Leitung von Austellungen nur nach Erleuchtung?

Sollten Familienaufstellungen nur von Menschen geleitet werden, die "fertig" sind?


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Christoph

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15. Januar 2004
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1.488
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Kiel, Schleswig-Holstein (D)
Liebe Leser,

es gibt etwas, das mich nach Lektüre in einem anderen Forum sehr beschäftigt. Dort geht es um Sinn un Unsinn von Familienaufstellugen bzw. um angebliche Gefährlichkeit Bert Hellingers. Sehr oft wird verlangt, was dort in einem Beitrag formuliert wurde:

Als Grundvoraussetzung kann man doch erwarten, dass des Aufstellers Seele heil ist. Dieses würde für mich gerecht werden, wenn sich angehende Aufsteller selbst einer Familienaufstellung unterziehen müssten und "erst" bei eigenem Seelenheil aufstellen dürften... Da liegt für mich einer der grössten Knackpunkte.

Ich selbst denke dazu: Erst wenn wir entlassen werden, sind wir vollendet.

Und: ich kann Beg-Leitern von Aufstellungen durchaus zugestehen, wenn sie in persönlichen Bereichen eben nicht fertig sind. wichtig ist mir, ob sie die Fähigkeit haben, sich während der Arbeit in ihre leere Mitte zurück zu ziehen und aus dieser Mitte heraus ohne Einschränkung zu arbeiten. Auch gestehe ich zu, dass jeder eben unfertig ist unbd natürlich der eine Aufsteller anders arbeitet als der andere. Auch die Teilnehmer von Aufstellungsseminaren stellen interessanterweise so auf, dass der Aufsteller es ertragen kann. ich habe erlebt, dass bei den einen nur seichte und einfache Aufstellungen geschehen und bei anderen geht es richtig ans eingemachte. Die mit den seichten Aufstellungen könnten sich dem Schrecklichen, was es zu sehen gibt auch nicht stellen und würden Angst bekommen. Teilnehmer sind da sehr rücksichtsvoll. Auch habe ich neulich mal erlebt, dass eine männerfeindliche Ausklammerung eines Vaters (mit vermutlich tödlichen Folgen für den Sohn) von einer Aufstellerin einfach ignoriert und die Stellvertreter massiv beeinfluss wurden, sie nicht bewusst zu bemerken. Das war ein Moment, da bin ich gegangen, damit ich mich nicht weiter aufregen muss. DAS war für mich schwer zu ertragen.

Wichtig finde ich selbst noch, dass der Aufsteller immer bereit ist, an seiner persönlichen Entwicklung zu arbeiten und Fehler zugeben kann, wenn sie offensichtlich sind. Meist verlasse ich selbst mich auf die Reaktionen der Stellvertreter; dies zumal als ich immer mehr mit Bewegungen der Seele arbeite.

Mir selbst ist es ja auch hier schon passiert, das ich geirrt habe durch eigene Einschränkung der Wahrnehmung:

im Thread: Mann und Frau


Und noch etwas: verlangt die Frau von oben nicht als Aufsteller einen idealen Elternteil? Ist das nicht die Einladung einer "therapeutischen Beziehung", in der der Therapeut einen Elterteil spielt und zur Verachtung der vorhandenen Eltern geradezu beitragen muss? Solche therapeutischen Beziheungen schaden m.E. dem Teilnehmer. Sie halten sie klien und im Kinderstatus und nehmen ihnen ihre eigene Verantwortung und ihre Möglichkeiten. Man steigt besser sofort aus und verärgert den. Und die können vielleicht sauer werden dann!

Was meint ihr dazu? Ist es notwendig/möglich, dass ein Begleiter schon "fertig" sein kann und muss, ehe er begleiten darf? Und ihr Kollegen: haltet ihr euch für "fertig", dass ihr mit Menschen arbeiten dürft?

Liebe Grüße
Christoph
 
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Hallo Christoph,

du sprichst hier genau den Punkt an, der mir selber auch schon des öfteren gedanklich kam. M.E. kann es nicht möglich sein, dass jemand schon fertig ist. Denn......... würde er hier sein?

Lernen wir nicht auch an denen, denen wir helfen? Sehe ich so. Wer vermag zu beurteilen, wann eine Seele heil ist? Was ist eine heile Seele?

Wenn ich diese Punkte definitiv beantworten könnte, würde ich mit Sicherheit nicht mehr auf dieser Ebene arbeiten! Denn dann hätte ich m. E. die Kraft auf höherer Ebene viel mehr zu erreichen.

""""Und: ich kann Beg-Leitern von Aufstellungen durchaus zugestehen, wenn sie in persönlichen Bereichen eben nicht fertig sind. wichtig ist mir, ob sie die Fähigkeit haben, sich während der Arbeit in ihre leere Mitte zurück zu ziehen und aus dieser Mitte heraus ohne Einschränkung zu arbeiten.""""

