Der Mann steht rechts....
bezieht sich primär auf die räumliche Verteilung in einer Aufstellung. Also wenn jemand sein inneres (unbewusstes) Bild in den Raum gestellt hat, indem er Personen als Stellvertretern für Familienmitglieder an einen Platz gestellt hat.
Die Beobachtung, es gehe dem Paar gut miteinander, wenn (der Mann rechts von der Frau steht), stammt von Hellinger. Er nennt das eine phänomenologische Wahrnehmung, die, bis auf Ausnahmen so gültig sei. Zugleich betont er aber auch, dass damit keine Wertigkeit verbunden ist, sondern dass Mann und Frau gleichwertig und -berechtigt nebeneinander stehen.
Dominanz bildet sich übrigens eher so ab, dass der mit dem Führungsanspruch, der/die, der/die sich wichtiger findet oder als wichtiger wahr genommen wird, nicht auf gleicher Höhe, sondern weiter vorn steht.
Laut Hellinger bedeutet die Position rechts, dass der/die, der/die dort steht, das Paar oder, falls Kinder da sind, die Familie, nach außen sichert (in erster Linie materiell, aber auch z.B. indem er Störungen oder Einmischungen abwehrt, also nach außen vertritt).
Die Position links übernimmt den inneren Zusammenhalt, nimmt z.B. die Beziehungen innerhalb der Partnerschaft oder der Familie in ihre Fürsorge, hat den Sinn für gemeinsame Rituale (Mahlzeiten!), kurz, sie sichert innen.
Und: Schon bei Hellinger gibt es Ausnahmen, also Umstände, unter denen die Frau rechts richtig steht.
Nun hat Hellinger natürlich nur "gefunden", was er in der Lage war, zu sehen. Hier gibt es zweifelsfrei nicht nur eine selektive Wahrnehmung, sondern auch die Selektion der Klienten, bzw. einer Aufstellung für würdig befundenen. Das bedeutet, dass eine solche "Regel" sehr wichtig ist, um entsprechende seelische Wirk-lichkeiten in Betracht ziehen zu können. Gänzlich ungeeignet aber ist sie als "wenn-so-dann-klappts"-Regel. Aber genau so wird sie von vielen gesehen. Vielleicht weil es Menschen gibt, die sich nach einfachen Lebensregeln sehnen und Aufsteller, die ihnen die verkaufen?
Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob Hellinger eine zufriedene Familie pathologisieren würde, sie also für nicht in (seiner) Ordnung befindlich erklären, solange nicht analog zu diesem Mann-rechts, Frau-Links - Bild steht, bzw. irL so organisiert ist.
Aber manche Aufsteller tun das, und das ist reiner Dummfug!
Ganz überholt ist es trotzdem nicht, dieses "gute Bild". Im Inneren sind bei vielen von uns Bedürfnisse am Wirken, die zwar Gesellschaftlich, also im Licht unserer Lebenswirklichkeiten, nicht mehr Not-wendig sind, es aber immerhin über viele Generationen waren und deshalb als systemisches Erbe unerkannt (und damit besonders wirksam) vorhanden sind.
Das war jetzt die Aufstellungsebene.
Meiner Beobachtung nach bilden sich innere Bilder auch im realen Leben in der Raumnutzung ab. Aber fließender und mit weniger Aussagekraft und Wirkung als in der Aufstellung, die ja ein hoch verdichtetes und stark aufgeladenes Bild ist.
Es gibt da kein richtig oder falsch, denn alles, was zählt, ist, wie sich ein Paar damit fühlt. Spürt aber ein Partner Mangel, ist die Ehe eine Josefsehe, zeigen sich chronische Konflikte und Spannungen, dann wäre schon interessant, mal die räumlichen Positionen und wie sich jeder Partner damit fühlt, in Augenschein zu nehmen und zu hinterfragen.
Gerade dein Beispiel, Urajup, zeigt m.E. wie gut du und dein Partner auch seelisch in der Gegenwart angekommen seid und dass Systeme lernen, sich weiter entwickeln können und müssen.
Das mit dem Knigge, @ Jake, könnte dem Zeitgeist geschuldet sein. Ich hab da das Bild von den links hängenden Säbeln - seinerzeit ja durchaus Bestandteil des Ausgehoutfits - die sich in den Damenröcken hätten verfangen können, und die, wären sie zur Verteidigung der Holden gezückt worden, dieser zuerst mal die Beine gekürzt hätten, wäre sie links vom Mann und damit im Wege gewesen
Beste Grüße und Danke für die Einladung zum senfen,
Eva