Ich hab schwer im Verdacht, chymisch wird mit chemisch verwechselt. Und ich denke mir dabei das: Der Mensch ist für viele nichts anderes als ein chemisches Gemisch von Wasser und ziemlich vielen anderen Mineralien. Er ist eine chemische Fabrik, wo einfach eine Menge chemische Prozesse gesteuert oder ungesteuert ablaufen. Deswegen ist alles chemisch.
Aber was um Himmels Willen ist chymisch?
CHYMISCHE HOCHZEIT
Die Vereinigung der polaren Gegensätze, coincidentia oppositorum, in der hermetisch-alchemistischen Symbolik Bezeichnung des chemisch oder geistigen »Schöpfungsaktes«, der für die »Geburt« alles Neuen nötig ist.
Bekannt wurde dieses Symbol besonders durch die » Chymischen Hochzeit Christiani Rosenkreutz«, worin es heisst: »Des Mondes Schein wird sein wie der SonnenvSchein, und der Sonnen Schein wird siebenmal heller sein als jetzt«, womit die »coniunctio« der männlichen Sonne mit dem weiblichen Mond gemeint ist Androgyn.
In manchen alchemistischen Texten ist von der Chymischen Hochzeit des »geistigen Schwefels« mit dem »geistigen Quecksilber« die Rede, das wäre materiell die Bildung von Zinnober durch die Einwirkung von Schwefel auf Quecksilber; das Symbol hiefür ist oft eine Verbindung des Zeichens für mercurius mit jenem des »feurigen« Widders.
Schwefel steht dabei jedoch gleichzeitig für Sonne, Gold und Geist, Quecksilber für Mond, Silber und Seele, und die Vereinigung dieser Prinzipien tritt bei der Coagulatio ein, einer Stufe bei der Herstellung des Steines der Weisen.
Die weitverbreitete alchemistische Auffassung, Gold könnte aus dem menstruum und sperrna gezeugt werden wie der alten medizinischen Auffassung nach der Mensch aus Blut und Samen, findet sich unter anderem in der »Margarita pretiosa novella« des Petrus Bonus.
Tiefenpsychologischer Deutungsversuch der Chymischen Hochzeit bei C. G. Jung: Mysterium Coniunctionis. Die »Verheiratung« der polaren Gegensätze, die mit allegorischen Namen wie Mars/Venus, Sol/Luna, Gabricius/Beya, Mercurius/Sulphur usw. umschrieben werden, geht auf die Idee aus der Doktrin der Gnosis zurück, der zufolge Sophia, die Weisheit und Dynamis, die Kraft, als Teile der Fülle die Natur in die Existenz gesetzt haben.
Die sexuelle Symbolik, die in kaum verhüllter Form die Bilderwelt der Alchemie beherrscht, führt in konsequenter Ausprägung
zu der Vorstellung des Androgyns, in dem die ursprünglich angelegten Gegensätze harmonisch auf spiritueller Ebene aufgelöst und zu einer höheren Ganzheit geführt worden sind.
http://sphinx-suche.de/magie/chymisch.htm