Auf der anderen Seite habe ich eine ganz extreme Meinung. Kein Therapeut kann einem Klienten schaden. Er kann ihm nur schaden, wenn der Klient das will. Aber jeder ist völlig frei. Wer meint, er könnte, wenn etwas nicht gelungen ist, den Therapeuten anklagen, was will er damit erreichen? Er erreicht nur, dass er nicht auf sich schaut. Jede Therapie ist mit einem gewissen Risiko verbunden, aber jeder kann aus der Situation für sich etwas gewinnen. Ich war in vielen Therapien und bei vielen Therapeuten, wo ich manchmal gesehen habe, hier läuft etwas völlig falsch. Ich habe das an mir abfließen lassen und konnte das, was sie an Gutem gebracht haben, annehmen und aufnehmen. Auch von solchen Therapeuten habe ich viel gelernt.
Also, der Therapeut braucht nicht vollkommen zu sein, er darf auch ein Mensch sein. Wenn er ein Mensch unter Menschen ist, dann arbeitet die gesamte Gruppe, nicht nur der Therapeut. Von ihr wird dann der Einzelne getragen.
HEISE Das heißt, Sie geben auch die Verantwortung an denjenigen, dessen Problem bearbeitet wird und sind nicht der Therapeut, der ihn nun vor Schaden schützen muss und die Folgen überblicken muss und möglichst dann auch noch eine Nachbehandlung und Nachsorge verantworten muss. Das endet mit der Aufstellung und die Verantwortung liegt beim Klienten selbst.
HELLINGER Das andere folgt ja dem Eltern-Kinder-Modell. Viele Therapeuten verhalten sich dem Klienten gegenüber, als seien sie die Eltern und der andere sei das Kind und müsse in Schutz genommen werden. Damit bringen sie den in eine tiefe Regression und machen ihn damit unfähig. Das mache ich nicht. Ich behandle jemanden immer als ein ebenbürtiges Gegenüber. Vor allem wird das, was dann später herauskommt, von seiner Seele geleistet, von niemand anders. Sobald da jemand eingreift von außen, wird es oft schlimmer.