Ich bin der Meinung das es genau darum geht. Zugestehen. Diese Technik einzusetzen. Das zeichnet es aus. Muß man deshalb "erleuchtet" "fertig" sein? Wie schon zuvor geschrieben, wer vermag das zu beurteilen, wann usw........

Liebe Grüße
Klaudinka
 
Moin, Klaudinka!

Schön, mal was von einer "Landsfrau" zu lesen!

Mir fiel nach deinem Beitrag noch ein: wenn ich einem Begleiter begegnen würde, der von sich behauptet, er sei "fertig", dann wäre ich sehr misstrauisch und würde wieder gehen, denke ich.

Aber es ist kein Zufall, dass mich dieses Zitat so angemacht hat. Ich kenne diesen mörderischen (ja er ist wohl mörderisch) Anpsruch an mich selbst aus meiner Familie und wenn es mir mal schelcht geht, dann auch von mir selbst. Und ich weiß, ich kann dem nie gerecht werden - bis zu meinem Tod. Geschickte eigene Fußangel.

Aber zurück zum Grundsätzlichen:

Wer vermag zu beurteilen, wann eine Seele heil ist? Was ist eine heile Seele?

... finde ich eine interessante Frage.

Liebe Grüße
Christoph
 
Moin Christoph,

joh... sind ja nicht so viele hier aus unserer Gegend... wie auch aus Deutschland...**smile**

Ja auch ich würde misstrauisch werden, würde ein Begleiter von sich behaupten „Er wäre fertig“ Oder zumindest würde ich mir von ihm erklären lassen, was ihn dazu veranlasst dieses zu sagen. Er müsste ***gigantische*** Argumente bringen. Und ob es die gibt? Ich weiß nicht, kann nicht nur das göttliche fertig sein? Wobei ich auch hier empfinde während ich dieses geschrieben habe, ist das göttliche nicht damit gemeint.... sich weiter zu entwickeln? Zu lernen? Also kann ich doch davon ausgehen, dass man niemals fertig sein wird?!

Ist es nicht schon anmaßen zu sagen „Ich bin fertig“ Oder ist damit ganz was anderes gemeint? Fatal würde ich es aber dennoch empfinden, gerade von so einem Menschen begleitet zu werden. Ich glaube dann zu sehen, dass er sich eine Grenze gesetzt hat....... ????!!!! Gerade beim Familienstellen / Systemstellen aller Varianten sind doch Grenzen absolut hinderlich....???!!!!!

Mit dem **mörderischen** Anspruch an mich selber, kenne ich nur zu gut. Ja auch aus meiner Familie, aus dem Aufwachsen, Lernen, Erfahren. Es sind ziemlich harte Fußangeln, Schlingen, aus denen man immer und immer wieder neu lernt.

Was für mich positiv aufgefallen ist, dass du von einem Begleiter sprichst. So ist auch meine Sichtweise. Begleiter.... unter diesem Motto arbeite ich.

Hierüber habe ich mir lange Gedanken gemacht. Oft ist es mir aufgefallen, dass sich viele als Führer, Meister etc. betiteln. Für sie mag es richtig erscheinen. Für mich ist da ein fader Beigeschmack. **Ich** kann mich selber **nur** als Begleiter sehen. Und die, die mit mir gehen, mir ihre Erfahrungen zuteil werden lassen, sehe ich auch **nur** als Begleiter.

Tja und nun? Werden wir die Antwort finden wann eine Seele fertig ist? Heil ist?


Lieben Gruß
Klaudinka
 
Hi Klaudinka,

na dann nehm ich mal an, dass wir uns vielleicht sogar kennen, wenn du hier auch Aufstellungen leitest...

Eine kleine Geschichte:

da war mal eine Gruppe von Blinden, die waren im Gebirge ausgesetzt. Keiner von ihnen wusste wo sie waren und es gab weder weg noch Steg. Da entschied einer, es müsse etwas geschehen. So nahm er sich einen Stock, über den er gerade gestolpert war und ging einfach frisch voran. Die anderen folgten ihm.

Mit der Zeit gewann er mehr und mehr Geschicklichkeit, im Umgang mit dem Stock, sich zu orientieren.

So weit zu meinem Selbstverständnis als Aufsteller.

Liebe Grüße
Christoph
 
Christoph schrieb:
Mit der Zeit gewann der Blinde mehr und mehr Geschicklichkeit, im Umgang mit dem Stock, sich zu orientieren.

So weit zu meinem Selbstverständnis als Aufsteller.


Das ist sehr ehrlich von Dir, Aufsteller Christoph.
 
