Möglichkeiten, Inspiration, Kreativität macht aus der ganzen Situtation einschliesslich der beteiligten Personen sowas wie einen Heilraum.

Nur problematisch finde ich genau darin dieses:

"Es geht also darum, zu dem Heilen im anderen in Beziehung zu sein, damit er diese Ressource stärker fühlen kann?"

Wieso sollte es darum gehen, zu dem Heilen im Anderen in Beziehung zu treten, wenn der andere doch gerade im gefühlt, erlebten Unheil hockt?

Für mich würds Sinn ergeben wenn es hiesse, du trittst mit dem Heilen in DIR (oder meinetwegen in allen) in Beziehung, und kannst dadurch den anderen ganzheitlich, heil und unheil wahrnehmen und bei Bedarf abholen wo er steht. Ganz praktisch gelebt, was anderes als sowas wie verdrängungsneurotisch sollte das sein, könnte das im Erleben des akut Bedürftigen überhaupt sein, wenn wir ohne Bezug zum Unheil im anderen bleiben, dieses praktisch ausblenden und uns nur aufs Heil beziehen wollen?


Weiter gehts:

"Und da habe ich die Liebe zum Mitgefühl sagen lassen: ‘Erst warst du da und nun komme ich.’ Aber es war sofort klar: das stimmt nicht. Also haben wir es umformuliert und die Liebe hat gesagt: ‘Erst war ich da, dann bist du gekommen und nun bin wieder ich da.’ Und da haben alle Gänsehaut bekommen, weil das gestimmt hat. Also die Liebe frei von Mitgefühl ist die Ursprungsform und das Mitgefühl ist ein kulturelles Phänomen."

Auch das finde ich etwas problematisch....

Die Liebe -frei von Mitgefühl ... (gut, sie unterscheidet nochmals zwischen ohne/mit und frei von...) ich meine aber genau diese Liebe, die sie hier beschreibt.... sagt zum Mitgefühl: Erst war ich da... und dann bist du gekommen....

Und wie ihr Buchtitel lautet kommt diese Liebe aus dem Nichts.

In diesem Nichts sind Heil und Unheil in Einheit vereint. (behaupte ich, ich weiss nicht, wie sie das in ihrem Buch näher erklärt) .... nur Nichts ist halt mal die Einheit von Gegensätzen.

In diesem "NICHTS" ist das Mitgefühl das grosse Entstehungsereignis, ganz real erfahrbar mit Liebe ident.

Diese sachliche, unpersönliche Liebe die sie beschreibt:

"Was aus dieser Liebe kommt, ist sachlich, pragmatisch und unsentimental, aber gleichzeitig voller Liebe. Und diese Liebe ist der Realität viel näher, als unser Drama."

kenne ich von Engeln (sachlich), Kindern (pragmatisch), Autisten (unsentimental) zB. ...

aber gerade das Göttlichste in uns ist doch auch das Menschlichste, eben in und durch Mitgefühl. Im christlichen Kontext sind wir das Ebenbild Gottes, im Buddhistischen ist die zentrale Botschaft: Mitgefühl.

In dem was in ihren Erfahrungen beschreibt kann ich auch keine Freiheit von Mitgefühl erkennen. Vielmehr scheint sie von Mitgefühl und Liebe(swillen) durchtränkt zu sein, frei von Verstrickung, frei von Verurteilungen, frei von Erwartungen, frei von Ansprüchen ....ja, vielleicht. Aber frei von Mitgefühl?

Die Liebe, die aus dem Nichts kommt ist Mitgefühl, ein Mitgefühl wohl, das das eine dem anderen nicht vorzieht, auch die Realität frei vom Drama nicht dem Drama. Das, was vor dieser Liebe/Mitgefühl war ist Nichts im Sinne von Unbewusstheit und nicht Nichts im Sinne von Heiligkeit, Einheit.

:)
 
Ich denke, gemeint ist, das Mitgefühl nicht zu Handlungen zwingt. Durch die Handlungen entsteht die Verstrickung und daraus das Leid.

Meinem Verständnis nach.

Lg
Any

p.s. @JacquesDeMolay es hat mmE nichts damit zu tun, wenn wer in einem Sumpf feststeckt und darin untergeht, demjenigen nicht helfen zu dürfen, wenn er das will. Es geht darum, jemanden, der gemütlich in einem Fango steckt, nicht aus falschem Mitgefühl (welches dann unter dem Oberbegriff Liebe als immer gut bewertet wird vom "Helfer") herauszuzerren, obwohl der nur entspannen will und auch alleine herauskommen könnte.

Finde ich interessant, weniger den Aspekt des Handels als viel mehr den des Zwangs.

Liebe- frei von Mitgefühl...

könnte man dann vielleicht so übersetzen:

Liebe-frei von Zwang?

@All, passt das oder ist das Thema dann entwurzelt? :)
 
"Wieso sollte es darum gehen, zu dem Heilen im Anderen in Beziehung zu treten, wenn der andere doch gerade im gefühlt, erlebten Unheil hockt?"

Stichwort Regie übernehmen. Wer fragt, der lenkt. :)
 
Fiory
Das, was vor dieser Liebe/Mitgefühl war ist Nichts im Sinne von Unbewusstheit und nicht Nichts im Sinne von Heiligkeit, Einheit.

Das was ich unter dieser Liebe, die aus dem Nichts kommt verstehe, ist ein allumfassendes Sein, das alles einschließt - es ist ein Zustand in dem man sich befindet oder auch nicht und er ist bewusst erfahrbar, also bewusstes Nichts. Und erst wenn es in die Physis sich inkarniert und damit aufteilt, entstehen Beziehungen, die auch Liebe, wie wir sie (im Mitgefühl) verstehen, entstehen lässt.

Gott ist in meinem Verständnis neutral, wir Menschen können eine emotionale Verbindung aufbauen, aber Gott sehe ich weder als den rachsüchtigen wie es das alte Testament beschreibt, noch sehe ich ihn als den gütigen Vergeber. Er ist einfach nur bewusste, wesenhafte Ursache von allem was IST. Das wäre mein Verständnis aus einer christlichen Basis. Und im Buddhismus gibt es ja gar keinen Gott, da gibt es nur das Nirvana. Wobei ich aber glaube, dass das nur ein Trick von Buddha war, um die Menschen nicht abhängig von einem "geistigen Wesen" wie Gott zu machen.

LGInti
 
Ich für mich, finde es erstrebenswert, zwischen den Zuständen wechseln zu können. Die distanziertere Liebe, sag ich jetzt mal, fühlt sich freier und leichter an, eben weil sie Abstand hat zum (eigenen) inneren Drama. Zuviel Empathie und Mitgefühl kann zu schwer werden und wirkt auf die Liebe erstickend. Aber die mitfühlende Liebe hat ja auch ihre Berechtigung und aus Mitgefühl handeln zu können, oder zu dürfen, ebenso.

Also insofern sicher: Liebe frei von Zwang. Ich würde es aber positiv formulieren, Liebe ist frei.
 
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