Der Artikel/das Interview ist von dieser Seite
https://www.sein.de/liebe-frei-von-mitgefuehl/
Ich kenne weder die Leute noch die Seite und deren sonstige Arbeiten, die Einleitung in diesem Faden ist aus dem Link kopiert, sorry war gestern a bissel verschwurbelt, weil das Kopieren dieses Textes ein ganz schönes Gefummel war.
An den Ausführungen der Dame finde ich wenigstens einen Aspekt ziemlich faszinierend: Nämlich die Einladung in der Begegnung mit anderen (ob nun therapeutisch oder sonst wie sei dahingestellt) von vorneherein das Heil auch und gerade im momentan erlebten, interpretierten Unheil zu erkennen, ganz bewusst zu zulassen. Der freiwerdende Raum von Möglichkeiten, Inspiration, Kreativität macht aus der ganzen Situtation einschliesslich der beteiligten Personen sowas wie einen Heilraum.
Nur problematisch finde ich genau darin dieses:
"Es geht also darum, zu dem Heilen im anderen in Beziehung zu sein, damit er diese Ressource stärker fühlen kann?"
Wieso sollte es darum gehen, zu dem Heilen im Anderen in Beziehung zu treten, wenn der andere doch gerade im gefühlt, erlebten Unheil hockt?
Für mich würds Sinn ergeben wenn es hiesse, du trittst mit dem Heilen in DIR (oder meinetwegen in allen) in Beziehung, und kannst dadurch den anderen ganzheitlich,
heil und unheil wahrnehmen und bei Bedarf abholen wo er steht. Ganz praktisch gelebt, was anderes als sowas wie verdrängungsneurotisch sollte das sein, könnte das im Erleben des akut Bedürftigen überhaupt sein, wenn wir ohne Bezug zum Unheil im anderen bleiben, dieses praktisch ausblenden und uns nur aufs Heil beziehen wollen?
Weiter gehts:
"Und da habe ich die Liebe zum Mitgefühl sagen lassen: ‘Erst warst du da und nun komme ich.’ Aber es war sofort klar: das stimmt nicht. Also haben wir es umformuliert und die Liebe hat gesagt: ‘Erst war ich da, dann bist du gekommen und nun bin wieder ich da.’ Und da haben alle Gänsehaut bekommen, weil das gestimmt hat. Also die Liebe frei von Mitgefühl ist die Ursprungsform und das Mitgefühl ist ein kulturelles Phänomen."
Auch das finde ich etwas problematisch....
Die Liebe -frei von Mitgefühl ... (gut, sie unterscheidet nochmals zwischen ohne/mit und frei von...) ich meine aber genau diese Liebe, die sie hier beschreibt.... sagt zum Mitgefühl: Erst war ich da... und dann bist du gekommen....
Und wie ihr Buchtitel lautet kommt diese Liebe aus dem Nichts.
In diesem Nichts sind Heil und Unheil in Einheit vereint. (behaupte ich, ich weiss nicht, wie sie das in ihrem Buch näher erklärt) .... nur Nichts ist halt mal die Einheit von Gegensätzen.
In diesem "NICHTS" ist das Mitgefühl das grosse Entstehungsereignis, ganz real erfahrbar mit Liebe ident.
Diese sachliche, unpersönliche Liebe die sie beschreibt:
"Was aus dieser Liebe kommt, ist sachlich, pragmatisch und unsentimental, aber gleichzeitig voller Liebe. Und diese Liebe ist der Realität viel näher, als unser Drama."
kenne ich von Engeln (sachlich), Kindern (pragmatisch), Autisten (unsentimental) zB. ...
aber gerade das Göttlichste in uns ist doch auch das Menschlichste, eben in und durch Mitgefühl. Im christlichen Kontext sind wir das Ebenbild Gottes, im Buddhistischen ist die zentrale Botschaft: Mitgefühl.
In dem was in ihren Erfahrungen beschreibt kann ich auch keine Freiheit von Mitgefühl erkennen. Vielmehr scheint sie von Mitgefühl und Liebe(swillen) durchtränkt zu sein, frei von Verstrickung, frei von Verurteilungen, frei von Erwartungen, frei von Ansprüchen ....ja, vielleicht. Aber frei von Mitgefühl?
Die Liebe, die aus dem Nichts kommt ist Mitgefühl, ein Mitgefühl wohl, das das eine dem anderen nicht vorzieht, auch die Realität frei vom Drama nicht dem Drama. Das, was vor dieser Liebe/Mitgefühl war ist Nichts im Sinne von Unbewusstheit und nicht Nichts im Sinne von Heiligkeit, Einheit.