Hallo Kitti
die Sage hat aber keinen entwertenden Wortlaut verwendet.
Willkommen! Hier im Forum ist das immer so, daß eine Person, die sich mit einem Problem ins Forum hinein öffnet, in verschiedene Richtungen geblasen wird. Die Personen sind oft nicht sehr stabil, und wir haben hier alle unsere Charaktere und besetzen, fürchte ich, auch bestimmte Rollen. Und in diesen Rollen bilden wir im Grunde einen Komplex, der sich mit Komplexen beschäftigt. Daß das sozial nicht immer auf Anhieb glattgehen kann, ist klar.
Du bist ein Beispiel dafür, daß man nicht zu früh und vor allem nicht den sogenannten "Erstbesten" heiraten sollte. Oder wie siehst Du das? Ich denke wirklich es ist besser, wenn ein Mensch alleine in seine sexuelle Identität hineinfindet. Und es ist natürlich sehr schwierig, wenn man sich seit dem 16. Lebensjahr intim kennt (und sonst niemanden und nichts) und sich daher die sexuellen Identitäten nicht wandeln können. So sind Menschen festzementiert in Lebensplänen ihrer Eltern. Die Kinder machen es unreflektiert nach.
Für manche Personen mag das passen, ist das okay. Aber ich glaube diese Personen werden immer seltener, bzw. wird der Gesellschaftsteil kleiner, die diese altbackenen Lebensentwicklungen von Generation zu Generation weitergibt. Aber auch die Individuen werden freier, und wollen ihre Identität erfahren und nicht nur erfahren, wie es ist, das Leben ihrer Eltern zu leben.
Beim Lesen des ersten Beitrags dachte ich beim Wortlaut "Kopf verdreht" und im nächsten Satz "Wirbelsäulen-OP", daß die Dame wohl sehr kräftig zugepackt haben muß. Aber vermutlich hatte das Eine mit dem Anderen nichts zu tun. (darf ich mal interessehalber aus esoterischen Gründen fragen, auf welcher Höhe der Wirbelsäule die OP stattfand?)
Dennoch ist es ja so: die Grundfrage der etwa 14-Jährigen in Dir (und die Gefühle einer 14-Jährigen hast Du ja im Moment im Grunde): bin ich lesbisch oder heterosexuell?
Du wirst die Lebensläufe kennen, die so sind wie Deine. Vielen Frauen gelingt das so: ihre Kinder aus der heterosexuellen Ehe mitnehmen in die lesbische Partnerschaft hinein.
Bei Deinem Selbstmordversuch warst Du Deiner Beschreibung nach in der Entscheidungsphase, ob Du mit Deinen Kindern zu Deiner Freundin ziehen möchtest, oder ob Du "hier" bleiben willst.
Liebe Kitti: ich glaube Du mußt Dich damit auseinandersetzen, ob Du hetero- oder homosexuell bist.
Es ist auch eine Frage der Lebenspläne. Der klassische heterosexuelle Lebensplan, den Deine Eltern sich für Dich vorgestellt haben, paßt offensichtlich nicht in Deine Gene und in die Veranlagung hinein, die der Mix der Gene Deiner Eltern hergestellt hat. Da können Deine Eltern nun nörgeln wie sie wollen: wenn sie ein homosexuelles Kind haben, dann werden sie damit leben.
Weißt Du: als ich 16 war, da kam heraus, daß ich eine Beziehung mit einem Jungen hatte. Ich bin auch ein Junge, mußt Du wissen. Gewesen. Damals. Und bei uns war es so: seine Eltern haben mich herausgeworfen und ich durfte dort nicht wieder erscheinen. Meine Mutter fand das Unsinn, ließ sich aber für einige Wochen darauf ein, daß mein Freund nur zu uns kommen dürfe, wenn sie zuhause sei.
Hätten seine Eltern gefordert, daß er den Kontakt mit mir beendet und hätten sie ihn z.B. auf eine andere Schule getan, dann hätte er sicher den Kontakt zu mir beendet. Ich dagegen hätte mich darauf nie eingelassen weil ich warum auch immer schon mit 16 Jahren wusste: ich habe das Recht, schwul zu sein. Und kein einziger Mensch darf oder kann mir in meine Sexualität hineinfummeln, wir leben in einem freien Land.
Das war 1987, da wusste ich das schon, daß ich das Recht habe, meiner sexuellen Identität entsprechend zu leben, obwohl mir das weder in der Schule noch im privaten Leben jemals jemand beigracht hat. Mir war das von innen heraus klar, daß es für mich so natürlich ist, daß ich homosexuell bin. Es ist meine Natur.
Heute ist 2014 und Du bist unter 30, bist also vermutlich ein moderner erzogener Mensch als ich. Und trotzdem läßt Du dich von Deinen Eltern dazu veranlassen, Deine lesbische Partnerschaft zu beenden.
Wenn Du sie liebst: ich kann verstehen, daß man, wenn es einem schlecht geht, zu den Eltern zurück geht und auch, daß man deren Rat annimmt. Aber: wo die Liebe hinfällt, kann man nicht wählen. Überlege, ob es nicht besser wäre, wenn Du jetzt bei Deiner Freundin wärst, und wenn dem so ist, dann nix wie hin.
Was sagst Du: ist der heterosexuelle Zug, der Lebensweg, der dann da so verläuft, ist dieser Zug für Dich abgefahren? Wenn ja, dann steig in den Zug, der Dich mitnimmt, der mit der lesbischen Schaffnerin. Du wirst sehen: der lesbische Zug und der Zug, wo die Kinder drin sitzen, treffen sich irgendwann wieder am gleichen Bahnhof. Und dann können die Kinder nochmal überlegen: wechsele ich den Zug mal? Fahr ich mal bei denen mit?
Das wünsche ich Dir. Aber es ist nicht so weit. Erst mußt Du mal feststellen oder vielleicht auch nur akzeptieren, wer Du bist. Und dann auch so leben, bitteschön, man lebt nur einmal.
lg