@ Augen

Danke. Ehrlichkeit ist mir wichtig. Und ich möchte ehrliche Arbeit machen.

Deshalb brauche ich auch in Aufstellungen die Stellvertreter (oder notfalls eine eigene Wahrnehmung aus den Rollen, der ich aber weniger traue) und ihre Wahrnehmung bzw. Unmittelbar beobachtbare Reaktion. Und die kann - wie in den Veranstaltungen Hellingers auch - jeder nachvollziehen, der mal den Stock in die Hand nimmt (also die Augen auf macht).

Liebe Grüße
Christoph
 
Vielleicht liegt es daran, dass Du "am Meer" wohnst. (Steht rechts oben, bei "Ort:" )
Andere 'Aufsteller', hier - die vielleicht nicht am Meer wohnen (;->) - würden nicht so egolos von sich sagen, dass sie wie Blinde mit einem Stock tasten.
Sie scheinen verbissener als Du.
 
Danke noch mal!

Wie es mit "anderen Aufstellern hier" ist, kann ich nicht sagen. Aber ich kann auch sehr verbissen sein... ;-)

Bin eben auch nur ein Blinder.

Das mit der Sturheit oder Verbissenheit sagt man den Leuten in meiner Gegend (und mir mitunter) auch nach.

Liebe Grüße
Christoph
 
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@ Christoph,

ich war mal auf deiner Page. ;) Wir kennen uns nicht. Obwohl ich ähnliche Bereiche begehe.

Heeee das aber der Norden verbissen sein soll? Och nöhööö.... **schmunzel** Stur und verbissen kenne ich auch aus div. anderen Bereichen / Ländern.

Ehrlichkeit ......ja....... das ist das was man als Grundlage mitbringen sollte wenn man Menschen begleitet. Ein für mich sehr wichtiger Aspekt, dass es durchschaubar, verstehend, annehmend ist. Überall kann nur ein langfristiger Erfolg verbucht werden wenn die Person oder das System, dass man begleitet, es annehmen kann. Und zwar z.B. durch den sogenannten positiven Aha-Effekt. Mein Bestreben ist es, gerade hier zu Forschen, Lernen und Erkenntnisse zu sammeln um langfristige Wege zu finden, zu zeigen.... wie auch immer.

Z.B. ein einfaches Teamtraining:
Kennen lernen, Analysieren, Konfliktlösung, Teamzusammenführung.
Erfahrung:
80% Erfahrung / Erlerntes dieses Trainings werden noch in den ersten 2 Wochen angewandt.
Nach 1 Monat sind es noch nicht einmal mehr 50%. Und mit viel Chance nach 1 Jahr 10 %.

Was ich damit sagen will: Um so ehrlicher und verantwortungsbewusster man vermittelt, begleitet um so mehr bleibt... Wenn man dann noch das wissende Feld mit einbezieht, es schafft dieses zu vereinen, so kann man davon ausgehen, dass auch noch nach 1 Jahr nicht nur 10% angewandt wird.

Es liegt leider in der Natur des Menschen das sie viel über sich wissen möchten, sich auch ausgiebig damit beschäftigen aber beim Umsetzen dann scheitern oder eben es gar nicht erst versuchen. Man meint es wäre inkonsequent. Ich sehe aber keine Inkonsequenz wenn es nicht zuvor als positiv angenommen werden kann. Ich werde auch keine Veränderung an mir, um mich usw. annehmen, wenn ich sie nicht auch positiv und ehrlich empfinde.

@ Auge,

leider tragen so viele eine Maske. Nur sehr wenige sind bereit sich nackend zu zeigen. Und als Begleiter Fehler zu haben, gar zu behaupten man sei nicht fertig und sich dazu zu bekennen, dass man auch nur ein Blinder ist, aber eben seinen Stock gefunden hat, mag in der Gesellschaft nicht besonders gefordert sein. Allerdings würde ich mich so einem Menschen viel eher anvertrauen. Nein nicht viel eher, ganz bestimmt sogar. Denn einem Menschen, der meint fertig zu sein, könnte ich nicht vertrauen. Die Menschen wollen Zertifikate. Um so mehr du bringen kannst um so mehr du ihnen Liefern kannst um so glaubwürdiger halten sie dich. Du kannst ein Lügner sein, dennoch schauen sie erst darauf.

Es ist ein schwerer Weg, den Weg der Ehrlichkeit zu gehen. Nicht immer zu 100% zu schaffen. Aber er wird der sein, der einem erlaubt sich auf sich selber zu freuen. Sich zu mögen und im Spiegel keine Maske sehen. Ein für mich auf der irdischen Basis ein perfekter Begleiter.

Lieben Gruß
Klaudinka
 
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